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rico
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Betreff des Beitrags: Re: Diazepamentzug mit Problemen Verfasst: Dienstag 27. März 2012, 21:18 |
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Registriert: Dienstag 31. Januar 2012, 06:23 Beiträge: 394
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Mike hat geschrieben: Rico, ich weiss, es ist schwer, auch mal nichts zu tun. Ich bekomme da echt n schlechtes Gewissen, in dem Wissen, dass es Blödsinn ist. Wenn ich dann liege, denke ich, was ich stattdessen alles erledigen könnte, wenn ich es denn wollen würde  . Aber ich will es ja nicht, ... glaube ich. Sieh's positiv: Andersrum wäre schlimmer ;-) ... glaube ich. LG vom Sofa - Mike  Ne halbe Stunde Mittagspause goenn ich mir ja, aber danach faellts schwer zu sagen: noch a viertel Stuendle.... Aber ich ueb.... Rico
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Mike
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Betreff des Beitrags: Re: Diazepamentzug mit Problemen Verfasst: Donnerstag 29. März 2012, 02:17 |
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Registriert: Dienstag 20. März 2012, 22:24 Beiträge: 19
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Ich habe Baclofen weiter hoch dosiert auf 3x25mg. Nach wie vor nehme ich morgens 30mg Elontril. Mit dieser Kombination geht's mir zeitweise so gut, dass mir das schon fast etwas Angst macht. Das kannte ich gar nicht mehr. Nach dem Tod meines einzigen Bruders letztes Jahr bin ich depressiv geworden. Bei der Beerdigung hat sich gezeigt, was für ein Arschloch mein nächster Verwandte ist. 2 weitere Menschen aus meinem Herzen sind in letzter Zeit auch unerwartet gestorben. Das war und ist immer noch hart für mich. Das war zu viel für mich. Ich wusste nicht mehr, wie sich "normal" anfühlt. Scheiße fühlen hatte sich etabliert, das war mein Normalzustand. Ich bin wacher und brauche weniger Schlaf. Manchmal habe ich zerstreute Gedanken, bin schusselig.
Ich habe seit einem Hörsturz vor 10 Jahren Tinnitus links ("nur" Rauschen, mit leichtem Pfeifen) und höre rechts sehr schlecht. Was mir auffällt: Seit Baclofen höre ich nicht besser, aber detaillierter und exakter. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu technisch: Wenn ich z.B. einen MP3 mit 128 kbps Auflösung anhöre, höre ich das kratzige Auflösen im Mitten-Hochton Bereich. Bei Musik die ich selber gemacht und eingesungen habe, höre ich jede kleinste Ungenauigkeit. Jeder rythmische und spieltechnischer Fehler bei Gitarre oder Keyboard fällt sofort auf. Als ob meine Ohren gedopt wären. Ich kann mich beim Musik hören problemlos auf einzelne Instrumente konzentrieren. Das ging vorher auch, aber nicht so einfach. Dieses Phänomen kenne ich aus meiner Kifferzeit, und da auch nur aus den Zeiten, als ich noch nicht abhängig war. Das ist echt unheimlich. Schwer zu beschreiben...wie in Zeitlupe, nur nicht langsamer. Insgesamt klingt alles auch einen halben Ton tiefer (Musik, das Tuten vom Freizeichen, Stimmen...alles!). Wenn ich z.B. eine Gitarre nur mit meinen Ohren stimme und danach mit einem Stimmgerät kontrolliere, liege ich eben diesen halben Ton drunter. Diese "tiefere" Hören erlebte ich auch, wenn ich vom Alk entzog und Carbamazepin hochdosiert nahm, um einem Krampf vorzubeugen.
Insgesamt fühle ich mich psychisch viel besser, mein Selbstbewusstsein, die Selbstsicherheit war seit meiner Depression quasi nicht mehr vorhanden. Ich habe zunehmend das Bedürfnis, emotionalen Krüppeln zu sagen, wie sie auf mich wirken.
Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen ?
