Sonntag 12. August 2012, 12:28
Hallo zusammen!
Nachdem ich mich in den letzten Tagen durch die vielen interessanten Beiträge hier im Forum "gelesen" habe, möchte ich mich kurz vorstellen, weil ich glaube, dass dieses Forum ein wirklich guter Begleiter für meine Baclofen-(Eigen)Therapie sein wird.
Ich bin seit fast zwanzig Jahren alkoholabhängig und habe - glaube ich zumindest - in dieser Zeit so ziemlich alles durchgemacht, was diese schreckliche Krankheit so mit sich bringt. Auf der sozialen Ebene waren dies u. a. Scheidung, mehrmals Jobverlust, ungezählte zerbrochene Freundschaften, Schulden, Führerschein weg, usw...auf der medizinischen mehrere entzugsbedingte Krampfanfälle, zwei Delire (2004 und 2006), etliche Knochenbrüche nach Stürzen...eigentlich will ich gar nicht mehr daran zurück denken.
Von viel zu hohen Leber- und Ammoniakwerten (GGT zeitweise 2992 U/l; Ammoniak 196 µg/dl) ganz zu schweigen. Ich fand mich also bei der Lektüre von Olivier Ameisens Buch "Das Ende meiner Sucht" in etlichen Passagen wieder.
Immerhin habe ich es nach ungezählten Entgiftungen und zwei Entwöhnungstherapien (2004: 3 Monate; 2006: 2 Monate) geschafft, auch über längere Zeiträume abstinent zu bleiben (was schon aus gesundheitlichen Gründen zwingend notwendig war). Leider habe ich in meinen Abstinenzphasen aber nie das erreicht, was Olivier Ameisen als "Gleichgültigkeit“ gegenüber Alkohol bezeichnet. Meine Abstinenz ist bis heute ein täglicher, Kraft raubender Kampf gegen Alkohol und Craving bzw. SD. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund dafür, dass ich meist nach 4-6 abstinenten Monaten rückfällig werde. Ich habe dann einfach nicht mehr die Kraft zu widerstehen.
Nach allem, was ich bislang gelesen habe, besteht durch die Einnahme von Baclofen zumindest die Möglichkeit, die primären Gedanken an Alkohol ein Stück weit aus dem Alltag zu verbannen, um mich dann „mit freiem Kopf“ voll und ganz den Techniken und Strategien widmen zu können, die ich in meinen Therapien für ein abstinentes Leben gelernt habe (z. B. Sport, Entspannung, Meditation, „bewusst(er)“ Leben, usw.). Denn Abstinenz ist schon das Ziel, das ich langfristig anstrebe.
Zurzeit bin ich (mal wieder) abstinent, und nächsten Monat habe ich drei Wochen Urlaub. In dieser Zeit würde ich gerne meine (Eigen)Therapie starten, da ich dann bei eventuellen Nebenwirkungen etc. flexibler sein kann.
Beste Grüße einstweilen,
Papfl
Sonntag 12. August 2012, 13:17
Herzlich willkommen im Forum,
nicht mehr daran denken, an Deliere, Krampfanfälle, Knochenbrüche etc. wird Dir vermutlich nie vollständig gelingen. Mit Baclofen die Krankheit beherrschen und überwinden, kann helfen es zumindest zu verdauen. Das wichtigste um dieses Ziel zu erreichen, bringst Du mit, Motivation in ausreichender Stärke, Buch gelesen und anscheinend auch Baclofen.
Ob Du die vollkommene Gleichgültigkeit erreichen musst, um Craving weitgehend ausschalten zu können, ist erstmal nicht so wichtig – Du wirst sehen wie es Dir ergeht. Das allerwichtigste für den Anfang ist ausreichend Geduld, am besten in dreifacher Ausfertigung *GGG*. Vielleicht machst Du es wie viele vor dir und beginnst ein eigenes Tagebuch im Forum zu führen.
Zum Beginn der Eigentherapie würde ich Dir gerne zu „Morgen“ raten. Mit 5mg in 2 Portionen wirst Du nicht viel spüren. Wenn Du keine UAW's verspürst, kannst Du nach 5 Tagen erhöhen. Solltest Du trotzdem UAW's erleben, kannst Du die Dosierung auch 3 Wochen so lassen und erst während des Urlaubs höher dosieren.
Gutes Gelingen!
LG
Federico
Sonntag 12. August 2012, 17:21
Hallo Papfl
und herzlich willkommen auch von mir!
