Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Montag 14. Dezember 2015, 18:01 
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01
Beiträge: 1457
Hallo ihr Lieben,

wieder ein neuer Thread von mir - aber der letzte mit der "erfahrenen Baclofennutzerin" passt vom Titel nicht mehr und war von mir auch anders gedacht. Und erfahren komme ich mir gar nicht (mehr) vor. Nachdem ich jetzt langsam aber sicher im Hochdosisbereich gelandet bin bewege ich mich auf völlig unbekanntem Gelände. Bitte seht mir nach, daß ich diesen Faden im Unterforum der Neuvorstellungen schreibe, aber das Unterforum Erfahrungsberichte steht leider nicht im geschützten Bereich und ist somit für jeden - auch nicht hier angemeldeten Leser - einsehbar. Und die nur für Forumsmitglieder lesbaren Beiträge genießen meiner Ansicht nach doch etwas mehr Schutz...

Kurzer Zwischenbericht von mir: Seit heute bin ich bei 200 mg am Tag. Da mir nach Einzeldosen über 37,5 mg immer wieder seltsam zumute war, hatte ich begonnen, das Ganze statt auf 4 auf 5 Dosen am Tag zu verteilen (bis gestern 5 x 37,5 mg Baclofen um 9,12,15,18 und 21 Uhr). Heute hatte ich vor, um 7 Uhr zu beginnen mit Einnahmen alle 3 h 37,5 mg und als letzte Dosis 12,5 mg heute Abend um 21 Uhr. Leider habe ich heute morgen vergessen, mein Baclofen-Döschen mitzunehmen und so konnte ich die erste Einnahme erst um 11:30 h realisieren. Deswegen habe ich um 11:30 und um 15 Uhr nun doch 50 mg eingenommen und siehe da - mir wurde bisher nicht seltsam und erfreulicherweise scheint der Alkohol mich heute vergessen zu haben. Diese Formulierung von Moonriver finde ich immer noch klasse, das trifft es einfach genau. Abstinent war ich die letzten 2 Wochen leider immer nur 2 Tage lang, aber mein Konsum beschränkte sich auf maximal eine Flasche Weißwein á 750 ml, meistens waren es nur 2 Viertele. Beängstigenderweise hat sich meine Hauptcravingzeit immer weiter nach vorne geschoben, am Freitag hatte ich bereits um 10 Uhr den (fast) unwiderstehlichen Drang zu konsumieren.
Nun gut, wenn das heute mit den 50 mg Einzeldosen weiter so klappt, werde ich ab morgen dann doch ausprobieren, wie es mit 4 Einzeldosen á 50 mg so klappt, geplante Einnahme 7,11,15,19 Uhr. Denn es scheint so zu sein, daß ich nach 50 mg am ehesten das Gefühl der vollkommenen Abwesenheit von Gedanken an Alkohol habe. Wenn da nur diese bescheuerte UAW nicht wäre...
Soweit von mir, werde weiter regelmäßig berichten.

@Moonriver: An dieser Stelle off-topic, aber Dir möchte ich einfach gerne Folgendes sagen und hoffe, daß Du es liest: nachdem Du so ungewohnt abwesend im Forum bist, dachte ich mir schon, daß es Dir nicht gut geht. Das bestätigst Du ja nun in Emilie's Thread. Ich möchte Dir sagen, daß meine Gedanken bei Dir sind und ich Dir von Herzen alles Gute wünsche. Und natürlich hoffe ich, bald wieder mehr von Dir zu hören.

Ganz liebe Grüße
Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Montag 14. Dezember 2015, 19:53 
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Registriert: Mittwoch 11. November 2015, 19:59
Beiträge: 383
Liebe Fallada,

ich wünsche dir ganz doll das es mit dieser Dosierung für dich leichter und du auch endlich abstinent leben kannst.
Leider weiß ich wie schwer es ist auch wenn Baclofen hilft aber ein gewisses Maß an Willen muss auch vorhanden sein und der ist mir gerade etwas verloren gegangen.

_________________
LG Jette


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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Montag 14. Dezember 2015, 23:13 
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Beiträge: 2608
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Liebe Fallada

Danke für Deine Nachfrage! Ich komme weiter unten darauf zurück...

