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Petrocelli
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Betreff des Beitrags: Kein Alkoholiker, 'nur' 25 Jahre Angststörung.... Verfasst: Mittwoch 13. Oktober 2010, 17:32 |
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Registriert: Dienstag 12. Oktober 2010, 23:54 Beiträge: 40
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Hallo miteinander,
bitte nehmt meinen Titel nicht zu streng, aber nach so langer Krankheit wird man 'komisch' und macht ebensolche Witze ;)
Ich leide ungefähr seit meinem 17. Lebensjahr unter starken Angststörungen, die seit ca. 18 Jahren so ausgeprägt sind, dass ich alleine nicht mehr das Haus verlasse. Klingt unmöglich? Finde ich auch. Wenn ich es probiere, sterbe ich aber tausend Tode, so das ich es schon lange nicht mehr probiere. Das mag für viele von Euch feige oder sowas klingen, aber ich konnte es all die Jahre nicht mehr ändern. Ist schwer zu erklären. Wenn ich es z.B. mit meiner Frau mal zum Zahnarzt schaffe, dann lasse ich mir eine Wurzelbehandlung vollkommen ohne Betäubung machen, da ich mehr Angst vor dem betäubten/unkontrolierten Gefühl in Mund und Zunge habe als vor den Schmerzen, die ich sehr gut aushalten kann (da ich ja weiß woher). Das diese Ängste also nicht 'normal' sind, weiß ich schon ;)
In den Jahren haben ich an Psychopharmaka alles genommen, was es im Angebot gab und ca. 6 Therapien gemacht. Ausser, dass ich dem einen oder anderen Therapeuten beim Abzahlen seines Hauses geholfen habe, ist leider nichts passiert.
Vor wenigen Jahren bin ich über das Buch von Ameisen 'gestolpert' und habe es aber wieder weggelegt, weil ich das mit dem Alkohol als ein 'Muss' verstanden hatte. Nun sehe ich aber hier im Forum und an anderen Stellen, dass ganz offensichtlich auch 'nur' Angsterkrankte sehr gute Erfolge haben. Das interessiert mich selbstverständlich sehr stark.
In vielen von Euren Posts habe ich aber auch gelesen, dass Ihr selbst als 'Grunderkrankung' eine Angststörung oder Depression seht. Wie kann ich das verstehen? Ist es schon so, dass Ihr die Angst auch getrennt von der Alkoholsucht betrachten/spüren könnt und dort auch die Wirkung von Baclofen erlebt habt. Oder ist es als Angst zu verstehen, Ihr könntet kein Alkohol mehr bekommen (entschuldigt, wenn es blöde klingt - ich will Euch in keinem Fall zu nahe treten, möchte es aber genau wissen!). In meiner Jugend (vor dem Beginn der Angststörung), habe ich auch gerne und viel getrunken. Seit der Angststörung eigentlich nicht mehr, da ich den Kontrollverlust sehr fürchte und immer dachte, das ginge allen 'Angsthasen' so. Deswegen bitte ich besonders um Eure Statements, damit ich vielleicht meine beschränkte Sicht einmal neu sortieren kann.
Ich würde mich freuen, wenn die von Euch, die mit Baclofen gute Erfolge haben mir etwas dazu schreiben könnten.
Und btw. hat jemand einen Arzt in Bremen, der Baclofen bei Angststörungen geben würde? Mein Neurologe ist leider nach all den Jahren 'mit mir' nicht mehr bereit was auszuprobieren, da er die alleinige Heilung sowieso nur in Therapien sieht. Und ich bin wohl kein 'braver' Patient, sonst hätte ich das ja alles nicht mehr....
Von Heilung will ich aber garnicht mehr reden. Ich würde sofort zwanzig angstfreie Jahre gegen 30 oder 40 weitere Jahre in dieser Angst tauschen.
Vielen Dank!
Petrocelli
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 13. Oktober 2010, 19:06 |
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Hallo Petrocelli,
Baclofen hilft gegen Angst und komorbide Depressionen auch ohne Alkoholmissbrauch hervorragend.
