Montag 21. Februar 2011, 18:22
Hallo Ihr Lieben,
na, das ist ja eine Ueberraschung, von mir zu lesen

und so möchte die Gelegenheit ergreifen, gerne einmal die Sicht meiner Veränderung hin zu einem positiven Leben selbst schildern.
Ja.... es geht mir wirklich sehr gut. Habe seit x-Monaten keinen Alk-Vorfall mehr gehabt.
Nehme seit Okt. 2009 Baclofen und bin bei einer Dosis von ca. 40 mg/täglich.
Ich kann sagen, dass ich all das als Unterstützung schon, aber nicht alleinig nur auf Baclofen zurückführe... ich glaube, auf Grund meiner Erfahrung, sagen zu dürfen, dass Baclofen mir sehr geholfen hat, den Suchtdruck zu "besiegen", aber dass es schlussendlich ein "Gesamtpaket" ist, dass mich so stabilisiert hat, ich soviel Freude am Leben habe.
Mein Bekanntenkreis hat sich komplett verändert, ich bin in keiner AA Gruppe mehr, viel mit jungen Leuten zusammen, habe Freude am Leben, lache, geniesse, mache viel Sport und bezeichne mich nicht mehr als Alkoholikerin!. Meine Gedanken kreisen nicht mehr um dieses Thema, ich habe mir andere "Interessen" gesucht. Meine Lebens-Grundeinstellung hat sich verändert, ich stehe wieder auf eigenen Füssen, lasse mich nicht mehr fremdbestimmen.
Ich glaube, dass die Gedanken unglaublich viel aus machen. Wenn ich mich als Alkoholikerin bezeichne, fühle ich auch so...Vor allem, ich habe aufgehört, gegen diese Krankheit zu kämpfen, sie hat mich ein paar Jahre begleitet und nun habe ich das Kapitel meines Lebens losgelassen, ohne jedoch den Ernst und das Elend dieser Krankheit zu vergessen.
Und ich habe an mir gearbeitet, mein Leben strukturiert, umgkrempelt, weg von den Selbstvorwürfen, weg vom "IASS" (ich arme Sau Syndrom)... das Jetzt geniessen und es zulassen. Ja, ich darf wieder leben und geniessen, ohne schlechtes Gewissen und ich lasse mir auch von niemanden mehr ein schlechtes Gewissen einreden, akzeptiere keine Vorwürfe mehr... über das, was mal war. Ich war teils schrecklich zu nassen Zeiten, da kann sicher jede(r) von uns ein eigenes Lied singen...dafür habe ich mich entschuldigt und nun muss es auch gut sein.
Ich bin im Jetzt, das Gestern ist vorbei und ich glaube, dass es wichtig zur die Gesundung ist, das was war, mit Selbstverzeihen und Liebe gehen lassen, nur so kann ich mich Neuem öffnen.
Zu meinem Weinkonsum ... Zu Beginn meiner Bac-Einnahme habe ich ein paar Monate 3 oder 4, gar nichts getrunken, war total euphorisch. Dann drehte sic trotz Bac das Blatt.... ich habe mit den Versuchen des MT gespielt und bin manchmal wieder in "Vorfälle" gerutscht.
Dann war die Zeit der Umbesinnung reif, ich habe beschlossen das Thema MT zu vergessen, abstinent zu leben und hab das auch ein paar Monate so gemacht... eine wichtige Erfahrung und vielleicht auch (für mich) notwendig, um mein "Suchtgedächtnis" umzuschreiben ?!? Ich habe für mich die Erkenntnis gewonnen, dass es auch eine Zeitlang gebraucht hat, bis Baclofen wirklich gegriffen hat. Vielleicht gibt es eine Studie darüber?
Seit noch nicht so langer Zeit trinke ich hin und wieder mal etwas Wein, lange nicht jede Woche, und es macht mir nichts mehr aus, kein Suchtdruck, kein Verlangen loszulaufen, um Nachschub zu holen. Trotzdem bin ich sehr vorsichtig, will mich nicht mehr auf's Glatteis bewegen und vor allem, ich fühle mich ohne Alkohol total gut. Wenn ich ausgeglichen bin, Sport mache, mich gesund ernähre habe ich gar kein Verlangen oder Lust auf Alkohol.
Ich habe meinem Leben wieder mehr Leben gegeben... die Leere, die ich mit Alkohol gefüllt hatte, nun mit Anderem gefüllt
Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute, sende Euch einen Arm voll Sonnenschein und Wärme
Herzlichst
Eure Emelie