Zuerst aber zu Dir. Wir sind ja schon längere Zeit mit Baclofen unterwegs. Eine Dosis von 200mg/Tag könnte ich niemals schaffen. Bei 100mg/Tag ist Ende der Stange, dann falle ich in einen schon fast koma-artigen Schlaf und bin tagsüber zu nichts mehr richtig fähig. Respekt, dass Du es mit dieser Dosierung schaffen kannst!

Eine solch hohe Dosierung in Verbindung mit Alkohol erscheint mir jedoch in einem kritischen Bereich zu liegen. Abgesehen davon, dass die Wirkung von Bac durch Alkohol teilweise aufgehoben wird, könnte das Zusammenwirken zu unvorhersehbaren Auswirkungen führen. Ich nannte dies vor längerer Zeit einmal den "Kampf der Giganten"...
Nun, offenbar funktioniert es bei Dir und Du hast ja mit Bac schon einige Jahre Erfahrungen gesammelt, dennoch möchte ich Dir zur Vorsicht raten.

Die Gründe, dass ich mich aus dem Forum zurückgezogen habe, ich erachte es mal als "Standby-Betrieb", sind seit dem letzten Frühling eingetroffen. Ich möchte sie an dieser Stelle kurz beleuchten; mehr darüber zur gegebenen Zeit in meinem (etwas vernachlässigten) Thread.

Es begann diesen Frühling mit einer grippeartigen Erkrankung (konstant relativ hohes Fieber über eine Woche), welche Herzprobleme nach sich zog.
Nach langer Abstinenz hat sich der mich vergessene Alkohol trotz Bac wieder gemeldet, wenngleich auch in "moderater" Form. Momentan versuche ich mich an die maximal verträgliche Bac-Dosis heranzutasten. Lange Zeit fuhr ich erfolgreich auf 62.5mg/Tag. Bei 100mg/Tag scheint bei mir jedoch die "Schallmauer" zu sein, welche ich nicht zu durchbrechen vermag. Zudem habe ich nun die Behandlung eines Psychotherapeuten hinzugezogen. (Zu?) lange war ich als einsamer Kämpfer alleine auf dem Weg...
Weiter ging es Ende August mit einem mir unerklärlichen physischen Zusammenbruch (12h in der Notfallstation), welcher jedoch nicht vom Alkohol oder benennbaren Ursachen ausgelöst wurde. Seit diesem Ereignis scheint sich in mir etwas verändert zu haben.
Bei dem von Dir angesprochenen Ereignis handelt es sich um einen Todesfall im nahen Freundeskreis, welcher mir wieder einmal die Endlichkeit des Lebens vor Augen geführt hat.
Da sind die beiden Handoperationen vom September und vergangenem Donnerstag nur noch Beilagen (wenngleich auch etwas mühsame...)

Ich bin momentan keine grosse Hilfe hier im Forum, lese aber täglich mit und habe den Mut nicht verloren. Ich gönne mir einfach mal etwas Pause.

Dir wünsche ich alles Gute
GLG moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Dienstag 15. Dezember 2015, 10:16 
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Beiträge: 1949
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Lieber moon,

dass Du hier keine grosse Hilfe bist will ich nicht mehr lesen und vielmehr möchte ich, dass Du diesen Gedanken verbannst!

Du bist ein ganz wunderbarer Mensch, hast so viel hier an "Input" geleistet, ich wünsche Dir von ganzem Herzen nun etwas Ruhe um Kraft zu sammeln.

Dir muss ich doch nicht sagen: Gedanken sind wirkende Kräfte, ich bin sicher Du schickst uns gute! Und bei Fallada bleiben wir auch "dran"....

Alles Liebe

jivaro

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"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Dienstag 15. Dezember 2015, 12:22 
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Beiträge: 8253
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Jivaro hat geschrieben:
Gedanken sind wirkende Kräfte

In einer kontrollierten Studie über die Wirksamkeit von Fürbitten war das Ergebnis
ernüchternd. Allerdings hat die Studie methodische Schwächen gezeigt und ist höchst
umstritten.

