Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Mittwoch 6. Juni 2012, 15:43 
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Registriert: Donnerstag 31. Mai 2012, 15:17
Beiträge: 354
Hallo,

als "Neuer" habe ich versucht, meine Vorstellung möglichst kurz zu gestalten auch wenn mir das schwer gefallen ist:

Ich, nunmehr 60 Jahre alt, bin seit meinem 16. Lebensjahr mit meinem Freund König Alkohol kontinuierlich durchs Leben geschritten. Der Anfang der Freundschaft - die erfreuliche Entdeckung, das er mir lästige Hemmungen nimmt und zusätzliche Lebensfreude gibt. Seit dieser Zeit war ich nie mehr wirklich nüchtern. Am Anfang im Alltag ein geregelter Pegel und zu regelmäßigen, häufigen Feierlichkeiten trinken bis zum Umfallen (Koma-Saufen: Keine Erfindung von Heute → halb besoffen ist raus geschmissenes Geld). Meine beruflichen Tätigkeiten waren meist eng mit Alk verknüpft, z. Beisp.: Auslandsmontagen, künstl. Szene (Tournee-Leben) – ebenso wie Hobbys u. gr. Freundeskreis.
Was mein Alk-Karriere sicherlich begünstigte erschien mir damals als Geschenk der Natur: Enorme Alkoholverträglichkeit (Kater o. Kopfschmerzen unbekannt), gute körperliche Konstitution (habe immer versucht Sport zu treiben, sofern ich dazu in der Lage war), ein grenzenloser Optimismus und unbändige Lebensfreude (dank Alk?).
Zwangsläufig erhöhte sich der Konsum kontinuierlich und erreichte Ende der 90er Jahre bedenkliche Ausmaße, so dass ich beschloss, nach der Silvesterfete 2000 ein Jahr abstinent zu leben.
Damit kam das gr. Erschrecken, denn ich konnte es nicht. Nach max. 10 Tagen habe ich in kürzester Zeit alles nachgeholt, was ich zuvor ausgelassen hatte. Es folgte eine Zeit krampfhaften Bemühens und totaler Abstürze. Mir wurde klar, dass ich ein Problem hatte und begann mich erstmals zu kümmern. Erster Anlaufpunkt waren die AA (im Tel.-Buch ganz vorne): Die ernüchternde Erkenntnis, dass mich die böse Schnapskrankheit erwischt hat, hat mich erschreckt aber nicht nüchtern gemacht. Hatte zunächst sämtliche AA-Literatur studiert u. nachfolgend etliches was Rang u. Namen hat. Konnte bei SH-Gruppen wunderbare theoretische Vorträge zum Thema halten, aber selbst nicht nüchtern bleiben. Der nächste Schritt: div. Arztkonsultationen bei Spezialisten, amb. Therapien, Test aller verfügbaren Medikamente → alles ohne Erfolg !! → im Gegenteil: mein Konsum erhöhte sich erschreckend und die Abstürze ebenso.
Üblicher Rhythmus der letzten Jahre: Trinken bis der Körper versagte und nichts mehr aufnahm, priv. Entzug (i.d.R. ohne Medikamente) u. Reisschleim-Diät bis ich wieder essen konnte (ca. 3-4 Tage), Aufbau Arbeitspegel Alk. u. Regulierung priv. u. beruflicher Belange (da freiberuflich hier entspr. Spielraum vorhanden, wenn auch zunehmend schwierig) bis zum nächsten Absturz.
Ende 2010 Bankrotterklärung – habe Entzug nicht mehr selbst geschafft → 1. stat. Entgiftung (eingreifende Erfahrung). 2011 bis Anfang 2012 insgesamt acht stat. Entzugsbehandlungen, teilw. mit begleitenden Therapien.

