Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Freitag 24. Juli 2015, 18:47 
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Registriert: Donnerstag 23. Juli 2015, 17:45
Beiträge: 1
Hallo zusammen!
Ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 37 und lebe in Köln. Mein Weg in die Abhängigkeit begann mit etwa 19 Jahren. Ich hatte davor mit Johanniskraut und dann diversen verschriebenen Antidepressiva (zur Behandlung einer Angststörung und depressiven Tendenzen) sehr gute Erfolge gehabt, die jedoch immer nur von kurzer Dauer waren. Ich war jedoch sehr fasziniert von der Möglichkeit, mich durch ein Medikament (bzw irgendeine andere, auch nicht legale Substanz) grundlegend anders, in vielerlei Hinsicht besser, ausgeglichener, angstfreier und den Anforderungen des Lebens gewachsener zu fühlen.
Ich hatte die Vorstellung, mit dem richtigen Mittel zu anhaltendem inneren Gleichgewicht zu kommen, was sich leider nicht als durchsetzbar erwies. So kam es, dass ich im Laufe der Jahre alles Mögliche benutzt habe, um mich emotional zu justieren: Benzodiazepine gegen die Angst, Amphetamine um aktiver zu sein, und immer wieder versuchsweise Antidepressiva. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass das alles mehr schlecht als recht funktionierte und wahrscheinlich mehr neue Probleme als Lösungen geschafft hat.
Mittlerweile bekomme ich das Antidepressivum Paroxetin und nach einer ADHS-Diagnose Ritalin verschrieben. Letzteres nehme ich meist in viel zu hohen Dosen ein. Ich habe auch einige Entwöhnungstherapien hinter mir, welche ich jedoch nie regulär abschließen konnte.
Trotz abstinenter Phasen komme ich früher oder später stets an einen Punkt, an dem ich das Verlangen habe, mich zu “entstressen“ oder in eine andere Richtung auszugleichen, wobei auch der Alkohol ins Spiel kommt. Mir gelingt es nicht, über längere Zeit ausreichend Stabil zu sein, um beispielsweise einen Berufsabschluss nachzuholen. Ich habe zwar nicht den Eindruck, dass der Alkohol und die anderen Substanzen das ursächliche Problem für mein Mangel an psychischer Stabilität sind. Sie sind aber ganz sicher ein nicht funktionierendes Bewältigungsschema.
Nun habe ich vielversprechendes über Baclofen gelesen und würde es gerne mit einem verschreibungswilligen Arzt ausprobieren. Dafür erhoffe ich mir Tipps bzw. Adressen für den Raum Köln.
Dank & Gruß,
Ingo


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 Betreff des Beitrags: Re: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Samstag 25. Juli 2015, 00:28 
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32
Beiträge: 485
Wohnort: Oberhausen
Hallo se7en,
willkommen im Forum. Mit Baclofen liegst du bei deiner Störung goldrichtig. Sowohl Angststörungen als auch Amphetaminabhängigkeit lassen sich mit Baclofen sehr gut behandeln.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Projekt.

LG

Praxx


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 Betreff des Beitrags: Re: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Samstag 25. Juli 2015, 01:18 
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Gründer †
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Hallo Ingo und Herzlich Willkommen,

Polytoxikomanie ist ein schwieriges Thema. ADHS ist diagnostiziert,
ist Dein Konsum psychotroper Substanzen dabei auch zur Sprache gekommen,
oder ist das eher Deine Eigendiagnose?

Die Angst war auch bei mir der Anfang die ich mit Johanniskraut und Baldrian
unterdrücken wollte. Schon seltsam, beide Versuche funktionierten anfangs gut,
dann habe ich ich paradox mit Schlaflosigkeit und Hypomanie darauf reagiert.
Das selbe Spiel dann mit diversen Antidepressiva. Das einzige „Mittelchen“ das zuver-
lässig über Jahre geholfen hat war Alkohol. Polytox bin ich dennoch nicht geworden.

Ich bin mit diesem Thema (Polytoxikomanie) überfordert und werde deshalb Deine
Vorstellung an eine erfahrene Ärztin weiterleiten, die unser Forum seit vielen Jahren
mit Rat und Tat begleitet. Wie ich gerade sehe, hat Dir ein erfahrener Arzt bereits
geantwortet. Bevor ich Dir geeignete Adressen vorschlage, würde ich Dich um Geduld
bitten, ich weiß ich weiß, eine Eigenschaft die uns allen fehlt, Dir vermutlich besonders.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Samstag 25. Juli 2015, 07:29 
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Registriert: Donnerstag 19. Dezember 2013, 14:30
Beiträge: 54
Achtung!!!!