LG - Mike
_________________ Das Leben ist zu kurz, um einen USB-Stick sicher zu entfernen.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Diazepamentzug mit Problemen Verfasst: Donnerstag 29. März 2012, 08:25 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Mike, die Erklärung für das beschriebene Phänomen könnte sein: Wenn man mit Baclofen geheilt wird, ist es als wäre man nie krank gewesen.Aus meiner Wahrnehmung kenne ich es so: Musikstücke die ich unter THC-Einfluss als besonders eindrucksvoll und detailliert in Erinnerung hatte, sind plötzlich wieder abrufbar. Nicht im Sinne eines flashbacks wie man denken könnte, nicht verlangsamt aber glasklar. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Diazepamentzug mit Problemen Verfasst: Donnerstag 29. März 2012, 11:00 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Mike
Du sprichst hier ein Thema an, welches mich seit Beginn der Bac-Therapie stark beschäftigt. Gewisse "side-effects" dieses Medikamentes, welche sehr individuell ausfallen können, haben für mich in etwa denselben Stellenwert wie die Tatsache des verschwundenen Cravings. Sicher nehme ich auch weniger positive Seiten wahr, diese sind jedoch den Preis wert für ein alkoholbefreites Dasein. Meine Erfahrungen beschränken sich auf die alleinige Einnahme von Bac. Ich kann es nicht beurteilen, wie die Wirkungen mit anderen Medikamenten kombiniert ausfallen.
Mein Musikempfinden war schon immer sehr differenziert und von subtiler Art. Ob Chopin, Scriabin oder Pink Floyd. Musik hat durch Akkordfolgen, Intervalle und Tonart verborgene "Gedankenmuster", welche beim Hörenden eine Resonanz durch Assoziation auslösen können. Unser Denken und Wahrnehmen spielt sich in Assoziationen ab und "erschafft" dadurch die erlebte Realität. Musik kann bei entsprechendem Gehör ein Zugang sein. Vielleicht sogar in den Raum des "kollektiven Unbewussten" nach C.G. Jung... Nun, jedenfalls kann ich Dir bestätigen, dass Bac die Wahrnehmung und das Konzentrationsvermögen steigert. Es führt uns zurück zu den wichtigen Dingen des Lebens. In meinem letzten Erfahrungsbericht drückte ich dies auch mit folgenden Worten aus:
"Das Ganze immer unter der neu gewonnenen Freiheit, mehr das zu sein was ich wirklich bin und nicht das, was die Gesellschaft scheinbar von mir verlangt. Somit zeigt Baclofen bei mir eindeutige Auswirkungen im Denken und Handeln im Sinne einer mentalen Wiederfindung und Weiterentwicklung. Sogenannte "Trends und Kults" verlieren an Kraft. Ich stelle sie noch mehr als vorher in Frage. Hat einerseits positiven Charakter, birgt jedoch in sich die Gefahr eines sozialen Rückzuges. Da arbeite ich zur Zeit daran. Die Waage zu finden dieses Bewusstsein neu in den Alltag zu integrieren."