April, bei meinem letzten stat. Aufenthalt offensichtlich die Wende: Beginn mit Baclofen!
Schrittweise Hochdosierung bis nur! 50 mg und keinerlei Gedanken mehr an Alkohol. Das grenzt für mich an ein Wunder, da ich derartiges in meinem erwachsenen Leben noch nie erlebt habe. Bin seit 10 Tagen sogar auf 30 mg runter - ohne Craving. Das sind zwar erst 7 Wochen aber für mich unfassbar. Was ich in diesen 7 Wochen privat u. beruflich repariert u. erledigt habe, habe ich im ganzen letzten Jahr nicht geschafft. Ein neues Leben?

Einzige Nebenwirkungen: extreme Traumaktivität (träume schon beim Einschlafen los) und nach 4 Wochen verkürzte Schlafdauer (ca. 5-6 Std.) ohne Müdigkeit am Tag.

Diese Erfahrung ist für mich so gravierend, dass ich sie unbedingt mit Betroffenen teilen möchte – deshalb auch dieser Beitrag im Forum.

Gruß an alle – tom

PS. Hat jemand den Fallbericht 1 als Textdatei aus dem Buch von Prof. Ameisen. Ich würde ihn gerne einigen bekannten Ärzten zukommen lassen? Wenn nicht, würde ich ihn scannen – ich finde er sollte in diesem Forum für jeden Neuankömmling schnell abrufbar sein.

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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Mittwoch 6. Juni 2012, 18:05 
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Gründer †
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
Hi Tom und herzlich Willkommen,

weißt Du was mir bei deiner Vita spontan eingefallen ist? „In diesem Alter hat kein Alkoholiker mehr eine Chance“, das hörte ich vor ca. 10 Jahren von einem renommierten „Suchtspezialisten“. Die Begründung die er dazu als Beweis anführte: „es ist das Suchtgedächtnis“. Du bist offensichtlich an einen progressiven Arzt geraten, darf man erfahren wo und in welcher Klinik, gerne auch per PM. Bei uns bist Du in bester Gesellschaft und teilen ist grade mein Lieblingsthema wie Du meiner Signatur entnehmen kannst.

Teilen hat auch mit weitergeben von Erfahrungen zu tun, so wie es die AAler seit 50 Jahren machen. Leider geben sie ebensolange nur ihre leidvollen Erfahrungen weiter, mit Trauermiene und „guten 24 Stunden“ aber niemals den neu gewonnenen Elan und Lebensfreude, das schließt sich aus. Schließlich muss man nach deren Verständnis ein Leben lang auf der Hut oder auf der Flucht vor dem bösen Feind sein. Gleichgültigkeit wäre schon nasses Denken – der Rückfall ist nicht mehr weit.

Nur eine kleine Warnung muss ich Dir mitgeben, verlier Dich nicht in Euphorie und versuch diesmal 1 Jahr abstinent zu bleiben. Erstens tut es Dir und Deinen „Verdrahtungen“ gut und zweitens bist Du nach einem Jahr und dauerhafter Baclofentherapie gefestigt und wiederstandsfähig. Mehr sag ich nicht, Du verstehst.

LG Federico
Ich habe das Buch in digitaler Form vorliegen aber was meinst Du mit dem Fallbericht 1?

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Mittwoch 6. Juni 2012, 20:20 
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Registriert: Sonntag 1. April 2012, 14:23
Beiträge: 174
Hallo Tom,

und herzlich willkommen.

Zitat:
Schrittweise Hochdosierung bis nur! 50 mg und keinerlei Gedanken mehr an Alkohol

Na das hört sich doch super an!! Da gratuliere ich dir!!
Das hättest du dir bei all deinen vergeblichen Versuchen vom Alkohol weg zu kommen gar nicht mehr vorstellen können, stimmts? Für mich ist es auch ein Wunder, das es so etwas gibt. Und ich finde es unverzeihlich, dass alle diese Sucht-Experten, nichts von dieser Therapiemöglichkeit wissen. Oder nichts davon wissen wollen. Oder wenn sie etwas davon wissen, die Informationen über Baclofen nicht an uns Abhängige weitergeben. Wir können ja dann selbst entscheiden, ob wir es mit der Therapie versuchen wollen oder nicht. Für mich grenzt das an unterlassene Hilfeleistung. Hätte ich von Baclofen schon vor ein paar Jahren gewusst, wäre mein Leben in elementar wichtigen Punkten, Beziehung, Beruf etc. wahrscheinlich anders verlaufen. Sieht man ja auch bei dir, wieviel du in kurzer Zeit in Ordnung bringen konntest.