Eine Bekannte hatte sich seit vier Jahren nicht mehr aus dem Haus getraut und ist jetzt bei 45 mg/d Baclofen ziemlich viel unterwegs. Allerdings macht sie die Baclofen-Medikation begleitend zu einer Psychotherapie.
Zur Hochdosierung von Baclofen kannst Du Dir am besten die 2.und 3. Umfrageauswertung runterladen unter www.paradigmenwechsel-ev.de unter Aktuell Publikationen.
Deine Chancen sind sehr gut, dass Baclofen hilft.
LG invorio
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Petrocelli
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 13. Oktober 2010, 20:35 |
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Registriert: Dienstag 12. Oktober 2010, 23:54 Beiträge: 40
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Hallo Invorio,
vielen Dank für Deine Worte.
Wie schon gesagt, habe ich verschiedene Therapien in den 25 Jahren gemacht, kognitive Verhaltenstherapie, Expositionstherapie, Hypnoanalyse usw. Das im ersten Post war leider nicht nur daher gesagt (ich weiß, dass Du das nicht angenommen hast). Ich würde wahrscheinlich wieder eine Expositionstherapie machen, wenn ich einen Durchbruch erleben könnte und das in der Exposition erlebte sich auch als 'gut' und wiederholbar festigen würde. Das war nie der Fall.
Ich habe verschiedene Posts im Forum von Dir gelesen, ist es ein falscher Eindruck, da Du 'aus der Praxis' sprichst, dass Du selbst Arzt bist?
Ich hätte in Bremen eine Ärztin, die zwar - wie Sie selbst sagt, von Psychopharmaka und psychischen Krankheiten keine Ahnung hat (ja sie untertreibt ;) ) - jedoch denke ich Sie würde einen Baclofen-Versuch mit mir machen, wenn Sie sich vorher fachlich austauschen könnte. Daher meine Frage.
Sicher könnte ich mir 'irgendwo' einen Arzt suchen, jedoch bin ich stark ermüdet was das 'ständige' erklären meiner Lebensgeschichte angeht, vor allem, wenn ich dies Menschen erkläre, die mich leider augenscheinlich in eine Schublade stecken, noch bevor ich zuende geredet habe. Dann kommt noch das Krankenkassendenken hinzu und ich bin wieder bei den 'standard' Medikationen, mit denen ich zwar Schränke füllen kann, aber nicht mein besch... Leben verbessern kann.
Desweigen einfach meine Frage - mehr als 'Nein' sagen kannst Du ja nicht ;)
Danke!
Petrocelli
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Rainer
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 13. Oktober 2010, 21:29 |
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Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 02:31 Beiträge: 22
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Hallo Petrocelli,
herrlicher Satz "In den Jahren haben ich an Psychopharmaka alles genommen, was es im Angebot gab und ca. 6 Therapien gemacht. Ausser, dass ich dem einen oder anderen Therapeuten beim Abzahlen seines Hauses geholfen habe, ist leider nichts passiert.".
Leider kenne ich das auch.
Allerdings habe ich letzte Woche das Privileg gehabt, mit dem Chef der Angstambulanz der Berliner Charite, Prof. Dr. Ströhle, zu telefonieren.
Also dieser sehr kompetente Mann ist von der Wirkung des Baclofen, mangels ausreichender Studien nicht überzeugt. Eventuelle Erfolgsmeldungen fallen für ihn unter den Placebo Effekt. Vielleicht kannst Du mal berichten, welche Medikamente Du bisher ausprobiert hast. Ich selbst kenne die gesamte Problematik und suche nach neuen Wegen.
Gruß aus Mecklenburg
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 13. Oktober 2010, 22:41 |
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Hallo Rainer,
das mit der Kompetenz schließt Du vermutlich aus dem Professorentitel bzw.
seiner Position in der Charitè.
Ich wüsste nicht, dass die Charitè über irgendwelches know-how in der Baclofen-Medikation bei Angst verfügt. Daher ist diese Aussage irrelevant und stellt lediglich eines der üblichen Vorurteile dar.
