Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Wie anfangen mit Entgiftung?
BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 18:04 
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Registriert: Montag 15. Februar 2010, 17:23
Beiträge: 209
Wohnort: Berlin
Hallo, hier im Forum steht, dass bessere Resultate erzielt werden, wenn man sich vor der Baclofen-Therapie einer Entgiftung unterzieht. Ich hab so eine Entgiftung noch nie gemacht und kann mir darunter nicht viel vorstellen. Da mein Bac diese Woche noch ankommen soll, wäre meine Frage, wie ich die Entgiftung durchziehen soll. Sollte ich einen Arzt konsultieren? Was passiert bei so einer Entgiftung? Wird es sehr schlimm? Sollte ich sofort aufhören oder schrittweise weniger konsumieren? Was macht der Arzt dann mit mir? Oder könnte ich unter Umständen auch mit Hilfe von Bac entgiften? Dann würde das ja der Arzt merken, oder (mein Neurologie ist gegen die Bac-Therapie, ich müsste das heimlich machen)? Andererseits bin ich von Freitag bis Sonntag mit Freunden und geschäftlich auf Reise. Dort könnte ich die Entgiftung ja gezwungenermaßen auch machen, oder?


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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 18:14 
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Registriert: Freitag 12. Februar 2010, 00:16
Beiträge: 28
Wohnort: München
Liebe anke,

erstmal willkommen im Forum.

Ich hatte meine erste Entgiftung vor 15 Monaten, danach folgten noch mehrere und eine Langzeit. Seit ich Baclofen nehme kann ich diesen Aufenthalten entgehen.

Kurz: Ich finde deine Entscheidung eine Entgiftung zu machen den richtigen Weg. Dort passiert eigentlich relativ wenig, ausser, dass Dir Medikamente gegen die Entzugserscheinungen (Meistens Distraneurin oder Tavor) und ein Krampfschutz (Tigretal) und Vitaminaufbaupräperate gegen werden.

Aber es ist auf jeden Fall der sichere Weg, um auf "0,00" zu kommen. Früher sind sehr viele Patienten auf den Entgiftungen gestorben, da es diese Medis noch nicht gab. Wenn du maöl googelst (Stichwörter: Entgiftung & Alleine zu Hause), dann wird davor eher gewarnt. Solltest du im schlimmsten Fall einen Krampfanfall bekommen, dann hast du meistens alleine sehr schlechte Karten.

Bis zur Entgiftung raten die Ärzte immer, dass du deinen Pegel hälst, um genau gegen solche Krampfanfälle vorzubeugen.

Am besten du nimmst Kontakt mit einer entsprechenden Einrichtung in Deinem Wohnort Kontakt auf. Auch sind die Bedingungen bei den verschiedenen Einrichtungen meistens sehr unterschiedlich. Hier in München gibt es z.B. das Isar Amper Klinikum, die dich aufnehmen müssen, auch wenn kein Bett frei ist. Bei den anderen Einrichtungen gibt es Wartezeiten von bis zu 2 Wochen. Ich bevorzugte hier in München ein Krankenhaus, in dem es eine offene Station gab, d.h. ich konnte mich frei auf dem KKH Gelände bewegen.

Ich wünsche Dir viel Glück & alles Gute
Schmithi


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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 18:31 
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Registriert: Montag 15. Februar 2010, 17:23
Beiträge: 209
Wohnort: Berlin
Hallo schmithi, mein Neurologe hat mir schon eine dreitägige Entgiftung angeboten, hat aber dazu nichts weiteres erläutert. Ich hab nach den drei Medikamenten gegoogelt, sie sollen allesamt extrem abhängig machen. Man kann doch Alkoholismus nicht mit einem süchtig machenden Stoff ersetzen. Das wäre absolut nichts für mich.
Ich habe im Dezember schon für zwei Wochen ausgesetzt, weil ich bei meinen Eltern war. Soweit ich mich noch erinnere, hatte ich da keine Krampfanfälle.
Ich bin auch keine Pegeltrinkerin, sondern eher eine, die starke Probleme mit cravings hat, also jeden Abend trinkt und dann aber exzessiv.


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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 18:59 
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Registriert: Freitag 12. Februar 2010, 00:16
Beiträge: 28
Wohnort: München
anke hat geschrieben:
Ich hab nach den drei Medikamenten gegoogelt, sie sollen allesamt extrem abhängig machen. Man kann doch Alkoholismus nicht mit einem süchtig machenden Stoff ersetzen.


Bei den meisten Patienten (mich eingeschlossen) war dies leider der einzigste Weg. Sei froh, wenn du darum herum kommst. Aber das ist nun mal der Stand der Medizin. Einen Teufel mit einem anderen austreiben.

