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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Wege?
BeitragVerfasst: Samstag 15. Oktober 2011, 04:19 
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Registriert: Samstag 24. September 2011, 18:54
Beiträge: 144
@ all:
Ich bin noch nicht lange im Forum, auch wenn ich seit geraumer Zeit passiv mitlese. Dennoch möchte ich an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön sagen.
Dieses Forum ist das erste, das mir a) konstruktiv einen Weg zeigt und b) in dem freundlich (zumindest, was ich bislang las) miteinander umgegangen wird.

Was brauchen Menschen im Allgemeinen, Alkoholiker besonders, am meisten?
Liebevolle Ansprache, Toleranz, Geduld und Höflichkeit im Umgang miteinander.
Es ist schwer, frustrierend und sinnlos, mit jemandem zu reden, der stark alkoholisiert ist.
Vorwürfe am nächsten Tag bringen nichts, denn der Betroffene weiß meist nicht einmal mehr, daß gesprochen wurde :-(
Da zu sein, wenns eng wird, die Geduld nicht zu verlieren, auch nach einem Absturz, das sind (in meinen Augen) wichtige Grundsätze.
Kritik ist durchaus angebracht, aber keine destruktive.
Ich habe in den eineinhalb Jahren, die ich mit meinem verstorbenen Lebenspartner zusammen war, alle Höhen und Tiefen einer solchen Beziehung durchgemacht.
Ich war wütend, zornig, verletzt, enttäuscht, traurig, hoffnungslos, das ganze Spektrum.
Bis ich lernte, zu erkennen, in welchem Zustand er sich befand.
Meist reichte mir dann ein Blick in seine Augen, auch wenn kein Alkohol auf dem Tisch stand, um auf dem Absatz kehrt zu machen.
Was nicht bedeutete, daß ich ihn fallen ließ.
Er sagte wenige Wochen vor seinem Tod, daß er an mir am meisten schätze, daß ich ihm keine Vorwürfe machte; daß ich ihn immer wieder bestärkte, wenn er versuchte, eine oder mehrere Wochen lang nicht zu trinken.
Wie denn- ich trinke/trank ja selbst und kenne das Selbstmitleid, die seelischen Schmerzen und die Mauer, die er um sich herum hochtrank.
Jeder Alkoholiker macht sich Vorwürfe, wenn er wieder mal abgestürzt ist. Da braucht er nicht zusätzlich Vorhaltungen von anderen, sondern eher Überlegungen, wie sich ein solcher Absturz in Zukunft vielleicht vermeiden läßt. Es hat nie für längere Zeit funktioniert, und dennoch glaub(t)e ich fest daran, daß grundsätzlich jeder Mensch dazu in der Lage ist, etwas zu verändern.

Bis ein Jagdhund ein guter Solcher wird, das dauert Jahre geduldigen Wiederholens der Übungen. Immer wieder Lob und ab und an Tadel, aber am meisten die Belohnung erwünschter Verhaltensweisen.
Bis ein gutes Dressur- oder Springpferd turnierfähig ist, dagegen ist die Hundeerziehung ein Klacks.
Wenn Menschen nur die Hälfte der Geduld, die sie zur Schutzhunde- oder Turnierpferdausbildung investieren, auf ihr Leben und ihre Umwelt übertragen würden, ginge es der Welt bestimmt (?) besser als heute.

Nachdenkliche Grüße

Nexe


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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Wege?
BeitragVerfasst: Samstag 15. Oktober 2011, 08:19 
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Registriert: Mittwoch 5. Oktober 2011, 18:28
Beiträge: 97
Hallo Nexe

lese gerade das Buch von Ameisen und deine Worte werden durch ihn voll bestätigt.

Was ich mich allerdings frage, ist:
wie kann es dann gehen, wenn beide Partner trinken?

Wenn einer nüchtern und im Stande ist, zu reflektieren, was passiert, mag es möglich sein, dass er ruhig bleiben kann, auch wenn er oft gekränkt sein wird durch das Verhalten des Partners.

( auch wenn er rheoretisch weiss, dass es nicht so gemeint ist)

Aber wenn beide trinken wird es schwierig, denke ich.

