Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Hallo an Alle, stelle mich kurz vor
BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 10:37 
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Hallo an alle Mitglieder,

möchte mich Euch kurz vorstellen:

Archi, 50 J., wohne im Rhein-Main-Gebiet.
Nach Aussage der Einheimischen auf der richtigen Rheinseite. :D

Ich bin, aus heutiger Sicht schon seit 30 Jahren Alkoholabhängig. Wollte ich mir aber bis vor kurzem nicht eingestehen. Leide unter schweren Depressionen. Brustschmerzen, Angstzustände und Panikatacken prägen seit mind. 10 Jahren mein Leben. Nein, eigentlich schon seit der Kindheit. Das Leiden ist sehr stark und wurde über die Jahre durch starken Alkoholmissbrauch und Zigarettenkonsum von mir täglich betäubt. Mindestens einmal wöchentlicher Alkoholexzes inclusive.

Trotz diverser Therapien, Klinikaufenthalten, AA-Gruppen bin ich bisher nicht aus diesem Hamsterrad Depri-Alk raus gekommen.

Dann wurde ich durch meine Schwester auf Baclofen aufmerksam und habe nach 4 Wochen meine Hausärztin endlich dazu bringen können mir Baclofen zu verschreiben.

Ja nun, seit 14.11.09 nehme ich endlich B. steigerte die Dosis bis auf 150 mg/Tag. Dabei konnte ich leider erst nach 14 Tagen an 3 Tagen eine Wirkung feststellen. Gut die Depressionen wurde vorher schon geringer, aber das Craving war jeden Tag aufs Neue da. An den 3 Supertagen absolut kein Craving, kein Verlangen. Alkohohl war mir da total gleichgültig. Leider hielt die Wirkung nicht an. Hatte auch ziemliche Nebenwirkungen: Schwindel, Müdigkeit, Koordinationsstörungen, Sehstörungen. Vielleicht lag es daran, dass ich aus Versehen die Dosis von 75 mg/Tag auf 150 mg/Tag über Nacht erhöhte.

Seit 2 Wochen nehme ich täglich 100 mg und werde die Dosis langsam wieder steigern, bis ich eine dauerhafte Wirkung ohne Nebenwirkungen erreiche. Ameisen hat ja auch zeitweise eine sehr hohe Dosis eingenommen.

Ich schreibe erstmalig in meinem Leben ein Tagebuch mit Dosierung, Nebenwirkungen, Gefühlen, Alk- und Ziggikonsum etc.
Werde Euch weiter über meine Erfahrungen berichten.

Wünsche Euch allen viel Kraft und Durchhaltevermögen und natürlich viel, viel Erfolg mit Baclofen, denn es wirkt! Bei dem Einen früher, bei dem Anderen später.

Freue mich hier auf einen regen Erfahrungsaustausch und Diskussionen.

Auf ein neues Leben ohne Alk und Depri!!!!

Liebe Grüße

Archi


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 12:02 
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Hallo Archi,

erstmal Willkommen hier im Forum. Du wirst hier sicher den Austausch von Erfahrungen finden, den Du dir erhoffst.

Gut daß Du auf Depressionen und Angszustände zu sprechen kommst. Mir scheint, dies ist immer noch viel zu wenig beachtet und wer das Buch gelesen hat, weiß auch warum. Ich habe selbst sehr lange gebraucht um mir meine Angststörungen einzugestehen und nicht als typische alkoholische Depression von „Fachleuten“ absprechen zu lassen.

Seit Anfang Oktober bin regelmäßig in einer SHG für Angsterkrankungen und Panikattacken, seitdem mache ich gewaltige Fortschritte. Ich kann es wirklich jedem Alki, der sich schon mal gefragt hat was hinter seiner Sucht steht empfehlen, sich mal damit zu beschäftigen. Baclofen ist eine Sache, SHG oder Therapie mit Focus Angsterkrankung kann zusätzlich sehr hilfreich sein.

Durchschnittlich dauert es 7,5 Jahre bis eine Angsterkrankung diagnostiziert wird. Man kann sich leicht ausrechnen, wie lange es bei einem Alkoholiker dauern kann... das Schubladendenken bei den „Profis“ verunmöglicht es sehr wahrscheinlich dauerhaft.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 14:27 
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Registriert: Freitag 18. Dezember 2009, 20:05
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Hallo Archi,
auch von mir ein herzliches Willkommen. Ich finde es toll, daß Du von Angstzuständen, Depressionen und Panik sprichst. Es könnte von mir sein.
Wo ich das jetzt so gelesen habe, hätte ich es für mich nicht besser artikulieren können. Mir zittern vor Aufregung die Finger. Daß ist meine typische Reaktion, wenn etwas meinen Nerv trifft.

In diesem Forum hab ich zum ersten Mal Leute getroffen, die meine Symptome beschreiben. Im Unterschied zu der Zeit von vor Baclofen zittern mir zwar die Hände, aber ich hab nicht mehr so ein diffuses Gefühl, ich könne in der Situation nur verlieren oder wäre total hilflos und einsam.

Vielleicht hab ich das überspielt oder so was, keine Ahnung. Aber was blieb ist eine enorme Einsamkeit und Hilflosigkeit.

Im Suff hab ich dann immer versucht zu diskutieren, um anderen zu helfen (gemeint war wohl ich selbst, Schrei nach Liebe). Jedenfalls mir fehlen die Vokabeln, um das Gefühl zu beschreiben....
LG
Friedrich


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 16:46 
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Halo Federico,

vielen Dank für die tolle Aufnahme hier.

Frage: Ws ist eine SHG. Da fehlt mir doch noch ws an Insiderwissen.

