Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Katrin
BeitragVerfasst: Dienstag 23. Oktober 2012, 19:00 
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Registriert: Dienstag 23. Oktober 2012, 17:59
Beiträge: 4
Guten Tag!

Da mein Bruder seit vielen Jahren alkoholkrank ist, habe ich dieses Buch von Olivier Ameisen gelesen und bin sehr optimistisch, dass meinem Bruder nun endlich geholfen werden könnte...

Ich würde ihn gerne dabei unterstützen und habe mich deshalb hier angemeldet, weil ich jetzt auf der Suche nach einem Arzt/Ärztin in Berlin bin, der ihm Baclofen verschreiben würde. Im Internet wollte ich es nicht kaufen - ist mir zu heikel.

Könnt Ihr mir jemanden empfehlen?

Herzlichen Dank Katrin!


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 Betreff des Beitrags: Re: Arzt in Berlin gesucht
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Oktober 2012, 07:55 
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Gründer †
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Hallo Katrin,

erstmal herzlich willkommen im Forum. Deinen Bruder zu unterstützen ist eine gewaltige Aufgabe, erfordert Mut und vor allem Durchhaltevermögen, das Dir von konservativer Seite als Co-Abhängigkeit interpretiert werden wird. Bist Du noch hier?

Die gute Nachricht ist, mit entsprechender Unterstützung kann es trotzdem gelingen. Unser Mitglied Eisvogel bestätigt das auf eindrucksvolle Weise. Der Link (das Blaue) ist kein Einzelfall wie Du an den nachfolgenden Beiträgen erkennen kannst. Ich habe mir grade eben alle Beiträge noch einmal durchgelesen und das eindeutige Muster ist: Dein Bruder muss wollen!

Die Voraussetzungen sind gut, mit einer engagierten Schwester an der Seite, das Buch muss er trotzdem selbst als Erstes lesen. Im nächsten Schritt sollte er zusätzliche Unterstützung in Form von motivierenden Gesprächen erhalten, besser noch sich selbst um eine solche kümmern. Die minimalste Form einer solchen Unterstützung könnte das Studium des Forums sein, noch besser wäre es, wenn er sich selbst anmelden und aktiv würde. Aus Deiner kurzen Vorstellung ist nicht ersichtlich, in wie weit ich mit diesem Beitrag offene Türen einrenne, wenn es so ist, umso besser.

Bitte lass Dich von mir nicht entmutigen, wie Du aus Eisvogels Beitrag ersehen kannst, ist der Weg in ein neues Leben nicht so gerade und es gibt jede Menge Fehler die ihr machen könnt. Um Euch davor zu bewahren, bemühe ich mich im Vorfeld um die bestmögliche Aufklärung aber eben auch um optimale Unterstützung.

Zu viele sind auch mit Baclofen gescheitert aufgrund falscher Vorstellungen. Zu viele erleiden vermeidbare, schwere Rückfälle – manchmal sind sie aber auch unvermeidlich und deswegen notwendig. Wer das Buch von Ameisen richtig liest, wird wissen wie ich es meine. Er wird aber auch erkennen, wie wertvoll und wichtig Baclofen in der Behandlung von Alkoholismus ist. Bis heute hat es nie bessere Vorraussetzungen für eine „Heilung“ von der Alkoholkrankheit gegeben.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Oktober 2012, 08:31 
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Registriert: Dienstag 23. Oktober 2012, 17:59
Beiträge: 4
Hallo Federico,

herzlichen Dank für die schnelle Antwort.
Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird aber ich würde mir nie verzeihen, es nicht wenigstens versucht zu haben...wenn nichts passiert, befürchte ich nämlich das Schlimmste.
Ich habe in all den Jahren nie den Mut gehabt, etwas anzuregen, da ich selbst von keinem Weg überzeugt war und meinem Bruder nicht nur ins Gewissen reden wollte ohne wirklich helfen zu können.
Jetzt habe ich zum ersten mal eine Idee, wie ich helfen kann. Mein Bruder hat am 03.November Geburtstag. Ich werde ihm u.a. das Buch schenken und würde gerne ein paar weitere Informationen bis hin zu einigen Adressen von Ärzten aus seiner Umgebung (Berlin) mit dazu geben. Mein Bruder hat übrigens einen Lebensgefährten, der es wirklich alleine geschafft hat, mit dem Trinken aufzuhören. Frag mich nicht wie, aber ich weiß, dass mein Bruder das so eben nicht schafft. Ich möchte ihm einfach signalisieren, dass ich ihn hundertprozentig unterstützen werde, wenn er selbst bereit ist, etwas zu tun. Ich glaube, das Thema anzusprechen und nicht nur mit erhobenem Zeigefinger auf ihn einzureden wäre ein erster Schritt, den ich mich jetzt endlich wagen möchte. Denn wie Du selbst schreibst: "Bis heute hat es nie bessere Vorraussetzungen für eine „Heilung“ von der Alkoholkrankheit gegeben".