Albert Einstein hat geschrieben:
Wer Wissenschaft anwenden will, der kann an Gott glauben.
Wer Wissenschaft verstehen will, der muss an Gott glauben.


Egal was man glaubt oder glaubt zu wissen, gute Gedanken an Menschen zu schicken,
kostet nichts und kann auf keinen Fall schaden.
Ich sende – also bin ich. ;)

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Dienstag 15. Dezember 2015, 18:30 
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Beiträge: 2608
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Liebe Fallada

Da ich Dir bereits eine Antwort auf Deinen Beitrag gesendet habe (ich hoffe, dass andere auch noch darauf reagieren!), erlaube ich mir hier ein paar Zeilen beizutragen, welche in Deinem Thread als Off-Topic gelten können. Jedoch erscheint mir eine Reaktion angebracht.

Lieber Federico
Federico hat geschrieben:
Ich sende – also bin ich.
jivaro hat geschrieben:
Gedanken sind wirkende Kräfte
Unbestritten erscheint mir, dass es sehr wohl darauf ankommt, wie und was man denkt. Die im Äusseren wahrgenommene sogenannte "Realität" steht in direktem Bezug zu den eigenen Gedanken. Oder anders gesagt, das, was wir als "Realität" wahrzunehmen glauben ist ein Produkt des eigenen Denkens, ja, der aktuellen biochemischen Funktion unseres Hirns. Wie sonst lässt sich erklären, dass Drogen (auch Alkohol) die sogenannte Realität verändern? Wie sonst lässt sich erklären, dass Meditation eine positive Wirkung haben kann. Ich gehe noch einen Schritt weiter, wie sonst lässt sich eine Psychose mit ihren für uns unerklärlichen Wahrnehmungen einer anderen Realität erklären (LSD löst wie auch andere Halluzinogene eine reversible Modellpsychose aus!)
Mit unserem Denken beeinflussen wir die Gegenwart und die Form ihrer Wahrnehmung. Ob dies nun als Möglichkeit der Beeinflussung von anderen Menschen eine Wirkung haben kann, möchte ich so mal im Raum stehen lassen. Fakt ist jedoch, dass eine positive Grundeinstellung meinerseits beim Gegenüber eine ebensolche induzieren kann!
Jeder Gedanke ist eine Form von Resonanz, sei es zur eigenen Vergangenheit oder zu der Welt des kollektiven Unbewussten (C.G.Jung). Ich zähle mich nicht zu den Esoterikern, ich beziehe mich auf persönliche Erfahrungen eines Lebens, welches längst seinen Zenit überschritten hat. Zudem bin ich ein sehr kritisch denkender Mensch und eher den Naturwissenschaften zugeneigt.

Ich bin überzeugt davon, dass positive Gedanken zu bekannten und eng verbundenen Menschen einen Einfluss haben! Umgekehrt erlebte ich tiefe und immer wiederkehrende Träume von einer mir eng vertrauten Person, welche in grossen Schwierigkeiten war, bevor ich schlussendlich die Wahrheit erfuhr.
Materie im ganzen Universum ist eine Erscheinungsform von Energie.
Zeit, Bewegung, Gravitation, Leben und Wahrnehmung ist eine Erscheinungsform der Schwingungen; damit verbunden sind auch Resonanzen...
Wir nehmen eine materielle Realität wahr und vertrauen dieser; dies muss so sein. Unser Denken könnte ein Mehr kaum ertragen. Heute bin ich jedoch zu der Erkenntnis gelangt, dass das Universum aus Frequenzen und Kernbindungskräften besteht... das Geheimnis, welches die Menschen Gott nennen (ich spreche nicht von Religionen, welche in erster Linie zur Machtausübung dienen) tragen wir in unseren Herzen, einer langen Vergangenheit, die ganze Entwicklungsgeschichte der Evolution. Das Menschenembryo durchlebt in seinen Entwicklungszyklen die ganze Evolutionsgeschichte vom Einzeller, über die Amphibien, Vögel bis zum Säuger und Mensch... all dies nach den Urgesetzen des Universums.
Schlussendlich bestehen die Moleküle, aus welchen unsere Körper gebaut sind, wirklich aus einer ihren Lebenszyklus vollendeten und als Supernova explodierten Sonne... dabei wurden all die Elemente frei, welche der Urknall selber nicht bereitstellen konnte. Sternenstaub, gewissermassen.

