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Federico
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Betreff des Beitrags: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Donnerstag 5. April 2012, 10:28 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Ganz zufällig bin ich über ein Forum und wie das so ist über einen Artikel gestolpert. Für schwache Nerven empfehle ich sofort weiterklicken! Wer glaubt über starke Nerven zu verfügen, liest hier weiter: Die Not der PflegerWenn man Einblick über die Behandlungspraxis in manchen Heimen und Krankenstationen bekommen will, sind Internetforen wie Krankenschwester.de oder Pflegeboard.de hilfreich - auch wenn sie nicht repräsentativ sind. User "Anne77" schreibt: "Zur Zeit stellen unsere Ärzte renitente Patienten mit Paracefan ruhig. Für mich ehrlich gesagt erleichternd, da ich nun keinen Fluchtversuch befürchten muss sowie Handgreiflichkeiten. (...) Wie ist das bei euch? Medikamentös ruhigstellen oder eher Fixierung?" Ein Nutzer antwortet, in seinem Haus werde die Ruhigstellung (Sedierung) stets mit einer Fixierung des Patienten in seinem Bett kombiniert. In einem anderen Beitrag fragt Nutzer "Patmuc": "Gibt es noch den Cocktail aus Dipi und Haldol, der jeden Nachtdienst froh macht?" Eine Nutzerin antwortet: "In dem Altenheim, wo ich war, hieß das Zauberwort Tavor." Hier der Artikel aus Welt-OnlineIch habe mich dann mal im Krankenschwestern-Forum umgesehen und bin fast vom Stuhl gefallen. In diversen Threads zu Reha-Fragen in der Suchtentwöhnung werden da Themen diskutiert die nicht nur mir bekannt vorkommen dürften. Als Reaktion auf den Artikel von Welt-Online werden die Beitragschreiber des Krankenschwestern-Forums ermahnt, immer ganz vorsichtig mit Äusserungen im Forum umzugehen, alles hinterlässt Spuren im Netz ... Ich verstehe die ausgestiegenen Pfleger jetzt noch besser. Wer da nicht zum Bedarfsmedikament oder Alkohol greift, muss hart drauf sein. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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rico
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Donnerstag 5. April 2012, 19:58 |
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Registriert: Dienstag 31. Januar 2012, 06:23 Beiträge: 394
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Mh, was heisst schwache Nerven, die hat man mir in Entgiftungen abtrainiert. Erstmal richtig vollpumpen mit Haldol/Distra, dann davon entwoehnen.
Ist doch einfach nur Realitaet....
Rico
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praxx
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 12:41 |
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
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Das ist ja nichts neues in Altenpflegeheimen - da hast du Menschen mit einem Schlafbedarf von 4-6 Stunden und gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus, wach haltendes Licht aus Energiesparleuchten mit hohem Blauanteil - und zwischen Abendessen und Frühstück gute 12 Stunden ohne äußere Struktur!
Früher war es noch schlimmer, da hieß es um 19:00 Uhr "ab ins Bett" bis 6:00 morgens, und Traum der Pinguine war ein 100-Liter-Eunerpanfass im Keller mit Zapfhahn auf jeder Station...
Aber wer sollte einen 3-Schicht-Betrieb mit voller Personalstärke finanzieren? Das Personal hat die Verantwortung dafür, dass die Patienten nicht weglaufen, sich verirren, sich sonstwie gefährden, andere Patienten gefährden oder verletzen. Andererseits ist eine Zwangsmedikation verboten, auch zeitweises Fixieren braucht einen Gerichtsbeschluss, Einschließen im Zimmer ist verboten, Abschließen der Haustür oder der Treppenhäuser (Fluchtwege!) auch verboten. Zuwendung kostet Zeit, die nicht zur Verfügung steht, weil sie im Arbeitsplan nicht vorgesehen ist und auch nicht bezahlt wird...
Aber glaubt bloß nicht, bei der Pflege zuhause wäre da irgendetwas besser... da müssen die Angehörigen rund um die Uhr ran, und vielleicht noch arbeiten - und da gibt es keine Ablösung zum Schichtende, freie Tage oder Urlaub... aber Nachbarn, die sich über das nächtliche Rufen und Herumlaufen beschweren...
Da sitzen dann die pflegenden Angehörigen vor dem Arzt und sagen "wenn das so weitergeht, ist meine Mutter irgendwann tot und ich bin im Gefängnis, und wenn sie ins Heim kommt, müssen wir das Haus verkaufen"...
Also wird das kleinere Übel aus dem Chemiebaukasten gewählt...
LG
Praxx
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luzifer
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 16:14 |
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praxx hat geschrieben: Das ist ja nichts neues in Altenpflegeheimen - da hast du Menschen mit einem Schlafbedarf von 4-6 Stunden und gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus, wach haltendes Licht aus Energiesparleuchten mit hohem Blauanteil - und zwischen Abendessen und Frühstück gute 12 Stunden ohne äußere Struktur!
Früher war es noch schlimmer, da hieß es um 19:00 Uhr "ab ins Bett" bis 6:00 morgens, und Traum der Pinguine war ein 100-Liter-Eunerpanfass im Keller mit Zapfhahn auf jeder Station...
