Darf nun auch hier schreiben.

moonriver:

ich danke Dir sehr für diesen Beitrag, er ist so unendlich wertvoll und ich kann so wenig verstehen, das sich die Menschen, die gute Erfahrung gemacht haben für ein so hohes Risiko entscheiden und abdosieren.
Mir glaubt auch niemand, dass selbst geringe Dosen einen Unterschied machen....fast jeder macht die leidvolle Erfahrung, dass der Erfolgskurs rasch kippen kann..

Ich bin jedesmal so gnadenlos enttäuscht, wenn Patienten, mit denen ich sonst jede Tablette diskutiere, bei relativem Wohlbefinden und cravingfrei dann mal "experimentieren"....und das dann erst "nachher" kommunizieren; geht in der Regel komplett schief. Ok, das ist nun mein Fehler, jeder ist für sein Tun selbst verantwortlich... aber ich bin immer wieder erstaunt mit welcher Leichtigkeit der Erfolg aufs Spiel gesetzt wird.

Dir einmal mehr alles Liebe
jivaro

„Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis” wäre eine Erklärung. Keine Ahnung wie lange der Volksmund dieses Sprichwort schon verwendet. Ich tippe mal auf's 15. Jahrhundert in etwa.

LG Federico

@jivaro

Mir glaubt auch niemand, dass selbst geringe Dosen einen Unterschied machen....

Einer mehr nun aber auf ganz sicher...

LG moonriver

@Federico

Hart an der Grenze ist riskant, habe ich schon oft so erlebt – manche lieben ja das Abenteuer, ich nicht (mehr).

Recht hast Du. In dieses Experiment führte mich ebenso:

„Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis”

Ich habe dabei sehr viel gelernt:
- Höre wirklich auf die Erfahrungen anderer, die dir in der Behandlungszeit voraus sind.
- Setze das bisher erreichte Resultat von 14 Monaten nicht aufs Spiel.
- Bleibe mit dem Risiko im grünen Bereich, resp. verändere die Skala nach unten.

Unter dem Strich hatte ich Glück und bin nun wieder gut eingestellt!

LG moonriver

Lieber Moonriver,

freue mich zu hören, daß Du wieder "gut eingestellt" bist. Deine Erfahrungen sind sehr wichtig, sicher nicht nur für mich. Du bist sicher kein Esel, gehe trotzdem nicht wieder auf das Eis, auch wenn es Dir gut geht.

von Herzen
Fallada

@all

Hier meine Erfahrung mit einer Notfalldosis und nachfolgender schrittweiser Dosissteigerung:
Aufgrund mehreren neuen belastenden Ausnahmesituationen (privater Bereich) griff ich vor 2 Wochen zu einer Notfalldosis (mehr als 50% meiner damaligen Tagesdosis) und begann am drauffolgenden Tag mit einer l-a-n-g-s-a-m-e-n Steigerung der Erhaltungsdosis auf momentan 50mg/d.
Craving war NICHT der Grund, sondern die körperlich spürbar werdende Stressbelastung und das machtlos vis-à-vis stehen...
Es ist erstaunlich, wie mir dies nun hilft zu entscheiden und überhaupt etwas zu unternehmen. Nicht erstarrter Status, sondern etwas zu tun und zu handeln gibt wieder Mut!

Immer wieder berührt dieses Medikament etwas unter dem Oberbegriff "Verlustangst"... da werde ich noch hinhören müssen.

Enorm, was in dieser kleinen Pille alles steckt...

LG moonriver

@moonriver,

Du hast geschrieben: Craving war NICHT der Grund, sondern die körperlich spürbar werdende Stressbelastung und das machtlos vis-à-vis stehen...

Gratuliere zu dieser Korrektur. Ich würde das gefühlt „machtlose vis-à-vis stehen“ gerne um das Wort „scheinbar“ ergänzen.

Machtlosigkeit ist das Gefühl etwas nicht ändern zu können = pure Emotion.
Genau hinsehen ob das so stimmt und dann versuchen etwas zu ändern = Kognition.
Körperlich spürbare Auswirkungen ernst nehmen = Soma.

Eigentlich stünde es in dieser trialogischen Diskussion ganz klar 2 : 1 für die Verminderung der Stressbelastung. Auch noch so kleine Schritte stärken das Selbstbewusstsein (positiv) und nehmen Dir das Gefühl der Machtlosigkeit (negativ).

Sagt einer der grade eben eine unnötige, selbst verursachte Krise überwunden hat.

LG Federico

Hallo Federico
Danke für Deine gute Analyse!

Ich würde das gefühlt „machtlose vis-à-vis stehen“ gerne um das Wort „scheinbar“ ergänzen.

Ja, genau, dies ist gewissermassen das Zauberwort, welches jedoch im jeweiligen Geschehen leicht untergeht. Es bewusst zu verinnerlichen, wenn die Krise ihren Anfang nimmt, kann schon eine Hoffnung aufkeimen lassen.

Zudem wusste ich irgendwo in mir, dass dieses gefühlte Erleben ins Craving führen kann, welches dann unvermittelt Macht über mein Denken erlangt. Gewissermassen spürte ich einen Hauch im Nacken, welchen ich noch nicht richtig zuordnen konnte, mich jedoch seit längerer Bac-Therapie zur richtigen Entscheidung führte.

LG moonriver

@moonriver,

Wer bremst gewinnt. Rekuperation heißt das Zauberwort, mit dem die intelligente Energierückgewinnung moderner Fahrzeuge beim Bremsvorgang oder Ausrollen bezeichnet wird. Bestes Beispiel der neue Tesla, einfach mal danach googeln.

Wer sich damit einmal befasst hat wird schnell merken wie ich das gemeint habe. Das derzeit intelligenteste Elektroauto entstammt nämlich nicht der Entwicklungsabteilung einer traditionellen Automobilindustrie sondern wurde in Silicon Valley von Softwareingenieuren erdacht. Echte Innovationen kommen oft von Nichtfachleuten, die Teslastory ist der Beweis dafür. Die innovative Firma hat gerade eine stillgelegte Produktionsstätte in Detroit, zwecks Serienproduktion von Toyota Motors übernommen.

Rekuperation bezeichnet in der Drogentherapie eine neue Methode und geht damit neue Wege. Die eigenen Ressourcen besser, intelligenter nutzen, könnte im Zusammenhang mit Baclofen den Durchbruch bedeuten. Abstinenzorientierte Therapie und rekuperative Therapie verhält sich m.E. in etwa so wie Benzinmotor zu Tesla. Ich denke wir hier im Forum haben schon eine Vorahnung davon ...

LG Federico
PS also bitte bremsen oder langsam ausrollen lassen, zwecks Energierückgewinnung.

@Federico, @moonriver
Eure Beiträge und komprimierende Aussage:

PS also bitte bremsen oder langsam ausrollen lassen, zwecks Energierückgewinnung

Nach 5x lesen und auf der Zunge zergehen lassen: Besser kann man es wirklich nicht formulieren!!! -> alles sehr wertvoll für mich und in keinem Lehrbuch zu finden!
LG tom