Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Die Sonne scheint wieder
BeitragVerfasst: Donnerstag 2. Dezember 2010, 01:11 
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Registriert: Mittwoch 1. Dezember 2010, 12:41
Beiträge: 3
Hallo
Ich möchte mich hier auch vorstellen, und bin dabei fast ein wenig aufgeregt.
Alles ist so neu und gut, und ich habe das Gefühl als stehe ich am Beginn eines ganz neuen, anderen Lebens. Dank Baclofen.
Hier mein Status: ich bin 49, körperlich gesund, habe drei erwachsene, erfolgreiche Söhne, bin von der Mutter meiner Söhne geschieden, und meine zweite Partnerschaft ist vor kurzem nach 18 Jahren mit suchtbedingtem Verhalten von der anderen Seite nicht mehr verlängert worden. Ich bin im Job gut, habe ein stabiles soziales Umfeld mit herzlichen Freunden und Freundinnen. Und bin Alkoholiker, trocken seit Feb 2009, aber mit 3 kurzen, aber fetten Rückfällen im Juni 09, Juni 10 und grad erst vor zwei Monaten.
Meine (Alkohol)- Geschichte:
Ich habe schon immer konsumiert, seit 30 Jahren. Weniger der Gesellschaftstrinker, eher der Belohnungstrinker, Entspannung suchend nach der Arbeit. Wein früher , dann mit den Jahren, die Steigerung zum Whisky, in den letzten Jahren Weinbrand, vorzugsweise Melchers Rat, ein gutes Preis/Leistungsverhältnis. Aber ein schlechter Rat. Nach Außen lief alles glatt und erfolgreich. Job, keine Probleme, Führerschein nie abgegeben trotz Alkoholfahrten. Ich habe viel Glück gehabt. Soziale Einschränkungen ja, aber nicht wahr haben wollen. Da ich keine Bevorratung von Alkohol wollte, musste ich immer sehen, dass ich nach Hause kam, bevor die Läden schlossen.
Partnerschaft: Desaster. Erste Frau Alkoholikerin, Zweite Frau fing in der Partnerschaft mit mir das Saufen an. Sie machte den Break durch Entgiftung im Krankenhaus vor neun Jahren. Ich trank weiter, war noch nicht soweit, dass ich meine Sucht vor mir zugeben konnte, obwohl mir schon weit weit vorher klar war, dass da was nicht stimmt. 2004 dann der erste Entschluss aufzuhören. Ein halbes Jahr war ich trocken. 2005 Psychosomatische Kur, nach drei Monaten Abstinenz ging es weiter mit dem Stoff, schlimme Depressionen.
Seit Jahren schon morgens getrunken, nachts um weiter schlafen zu können, am Wochenende teilweise rund um die Uhr, je nachdem ob Verabredungen da waren, oder ich mich abschießen wollte. Das Leben lief nebenher weiter. Stoff war wichtiger als Partnerschaft und alles andere. Es kostete viel Energie, überhaupt ein Leben um den Alkohol herum aufrecht zu erhalten. Ab 2007 lebte ich alleine, um in Ruhe weiter trinken zu können. Dadurch wurde es immer heftiger. Auffälligkeit im Job, immer mehr die Verzweiflung der Sucht ausgeliefert zu sein, die schönen Stunden mit dem Alk gab es nicht mehr.
Besoffen hab ich nur noch geschlafen. Dann, Feb 2009 Eskalation in der Partnerschaft, zeitgleich mit eigenem Bemühen eine Selbsthilfegruppe zu finden, was auch gelang. Abstinenz ohne Entgiftung, ohne körperliche Entzugserscheinungen. Seit dem geht nur noch die Post ab, in meiner eigenen Entwicklung. Konfrontation mit den eigenen Schattenseiten, den Süchten ob Stoffgebunden oder nicht. Beziehungssucht, Kaufsucht, Arbeitssucht, Sucht nach Anerkennung, ich kenne sie alle. Durfte sie alle jetzt sehen, ohne den Nebel durch Alkohol und das Lügengebäude der künstlichen Selbstsicherheit.
Depressionen kamen wie die Hölle, oder besser gesagt, Ängste, denn das war es wohl mehr. Angst vor der Zukunft, vor dem Versagen, Hoffnungslosigkeit.
