@ all:
Ich bin noch nicht lange im Forum, auch wenn ich seit geraumer Zeit passiv mitlese. Dennoch möchte ich an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön sagen.
Dieses Forum ist das erste, das mir a) konstruktiv einen Weg zeigt und b) in dem freundlich (zumindest, was ich bislang las) miteinander umgegangen wird.
Was brauchen Menschen im Allgemeinen, Alkoholiker besonders, am meisten?
Liebevolle Ansprache, Toleranz, Geduld und Höflichkeit im Umgang miteinander.
Es ist schwer, frustrierend und sinnlos, mit jemandem zu reden, der stark alkoholisiert ist.
Vorwürfe am nächsten Tag bringen nichts, denn der Betroffene weiß meist nicht einmal mehr, daß gesprochen wurde
Da zu sein, wenns eng wird, die Geduld nicht zu verlieren, auch nach einem Absturz, das sind (in meinen Augen) wichtige Grundsätze.
Kritik ist durchaus angebracht, aber keine destruktive.
Ich habe in den eineinhalb Jahren, die ich mit meinem verstorbenen Lebenspartner zusammen war, alle Höhen und Tiefen einer solchen Beziehung durchgemacht.
Ich war wütend, zornig, verletzt, enttäuscht, traurig, hoffnungslos, das ganze Spektrum.
Bis ich lernte, zu erkennen, in welchem Zustand er sich befand.
Meist reichte mir dann ein Blick in seine Augen, auch wenn kein Alkohol auf dem Tisch stand, um auf dem Absatz kehrt zu machen.
Was nicht bedeutete, daß ich ihn fallen ließ.
Er sagte wenige Wochen vor seinem Tod, daß er an mir am meisten schätze, daß ich ihm keine Vorwürfe machte; daß ich ihn immer wieder bestärkte, wenn er versuchte, eine oder mehrere Wochen lang nicht zu trinken.
Wie denn- ich trinke/trank ja selbst und kenne das Selbstmitleid, die seelischen Schmerzen und die Mauer, die er um sich herum hochtrank.
Jeder Alkoholiker macht sich Vorwürfe, wenn er wieder mal abgestürzt ist. Da braucht er nicht zusätzlich Vorhaltungen von anderen, sondern eher Überlegungen, wie sich ein solcher Absturz in Zukunft vielleicht vermeiden läßt. Es hat nie für längere Zeit funktioniert, und dennoch glaub(t)e ich fest daran, daß grundsätzlich jeder Mensch dazu in der Lage ist, etwas zu verändern.
Bis ein Jagdhund ein guter Solcher wird, das dauert Jahre geduldigen Wiederholens der Übungen. Immer wieder Lob und ab und an Tadel, aber am meisten die Belohnung erwünschter Verhaltensweisen.
Bis ein gutes Dressur- oder Springpferd turnierfähig ist, dagegen ist die Hundeerziehung ein Klacks.
Wenn Menschen nur die Hälfte der Geduld, die sie zur Schutzhunde- oder Turnierpferdausbildung investieren, auf ihr Leben und ihre Umwelt übertragen würden, ginge es der Welt bestimmt (?) besser als heute.
Nachdenkliche Grüße
Nexe