Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Mittwoch 8. Juni 2011, 01:04 
Servus

Auch wenn ich über Baclofen geschimpft habe, wie ein Rohrspatz, steige ich nun doch ins Boot. Ich habe in den letzten Wochen viele schlaflose Nächte hier lesend im Forum verbracht und mich auch sonst im Netz umgesehen. Es war mir bisher eigentlich überhaupt nicht so richtig bewusst, dass es wirklich vielen genau so geht: Wenn die Flasche ruft, gibts keine Gegenwehr. Zumindest auf die Dauer brechen meine Schutzwälle immer wieder zusammen, wie Sandburgen bei Flut. Meine ewigen Rückfälle zermürben mich ein ums andere mal mehr. Ich habe dadurch überhaupt keine Kraft mehr, an meiner Lebenssituation zu arbeiten. Meine Sonnenblume leidet ebenfalls sehr. Wenn ich so weiter mache bestehen gute Aussichten auf Einsamkeit, ein Bett unter Sternen und einen frühen Tod.

Heute mittag sprach ich mit meiner Therapeutin über meinen Plan. Ihre Reaktion hatte mich wirklich erstaunt, da ich sie bislang für flexibler hielt. Sie sprach über Baclofen von einem süchtig machenden Medikament. Sie lehnte diese Art der Therapie grundlegend ab. Ihr Arbeitsansatz stellt die dauerhafte Abstinenz an die erste Stelle (soviel zu HR). Wir redeten lange. Die Überweisung bekam ich trotzdem.

Später war ich bei meinem Hausarzt. Doch der traut sich an das Medikament nicht ran. Ich bekam aber immerhin eine Überweisung zum Neurologen. Dort werde ich morgen vorstellig werden. Die Odyssee beginnt.

Mehr von mir, sobald es was neues gibt.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Mittwoch 15. Juni 2011, 03:14 
Hallo

Gestern hat der Neurologe es ebenfalls abgelehnt, mir Baclofen zu verschreiben. Hat es auch gut begründet. Offensichtlich kennt er diesen Wirkungsbereich, verweist aber auf den Mangel an verbindlichen Studien und vor allem auf die fehlende Zulassung. Meine Sonnenblume hat ihn darauf hin gefragt, ob er ihr nicht einfach eine höhere Dosis verordenen kann (damit ich mich daran, wie gehabt, bediene). Auch das hat er abgelehnt, weil es sich mit ihrem Befund nicht vereinbaren ließe. Allerdings (und da fällt mir der Begriff Harm Reduction wieder ein) bekam sie dann doch ein weiteres Rezept für ihre 10mg-Pillen. So sind die nächsten Tage erst mal gerettet.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Mittwoch 15. Juni 2011, 14:51 
Hallo

So, ich bin seit gestern bei meiner gefühlten Idealdosis von 70mg. Der Craving lässt schon deutlich nach. Heute Nacht habe ich die letzten Biere auch nur noch angetrunken und dann weg gekippt. Entzugserscheinungen, wie Schwitzen, Unruhe und Tremor halten sich in vertretbaren Grenzen. Meine Ängste und Depressionen sind ebenfalls nicht sehr stark. Meine Belastungsfähigkeit ist allerdings nahe null. Das schlechte Gewissen über das, was ich die letzten Wochen wieder mal geleistet habe, könnte jedoch kaum größer sein. Werde später mit meiner Sonnenblume mal spazieren gehn.


@willo: Danke für die Infos. Mein Problem im Moment ist allerdings, nicht nur einen Arzt zu finden, der mir Bac off-label verschreibt. Er müsste mir ein normales Rezept ausstellen, da ich's mir bei der momentanen Dosierung nicht leisten kann. Hab mich mal wieder völlig in den Ruin gesoffen. Um mich herum ist quasi eine kreditfreie Zone entstanden. Deshalb bin ich mit der Lösung es über meine Freundin zu beziehen erst einmal ganz zufrieden und hoffe, dass der Doc sie weiter mit Nachschub versorgt.

In diesem Zusammenhang noch ein paar Sätze. Natürlich könnte ich mich mit dem Geld, das ich versoffen habe gut mit Bac eindecken. Allerdings habe ich für die Beschaffung von Nachschub Dinge getan, die ich sonst keinesfalls tun würde. Vor allem deshalb will ich's auch los werden. Der Suff verändert meine Persönlichkeit in einer Art, dass ich mich selbst nicht wieder erkenne.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Samstag 18. Juni 2011, 03:07 
Hallo

