Ein ganz liebes Hallo in die Runde!
Ich weiß nicht, ob mein Beitrag hier richtig ist- wenn nicht, bitte verschieben, Federico!
Kurze Zusammenfassung:
Nachdem ich im November/Dezember 2011 mehr als sechs Wochen lang trocken war, dank Baclofen (bin auf 50mg gestiegen), hatte ich einen Arbeitsunfall, der mich drei Wochen lang ans Bett fesselte.
Bis dahin ging es mir recht gut.
Die Depression kam dann verstärkt zurück- meine Katze wurde schon wieder krank, diesmal andere Bakterien *arrghh*, und ich konnte nicht autofahren, s. o.
Gedanklich sprang ich im Achteck.
Das ganze Spektrum an Existenzangst tat sich vor mir auf.
Bis zum 17.12. blieb ich trocken, mit viel Weinen, Suizidgedanken, abartigen, diffusen Gedanken, meine beiden Tiere zu töten(!), ... kurzum, das blanke Chaos.
Dieses Gefühlschaos war Ausdruck der heftigen Depression, die nach Wochen ohne Alkohol wieder zum Vorschein kam.
Am 17.12.2011 trank ich zwei Flaschen (l) Wein.
Danach wollte ich einen Schritt weiter gehen.
Ihr wißt schon, was ich meine.
Ich wies mich selbst ins KH ein.
Dort war ich bis zum 23.12.201
Diagnose: rezidivierende Depression.
Ich bekam neue Medikamente, die ich eine Woche lang nahm und aufgrund derer ich fast nur bedröhnt im Bett lag.
Zuhause setzte ich die Medikamente so ab, daß ich schlafen konnte, ohne bedröhnt aufzuwachen.
Die Siuizidgedanken, die ich ohnehin nie (das war eine Ausnahme) habe, sind komplett weg.
Aaaber:
Ich schlich mich fortan durch die Tage, "grau in Grau".
Schlief viel, aß viel, nahm viel zu (10Kg), trank an meinem Geburtstag erstmals wieder nach KH-Aufenthalt. Ging hoch auf 75mg Baclofen.
Das Leben hatte keinen Sinn mehr, wurde ein Warten auf den Tod.
Wie oft wünschte ich mir, daß ich morgens nicht mehr aufwache!
Oder besser noch, in meinen Träumen bleibe!
Die waren um so vieles besser als mein Leben...
Bei geringster körperlicher Belastung wurde ich kurzatmig bis zur Bewußtlosigkeit, auch und gerade auf der Arbeit.
Ich konsultierte meinen Internisten, der ein EKG machte und feststellte, daß das sogenannte QT-Intervall zu lang war.
Also setzte ich die Beta-Blocker ab, tauschte sie gegen HCT (Hydrochroridthiazid).
Beim 24-Stunden EKG wurden wiederholte lange Aussetzer festgestellt, und seitens des hinzugezogenen Kardiologen die Implantation eines Schrittmachers mit Defi erwogen.
!!!
Ich fragte meine Neurologin, ob das verlängerte QT-Intervall mit Trimipramin zusammen hängen konnte (Beipackzettel), und sie bestätigte dieses.
Nun nehme ich seit einem Monat keine Beta-Blocker mehr, und meine Stimmung hat sich merklich verbessert.
Seit einer Woche nehme ich auch kein Trimipramin mehr.
Fazit:
Eytrasystolen sind (fast) Geschichte.
Der Schlaf allerdings auch.
Trotz Melatonin, Baldrian und Baclofen brauche ich zusätzlich zwischen 1.25 und 2.5mg Diazepam, um einschlafen zu können. Dreimal die Woche, bestimmt.
Dennoch:
Kein Herzschrittmacher für mich.
Wieder höher dosiertes Baclofen /25-0-50.
Wenig Verlangen nach "Wochenend-Urlauben".
Seit ca. sechs Wochen sehe ich den Frühling, zum ersten Mal seit Jahren!
Dieses heitere Gefühl, das sich einstellt, wenn man die Sonne auf den Armen spürt, den sachten Wind über den Körper streifen läßt, den Pflanzen beim Wachsen zusieht- es ist unglaublich!
Schon mal die Zirrus-Wolken an einem ansonsten strahlendblauen Himmel beobachtet?
Schon mal sich die Zeit genommen, irgendwo zu stehen und die Luft zu guggen?
Zu riechen, zu atmen, zu lauschen?
Ganz klar hat sich vieles verändert.
Nun will ich dies nicht unbedingt _alles_ auf Baclofen schieben- ein Teil (Depression/Schlafstörung) hängt sicherlich mit der veränderten Medi-Kombination gegen meinen Bluthochdruck zusammen.
Tatsache ist in meinem Falle, daß ich nur zwei Zustände kannte:
An und aus.
Das "Dazwischen", das "innehalten", "pausieren", kannte ich jahrzehntelang, wenn nicht mein Leben lang, nicht.
Angst- was ist das?
(*g*)
Sicher beibt mir die Sozialphobie ein Leben lang erhalten.
Doch kann ich leichter mit ihr umgehen.
Und _das_ ist Baclofen.
Ich habs letzten Samstag sogar gebracht, mit tiefstem Bochumer Platt in einem Essener "Edel-Aldi" "Ey, machense maa´ `ne zweite Kasse auf!" zu brüllen- zum grenzenlosen Entsetzen der 12 vor mir in der Schlange stehenden Essener, die sich was Besseres dünken als Bochumer *lol*.
Die vorwurfsvollen Blicke erwiderte ich mit breitestem Grinsen- ich bin stolz auf mich!
Ich kannte die Kassiererin zwar von mehreren Einkäufen dort, und die ist ganz locker drauf.
Trotzdem...
... es kann nur aufwärts gehen.
Eines steht fest:
Bei Alkoholabhängigkeit _und_ Angststörung, was ja oft der Fall ist, wirkt Baclofen definitiv.
Ich bin nicht "ganz trocken".
Ich trinke seit März einmal im Monat/ alle sechs Wochen, aber dann bedeutend weniger als früher (ca. 5 - 7 Fl. Bier/Sitzung) und leide dementsprechend am nächsten Tag
Zweimal seit Mai.
Ich glaube, so ganz ohne wirds bei mir doch nicht werden.
Ich muss auf die Kreatinin-Clearance aufpassen, da diese in den letzten Monaten gestiegen ist (von 0.84 auf 0.91). Daher will ich die Baclofen-Dosis nicht über 50-75mg/d erhöhen.
Herzliche Grüße von
Nexe
(wiederauferstanden aus dem dunkelsten Loch, das ich je sah...)