Panik im Alleine sein, Unruhe und Getriebenheit. Abhängigkeit und Sucht auch zu dem Menschen, den ich liebe, auf den ich mich in meiner Alkohol-Abstinenz stürzte, an den ich mich klammerte. Sie mit meinen Ängsten zu schüttete.
Drei Versuche, mit Antidepressiva die Lage zu verbessern scheiterten daran,
dass sie einfach das Gegenteil bewirkten und zu viele Nebenwirkungen hatten. In emotionalen Spannungen, ausgelöst durch die Schieflage in der Partnerschaft und meinen falschen Erwartungen, kam es Rückfällen mit unangenehmen Folgen. Aber jedes Mal mit der Erkenntnis: Du bist Alki. Du darfst das Zeug nicht.
Im Juli bekam ich den ersten Hinweis auf Baclofen, habe mir das Forum das erste mal angesehen. Spürte intuitiv das ich hier auf dem richtigen Weg bin.
Aber konnte es nicht glauben, es hörte sich einfach „unglaublich“ gut an. Parallel dazu wurde mir selbst immer klarer, dass meine Unruhe, meine Ängste, lebenslange Begleiter waren. Nur immer im Schatten des Alkohols nicht sichtbar. Seminare, Bücher, spirituelle Entwicklung – alles gehabt, alles gut und wertvoll. Trotzdem immer das Gefühl, nur kurzfristige Klarheit und Stabilität zu bekommen. Keine Ruhe, keine wirkliche Freude. Dabei bin ich absolut kein Mensch, der zum Lachen in den Keller geht.
„Das Ende der Sucht“ habe ich mir vor zwei Wochen gekauft, weil ich durch eine glückliche Fügung nochmal auf Baclofen aufmerksam wurde. Was Ameisen beschreibt, konnte ich auf mich anwenden, das war meins.
Bin vor einer knappen Woche zu meinem Hausarzt, habe einen Ausdruck des Welt-online Interviews mit Ameisen mitgenommen und ihn gebeten sich damit zu beschäftigen. Er weiß seit Jahren um mein Problem mit Sucht, Beziehungen und Depris. Ich ging raus mit einem Rezept für Bac.
Was dann kam, fühlt sich für mich an, wie der Anfang zu einem neuen Leben.
Craving war nicht mein Thema. Ich bin ja schon eine ganze zeit überwiegend abstinent, und kenne kaum Craving. Ich denke weil ich es mir einfach verboten habe zu saufen für ein besseres Leben. Nur es fühlte sich nicht an wie ein besseres Leben.
Ich habe dann einen Tag später meine ersten 10er Baclofen genommen und SOFORT stellte sich ein, was ich kaum kannte: Ruhe, Gelassenheit, Entspannung. Klarheit, Ruhe im Umgang mit anderen. Nicht die Getriebenheit aus einem Gespräch zu flüchten. Schlafen können bis um sieben Uhr morgens.
Es ist einfach ein Gefühl, fast wie die Entspannung, die ich früher mit Alkohol hatte- nur mit klarem Kopf. Freue mich wieder beim Musik hören.
Habe Selbstbewusstsein, was sich auch durch gesunde Aggression und Wut bemerkbar macht. Trotzdem sind auch noch alle anderen Gefühle da. Trauer, Liebe, Mitgefühl so wie ich es mir wünsche. Kein Bedröhntsein, wie bei den typischen ADs. Es fühlt sich so sauber an.
Meine Dosis ist ca. 50 mg über den Tag verteilt. Bei der Dosierung kann mir ja mein Arzt nicht helfen, und ich erbitte daher Hilfe von erfahren Forum Mitgliedern. Heute Morgen habe ich höher dosiert als die letzten Tage, 30 mg auf einmal, und kam in eine tief traurige Stimmung, auch die Fähigkeit zur positiven Selbsteinstellung war mir nicht mehr gegeben. Ich weiß nicht ob es an der Dosierung lag, oder an dem Verlustschmerz, den ich wegen meines Partnerschaftlichen Desasters empfinde. Es fühlte sich das erste mal nicht gut an heute, lies aber im Laufe des Nachmittages nach, und heute Abend fühle ich mich wieder top.