Zurzeit bin ich (mal wieder) abstinent
Eine der besten Voraussetzungen für den Beginn mit Bac!
Ich wünsche Dir einen erfolgreichen Start in eine Therapie, welche einigen schon ein neues Leben geschenkt hat. Du kannst auf Erfahrung und Unterstützung hier im Forum zählen.
Alles Gute
LG moonriver
Sonntag 12. August 2012, 23:04
Auch von mir:
es gibt nicht Gutes, ausser man (DU) tu (s)t ES. Wünsche Dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute hierfür.
LG jivaro
Montag 13. August 2012, 07:12
Hallo Papfl
auch ich wünsche dir gutes Gelingen und dass es dir mit Baclofen leichter fällt oder gar richtig gut gelingt.
LG
Dienstag 14. August 2012, 09:00
Hallo nochmal!
Vielen Dank fürs "Mut machen" und die freundliche Aufnahme hier im Forum. Ich werde mich im Laufe dieser Woche mal um ein Rezept für Lioresal bzw. Baclofen kümmern, um dann - wie Federico es mir weiter oben schon nahe gelegt hatte - eventuell bereits vor meinem Urlaub (September) mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen.
Bezüglich der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten hätte ich noch eine Frage: Ich habe von meinem Psychiater gegen Craving einmal täglich (abends) Doxepin 25 mg verschrieben bekommen. Da mir das ohnehin nicht geholfen hat, werde ich dieses Medikament künftig wohl einfach weglassen.
Schwieriger wird's bei Cetirizin 10 mg. Da ich unter verschiedenen Allergien leide, nehme ich davon täglich mindestens eine Tablette, bei Bedarf (gerade jetzt im Sommer - Heuschnupfen) auch mal ein oder zwei mehr. Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass Baclofen und Antihistaminika sich nicht vertragen (oder gilt das nur für Antihistaminika der ersten Generation)?
Vielleicht könnten jivaro (oder eine/r der anderen Ärztinnen/Ärzte) im Forum mich diesbezüglich kurz aufklären...?!? Das wäre echt nett. Meinen Psychiater bzw. Hausarzt möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbedingt fragen, da beide bereits von meinem Vorschlag, Baclofen auszuprobieren, nicht gerade begeistert waren.
Beste Grüße,
Papfl
Dienstag 14. August 2012, 11:07
@Papfl,
zur Information für Deinen HA und/oder Psychiater kannst Du Ihnen den
Beipackzettel Alkohol überreichen. Zettel ist untertrieben, es geht in Richtung Buch.
Deine Bedenken bezügl. des Antihistaminikums kannst Du bei der Gelegenheit auch vortragen, die arznei-telegramm Arzneimitteldatenbank (atd) gibt dazu nachfolgende Auskunft: Keine Interaktionen zwischen den abgefragten Wirkstoffen/Handelspräparaten gespeichert. Bin aber wie Du weißt, kein Arzt.
Viel Erfolg weiterhin
LG Federico
Dienstag 14. August 2012, 11:23
Danke Federico!
Habe das "Beipackbuch" herunter geladen und drucke es gerade aus. Bin gespannt, ob's was bringt bzw. ob die besagten Ärzte überhaupt "die Zeit finden", es zu lesen...wäre natürlich super, wenn sich einer von beiden (oder sogar beide?) doch noch mit Baclofen "anfreunden" könnte(n), und es mir dann auch gleich verschreiben würde(n)...werde Euch auf dem Laufenden halten.
Bezüglich der Wechselwirkungen klingt Deine Datenbankabfrage ja beruhigend. Mal sehen, ob sich noch ein(e) Arzt/Ärztin aus dem Forum dazu äußert.
Grüße einstweilen,
Papfl
Dienstag 14. August 2012, 11:43
@Papfl,
man kann in der Datenbank auch bei Interaktion als Medikament „Alkohol“ auswählen. Rate mal was da dann als Ergebnis im Zusammenhang mit Cetirizin steht ...
LG Federico
Dienstag 14. August 2012, 12:17
@ Federico
Ich weiß..."Kombination meiden" und "verstärkte ZNS-dämpfende Wirkung".
Ich habe in meinen "Hochkonsumzeiten" allerdings immer begrüßt, dass die Einnahme von Cetirizin (und größeren Hämmern - ganz früher gab es noch Teldane - heißt heute glaube ich Terfenadin) die Wirkung von Alkohol (bei mir zumindest) zusätzlich verstärkte.
Meine Leber allerdings fand das nicht so toll...
Gruß
Papfl
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