Liebe Jivaro
Ganz herzlichen Dank für Deine Antwort auf meinen Beitrag!

LG
moonriver

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(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Dienstag 15. Dezember 2015, 18:57 
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Beiträge: 8253
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whow ... ich wünschte, „Eine kurze Geschichte der Zeit“ wäre ähnlich
verständlich geschrieben.

LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Mittwoch 16. Dezember 2015, 00:01 
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Beiträge: 1457
Hallo und guten Abend ihr Lieben,

Lieber Moonriver, wie freue ich mich von Dir zu hören! Und - Du mußt doch nicht immer und kontinuierlich hilfreich sein. Wenn ich zurückdenke, wie oft mir Deine Beiträge schon geholfen haben - aber nimm Dir doch die Ruhe, die Du brauchst um Dich erholen zu können. Wenn ich Deinen letzten Beitrag lese - da bist Du doch, hilfreich und mit wunderschönen Worten verständlich so wichtige Dinge sagend.

Und bitte nutze meinen Faden gerne weiter off-topic. Ich hoffe, das hilft auch Dir.

Was meine Dosierung anbetrifft: Ich wundere mich gerade selber, wie gut ich das verkrafte. Was den Weinkonsum anbetrifft - ich glaube, ein Teil von mir WILL einfach trinken. Das steht im Gegensatz zu meinen Anfängen mit Baclofen, da wollte ich im GANZEN nicht mehr konsumieren. Nun - ich vertraue darauf - Ameisen hat es auch verkraftet, mit wesentlich mehr und höherprozentigem Konsum als ich. Und so hoffe ich, daß die Baclofendosierung bald hoch genug ist, das mein trinken-wollender Teil "einschläft" und zur Ruhe kommt. Langsam habe ich das Gefühl, davon bin ich nicht mehr so weit entfernt...
Momentan muß ich allerdings sehr aufpassen, daß ich mein Pillendöschen nicht vergesse oder "versehentlich" eine Tablette zuwenig einnehme. Ein Schhelm der Böses dabei denkt...

Müde machen die Tabletten mich allerdings auch und gegen Abend habe ich das Problem, mich kaum noch aufrecht halten zu können wegen der Muskelrelaxation.

So, ihr Lieben, gute Nacht.

GlG Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Mittwoch 5. April 2017, 23:03 
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Beiträge: 1457
Guten Abend liebe Forumsmitglieder,

morgen bin ich 5 Jahre Mitglied in diesem Forum und ich denke, es wird langsam Zeit für ein Update meiner Geschichte.