Was mich noch interessiert. Du scheinst ja Baclofen sehr gut zu vertragen. Ohne Nebenwirkungen. Das ist ja nicht bei allen so. Ich habe z.B. sehr mit Müdigkeit/Schläfrigkeit am Tage zu tun, also extrem - kurz vor dem Umfallen. Allerdings frage ich mich inzwischen, ob das nicht auch sehr mit meinen Grunderkrankungen zu tun hat. Bei mir sind das Ängste und Depressionen. Gegen die Ängste hat Baclofen gut geholfen, bei den Depris nicht so. Vielleicht bin ich deshalb auch oft müde und antriebslos. Wie ist das bei dir? Hast du außer der Abhängigkeit andere Krankheiten wie Depressionen o.ä.? Falls nicht, dann wäre das evtl. eine Erklärung, warum Baclofen bei dir so schnell und in niedriger Dosis gewirkt hat.

Danke für eine Antwort und für deine Bereitschaft, deine Erfahrungen hier im Forum mitzuteilen.

LG, Betty


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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Mittwoch 6. Juni 2012, 20:46 
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Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Hallo Tom

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich war beim Lesen Deines Beitrages erschüttert über die Wirkung von Baclofen welche auch ich seit 15 Monaten erleben und erfahren darf. Jedoch dauerte bei mir die wirkliche Abhängigkeitsphase "nur" etwa 2-3 Jahre, d.h. in dieser Zeit war tägliches Trinken mit Beginn noch vor dem Frühstück angesagt. Auch für mich war die erste Zeit ein ungläubiges Staunen ob dieser Wirkung und... ich staune immer noch!
Darum Hut ab und herzliche Gratulation zu Deinem Erfolg. Es funktioniert, wenn zusätzlich zur Chemie auch der Wunsch und die Motivation vorhanden sind. Bac baut dann die nötige Strasse. Gehen jedoch muss sie jeder selber. Es wird niemand diese Wirkung verstehen können, welcher nicht selber aus der Abhängigkeit kommt und dieses Medikament ausprobiert. Darum wird es wohl auch schwierig sein Ärzte und Therapeuten dafür zu gewinnen.
Zitat:
Einzige Nebenwirkungen: extreme Traumaktivität (träume schon beim Einschlafen los) und nach 4 Wochen verkürzte Schlafdauer (ca. 5-6 Std.) ohne Müdigkeit am Tag.
Wenn dies die einzigen Nebenwirkungen sind, dann kannst Du Dich glücklich schätzen... übrigens, aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass das überhelle Traumleben nach etwa 3 Monaten an Intensität verliert. Ehrlich gesagt, für mich fast etwas schade... aber es verliert sich nicht ganz und dies geniesse ich.

Nun, ich wünsche Dir weiterhin Erfolg und auch die nötige Geduld, am besten immer alkoholfrei... die beiden Kontrahenten vertragen sich schlecht.

