Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Meine Baclofen-Therapie
BeitragVerfasst: Montag 22. Februar 2010, 23:49 
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Beiträge: 209
Wohnort: Berlin
1. Tag:

8:00 Uhr: 10 mg
14:00 Uhr: 10 mg
19:oo Uhr: 10 mg

Gewicht: ca. 50 kg

Ich habe zunächst mit einer Entgiftung angefangen, wie angeraten.

Also, ich bin heute morgen relativ zeitig aufgewacht, um das Mietauto zurückzugeben. Davor habe ich die erste Tablette genommen, weil ich sonst keine Zeit mehr gehabt hätte. Da ich morgendlich keinen "Craving" habe, hab ich von der Wirkung der Tablette gegen das Craving nichts gespürt. Das Medikament hatte zunächst nur eine beruhigende Wirkung auf mich. Um 14 Uhr nahm ich dann die nächste und räumte daraufhin nach Monaten meine Wohnung tip-top auf. Danach ging ich zur Arbeit. Da ich nach der Arbeit immer craving verspürte, also gleich nach der Arbeit sofort zum Spätkauf gerannt bin, um mir eine Flasche Wein zu holen, nahm ich kurz davor eine weitere Dosis ein. Es hat gewirkt. Ich hatte gegen 22 Uhr (vorhin) nach Arbeitsschluss keinerlei "Appetit" auf Alkohol. An Alkohol selbst denke ich noch zeitweise, vermutlich weil es noch vor Kurzem so eine große Rolle in meinem Leben gespielt hat. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ich mittlerweile zur Einsicht gekommen bin, dass es bei mir nicht bei einem Glas Rotwein bleibt.

Nebenwirkungen: Gesteigerter Appetit. Rauche mehr. Beruhigend. Konzentration lässt zu Wünschen übrig.

Was ich erwartet hätte: Müdigkeit (ist leider nicht aufgetreten), muss für heute Abend eine Dominal (Schlafmittel) nehmen.

Ziel für morgen: 10 x 3 und natürlich Abstinenz

Anmerkung: Hatte auch in der Vergangenheit nie ein Problem damit für einige Tage und Wochen aufzuhören. Ich weiß auch, dass 10 mg zu viel für den Anfang sind, aber aus Erfahrung weiß ich, dass ich nicht gut im Zerteilen von Pillen bin und dass ich auch bei einer so kleinen Tablette die zweite Hälfte ständig verlieren würde. Was mir seit dem Wochenende auch klar ist, ist dass ich anscheinend ein wenig depressiv bin.


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 Betreff des Beitrags: Re: Meine Baclofen-Therapie
BeitragVerfasst: Dienstag 23. Februar 2010, 12:10 
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Hallo anke,

Herzlichen Glückwunsch erstmal zum gelungenem Start. Ich habe den Eindruck, daß Du gut vorbereitet "ins Rennen" gehst.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, beginnst Du mit 3x10 mg? (Du hattes im Text auch einmal von 10mg geschrieben).
30 mg für den Anfang erscheinen mir auch etwas grenzwertig bei Deinem Körpergewicht, aber bisher scheinst Du ja nicht allzu starke Nw zu haben.
Jetzt wirst Du, nehme ich an in Besitz von 10mg-Tabletten sein und mein Tip wird zu spät kommen: Es gibt 25er Baclofen, die recht gut zu vierteln sind. Das ergibt Einzeldosen von 6,25mg. Ich habe z. B. mit 3x6,25 angefangen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und halte uns auf dem Laufenden.

LG
Obelix


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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Februar 2010, 13:45 
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Oh, das sollte natürlich 3 x 10 heißen. Hatte in der Nacht schlimme Bauchkrämpfe mit Übelkeit und musste mehrmals Erbrechen. Hoffe, dass das nicht an Baclofen liegt. Hab mich dann heute morgen krank gemeldet und bis vor einer Stunde durchgeschlafen. Der Schlaf selbst war nicht besonders erholsam. Vielleicht liegt es ja auch an der Entgiftung. Habe heute meinen 5. Tag und hab in Ameisens Buch (bin auf Seite 50) gelesen, dass es erst da zu schlimmen Entzugserscheinungen kommt (im Internet stand, dass nach 72 Stunden das Schlimmste überstanden sei).
Es ist trotzdem ein schönes Gefühl keinen Alkohol mehr zu trinken.