Aber wer sollte einen 3-Schicht-Betrieb mit voller Personalstärke finanzieren? Das Personal hat die Verantwortung dafür, dass die Patienten nicht weglaufen, sich verirren, sich sonstwie gefährden, andere Patienten gefährden oder verletzen. Andererseits ist eine Zwangsmedikation verboten, auch zeitweises Fixieren braucht einen Gerichtsbeschluss, Einschließen im Zimmer ist verboten, Abschließen der Haustür oder der Treppenhäuser (Fluchtwege!) auch verboten. Zuwendung kostet Zeit, die nicht zur Verfügung steht, weil sie im Arbeitsplan nicht vorgesehen ist und auch nicht bezahlt wird...
Aber glaubt bloß nicht, bei der Pflege zuhause wäre da irgendetwas besser... da müssen die Angehörigen rund um die Uhr ran, und vielleicht noch arbeiten - und da gibt es keine Ablösung zum Schichtende, freie Tage oder Urlaub... aber Nachbarn, die sich über das nächtliche Rufen und Herumlaufen beschweren...
Da sitzen dann die pflegenden Angehörigen vor dem Arzt und sagen "wenn das so weitergeht, ist meine Mutter irgendwann tot und ich bin im Gefängnis, und wenn sie ins Heim kommt, müssen wir das Haus verkaufen"...
Also wird das kleinere Übel aus dem Chemiebaukasten gewählt...
LG
Praxx Habe noch nichts in diesem Forum zum eigentlichen Thema beigetragen, lese bisher nur mit, schreibe aber zu gegebener Zeit meine Geschichte hier rein. @Praxx, vielen Dank für Dein äußerst qualifiziertes und sachliches statement zu diesem Thema. Nur wer selbst in der Pflege arbeitet oder gearbeitet hat, oder Angehörige unter schwierigsten Bedingungen zu Hause pflegt oder gepflegt hat, kann eine objektive Bewertung zu diesem Thema abgeben. Ein pauschales "die bösen Plflegenden" hilft nicht weiter. Auch Ärzte, Schwestern und Krankenpfleger haben das Recht auf menschenwürdiges Arbeiten, nämlich ganz einfach Menschenrechte. Viele Grüße, Luzifer P.S. Vielen Dank für dieses Forum !!!
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 18:02 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Auch Ärzte, Schwestern und Krankenpfleger haben das Recht auf menschenwürdiges Arbeiten, nämlich ganz einfach Menschenrechte. Hoppla Luzifer, bin da ganz Deiner Meinung, m.E. sind diese Rechte aber nicht auf Kosten der Menschenrechte von den „zu Pflegenden“ einzufordern sondern von den Verantwortlichen in der Politik. Zitat: Nur wer selbst in der Pflege arbeitet oder gearbeitet hat, oder Angehörige unter schwierigsten Bedingungen zu Hause pflegt oder gepflegt hat, kann eine objektive Bewertung zu diesem Thema abgeben. Dieser Argumentation kann ich beim besten Willen nicht folgen. Es sei denn Du meinst, dass die für den Pflegenotstand verantwortlichen Politiker dieser Vorgabe entsprechen müssten. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Lamotrigin
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 20:17 |
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Registriert: Freitag 17. Februar 2012, 14:15 Beiträge: 209
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Hallo Federico,
ich glaube die Verbitterung von Luzi zu verstehen.
Ich war nun auch mehr als 30 Jahre im "System Pflege" tätig. Bereits vor 30 Jahren mahnten alle Fachleute vor dem Kollaps. Wer hat nicht reagiert - "Die Gesellschaft". Nicht "Die Politik" ist gefragt, sondern "Die Gesellschaft" als ganzes.
Solange uns die Hoteliers, Stromerzeuger und Soldaten mehr wert sind als die Pflegebedürfitgen und die Pflegenden, ist etwas faul im Staate Deutscheland. Aber solange sich die SUV- und Großlimousinenfahrer über die Spritpreise ereifern und hupend an den Pflegeheimen vorüberfahren, sind Prioritäten sicher noch nicht gesetzt.
Aber das ist sicher ein anderes Thema. Zumindest in diesem Forum.
LG Lamo
_________________ Carum est quod rarum est et veri amici rari sunt.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 20:56 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Lamo, gehört nicht wirklich hierher, stimmt. Aber die Verantwortung schweigend hin und her zu schieben ist auch hier nicht ganz mein Ding. Deshalb hier ein weiterführender Link zu Klaus Fussek und wie er die Dinge sieht, okay, ich sehe es ähnlich wie er. Liegt vielleicht auch daran, ich bin mit der ehemaligen Leiterin eines privaten Pflegedienstes verheiratet. LG Federico ... ich verstehe die Nöte und die Situation der Pflegekräfte sehr gut, bin aber der Meinung dass der Fisch vom Kopf her stinkt und nicht von anderswo her.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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luzifer
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 22:53 |
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Federico hat geschrieben: ... ich verstehe die Nöte und die Situation der Pflegekräfte sehr gut, bin aber der Meinung dass der Fisch vom Kopf her stinkt und nicht von anderswo her. @Federico, und wer ist deiner Meinung nach der Kopf der stinkt, die Krankenschwestern oder die diensttuenden Ärzte oder wer?Ich schätze Deine Arbeit hier sehr, aber von Pflege hast Du, mit Verlaub, offensichtlich keine Ahnung. Grüße, Luzifer
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rico
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Betreff des Beitrags: Re: Bedarfsmedikation macht Pfleger froh Verfasst: Freitag 6. April 2012, 22:55 |
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Registriert: Dienstag 31. Januar 2012, 06:23 Beiträge: 394
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Was da stinkt wird in NRW in den naechsten Wochen wieder per Tippschein festgelegt. Nachdem der erste Tippschein sich als Niete entpuppt hat.
Rico
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