LG moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Mittwoch 6. Juni 2012, 21:16 
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Registriert: Donnerstag 31. Mai 2012, 15:17
Beiträge: 354
Danke allen für die freundliche Aufnahme!

federico:
Keine Angst - ich bin zwar voller Freude u. Zuversicht aber weit weg von Euphorie, dazu ist Misstrauen und Respekt noch zu hoch. Mein Therapeut pflegt zu sagen, ich bin Lehrling u. nach 15 Monaten darf ich mich Geselle nennen - das halte ich für realistisch.
Mit "Fallbericht 1" meine ich den eigenen von Prof. Ameisen im Anhang seines Buches S. 240 - 250 "Baclofen und die vollständige Remission von Alkoholismus"

Betty:
Unter Depressionen u.a. Krankheiten leide ich nicht. Müdigkeit hatte ich nie. Dass die Dosis bei mir momentan so gering ausfällt verwundert mich auch. Bekannte von mir liegen bei 75 bzw. 125 mg. Ich beobachte mich achtsam u. werde bei 1. Alk-Gedanken die Dosis sofort erhöhen - 7 Wochen (mit Krh.-Zeit 9 Wochen) sind ja schließlich noch garnichts und nach oben habe ich noch Luft, wenn denn nötig.

Gruß tom

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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Juni 2012, 18:18 
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08
Beiträge: 1949
Wohnort: Giessen
Lieber tom,

herzlich willkommen!
Ich finde Deinen Bericht ganz wunderbar, er kommt für mich gerade mal wieder "zur rechten Zeit". Er gibt mir die Bestätigung dessen, was ich zwar selbst erfahren durfte und von dem ich zutiefst überzeugt bin, der Wirksamkeit von Baclofen bei Suchterkrankung, Angst.....allein: gelegentlich schlagen die Wogen um uns alle herum so hoch, dass ich oft nicht mehr weiss: ist unser Engagement wirklich so wirksam, wie wir uns das wünschen, haben wir gegen die Pharma und die medizinische "Tradition" , gegen das "Establishment", überhaupt eine Chance....ohne Kohle, ohne Reputation...oft belächelt.....zu wenig Zeit, zu wenig Netzwerk...mit einem "schwierigen Patientengut".......
David und Goliath eben....

Gerade ich erlebe sehr oft, dass psychiatrische Komorbiditäten unsere Arbeit erschweren, umliegende Krankenhäuser stöhnen beim Hören meines Namens....oft nicht mal zu unrecht.... (Patienten mit Borderline, Rückfällen, Suizidversuchen, Auto/Motorradfahren unter Alkohol...alles unter Behandlung mit Baclofen: von mir rezeptiert....).

Aber das tiefe Wissen um die Richtigkeit und zum Beispiel Deine Beschreibung der Wirksamkeit von Baclofen geben mir viel Kraft und immer wieder die Bestätigung: unsere Mühe ist nicht umsonst. Für jeden Einzelnen, der auch nur ein Stückchen Hilfe hier erfahren kann, lohnt es sich!

Lieber tom: Deine Erfahrung ist gar nicht so ungewöhnlich: die Dosisfindung von Baclofen bleibt eben individuell, schreiben wir "schon immer", und so ist es!
Du bleibst achtsam, beobachtest Dich, wirst nicht leichtsinnig...und alles ist gut. Selbst der Admin benötigt ja regelhaft nur 25mg/d! Die Richtigkeit der individuellen Dosierung wird auch durch erste Auswertungen unserer Umfrageergebnisse bestätigt.

Also Gratulation, Kopf weiter oben halten! Überleg gut, was Du mit dieser Chance für ein neues Leben machst!
Alles, alles Liebe
jivaro

@Betty,
vielleicht brauchst Du zusätzlich (vorübergehend) ein Antidepressivum, niedrig dosiert; geht gut zusammen. Auch Prof. Haasen sagt das.

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"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Juni 2012, 23:06 
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Zitat:
Mein Therapeut pflegt zu sagen, ich bin Lehrling u. nach 15 Monaten darf ich mich Geselle nennen - das halte ich für realistisch.
@tom,

wirklich guter Spruch, vielleicht lernen wir uns bald kennen. Meister geht so ab 2 Jahren wenn Du um die Ecke sehen kannst – aber das ist eine andere Geschichte.

LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Freitag 8. Juni 2012, 09:09 
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Beiträge: 354
Nochmals herzlichen Dank allen für die optimistischen Antworten voller Kompetenz und menschlicher Wärme!