Trotzdem solltest du eine Entgiftungsstation als "Schutzraum" ansehen. Dort passiert es eben nicht, dass du Dir abends die Birne zu lötest. Wenn du Dich freiwillig dort einliefern lässt, dann bestehe halt darauf, dass du diese Medikamente nur noch bedarf einnehmen willst. Check das halt im Vorfeld ab. Immerhin kann das Umfeld auch eine Art "Schocktherapie" für Dich sein und durch den Kontakt zu anderen "Leidensgenossen" erfährst du bestimmt viel neues über den Kollegen Alkohol.

Ich wünsche Dir alles Gute
Schmithi


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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 20:40 
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
@all,

Entgiftung geht auch anders. Ich habe Tag für Tag weniger Alkohol bis zum Pegelstand NULL konsumiert. Die Faustregel war -20% täglich. Wenn ich mir überlege welche Probleme mit der Suchtverlagerung auf Benzos entstanden sind, finde ich die Entgiftung mit diesen Substanzen zumindest bedenklich. Mein Selbstbewusstsein wurde durch die „professionelle Entgiftung“ in Kliniken jedenfalls nicht gestärkt – eher das Gegenteil war der Fall.

@schmithi,
das kann aber auch genau umgekehrt wirken. Oder warum hat die Schocktherapie bei Dir nicht gewirkt?
Zitat:
Immerhin kann das Umfeld auch eine Art "Schocktherapie" für Dich sein


LG Fedrico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 21:14 
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Registriert: Freitag 12. Februar 2010, 00:16
Beiträge: 28
Wohnort: München
@ federico

Hat bei mir gewirkt.. Zumindestens für die Dauer von 18 Monate, dann ging es erst richtig los und ich ging auf meiner erste Entgiftung

Generell hast du Recht mit dem weniger Trinken. Das wurde früher auch auf den Entgiftungsstationen (vor Distraneurin)so gehandhabt. Aber ich könnte mich da selber nicht beherrschen. Wenn ich getrunken habe, dann bis zum Anschlag. Ansonsten wäre das ja eine Art "kontrolliertes Trinken" gewesen, aber davon war ich weit entfernt.


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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 23:37 
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Beiträge: 351
@anke
@Federico
@schmithi

meiner Meinung nach gibt es soviele gute und schlechte Möglichkeiten zu entgiften, wie es Alkoholiker gibt. Die klassische stationäre E. hat den Vorteil eines relativ guten aber keinesfalls sicheren Schutz vor Krampfanfällen und Delirium. Aber ob, wie mir geschehen bei einer Trinkmenge von damals ca. 4 Liter Bier die Verabreichung von 16 Distraneurintbl. und zusätzlich 10-20 ml Dipiperon angemessen war, stelle ich mal in Frage. Vorteil aber auch Nachteil eines Klinikaufenthaltes kann der bleibende Eindruck sein. Ich habe aber viele Alkoholiker kennengelernt, die nach einigen stationären Entgiftungen diesbezüglich eher unbeeindruckt wurden.
Die Trinkmenge zu reduzieren hört sich erstmal logisch an und ist sicher eine weitere Möglichkeit starke Entzugskomplikationen zu vermeiden. Allerdings denke ich, daß nur die wenigsten Alkoholiker die notwendige Kontrolle dazu besitzen.
Ich selber habe in den letzten Jahre sehr oft zu Hause entgiftet. Wichtig war dabei "den richtigen Tag" zu erwischen. Ich kann es nicht gut beschreiben, aber ich habe mich mental immer schon Tage zuvor vorbereitet. Zusätzlich habe ich versucht ein Wochenende zu "bekommen" für meinen 1. Tag ohne Alk. Direkt nach dem Wachwerden habe ich gespürt, ob ein Versuch Aussicht hat auf Erfolg. Ich habe dann meist (alle 2-3 Std.) 1 Kps. Distra eingenommen, bis ich rein rechnerisch auf 0,0 Promille war. Schlafen ging dann meistens auch gut und am nächsten Tag war der Spuk vorbei......für einige Tage oder Wochen. Aber das wissen wir hier ja alle.
Meine Methode birgt allerdings auch ein grosses Risiko. Allzu schnell könnte man auf den Tick kommen: Ist ja locker, mach ich öfter und mit Bezos zusätzlich ist es dann völlig entspannt.... Ruckzuck hat man sich so nämlich eine 2. stoffgebundene Abhängigkeit eingehandelt. Und wenn man nicht schon vorher drin war, hat man jetzt die Hölle gefunden, denke ich.
Was ich sagen will, daß die Frage nach "der richtigen" Entgiftung sich nur äusserst individuell beantworten lässt. Grad der Abhängigkeit, Trinkmenge, erlebte Entzugssymphtomatik aber auch Problembewusstsein und Disziplin sind einige der Kriterien.