LG invorio
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Petrocelli
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 13. Oktober 2010, 23:47 |
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Registriert: Dienstag 12. Oktober 2010, 23:54 Beiträge: 40
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invorio hat geschrieben: Hallo Rainer,
das mit der Kompetenz schließt Du vermutlich aus dem Professorentitel bzw. seiner Position in der Charitè. Ich wüsste nicht, dass die Charitè über irgendwelches know-how in der Baclofen-Medikation bei Angst verfügt. Daher ist diese Aussage irrelevant und stellt lediglich eines der üblichen Vorurteile dar.
LG invorio
;) Liebe Invorio, nicht gleich 'kratzbürstig' werden. Und ja, ich sehe es genauso. Ohne Evidenz darf man zwar nicht behaupten, das etwas gesichert wirkt, umgekehrt sollte man es aber auch nicht pauschal abtun, nur weil die Evidenz (noch) nicht vorliegt.
@Rainer: Sei mir nicht böse, aber wenn Du 'die gesamte Problematik' kennst, warum probierst Du nicht Baclofen? Wegen Herrn Professor? Das solltest Du nicht - es ist Dein Leben. Ihm ist es am Ende egal, ganz sicher sogar.
Ich werde es jedenfalls probieren. Schlimmer als mit Epilepsiemitteln oder Neuroleptika und der Dyskinesen kann es kaum kommen. Und verbogene Statisiken hin oder her - die haben mir trotz sog. Evidenz und Zulassung auch nix geholfen ( und nicht nur mir nicht ).
Versuche es, was hast Du zu verlieren?
Petrocelli
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 14. Oktober 2010, 00:22 |
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Hallo Petrocelli,
"kratzbürstig" vielleicht, aber diese sog. Know-how Träger und Experten ohne wirkliche Erfahrung verhindern/verzögern mit solchen Meinungsäußerungen den Einsatz eines in Einzelfällen im wirklichen Leben erprobten Medikaments, nur weil Ihnen die großangelegten Studien doppelblind, randomisiert und placebo-kontrolliert fehlen. Wenn ich mir anschaue, wieviele Menschen leiden, nur weil bornierte Wissenschaftler unendlich viel Zeit brauchen, um den Einsatz eines Medikaments für off-label Anwendungen zu validieren, kann ich wirklich "kratzbürstig" werden.
LG invorio
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Rose67
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 14. Oktober 2010, 00:37 |
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Registriert: Mittwoch 29. September 2010, 23:10 Beiträge: 51 Wohnort: Hessen
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da muss ich Dir Recht geben invorio!!
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Rainer
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 14. Oktober 2010, 02:12 |
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Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 02:31 Beiträge: 22
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Liebe Leute,
euer Engagement für Baclofen in allen Ehren. Aber ein Facharzt in einer der besten deutschen Einrichtungen wie der Charite, versteht etwas mehr von der Materie, als ein Kardiologe, welcher seinen eigenen Alkoholismus bekämpft hat.
Ich habe das Buch von Dr. Ameisen mit Interesse gelesen. Er war ein hemmungsloser Trinker und kurz vor dem Abgrund. Aber die Angstgefühle welche er beschreibt, sind lächerlich gering gegen das, was Menschen mit Panikstörungen erleben. Wobei dann noch, wie immer bei Menschen seiner Herkunft, die Ereignisse im 2. Weltkrieg als mögliche Ursache genannt werden. Übrigens der schwächste Teil der Autobiografie.
Es gibt keine Verschwörung gegen das Medikament.
Rainer
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Rainer
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 14. Oktober 2010, 02:56 |
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Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 02:31 Beiträge: 22
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Kleine Ergänzung noch:
Ich habe reichlich Berichte von Menschen in diversen Foren gefunden, die fest überzeugt sind, ein bestimmtes in Apotheken erhältliches Lavendelöl sei eine ähnlich erfolgreiche Substanz gegen Angst und Panik wie starke Medikamente....
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