Fresse mich gerade begeistert durch die Themen. Schade, dass ich das Forum erst jetzt entdeckt habe, hätte evtl. 2 Jahre gewinnen können (in meinem Alter nicht unerheblich) aber was soll´s: "… ich wurde nie geboren u. werde niemals sterben …, denn ich lebe in der Ewigkeit des Augenblicks" (Nisargadatta). Da ich ich alles bekannte bereits probiert hatte, hatte ich die Suche auch schon irgendwie aufgegeben.

Ich bin sehr beeindruckt u. es ist für mich kaum vorstellbar, wie man so ein Projekt in dieser Qualität am Leben erhalten kann u. das sicherlich noch neben der Arbeit incl. aller Anfechtungen (Wann schlaft Ihr eigentlich?). Wie finanziert sich das Forum – sieht mir alles nach bewundernswertem Idealismus aus? Gibt es überhaupt Varianten finanzieller Zuwendungen z. Beisp. Spenden o.a.?

Das wird auf keinen Fall mein letzter Beitrag sein.

Alles Liebe tom

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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Freitag 8. Juni 2012, 10:18 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
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Hi tom,
Zitat:
Schade, dass ich das Forum erst jetzt entdeckt habe, hätte evtl. 2 Jahre gewinnen können

Zwei Jahre? Dass ich nicht lache, Du wirst es auch, wenn Du diesen Artikel und das Original aus dem Jahre 1976 liest. Dank Moonriver blicke im Zorn auf mindestens 25 verplemperte Jahre in der Erforschung des Alkoholismus, bzw. Entwicklung von Heilmethoden.

Kleiner Nachtrag noch dazu, ich hatte Olivier Ameisen nach diesem Paper befragt, ob er es denn kenne.
Zitat:
Yes.
Interesting but unrelated to my discovery.

Cordialement,
Olivier

Ja hatte er geantwortet und das konnte ich nicht glauben, weder in seinem Buch noch in den darauf folgenden Veröffentlichungen war je ein Hinweis darauf zu finden. Da fällt es schon schwer (Nisargadatta) zu zitieren.
Zitat:
Wie finanziert sich das Forum – sieht mir alles nach bewundernswertem Idealismus aus? Gibt es überhaupt Varianten finanzieller Zuwendungen z. Beisp. Spenden o.a.?
Idealismus trifft es, leider bewegt man sich dabei schnell an der Grenze zum Burnout.

Es gibt ein vorläufiges Spendenkonto, gedacht zur Gründung eines Vereins namens Paradigmenwandel Bisher gibt es eine einzige Spende, die allerdings nicht zu einer Vereinsgründung ausreicht. Sie stammt von Yopi, einem Mitglied, das vor 5 Monaten erstmals danach fragte.

Und zu der Frage nach dem Schlaf, kennst Du die Antwort. Erstens Baclofen und zweitens ist ein gutes Gewissen ein sanftes Ruhekissen.

LG Federico
PS das Geld das ich für diesen Kampf verbrate, hatte ich in einem langen Kampf zuvor einer Bande von Betrügern abgenommen. Das erleichtert vieles ...

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 Betreff des Beitrags: Re: 1. Vorstellung
BeitragVerfasst: Samstag 9. Juni 2012, 12:06 
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15
Beiträge: 55
Federico hat geschrieben:
Hi tom,
Zitat:
Schade, dass ich das Forum erst jetzt entdeckt habe, hätte evtl. 2 Jahre gewinnen können

Zwei Jahre? Dass ich nicht lache, Du wirst es auch, wenn Du diesen Artikel und das Original aus dem Jahre 1976 liest. Dank Moonriver blicke im Zorn auf mindestens 25 verplemperte Jahre in der Erforschung des Alkoholismus, bzw. Entwicklung von Heilmethoden.