LG
Obelix


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Februar 2010, 07:27 
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Registriert: Samstag 26. Dezember 2009, 17:34
Beiträge: 275
Wohnort: Hamburg
Hallo Obelix,

du schreibst so richtig: "(es) gibt ... soviele gute und schlechte Möglichkeiten zu entgiften, wie es Alkoholiker gibt".

Was ich auch beobachtet habe, ist, dass der Schock der Erlebnisse bei einr stationären Entgiftung bei mehrmaligem Erleben durchaus nachlassen kann.

Bei einer Selbstentgiftung zu Hause habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, nicht nur einen guten Tag zu planen, sondern, wie bei anderen Medikamenten/Drogen das Prinzip "Ausschleichen" anzuwenden.
D.h.: Nicht von "100 auf 0 in 10 sec."! Sondern von Tag zu Tag die gewohnte Trinkmenge (konsequent und diszipliniert!) um 1/3 bis 1/5 senken. Dabei auf jeden Fall viel Flüssigkeit trinken.

elgarlopin


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Februar 2010, 07:37 
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Registriert: Freitag 12. Februar 2010, 00:16
Beiträge: 28
Wohnort: München
Hallo Obelix,

jetzt muss ich doch nochmal etwas länger zu dem Thema ausholen.

1. Ich finde ich es bedenklich, wenn man jemanden auf die Möglichkeit einer "Selbst-Entgiftung" hinweist, den man nicht kennt. Ich denke Anke sollte erstmal dies den "Profis" überlassen. Wenn Sie erstmal in einer Klinik ist und die Ihre Blutdaten haben, dann weiss Sie schon mal etwas mehr als wenn Sie das zu Hause macht. Unabhängig davon finde ich es halt fragwürdig, auf so eine Möglichkeit hinzuweisen, denn wenn wir aus rechtlichen Gründen hier keine Ärzte nennen dürfen oder Links auf andere Seiten, dann will ich nicht wissen wie die Rechtslage es sieht, wenn Anke etwas passieren sollte (Was ich Ihr bestimmt nicht wünsche!)

2. Ich habe auch schon mal selber zu Hause entzogen, aber...: Nachdem ich bei meiner letztem stationären Entgiftungsaufenthalt kein Distraneurin bekommen hatte, da meine Entzugserscheinungen kaum, bzw. nicht vorhanden waren. Ausserdem wusste ich, was auf mich zukommt (schlechter Schlaf, Schwindelgefühl, hoher Blutdruck, ect.) und mein Hausarzt war informiert. Diesen Weg habe ich auch nicht alleine bestritten, sondern unter der Aufsicht meiner Mutter, die selber Ärztin ist. Das gab mir wenigstens die Sicherheit etwas unter Kontrolle zu sein und im Notfall in den richtigen Händen zu sein. Aber das sollte wirklich jeder für sich selber entscheiden und sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Ich wusste vor meiner ersten Entgiftung nicht mal was ein Krampfanfall oder ein Delier ist. EInfach nur Googlen und dann "bescheid" wissen, sehe ich mit einem dicken Fragezeichen.

3. Sehe ich einen ganz klaren Vorteil, wenn man als "Frischling/Neuling" den stationären Weg wählt. Dort bekommt man den Kontakt zu anderen Patienten und zu dem weiterführenden Therapieangebot. Welcher Weg, hier im Falle von Anke, der beste ist, müssen die Ärzte und Sozialtherapeuten entscheiden.

Lasst uns bitte nicht vergessen, dass Baclofen eine Stütze ist, aber kein Wundermittel. Selbst Herr Ameisen meinte, dass die klassischen Therapieformen (Langzeit, ambulante,...) für den gesamte Behandlungserfolg eines Alkoholiker entscheident sind. In den 14 Wochen Salusklinik und die 3 Monate Nachsorge in einer ambulanten Therapie haben mich mehr gelehrt, als 4 Jahre Studium. Ich denke hier gilt das Sprichwort "Nur wer seinen Feind kennt, kann diesen besiegen".

So, jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Tag :smt006
Schmithi


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Februar 2010, 10:03 
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44
Beiträge: 351
Hallo schmithi,
danke für Deinen Hinweis. Vielleicht hätte ich meinen Ausführungen hinzufügen sollen, daß letztendlich alles mit dem Arzt besprochen werden sollte. Das habe ich anke übrigens an anderer Stelle auch empfohlen.
Mit der Darstellung der von mir durchgeführten Form der Entgiftung wollte ich nur auf eine von vielen Möglichkeiten hinweisen. Jedenfalls eine Möglichkeit, die ich kenne. Seine persönlichen Erfahrungen darzustellen ist meiner Meinung nach ein Anliegen des Forums und sollte also nicht "bedenklich" sein.

LG
Obelix


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