Du erwähnst die technische Seite des heutigen Musikerlebens. Meines Erachtens ein äusserst wichtiger Faktor. Ich mache mir zunehmend Gedanken darüber, ob die junge Generation ihr Musikgehör noch richtig entwickeln kann. Rundfunk, Fernsehen, Musik-Konserven, alles ist heute datenreduziert, komprimiert in Auflösung, Frequenzgang und Dynamik. Was hilft mir eine High-End Anlage, wenn das Programmmaterial schon verdorben ist. Je nach Musikquellen ist bereits bei 320 kB/s (sogenannte beste mp3-Qualität) der Verlust hörbar. Dies sind die Schattenseiten der digitalen Welt... als tolerierbar gilt von der neuen Technologie die direkt abgemischte CD oder die noch besseren Audio-DVD's mit höherer Samplingrate. Die sind jedoch rar. Da ich mich auch beruflich als Elektroniker mit Audio-Technik und der digitalen Welt beschäftige, bewegt mich das Ganze noch mehr... Dass Du Musik auf einer neuen Stufe wahrnimmst, trotz eingeschränktem Hörvermögen, zeigt auch, dass das Ohr der physikalisch-biologische Wandler darstellt, das eigentliche Hören sich aber im Gehirn abspielt. Da sind auch Rezeptoren beteiligt... Fakt ist: Das Ohr vermag Töne besser aufzulösen als das Auge Farben. Kennst Du das Buch von Peter Michael Hamel, "Durch Musik zum Selbst"? Hoch empfehlenswert auf diesem Gebiet. Übrigens, meine Ohren haben auch schon bald 6 Dekaden auf dem Zähler, dennoch nehme ich heute mehr wahr als mit 20 trotz leichten Nebengeräuschen. Nun, lass Dich nicht von Deiner gesteigerten Wahrnehmung irritieren. Ich empfand es anfänglich auch als etwas seltsam. Heute habe ich es in mein Dasein integriert. Nicht nur auf dem Gebiet der Musik. Zeilen von Jean Gebser oder Ken Wilber haben ebenfalls an "besserer Auflösung" gewonnen. Bac kann sich schon wie ein Wunder anfühlen... auch nach über 1 Jahr noch. Und dies nicht nur aufgrund der Erlösung vom schwarzen Loch "Alkohol"...
Jedenfalls birgt Baclofen ein Potential in sich, welches nicht "nur" das Craving besiegen kann. Durch seine Wirkungen verlangt es aber auch etwas von einem. Die Verantwortung der neu gewonnenen Freiheit zu übernehmen. Die Steigerung des Bewusstseins kann auch schmerzliche Inhalte enthalten. Das verlangt nach Eigenarbeit. Aber ich kann mein Leben, noch voller Baustellen, auf eine andere Art annehmen, den Dingen einen Namen geben und dadurch daran arbeiten.
Ich wünsche Dir, dass Du weiterhin so erfolgreich auf Deinem neuen Weg vorankommst.
LG moonriver
Baclofen Erhaltungsdosis: 6.25/6.25/12.5/12.5 C2H5OH: 0/0/0/0
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Malik
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Betreff des Beitrags: Re: Diazepamentzug mit Problemen Verfasst: Donnerstag 29. März 2012, 12:21 |
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Registriert: Sonntag 12. Februar 2012, 21:41 Beiträge: 92
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Hallo!
Was mir auffällt, ist die enorm gewachsene Konzentrationsfähigkeit schon bei Beginn der Einnahme mit einer Dosis von nur 3x6,25 mg. Ich kann mich deratig unabgelenkt mit Themen beschäftigen, dass ich schon mehrfach versäumte an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Bei der kurzen Abfolge der Haltestellen in unserer Stadt kein wirkliches Problem.
Ich unterbreitete vor einer Woche ein Konzept vor einer Behörde. Vor mir waren zwei weitere Bewerber dran. Früher hätte ich auf die anderen Bewerber zu reagieren versucht. Diesmal nicht! Ich hielt als einziger von fünf Bewerbern meinen Vortrag frei, allerdings konnte ich das schon früher recht gut, ich verwende die schon in der Antike bekannte "Locimethode", einfach mal googeln. Aber diesmal unterlief mir nicht ein Versprecher. Auf Zwischenfragen antwortete ich sachlich und vor allem ganz entspannt. Gestern kriegte ich einen Anruf! - Grins! - die Investition für zehn Schachteln Baclofen hat sich jedenfalls schon mehr als amortisiert!
Ich glaube, es wäre wirklich sinnvoll, die erwünschten Nebenwirkungen aufzulisten, nicht immer bloß die unerwünschten.
Ich kann mich nur wiederholen: Ich wünschte, ich hätte dieses Medikament schon während meiner Psychoanalyse besessen. Vieles wäre leichter gefallen, vor allem die Großbaustelle "Suff" wäre zu einer Sandburg liliputisiert.
Tschüss!
Claus Peter
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