Es mag schon so sein, daß Pharmafirmen kein Interesse daran haben, Baclofen zur Behandlung von chronischer Alkoholkrankheit zu empfehlen. Mit Baclofen ist finanziell nicht mehr viel zu gewinnen, da forscht man lieber an superdupermodernen Präparaten, die wahrscheinlich weniger wirksam sind, dafür aber schön teuer auf den Markt geworfen werden können.

Sicherlich wäre es schön für mich, wenn die Krankenkasse mir das Baclofen bezahlen würde. Andererseits sind 50 Euro im Monat nicht die Welt für eine so wichtige Sache, und wer wirklich will, bekommt in Deutschland Baclofen, auch wenn er sich dafür eventuell ein bißchen auf die Suche machen muß.

Von den Pharmaunternehmen und von der Politik ist da nicht viel zu erwarten. Wenn sich aber herumspricht, wie sehr Baclofen helfen kann, wenn immer mehr Ärzte es verschreiben, dann wird es sich ganz basisdemokratisch durch die Hintertür etablieren, da bin ich mir ziemlich sicher.

Von uns Alkoholabhängigen lebt inzwischen eine ganze Industrie an Psychologen, Theurapeuten und Sozialarbeitern ganz gut und auskömmlich. Sosehr ich diesen Menschen glaube, daß sie aufopferungsvolle Arbeit leisten und wirklich helfen wollen: gäbe es keine Alkoholabhängigen mehr, wären die von einem Tag auf den anderen arbeitslos, die hunderten oder gar tausenden Reha-Zentren allein in Deutschland auf einen Schlag verwaist.

Die Reha-Einrichtung, in der ich war, prahlt mit einer angeblichen Erfolgsquote von 50 %. Dieser Zahl traue ich nicht weiter, als ich spucken kann; sie gründet sich auf Fragebögen, die ein Jahr nach Beendigung der Therapie zur freiwilligen Beantwortung verschickt werden. Wer die Therapie, so wie ich, gegen seinen Willen abbrechen muß, bekommt so einen Bogen schon einmal überhaupt nicht zugesandt. Wer dann nach einem Jahr noch trocken ist, wird natürlich schreiben, wie sehr die Langzeittherapie ihm geholfen hat, bei allen anderen dürften die Formulare umgehend im Papierkorb landen.

Wenn Mediziner also einer Medikation kritisch gegenüberstehen, sollten sie fairerweise auch die Frage beantworten, wie denn eigentlich die Erfolgsquoten der herkömmlichen Therapien aussehen. Die sehen nämlich schlecht aus. Von fünf Menschen aus der Reha, die ich zufällig auf der Straße wiedergetroffen habe, sind alle fünf rückfällig geworden.

Doch zurück zum Thema. Manchmal plagen mich auch Gedanken der Art, daß ich die letzten zwölf Jahre meines Lebens, vielleicht meine theoretisch besten Jahre, weggeworfen habe. Nein, das ist nicht ganz richtig, besser ist: alkoholbedingt dazu gezwungen war, diese Jahre wegzuwerfen. Es gibt aber ein Lied, das mich diesbezüglich immer wieder aufgerichtet, mich immer wieder dazu ermuntert hat, nach dem Hinfallen wieder aufzustehen, und ich möchte es Euch nicht vorenthalten: Peter Tosh -- Don't Look Back.

Was nützt es schließlich, sich in Schuldgefühlen zu suhlen? Eben. Nichts. Das ist, wie Du so oft schreibst, "kontraproduktiver Scheißdreck". Wenn ich eins inzwischen gelernt habe, dann ist es, daß ich mich für nichts schämen muß. Sicherlich gibt es noch den einen oder anderen Menschen, bei dem ich mich entschuldigen sollte, bestimmt habe ich mich zum Teil wie das letzte Ekelpaket aufgeführt und muß dafür die Verantwortung übernehmen, aber ich weiß eben auch, daß ich an jenen Tagen nicht ich selbst, sondern vom Alkohol ferngesteuert war. Ich bereue eine Menge, aber schäme mich für nichts.


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