LG
milli


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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Wege?
BeitragVerfasst: Samstag 15. Oktober 2011, 12:10 
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Registriert: Samstag 24. September 2011, 18:54
Beiträge: 144
@ Milli:
Das ist eine gute Frage, aber schwer zu beantworten.
Ich war nie lange genug nüchtern, um aus dieser Beziehung ganz auszubrechen, wie mir immer wieder geraten wurde.
Heute weiß ich, daß ich mich völlig korrekt verhalten habe, wenn ich vor Eskalationen flüchtete (entweder nüchtern oder selbst angetrunken, das war egal) und am nächsten Morgen zurück kehrte.
Ich fragte ruhig, wie es ihm ging und wie er sich fühle.
Mein Stolz und meine Erziehung, nicht zuletzt mein eigenes Trinken, denn ich bin ebenso Alkoholikerin wie er einer war, standen mir anfangs gewaltig im Weg.
Wieso lasse ich mir so was gefallen, warum tut er/sagt er so was und..., und... Der kann mir gestohlen bleiben..., das Übliche halt.

Heute bin ich sehr froh darüber, ihn gekannt zu haben; wir haben miteinander eine schöne, aber auch schreckliche Zeit erlebt.
Durch ihn habe ich gelernt, daß es keine Schande war, wenn ich immer wieder zu ihm ging; er tat es umgekehrt ja auch bei mir:
Es war Menschlichkeit.
Den Anderen akzeptieren, wie er ist.

Das sollte (eigentlich) normal sein. Zumindest wird es in allen Religionen gepredigt; vielleicht wird es gerade deshalb so oft wiederholt, weil keiner freiwillig seinen Nächsten achtet?
Das abfällige Gerede der gemeinsamen Bekannten machte mir irgendwann nichts mehr aus. Ich wußte, daß die bei uns beiden zugrunde liegenden Sozialängste den Weg in die Abhängigkeit geebnet hatten- vielleicht waren wir uns ähnlicher, als es nach außen den Anschein hatte.
Damals befand ich mich bereits in Behandlung wegen der, ... hm, lebenslangen? Depression; er weigerte sich strikt, in eine Therapie zu gehen, obwohl er bereits zwei stat. Entgiftungen hinter sich hatte und schwer depressiv war.
Ich konnte ihn nicht dazu zwingen, aber ich konnte etwas für _mich_ tun, _ohne_ ihn zu verlassen.
Von da an wurde unsere Beziehung offener und liebevoller. Er gestand mir seine Ängste ein, die ich schon längst erkannt hatte, und ich ging meinen Weg durch die Ämter.
Er sah, wie ich mich durchbiß, wie oft ich verzweifelt in die Flasche fiel, wenn wieder mal alles schief lief. Ich glaube, wenn wir uns früher getroffen hätten, wäre er noch am Leben. Muß aber nicht sein. Vielleicht wäre ich heute tot- keine Ahnung.

Es gibt keinen "guten Rat", was eine Beziehung anbelangt, in der beide trinken.
Wichtig ist gegenseitiges Vertrauen.
Das ist sehr schwer bei einem Menschen, der ab dem 5. oder 6. Bier ausfällig wird; der selten Termine einhält, am Telefon wortlos auflegt, dem die Saufkumpel scheinbar wichtiger sind als die Beziehung, der einen öffentlich demütigt und anderes...
Der sich und seine ständig genervte Laune vielleicht als "völlig normal" betrachtet, einem aber den eigenen vergleichsweise moderaten Alkoholkonsum unter die Nase reibt.
Wenn vom Partner _nichts_ zurück kommt, dann ist es für beide besser, die Beziehung zu beenden.
Mein Freund gab, was er geben konnte, und das war für mich eine ganze Menge.
Er war nicht der erste Alkoholiker, mit dem ich zusammen war (Gleich zu Gleich gesellt sich gern), aber der erste (und einzige) Mann in meinem Leben, der über seinen Schatten springen konnte und mir so die Möglichkeit gab, es auch zu tun.
Stichworte hier: Stolz, Erziehung, "was denken die Anderen" usw.
Ich kann dazu nicht mehr schreiben, denn jede Beziehung ist einzigartig. Sobald jedoch körperliche Gewalt und/oder Unehrlichkeit (Stehlen, gemeinsames Konto plündern usw.) dazu kommen, sollte die Trennung vollzogen werden.

LG

Nexe


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