Angst und Depression werden ja doch schon seit mehreren Jahren therapiert. Nur leider den Zusammenhang mit Alkohol haben die Ärzte und Psychologen/Psychiater während meiner langjährigen und unterschiedlichen Therapien, auch in der Psychosomatik-Kinik in der ich insgesamt 14 Wochen war, nicht herstellen können. Wenn sie mit mir nicht mehr weiter kamen, hörte ich den Satz: "Wollen Sie nicht mal eine Entzugstherapie angehen...?" dann würden meine Angstzustände verschwinden, bzw. die Therapie könnte dann erst greifen. Diesen Weg habe ich nie beschritten. War einfach so ein Gefühl, dass mich das nicht weiter bringt. Jetzt sieht es so aus, dass mein Gefühl mich nicht betrogen hat und ich mit Baclofen auf dem richtigen Pfad bin.

lg
Archi


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 17:09 
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Hallo Friederich,

auch Dir ein herzliches Dankeschön für Deine Wünsche!

Auch ich habe sehr lange gebraucht um meine Gefühle in Worte fassen zu können. Da haben doch die vielen Therapien geholfen. Aber auf meine Ängste, Depressionen und meinen Alkoholismus hatten die Therapien keinen wesentlichen Einfluss. Erst durch die Veröffentlichungen von Ameisen ging bei mir schlagartig ein Licht auf in welchem Hamsterrad ich mich befinde. Aber wie raus kommen? Ameisen, durch die Schilderungen seines persönlichen Hamsterrades, sprach offensichtlich von meinem Leiden. Huch, ich bin nicht alleine! Da ist zumindest noch einer mit der gleichen Geschicht, aber er fand einen Weg heraus und das Dauerhaft!

Im Inneren eingeschlossen sein, keinen Schlüssel finden: Diese Einsamkeit und Hilflosigkeit kenne ich nur zu gut.

Ich glaube wenn wir beide uns im Suff begegnet wären, hätten wir eine ausgesprochen rege Diskussion geführt. Jeder hätte den Anderen retten wollen. Ist natürlich Blödsinn, da ich gelernt habe, dass ich mir nur selbst helfen kann. Aber auch ich versuchte es im Suff immer wieder.

Mein Schrei nach Liebe sieht jetzt so aus:

Ich stehe dazu dass ich alkohlkrank bin.
Ich stehe dazu, dass ich depressiv erkrankt bin.
Ich stehe dazu, dass ich eine Angsterkrankung habe.

Fiel mir nicht leicht, diese Tatsache mir selbst einzugestehen. Als ich diesen Schritt endlich gewagt hatte, konnte ich auch meine Partnerin, meine Kinder und den engeren Familienkreis darüber informieren. Weiter bin ich noch nicht gekommen, außer hier im Forum und bei JPL. Aber immer noch im Net anonym. This is my way 8)

Wünsche Dir viel Erfolg und uns beiden weiteren Austausch.

lg
Archi


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 17:20 
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@Archi,

SHG ist Selbst Hilfe Gruppe. Ja, dein Gefühl hat dich richtig geleitet. Es ist das Schubladendenken der Psychiatrie und der Psychotherapie. Wenn du als Alkoholiker einsortiert bist, ist der Fall klar, du musst erst auf Entzug, dann Therapie und dann verschwinden deine Ängste. Dass es genau andersrum funktionieren kann, passt in keine Schublade. Ameisen hat das in seinem Buch ausführlich beschrieben, auch dass ihn keiner seiner Ärzte ernst nahm. Obwohl er selbst Arzt ist und obwohl er immer wieder sagte: „nehmt mir meine Angst, dann kann ich aufhören zu trinken.“

Wie sagte es Albert Einstein so treffend: es ist leichter ein Atom zu zertrümmern wie ein Vorurteil.

In diesem Sinne
LG Federico

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Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 20:21 
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Registriert: Freitag 18. Dezember 2009, 20:05
Beiträge: 24
Hallo Archi,
was heißt JPL?
LG
Friedrich


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BeitragVerfasst: Montag 21. Dezember 2009, 22:00 
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Beiträge: 218
Wohnort: Auf der richtigen Seite ;-)
Hi Friederich,

JPL: Jean Paul Lascaux

hat ein blog unter:

http://www.stayingcyber.ch

da berichtet er mehr oder weniger über seinen Selbstversuch.

lg

archi


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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo an Alle, stelle mich kurz vor
BeitragVerfasst: Dienstag 22. Dezember 2009, 10:59 
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Registriert: Sonntag 20. Dezember 2009, 16:20
Beiträge: 22
Wohnort: München
[quote="Archi"]Hallo an alle Mitglieder,

möchte mich Euch kurz vorstellen:

hallo Archi, auch ich heiße dich herzlich willkommen!!!
Je mehr wir werden (bin auch erst seit sonntag dabei) um so besser. Du wirst hier viele anregende Erfahrungsberichte finden. Also ich kann nur sagen daß ich heilfroh bin dieses Forum gefunden habe.
Liebe Grüße Sonja


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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo an Alle, stelle mich kurz vor
BeitragVerfasst: Dienstag 22. Dezember 2009, 11:06 
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Registriert: Donnerstag 10. Dezember 2009, 13:34
Beiträge: 129
Archi hat geschrieben:
Hallo an alle Mitglieder,
möchte mich Euch kurz vorstellen:
Archi, 50 J., wohne im Rhein-Main-Gebiet.

Hallo Archi, Herzlich Willkommen in diesem tollen Forum.
Ich hoffe du fühlst dich hier wohl und findest viele Anregungen hier.

Ich wünsche dir einen schönen Tag...!!

Gruß von Stefan

_________________
Der Baclofen-Profi
60mg/Tag


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