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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Februar 2010, 23:21 
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2. Tag (5. Tag Abstinenz)

11.00 Uhr: 10 mg
17.00 Uhr: 10 mg
20.00 Uhr: 20 mg

Bin ein wenig am kränkeln und auf der Arbeit bis morgen krank geschrieben.
Glaube auch, dass aufgrund des vielen Erbrechens mein Körper die vorherigen Dosierungen nicht gut oder gar nicht aufgenommen hat. Positiv ist mir wieder die beruhigende Wirkung von Bac aufgefallen. Mein Mitbewohner scherrt sich einen Kehricht darum, dass ich krank bin und dreht seine Musik auf. Gegen 16 kiffte er zusammen mit einem Kollegen im Wohnzimmer. Das Ganze hat mich ziemlich geärgert, auch weil ich erst gestern gründlich aufgeräumt habe (er hat im Wohnzimmer daneben geascht) und ihm mehrmals gesagt habe, dass ich den Geruch von Marihuana nicht leiden kann. Gegen 17 Uhr überkamen mich irrationale Ängste. Bac hat mir nach 30 Minuten geholfen das durchzustehen. Bin dann auch kurz spazieren gegangen. Gegen 20 Uhr entwickelte sich bei mir ein enormes Craving, bei dem ich mir schon ernsthaft überlegt habe zu den "moderaten Trinkern" überzugehen. Daraufhin habe ich gleich 20 mg genommen. Es hat geholfen!! Verspüre zur Zeit keinen Drang nach Alkohol. Glaube auch, dass das Craving an dem Mittelchen Iberogast liegt, das ich z.Z. gegen meine Bauchbeschwerden nehme, es hat 50 Prozent Alkohol. Negativ an Allem ist, dass Bac mich nicht müde macht. Werde gleich wieder eine Dominal zum Einschlafen nehmen. Nebenwirkungen, bis auf ein wenig Konzentrationsmangel und gesteigerter Zigarettenkonsum, verspüre ich keine.

Ziel für morgen: 3 x 10 (evtl. wieder 20 mg, statt 10 am Abend) und natürlich Abstinenz.

PS: Hab früher immer meine Arbeitsunterlagen vor der Arbeit ausgedruckt. Bin dafür immer extra früher aufgestanden, weil ich am Abend davor immer getrunken habe bis ich zu nichts mehr imstande war. Nun ja, hat sich geändert.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Februar 2010, 00:52 
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Beiträge: 209
Wohnort: Berlin
3. Tag

8.00 Uhr: 10 mg
14.00 Uhr: 10 mg
20.00 Uhr: 20 mg

Bin heute früh zur Arbeit und nahm vorher vorsichtshalber nochmal schnell 10 mg. Nach der Arbeit, um 14 Uhr, verspürte ich leichtes Craving und nahm 10 mg, die geholfen haben. Um 20 Uhr dann bekam ich Besuch, die mit Alk ankamen. So schlau wie Frau nunmal ist, schluckte ich gleich 20 mg und hatte kein Verlangen mehr nach Alkohol. Alle waren verdutzt, dass ich als Einzige nichts trank, aber es macht mir nichts aus.
Fühle mich ruhig, jedoch nicht müde. Zeitweise war ich leicht aggressiv auf meine Umgebung zu sprechen. Ich spreche endlich aus, wenn mich Dinge stören. An Alkohol denke ich zeitweise, jedoch nicht so übermäßig wie früher.
Morgen habe ich ein Date und befürchte, dass es da komisch vorkommt, wenn ich abstinent bin. Wünscht mir Glück, dass ich der Verlockung stand halte. :-)

Nebenwirkung: Tatendrang, vermehrter Nikotinbedarf.

Anmerkung: Hab mir früher immer vorgelogen, dass Alkohol meine Sorgen und Ängste zeitweise aufhebt oder pausiert. Was ich mir nie eingestanden habe, ist dass ich sie durch den Alkoholexzess am Vorabend am nächsten Tag noch schlimmer empfunden habe.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Februar 2010, 07:44 
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Registriert: Samstag 26. Dezember 2009, 17:34
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Wohnort: Hamburg
Hallo Anke,
vielleicht liest du das ja noch vor der Arbeit.
Du hast zwei sehr tolle Sätze geschrieben, die - glaube ich - für viele von uns zutreffen:

" Hab mir früher immer vorgelogen, dass Alkohol meine Sorgen und Ängste zeitweise aufhebt oder pausiert. Was ich mir nie eingestanden habe, ist dass ich sie durch den Alkoholexzess am Vorabend am nächsten Tag noch schlimmer empfunden habe".

Das erinnere ich noch sehr gut von mir. Und ich füge noch einen hinzu:
"Und schon musste ich erstmal was trinken, weil Alles so besch... war".

Noch eine Anmerkung: Ich glaube, dass es gut ist, die Einnahmezeiten von Baclofen fest in den Tagesablauf mit Uhrzeiten einzubauen, dann vergisst man es nicht und macht es auch nicht abhängig davon, wie man sich fühlt oder was grade so anliegt. Das gilt natürlich nicht für eine evt. Zusatzdosis "aus gegebenem Anlass, sprich craving oder der drohenden Gefahr von craving (Beispiel: dein bevorstehendes Date).