Ich nehme Baclofen nun zum ersten Mal über mehrere Tage in der gleichen hohen Dosis. Vorher hatte ich es nach meinem ersten Trockentag sofort wieder begonnen auszuschleichen. Auch wenn Federico schreibt, es wäre kein Wunder, für mich ist die Wirkung phänomenal. Bisher musste ich mich mit über die Tage zunehmender Willenskraft gegen das Craving wehren. In dieser Phase sind meine Gedanken fast ausschließlich darum gekreist, wie ich den Tag überstehe, ohne mir etwas zu besorgen. Statt dessen ist mein Interesse an Alkohol fast null. Das ist ein völlig neues Erlebnis für mich und es entlastet mich ungemein.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Samstag 18. Juni 2011, 11:17 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
@Rolidor,

irgendwie verblüffend ist die Rasanz Deiner Aufdosierung. Es geht aus Deinen Beiträgen nicht klar hervor wann, wie und in welchen Zeitabschnitten Du mit Baclofen angefangen hast. Am 08. Juni kündigst Du den Beginn ohne Rezept an, am 18. Juni schreibst Du:
Zitat:
So, ich bin seit gestern bei meiner gefühlten Idealdosis von 70mg.

Entweder klaust Du Deinem Sonnenschein die Baclos oder ...? Die Forderungen die Du stellst sind auch etwas bedenklich:
Zitat:
@willo: Danke für die Infos. Mein Problem im Moment ist allerdings, nicht nur einen Arzt zu finden, der mir Bac off-label verschreibt. Er müsste mir ein normales Rezept ausstellen, da ich's mir bei der momentanen Dosierung nicht leisten kann.

Die Motivation ist auch mit Baclofen von entscheidender Bedeutung. Wenn Du es wirklich willst, findet sich immer eine Lösung. Die Kosten pro Monat für Privatrezept, Labor, usw. sind äußerst überschaubar, Willow hat es aufgrund der Angaben von Praxx ausgerechnet.

30 € für 1 - 2 Arztbesuche im Monat
5 € anteilig für Labor (15 € je Quartal)
25 € für Baclofen (bei 75 mg je Tag

zusammen also rund 60 € im Monat bei komplett privater Abrechnung.
Das ist mit Verlaub, auch für Harzer problemlos machbar.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Samstag 18. Juni 2011, 13:12 
Hallo

@the hog of steel ;): Danke für deine aufmunternden Zeilen.

@federico:
Federico hat geschrieben:
irgendwie verblüffend ist die Rasanz Deiner Aufdosierung.
Ich habe genau so flott aufdosiert, wie sonst, wenn ich es nur zur Unterstützung des Entzugs eingesetzt habe. 1.Tag 20mg, 2.Tag 40mg, 3.Tag 60mg, 4.Tag 70mg. Es hat sich bei meinen bisherigen Selbstentgiftungen herausgestellt, dass diese Dosis meine ansonsten starken Entzugserscheinungen wirkungsvoll dämpft und mein Interesse an Alkohol mindert. Ist bestimmt nicht die ideale Vorgehensweise, um das Medikament einzustellen. Die in meinen anderen Postings beschriebenen starken Nebenwirkungen sind die Folge, waren mir die Sache aber wert. Wegen der Nebenwirkungen wollte ich es aber auch schnell wieder loswerden.

Ich war durch meine Freundin per Zufall zu Baclofen gekommen. Erst durch dieses Forum wurde ich dazu angeregt, Baclofen einmal über eine längere Zeit zu nehmen. Natürlich werde ich jetzt versuchen, die Dosis anzupassen.

Federico hat geschrieben:
Entweder klaust Du Deinem Sonnenschein die Baclos oder ...? Die Forderungen die Du stellst sind auch etwas bedenklich:
Das sind keine Forderungen, sondern waren ein Wunsch. Ich bin Hartzler, hatte meine Bezüge schon am Monatsanfang restlos verflüssigt und bin nun völlig pleite. Außerdem war ich völlig verzweifelt, weil ich den Eindruck hatte, nie mehr vom Alk loszukommen. In diesem Zustand habe ich diese Zeilen verfasst. Im Moment versorgt mich meine Süße tasächlich mit Bac.

Federico hat geschrieben:
Die Motivation ist auch mit Baclofen von entscheidender Bedeutung. Wenn Du es wirklich willst, findet sich immer eine Lösung.
Mit meiner Motivation wars bis vor kurzem nicht mehr weit her (siehe oben). Ich wusste schon gar nicht mehr wie es sich anfühlt, einige Tage ohne Craving zu leben. Durch diese Erfahrung beginne ich jetzt wieder Zuversicht zu fassen. Daher habe ich mich inzwischen auch dazu entschlossen, nach einer Lösung zu suchen.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Montag 20. Juni 2011, 02:13 
10. Tag

Hallo

Die Nebenwirkungen wie trockener Mund und Müdigkeit nach Einnahme lassen nach. Albträume habe ich die letzten zwei Tage auch nicht mehr gehabt - vielleicht schlafe ich auch zu wenig, um welche zu haben. Ich komme seit meinem Entzug nur noch zu etwa 4-5 Stunden/Tag. Ich bin heute auf 60mg (20-20-20) herunter gegangen und habe seit dem Abend leichtes craving. Ist aber auszuhalten. Deshalb werde ich erst mal bei dieser Dosis bleiben und schauen, was passiert.

