praxx hat geschrieben:
kleiner hinweis: in schweden soll es für baclofen einen schwarzmarkt geben, weil sich das rauscherlebnis durch geringe alkoholmengen dadurch angeblich verstärken lässt.
Den Effekt kann ich überhaupt nicht bestätigen. Es ist eher so, dass man mehr trinken muss, um überhaupt in den Rausch zu gelangen. Außerdem habe ich zumindest überhaupt kein Verlangen mehr nach Rauschzuständen.
Ich wurde heute nach dem Sport gefragt, ob ich noch mit in die Kneipe gehen möchte. Selbst ein Großteil der Nichtalkoholiker wäre auf ein Höflichkeitsbier geblieben, wenn sie Zeit gehabt hätten. Ich hatte einfach keine Lust dazu. Baclofen plus Alkohol macht eigentlich nur unglaublich müde.
Die Wirkung von Baclofen bei Craving würde ich gefühlsmäßig folgendermaßen beschreiben: Es gibt den Moment, an dem man selbst als Alkoholiker nicht mehr weiter trinkt. Es fühlt sich irgendwie wie Müdigkeit oder "satt getrunken" an. Danach legt sich der Alki meist schlafen.
Bei Baclofen hat man das Gleiche. Es fühlt sich wie kurz in diesem Moment an, nur dass man nicht gleich schlafen geht oder überhaupt müde ist und dass man nicht mal irgend einen Pegel erreicht hat. Physisch ist natürlich irgendetwas im Gehirn blockiert, was metaphorisch gesehen jedoch sowieso nur schadet, also gerne auch weiterhin blockiert werden darf.
Zitat:
baclofen ist keineswegs so harmlos wie ein drops...
Das ist das Nervengift Alkohol auch nicht, auch wenn es manchmal als "Lebensmittel" verkauft wird.
Hätte man die Wahl zwischen Alkohol und Baclofen würden sich die meisten Menschen gewohnheitsmäßig (eher aus Angst) für Alkohol entscheiden. Aber Alkohol verursacht rapiden Verfall von Nervenzellen, führt zu Krebs, macht abhängig, psychisch krank und zerstört Leben. Aber es ist frei verkäuflich.
Baclofen stimuliert irgendwie die Psyche und macht - oh, wie schrecklich - angstfrei. Es ist jedoch nicht frei verkäuflich.
Mit Baclofeneinnahme kann man weiter Kopf rechnen, empfindet Emotionen (im Gegensatz zu manchen Antidepressiva), schläft gut, man ist nicht minder intelligent.
Es mag zwar nicht das beste Medikament der Welt sein, es ist zweifelsfrei auch kein Wundermittel, aber es ist das einzige Mittel, das wir kennen, was auch große Chancen bietet zu heilen.
Nicht falsch verstehen, ich bin keine militante Verteidigerin von Baclofen. Bis auf meinen Bruder weiß niemand, dass ich das Mittel einnehme. Ich würde auch niemals einen Alki auf der Straße ansprechen. Ich bin nur wahnsinnig froh, dass ich es gefunden habe.