Viel Erfolg!

elgarlopin


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 Betreff des Beitrags: Hallo Anke
BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Februar 2010, 09:39 
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Registriert: Montag 25. Januar 2010, 18:53
Beiträge: 52
Wohnort: München
ich habe heute meinen 25.Tag und überhaupt kein Craving. Allerdings habe ich in den letzten 2 Wochen sehr mit einer Magengeschichte zu kämpfen. Ich glaube nicht, dass es am Baclofen liegt, denn unsere ganze Nachbarschaft ist krank und meine Familie hatte auch den Norovirus. Das dämpft meine Laune ein wenig. Ja, auch ich habe immer Alkohol als Tröster genommen und am anderen Morgen kam das dicke Elend. Alk. löst keine Probleme, er macht nur welche. Bleib dran. Alles Gute. Ele


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Februar 2010, 07:57 
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Registriert: Montag 15. Februar 2010, 17:23
Beiträge: 209
Wohnort: Berlin
4. Tag (Rückfall)

8.00 Uhr: vergessen
14.00 Uhr: 10 mg
20.00 Uhr: 20 mg

Hab die erste Dosis leider vergessen, hatte jedoch kein Craving. Um 14 Uhr war ich mit Arbeit fertig. Hab dann die übliche Dosis genommen. Hab danach den ganzen Nachmittag das sonnige Wetter genossen. Um 20 Uhr dann der Rückfall. Hab mich bis dato gut gefühlt. War in einer Bar und hab auf das Date gewartet. Davor nahm ich 20 mg prophylaktisch. Nach 10 Minuten Warten, dachte ich mir idiotischerweise, dass ein Bier nicht schaden könnte, obwohl ich kein wirkliches Verlangen danach hatte. Die Leute in der Bar und das Gefühl, dass ich mit einer Cola als Außenseiterin dastehen würde, trieben mich wohl dazu. Dieses eine Bier hat mir nichtmal geschmeckt und ich hab Ewigkeiten daran getrunken. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich eiskalt versetzt wurde. Aus dem einen Bier wurden vier. Im Vergleich zu früher wurde ich ziemlich schnell betrunken. Gegen Mitternacht, und einem guten Freund, der mich tröstete, ist mir wieder eingefallen, was ich meinem Körper antue. Ich ging schlafen und bin schon gegen 4 Uhr wieder aufgewacht. Total unausgeglichen und frustriert. Jetzt darf ich den ganzen Tag dagegen ankämpfen, den Frust mit Alkohol zu betäuben. Ich wünschte, ich hätte das nicht getan und könnte den ganzen Tag nur heulen über meinen Mangel an Selbstdisziplin. Zwar war es im Vergleich zu früher kein Totalabsturz, aber ich fühle mich heute morgen, wie zu meinen schlimmsten Zeiten. Toll gemacht. :-(


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Februar 2010, 08:40 
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44
Beiträge: 351
Liebe anke,

bitte lass es nicht zu, Dich so beschissen zu fühlen. Es ist passiert. Na und? Du weißt, was zu tun ist. Du weißt was hilft. Und Du bist eine wichtige Erfahrung reicher.
Auch wenn Bac das Interesse an Alkohol beseitigt, so sind wir doch in all den Jahren "automatisiert". Ich selbst kenne das vor allem von der Zeit als ich mir das Rauchen abgewöhnte. Ich bat meine Freunde das Tabackpäckchen nicht auf dem Tisch rumliegen zu lassen. Die Gefahr "automatisch" zu drehen und zu rauchen war (noch) zu groß.-
Ich glaube, daß man sich erstmal nicht (vermeidbar) in Gefahr bringen sollte.
Klar, das Bier gibts überall. Aber in einer Bar innerhalb eines Fingerzeigs.
Wichtig ist es jedenfalls jetzt nicht in Selbstvorwürfe zu verfallen.
Du wirst das schaffen. Wir lesen uns.

LG
Obelix


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Februar 2010, 09:18 
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Registriert: Samstag 26. Dezember 2009, 17:34
Beiträge: 275
Wohnort: Hamburg
Hallo Anke,

ja, passiert ist passiert. Jetzt nur nicht aus Frust wieder "einen draufschütten"!
"Wer hinfällt, muss wieder aufstehen können"!
Nimm dein Bac regelmäßiger, nicht morgens vergessen, oder von der jeweiligen Situation abhängig machen; du schreibst: "Davor nahm ich 20 mg prophylaktisch". Nee, fester Tagesplan und den einhalten, was Bac angeht! Sorry, aber, ist bei der "Pille" genauso!
Ich wünsche dir trotz Frust einen alkfreien Tag! Wenn du das schaffst bis heute Abend, wirst du dich saugut fühlen.


.


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