Bitte bei ad(h)s nur unter engmaschiger ärztlicher Begleitung. Das kann gewaltig nach hinten losgehen!!!!

Gruß annie


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 Betreff des Beitrags: Re: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Samstag 25. Juli 2015, 18:30 
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Moderator
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08
Beiträge: 1949
Wohnort: Giessen
Liebe Annie-B.!
Ganz herzlichen Dank für den wichtigsten Hinweis an dieser Stelle!

Beim Vorliegen eines AD(H)S wirken Medikamente oft paradox; Baclofen verursacht hier meist ausgeprägte Verwirrungszustände, Desorientiertheit, Zwangsphänomene. Ich habe das nicht gelesen, sondern mehrfach in "Real Life" erlebt bzw. beobachtet. Glücklicherweise hat Baclofen eine kurze Halbwertszeit.

ADHS und Sucht ist ein weites Thema: viele Suchtmediziner stehen immer noch auf dem Standpunkt, dass sich der Patient für eine Krankheit entscheiden muss: entweder ist er zB. opiatabhängig, oder er hat AD(H)S und darf "evtl." mit Methylphenidat ("Ritalin") oder Atomoxetin behandelt werden. Meiner Meinung nach unhaltbar: viele Patienten mit AD(H)S sind erst mit den entsprechenden Medikamenten fähig, ihre Suchterkrankung behandeln zu lassen (hier: Substitution). Sie beschreiben es als sehr entlastend ihre Gedanken nun ordnen zu können und teils auch "Gedankenstränge" verfolgen zu können, die sinnvolle Handlungsabläufe ermöglichen. Bei diesen Patienten verkauft niemand sein Methylphenidat, weil er es einfach selbst braucht!

Lieber Ingo: herzlich willkommen im Forum! Den wichtigsten Schritt tust Du gerade: Dir wird bewusst, dass Du etwas verändern willst!
Wie Annie schon schrieb: einen Therapieversuch mit Baclofen nur unter enger medizinischer Kontrolle.
Was mich an Deiner Geschichte und der Diagnose AD(H)S etwas irritiert, ist die Tatsache, dass Du Dein Ritalin missbräuchlich erhöhst (und da einen Kick verspürst) und auf Benzodiazepine wohl initial "normal" reagiert hast (mit Ruhe, Angstlösung). Die meisten Patienten mit AD(H)S reagieren auch hier paradox, "umgekehrt". Viele Menschen mit AD(H)S benutzen Amphetamine um ruhiger zu werden, gel. auch Koks. Du beschreibst, dass Du es genommen hast um "aktiver" zu werden. Evtl. lohnt es sich die Diagnose nochmals sorgfältig zu überprüfen.
Für Menschen die echt "polytox" sind und wie Du so schön beschreibst: jede Befindlichkeit biochemisch modifizieren, ist es sehr schwer ihre Sucht in den Griff zu bekommen.

Wünsche Dir viel Kraft und Erfolg!

LG jivaro

PS. Johanniskraut und Baldrian wirken in zu hoher Dosis nicht beruhigend, sondern "aufputschend", das ist sozusagen völlig "normal". ~O)

_________________
"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Samstag 25. Juli 2015, 23:07 
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32
Beiträge: 485
Wohnort: Oberhausen
Bei einschleichender Dosierung und ärztlicher Überwachung kann eigentlich nichts passieren - man muss eigentlich jede Baclofenbehandlung sorgfältig monitorisieren.
ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen werden nach meiner Einschätzung viel zu bereitwillig nach nur oberflächlicher Diagnostik gestellt, so maches vermeintliche ADHS erweist sich dann als fehldignostizierte manische Episode einer Bipolarstörung oder gestörte Impulskontrolle bei emotionaler instabiler Persönlichkeitsstörung.

Eines steht jedenfalls fest: Solange eine Substanzgebrauchsstörung besteht, sind alle anderen psychiatrischen Diagnosen unter Vorbehalt zu betrachten!

LG

Praxx


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 Betreff des Beitrags: Re: Ingo's Vorstellung
BeitragVerfasst: Montag 27. Juli 2015, 21:13 
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56
Beiträge: 1015
Wohnort: Saarland
Hallo Ingo,
auch von mir ein "herzlich willkommen" im Forum !
Du hast von kompetenten Stellen schon viele wichtige Hinweise erhalten.
Dem kann ich als medizinischer Laie nichts hinzufügen...
Stöbere ruhig etwas im Forum herum und nutze dazu auch die Suche-Funktion (ganz oben).
Alles Gute und liebe Grüße
Werner

_________________
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“.
Seneca


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