Eins ist mir wichtig zu sagen: Ich beabsichtige, in meinem Leben keinen Alk mehr zu trinken. Weil ich ihn nicht nötig habe, und weil er in meinem Leben schon genug zerstört hat. Er hat mich von mir selbst und einem glücklichen Leben abgehalten. Mit seiner Hilfe habe ich mich und andere belogen und Schmerzen zugefügt. Und an dieser Stelle dürfen wir Süchtigen auch den Menschen in unserem Umfeld, besonders unseren Angehörigen, Beachtung schenken, denn sie waren es, die unter unserer Sucht mit gelitten haben.
So empfinde ich es nach diesen wenigen Tagen mit Baclofen, dass dieses Medikament es möglich macht, oder unterstützt, auch gesunde Beziehungen zu unserem Umfeld zu schaffen.
Ich habe wieder Hoffnung auf ein zufriedenes Leben. Das erste mal seit langem.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 2. Dezember 2010, 01:25 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Hallo Eisenhans,

auch den schon gelesen, vor vielen Jahren unter Tränen. Bewegende Vorstellung und viele Saiten angezupft bei mir. Später noch mehr, das muss erst wirken. Soviel noch: dosiere bitte gleichmäßig, keine Sprünge nach oben/unten, Geduld ist wichtig.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Donnerstag 2. Dezember 2010, 11:27 
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Registriert: Mittwoch 1. Dezember 2010, 12:41
Beiträge: 3
Hallo Willo, hallo federico,

zunächst mal zum technischen Ablauf in diesem Forum: Ich hoffe es ist richtig für eine Antwort an dich den Button „PM“ zu nutzen, so wie ich es machte. Ich arbeite zwar in der Telekommunikationsbranche, habe aber keine Erfahrung mit Foren, Chat usw.
Warum habe ich höher dosiert? Ich habe grade morgens fast immer ein Stimmungstief. Früher war auch das schlimmer. Gestern war es besonders schlimm. Und analog zu meinem früheren Trinkverhalten – ich hätte mich krank gemeldet und gesoffen - habe ich es mit mehr Bac versucht,
das Gefühl der Traurigkeit weg zu machen. Ich werde gern Deinen Vorschlag annehmen und bei gleichmäßiger niedriger Dosierung bleiben. Ist es denn nach Deiner Erfahrung so, dass eine höhere Dosierung grade beim Craving angesagt ist? Wie ich schon schrieb, Craving kenne ich fast nicht mehr.
Den letzten Gedanken daran, mir Alk zu beschaffen, hatte ich vor zwei Wochen, beim Zigaretten holen. Ich habe widerstanden. Ich saß am Samstag mit Menschen zusammen zum Feiern, die logischerweise ihren Glühwein tranken. Problemlos habe ich ohne Alkohol meinen Spaß gehabt. Es war ein total schöner Abend. Ich habe sonst auch in Geselligkeit dazu stehen können keinen Alk zu trinken, doch jetzt war es auch noch mit viel Spaß verbunden. Jetzt mit dem Medikament habe ich keinen Gedanken an Alk. Sogar das spontane Verlangen nach Zigarillos, z.B. wenn ich mich ins Auto setze, ist weg. Mehr innere Ruhe dämpft auch das Verlangen nach Qualm, genial.
Was mir auffällt ist der Hang zur Vergesslichkeit seit ich Bac nehme. Z.B an Gesprächsinhalte kann ich mich nicht so präzise erinnern wie sonst. Eine auffällige Ähnlichkeit zur „nassen“ Zeit. Nur bei weitem nicht so gravierend.
Willo, Du schreibst von höherer Dosierung, wenn Du krank bist. Meinst Du damit ein seelisches Down oder körperlich krank? Ich habe zeitgleich mit meinem Bac-Anfang eine ausgewachsene Erkältung mit Bronchitis. Die Erkältung hatte kurz vorher begonnen. Hat das Auswirkungen auf die Wirkung von Bac?
Ich hoffe es ist recht, wenn ich so viel schreibe. Es tut aber eben sehr gut, sich hier mitteilen zu können. Denn wer sonst kann dazu was sagen? In der SHG kann ich das Thema auf keinen Fall anbringen. Doch auch da sind wir grade aktuell dabei, den Zusammenhang von Depressionen, Ängsten und Alkohol zu diskutieren. Ich werde demnächst einen Abend über das Thema gestalten,
aber um über Baclofen zu sprechen brauche ich mehr Erfahrung und Sicherheit.
Liebe Grüße


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