Kannst Du mir mit den Adressen von Ärzten helfen?

LG Katrin


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Oktober 2012, 09:29 
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Gründer †
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Hallo Karin,

kann ich, werde ich per PN.
Ich möchte aber nochmal auf meinen vorherigen Beitrag verweisen und Dir dringend ans Herz legen: Bitte lass ihn erst das Buch lesen und gib ihm dann erst die Adressen. Ich sag' Dir auch warum. Jeder Arzt der Baclofen verschreibt, geht ein gewisses Risiko damit ein. Und jeder Arzt der aufgrund drängender Angehöriger Baclofen verschreibt, muss damit rechnen einen Misserfolg zu verbuchen. Engagierte Ärzte wissen das natürlich, sie wollen Misserfolge so gut es geht vermeiden.

Mein Vorschlag wäre, schenk ihm doch das Buch zum Geburtstag und lass es ihn in Ruhe lesen. Leg ihm einen Brief mit dazu, in dem Du ankündigst, Du hättest bei Bedarf ein paar gute Arztadressen für ihn. Glaub mir, das wäre echte Hilfe zur Selbsthilfe. Dein Sorglos-Carepaket wie es Dir anscheinend vorschwebt, verhilft vermutlich nur Dir und womöglich nur für kurze Zeit zu einem guten Gewissen. Dieser Rat ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern beruht auf der Erfahrung von vielen hundert Ärzten aus ganz Europa, die seit mehr als 3 Jahren erfolgreich mit Baclofen behandeln.

LG Federico

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Oktober 2012, 10:10 
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Registriert: Dienstag 23. Oktober 2012, 17:59
Beiträge: 4
Hallo Federico,

Danke! Gerne werde ich es so machen, wie von Dir empfohlen. Ich möchte niemanden "drängen" - wäre nach all den Jahren, in denen ich gar keine Idee hatte auch zu viel verlangt, es jetzt über´s Knie brechen zu wollen.
Ich möchte auch nicht mein Gewissen beruhigen aber es wäre ja fast schon unterlassene Hilfeleistung, meinen Bruder nicht über meine neuen Erkenntnisse zu informieren, oder?

Ich nehme an, das war ja auch die Idee, die hinter diesem Forum steckt: Wissen weitergeben, Anregen, Austausch und Hilfe anbieten.

Das nenne ich nicht "sein Gewissen beruhigen".

Ich danke Dir und glaub mir, ich habe eine ähnliche Odyssee schon einmal durch, als ich mich 16 Jahre lang! mit Geduld und Optimismus um die Behandlung und auch Medikation meines Sohnes bemüht habe, der ADS hat.

Diese Sache zumindest war von Erfolg gekrönt und mein Sohn ist heute sehr froh darüber, dass ich ihn nicht aufgegeben habe.

Welchen Weg mein Bruder gehen wird, weiß ich nicht. Ich wünsche mir nur, dass er für ihn erfolgreich und lebenswert ist und noch recht lang.

Ich bin für weitere Hinweise, wie ich ihn dabei unterstützen kann sehr aufgeschlossen.

LG Katrin


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Oktober 2012, 10:44 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Zitat:
es wäre ja fast schon unterlassene Hilfeleistung, meinen Bruder nicht über meine neuen Erkenntnisse zu informieren, oder?
@Karin,

so gesehen, vollkommen richtig. „Gewissen beruhigen“ kam vielleicht etwas hart rüber, ich denke aber Du hast es richtig aufgefasst. Ich hatte leider solche Fälle in meiner persönlichen Arbeit als Suchtberater zu beklagen. In einem Fall fand die Schwester ihren Bruder (Anfang 2010), nach dem gewaltsamen Öffnen der Wohnung bewusstlos in einem Meer von Flaschen.

Er hatte sich entgegen der Abmachung weder bei ihr noch bei seinem Arzt gemeldet. Leider konnte er sich damals noch Baclofen aus dem Internet besorgen, er hat versucht bei gleichzeitig extremen Alkoholkonsum, sich mit Baclofen selbst zu behandeln. Endergebnis: stationäre Zwangseinweisung zur Entgiftung und abgebrochene Behandlung. Aussage des behandelnden Arztes der Entgiftungsstation: wie kann man nur einem Alkoholiker Baclofen geben, das ist doch dafür gar nicht zugelassen.

So ist das bisschen Eigenmotivation das vielleicht vorhanden war, im Keim erstickt worden und Baclofen als erfolgreiche Behandlungsmethode wurde diskreditiert. Wie ich später von der Schwester erfahren habe, ist der Bruder im Alter von 46 Jahren leider inzwischen verstorben.