Nun, mein eigenes "Hochdosisprojekt" letztes Jahr ging deutlich schief. Leider habe ich kaum dokumentiert und ich weiß auch vieles nicht mehr genau, aber ich versuche hier mal kurz zusammenzufassen:
Seit Mai letzten Jahres ging es mir zunehmend schlechter. Ich hatte über Monate sehr langsam bis auf 250 mg Baclofen am Tag hoch dosiert und anstatt daß das Verlangen nach Wein nachließ, wurde es immer schlimmer. Ab frühen Nachmittag hatte ich Schwierigkeiten, deutlich zu sprechen und konnte kaum gerade gehen, fühlte mich wie betrunken (obwohl noch nüchtern). Spätestens am frühen Abend besorgte ich mir dann die erste Flasche Roséwein. Das Verlangen war nicht wie früher, sondern fühlte sich eher an wie ein verzweifelter Schrei meines Körpers danach, gegen die Wirkung von Baclofen antrinken zu müssen. Seltsamerweise gingen o.g. Symptome mit den ersten Schlücken zurück und nach einer halben Flasche Wein fühlte ich mich geradezu nüchtern und gesund.
So trank ich jeden Abend 1 bis 2 Flaschen Wein, nur hin und wieder unterbrochen von einem abstinenten Tag. Ich erinnere mich vor allem daran, daß ich zutiefst verzweifelt war. Ich blieb bei 250 mg, trank weiter meinen Roséwein, es war wie ein Zwang.
Ende Juli kam es dann wie es kommen mußte: Ich erlebte eine Nacht, in der ich - ich drücke es mal so aus - nicht mehr ich selbst war. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, außer vielleicht: ich hatte Glück, daß ich mich noch soweit im Griff hatte, daß das außer mir niemand mit bekam.
Es war klar, daß es so nicht weiter gehen konnte, und so entschied ich mich für ein radikales Vorgehen: Ich weihte zwei sehr gute Freundinnen ein, nahm mir den ganzen August frei, Kind und Hund waren für den August ohnehin bereits anderweitig untergebracht, füllte meinen Gefrierschrank und "sperrte mich ein". Heißt, ich verließ den ganzen August mein Haus nur zu Spaziergängen in Begleitung eine dieser beiden Freundinnen, die mich auch mit frischem Essen (Milch, Gemüse etc.) versorgten.
Ich reduzierte Baclofen zunächst innerhalb von 5 Tagen auf 200 mg, was gut ging. Die nächsten 50 mg waren deutlich schwieriger, weil ich bei zu schnellem Reduzieren Panikattacken bekam (seither weiß ich, wie schrecklich das ist). Um auf 150 mg zu kommen brauchte ich zwei Wochen. Diese zwei Wochen waren schrecklich. Das Verlangen nach Wein war so schlimm, daß ich tagelang nur in meinem Bett lag, unfähig irgend etwas anderes zu tun, als mich zu zwingen, zu bleiben wo ich bin und keinen Alkohol zu besorgen.
Unter 150 mg wurde das Verlangen dann besser - oder lag es daran, daß ich bereits fast drei Wochen nüchtern war? Wie auch immer, es ging mir besser. Bis Ende August reduzierte ich auf 125 mg, mit dieser Dosis war das Verlangen aushaltbar und ich kam, was die UAW anbetrifft, leidlich zurecht. Leidlich zurecht deswegen, weil ich eine sehr unangenehme UAW verspüre: ab Nachmittag kann ich meinen Kopf kaum noch halten, was dazu führt, daß ich meine Nackenmuskulatur stark anspanne, was wiederum sehr schmerzhaft ist.
Als der Alltag mich dann wieder hatte, begann ich akriebisch aufzuschreiben, wann und wieviel Baclofen ich einnahm, wann und wie stark das Verlangen auftrat und was dazu geführt hatte. Ich begann, Dosis und Einnahme von Baclofen zu variieren um über Versuch und Irrtum und mit Hilfe des Baclofenrechners die für mich beste Dosierung und Verteilung herauszufinden. Ich fand heraus, daß das Verlangen am Schlimmsten zwischen 15 und 18 Uhr ist und auch, daß ich diese Zeit am besten abdecke, wenn ich um 10 Uhr mit der Einnahme beginne und alle 2,5 Stunden eine weiter Dosis einnehme (die aktuelle Dosis und Verteilung schreibe ich am Ende dieses Posts auf).
Ganz nüchtern bleiben konnte ich leider nicht, aber es waren bis Ende des Jahres nie mehr als zwei Tage die Woche, an denen ich Wein trank. Dann allerdings verlor ich fast immer die Kontrolle und es waren dann immer 3 x 250 ml Flaschen Roséwein, allerdings auch nicht mehr. Aber schlimm: ich trank heimlich.
Zwischen Weihnachten und Neujahr las ich dann den Carr „Endlich ohne Alkohol“. Und siehe da…sogar Sylvester hatte ich aber auch gar keine Lust auf Alkohol.