Ansonsten erstaunt mich vor allem meine Gelassenheit. Keine Ausraster, wenn mir etwas nicht so gut von der Hand geht. Meine pauschalen Ängste sind ebenfalls wesentlich schwächer geworden. Ich erinnere mich leise daran, dass ich früher mal so gewesen sein muss. Ist allerdings gefühlte 100 Jahre her. Außerdem werde ich zunehmend aktiver und kümmere mich wieder um den Haushalt und meinen Schatz. Meine Zuversicht, doch wieder eine Perspektive gewinnen zu können, wächst deutlich.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Mittwoch 22. Juni 2011, 08:53 
Hallo

Dank jivaro habe ich jetzt einen Arzt gefunden, der mir wahrscheinlich Bac verschreiben wird. Konnte allerdings keinen Termin vor Ende August bekommen. Einen weiteren Versuch habe ich unternommen, indem ich der Leiterin der hiesigen psychiatrischen Ambulanz einige der Unterlagen ausgedruckt habe, die hier im Forum zur Verfügung stehen. Sie ist Ärztin und arbeitet mit Suchtkranken. Vielleicht ergibt sich da etwas.

Da der Vorrat meiner Sonnenblume an Bac sehr begrenzt ist, werde ich es daher erst einmal wieder absetzen. Dieses Mal allerdings etwas sanfter als sonst - 10mg/2 Tage. Ich bin guter Dinge, die Bac-freie Zeit hinter mich bringen zu können. Immerhin konnte ich die letzten Tage die Erfahrung machen, dass es auch für mich ein Leben ohne Craving geben kann.

Ich bin jetzt bei 50mg/Tag (10mg/3 Std). Leichte Unruhe macht sich breit, allerdings kein craving. Alles wird gut.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Freitag 24. Juni 2011, 12:20 
40mg/Tag. Meine Gelassenheit verabschiedet sich so langsam. Unruhe, Unsicherheit und Ängste (vor allem die vor Überforderung) nehmen zu. Allerdings bin ich diesbezüglich inzwischen etwas aufmerksamer, als noch vor ein paar Wochen. Der Gedanke daran, etwas zu trinken, stellt sich immer öfter ein. Allerdings habe ich nicht die aller geringste Lust dazu.

Inzwischen gewinne ich den Eindruck, dass ich die Überforderungsmechanik dazu benutze, dem Craving nach zu geben. Wenn es ich nämlich schaffe, zu einer Sache, die mich zu überfordern droht etwas Abstand zu gewinnen, dann kann ich sie oft auch erfolgreich beenden. Ist allerdings eine schwere Übung für mich. Ich tendiere doch sehr dazu, mich in etwas hinein zu steigern - mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Wenn etwas zu erledigen ist, gehört es erledigt. In den Tagen mit konstanter Baclofendosis gelang mir es eher, Aufgaben mit einer gewissen inneren Ruhe anzugehen und erfolgreich abzuschließen.

Ich werde daher noch mal bei meinem Hausarzt vorsprechen und ihn bitten, mir das Medikament wenigstens bis zu meinem Termin beim Doc Ende August zu verschreiben.

Grüzli
Rolidor


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 Betreff des Beitrags: Re: Experiment Rolidor
BeitragVerfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 00:54 
20mg/Tag

Craving ist kein Thema mehr. Ich trinke wieder. Allerdings brauchte ich vorgestern nur 6 und gestern 8 Biere (im Gegensatz zu einer ganzen Kiste oder zwei Flaschen Wodka). Heute waren es zwölfe und ich bin immer noch nicht satt.

Es sind eindeutig zwei Welten für mich. Es gab fünf Tage, in denen ich Bac in gleichbleibender hoher Dosis (70mg) eingenommen habe. Alk wurde mir völlig egal. Kein Craving. Eine für mich ungemein entlastende Situation. Inzwischen ist es wieder so, dass ich mich am liebsten völlig zuschütten möchte. Allerdings habe ich gestreut - Unterlagen an mehreren Therapeuten und Ärzte gegeben. Habe heute auch eine etwas schwammige Rückmeldung bekommen: eine der Therapeutinnen würde mir helfen. Ich bin hoffnungsvoll, doch nun endlich zu einem Rezept zu kommen.

Alles wird gut, oder?

Grüzli
Rolidor


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