LG Federico

_________________
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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Oktober 2012, 22:50 
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08
Beiträge: 1949
Wohnort: Giessen
Liebe Katrin,

das Wichtigste ist, dass Dein Bruder selbst etwas an seiner Situation verändern möchte (will!!!), dann ist jeder Aufwand gerechtfertigt. Ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg.
Auch von mir: herzlich Willkommen.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft
LG jivaro

_________________
"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 7. November 2012, 19:39 
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Registriert: Freitag 3. August 2012, 15:26
Beiträge: 7
Liebe Katrin,
auch ich möchte Dir von ganzem Herzen Glück und Kraft wünschen. Ich kann Dir aus eigener Erfahrung als Angehörige sagen, es lohnt sich zu kämpfen. Jeder Tag, an dem Du in die nüchternen Augen Deines Bruders schauen wirst, ist es wert, diese Last mitzutragen.
Ich weiß nicht, wie es um Deinen Bruder bestellt ist und das Schlimme ist, er wird es - gefangen vom Alkohol - selbst nicht genau wissen. Aber ich bin mir ganz sicher, dass er Deine Hilfe annehmen wird. Du kennst ihn, Du weißt, wie er tickt.
Gerade in der Anfangsphase ist es wichtig, ihm immer wieder zu zeigen, dass er wichtig für Dich ist, dass Du ihn nicht abstempelst.
Ich denke, dass viele Betroffene in ihrer Krankheit einfach auch eine gewisse Zeit brauchen, um dieses Hilfsangebot als ernst gemeint zu verstehen.
Was ich hier schreibe, ist alles aus der Sicht eines Angehörigen. Oft habe ich mir gewünscht, Gedanken lesen zu können, um es einfacher zu haben. Wie oft habe ich mich gefragt, kommt jetzt gerade an, was ich sage, was ich meine, was ich möchte und was ich fühle. Wie viele Tränen sind geflossen, nicht nur auf meiner Seite. Und ich kann nur immer wieder sagen, das war es wert.
Lass Dir von niemandem in Deine Gefühle reinreden. Denn nur mit wirklich echten Gefühlen erreicht man den, dem man helfen will. Man muss sich immer wieder auch selbst bewusst machen, das es kein Spaziergang ist sondern ein sehr schwerer Weg. Aber ich würde diesen Weg mit all seinen Klippen und Steinen und Schluchten immer wieder gehen.
Auch für mich war es schwer zu verstehen, dass es eben nicht nur einfach eine Sache des Willens war. Jetzt weiß ich, der Wille Aufzuhören war immer, in jedem nüchternen Moment, da. Das ist ganz wichtig, dass man das begreift.
Bis heute kann ich mir unter Craving nicht wirklich was vorstellen, aber es muss für den Betroffenen schrecklich sein. Ich versuche es mir immer wie bei einer Diät vorzustellen. Du schaffst eine bestimmte Zeit ohne Schoki auszukommen, aber dann ist der Wunsch so übermächtig, dass Du einfach nicht mehr widerstehen kannst.
Gerade auch diese Assoziation „Diät“ hat uns in der ersten Zeit, in der das Gespräch über die Krankheit noch schwer gefallen ist, doch unsere Gedanken einander näher zu bringen.
Bitte Katrin, gib nicht auf. Suche Dir hier die notwendigen Informationen und die Motivation kommt durch das Lesen von ganz allein, und dann sei beharrlich. Wie sagt man – auch wenn Du vielleicht die ersten Male, wenn Du Baclofen ansprichst nicht „gehört“ wirst – „Steter Tropfen höhlt den Stein“.
Ihr schafft das, aber wichtig ist Geduld, Geduld, Geduld und Liebe!!

LG
eisvogel


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 Betreff des Beitrags: Re: Katrin
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. November 2012, 19:05 
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Registriert: Dienstag 23. Oktober 2012, 17:59
Beiträge: 4
Hallo Eisvogel,

vielen Dank für Deine aufbauenden Worte. Noch kann ich nicht sagen, ob mein Bruder möchte, dass ich ihm helfe. Ich habe ihm am 03.11. das Buch von Olivier Ameisen zum Geburtstag geschenkt mit einem längeren Brief dazu und ihn wissen lassen, dass ich ihn in jeder Hinsicht unterstützen würde. Aber bislang hat er sich noch nicht gemeldet. Ich wollte ihm ja auch erstmal Zeit lassen zum Lesen. Allerdings werde ich jetzt nach 3 Wochen mal mit ihm telefonieren. Leider sehen wir uns persönlich nicht allzu oft...berufsbedingt.
Ich hoffe, das Gespräch wird positiv verlaufen...

LG Katrin


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