Mitte Januar fing ich dann an, sehr langsam und vorsichtig, Baclofen weiter zu reduzieren (wegen der schmerzenden Nackenmuskulatur). Ab Ende Februar war ich dann bei 60 mg.
War – denn: ein Abend bei Freunden – und es gab meinen Lieblingsrotwein. Das Problem: Ich trinke sehr gerne Rotwein. Und da gelingt es mir einfach nicht, diesen nach Carr als „Ruin“ zu betrachten. Ist für mich ein Stück Lebensqualität. Und früher, vor 2008, ging es ja auch…und mit Rotwein habe ich mich noch nie betrunken…Leider blieb es nicht bei einem Glas an dem Abend…
Am nächsten Tag war das Verlangen wieder da – und ich griff wieder zum Roséwein und fiel in alte Trinkgewohnheiten zurück. Zwei bis vier 250 ml Flaschen am Tag…Natürlich begann ich sofort, Baclofen hoch zu dosieren. Es dauerte trotzdem fast drei Wochen, bis ich die Finger wieder vom Wein lassen konnte. Seit 22. März bin ich wieder nüchtern und werde es jetzt auch lange bleiben, ein Jahr habe ich mir erst einmal vorgenommen.
Denn: Ich habe verstanden: wenn ich weg will von alten Trinkgewohnheiten, dann geht das bei mir nicht ohne längere Abstinenz. Das Leben ist viel zu schön ohne Alkohol, es ist das Glas Rotwein nicht wert, zu riskieren, wieder dort zu landen, wo ich Mitte 2016 war. Denn da will ich niemals wieder hin.

Aktuelle Dosierung: 35-35-17,5-17,5 mg um 9:30 h, 12 h, 14:30 h und 17 h, insgesamt 105 mg.

Euch allen noch einen schönen Abend
Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Fallada's Weg
BeitragVerfasst: Mittwoch 5. April 2017, 23:22 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Liebe Fallada
Es war ein langer Tag für mich, aber es erscheint mir wichtig, auch zu später Stunde noch auf Deine Zeilen zu antworten.
Fallada hat geschrieben:
morgen bin ich 5 Jahre Mitglied in diesem Forum
Ein Jubiläum, dazu herzliche Gratulation! :daumen:
Fallada hat geschrieben:
Ich hatte über Monate sehr langsam bis auf 250 mg Baclofen am Tag hoch dosiert und anstatt daß das Verlangen nach Wein nachließ, wurde es immer schlimmer.
Offenbar ein Phänomen, von dem wir hier im Forum schon des öfteren gelesen haben.
Fallada hat geschrieben:
Seltsamerweise gingen o.g. Symptome mit den ersten Schlücken zurück und nach einer halben Flasche Wein fühlte ich mich geradezu nüchtern und gesund.
Vermutlich hast Du damit die "Überdosis" von Bac kompensiert...
Fallada hat geschrieben:
Ende Juli kam es dann wie es kommen mußte: Ich erlebte eine Nacht, in der ich - ich drücke es mal so aus - nicht mehr ich selbst war. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, außer vielleicht: ich hatte Glück, daß ich mich noch soweit im Griff hatte, daß das außer mir niemand mit bekam.
Danke für Deine offene Kommunikation, es zeigt einmal mehr, dass hohe Dosen Bac in Kombination mit Alkohol zu sehr kritischen psychischen Zuständen führen können. Nehmen wir dies als Warnung wahr für alle anderen...
Fallada hat geschrieben:
Die nächsten 50 mg waren deutlich schwieriger, weil ich bei zu schnellem Reduzieren Panikattacken bekam (seither weiß ich, wie schrecklich das ist).
Du bestätigst meine Erfahrung beim abdosieren! Obschon meine Dosis niemals so hoch war.
Fallada hat geschrieben:
ab Nachmittag kann ich meinen Kopf kaum noch halten, was dazu führt, daß ich meine Nackenmuskulatur stark anspanne, was wiederum sehr schmerzhaft ist.
Spastiken habe ich beim Abdosieren ebenfalls erlebt!
Fallada hat geschrieben:
Seit 22. März bin ich wieder nüchtern und werde es jetzt auch lange bleiben, ein Jahr habe ich mir erst einmal vorgenommen.
:-bd

Liebe Fallada, Du hast etwas Grosses vollbracht, diesem Dilemma zu entrinnen. Ich sage es einfach mal mit diesen Worten. Dein Bericht erscheint mir wie eine Wegmarke auf dem Baclofen-Weg zu sein.

Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und bleibe so stark, wie es aus und zwischen den Zeilen zu lesen ist.

LG
moon

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(Antoine de Saint-Exupéry)


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