Samstag 8. September 2012, 22:28
Hallo,
vorab - es fällt mir schwer, hier etwas über mich zu schreiben. Ich hab das ehrlich gesagt noch nie so getan in einem Forum im Internet.
Ich bin 46, trinke jetzt seit etwa 10 Jahren fast ausnahmslos täglich, in der Regel Bier und Wein. Es hat sich so bei 6 Fl. Bier und einer halben Flasche Wein am Abend bis in die Nacht eingependelt, am Wochenende eher noch was mehr. Von 18 bis 26 habe ich ebenfalls täglich getrunken, ähnliche Mengen und zwischen damals und heute lag eine etwa 10-jährige Abstinenzzeit, in Folge einer Gesprächstherapie. Immerhin. Ich bin froh, dass ich sie hatte.
Trotz allem ist sowohl mein Berufsleben als auch mein soziales Umfeld stabil, intakt. Ich habe große Freiheiten bei der Gestaltung meiner Arbeitszeiten in meinem Vollzeitjob, sonst sähe es vermutlich anders aus. Nebenbei arbeite ich noch ein wenig freiberuflich.
Ich krieg alles so einigermaßen hin, aber es kostet mich sehr viel Kraft und was mich am meisten ärgert: ich bleibe vor allem weit unter meinen Möglichkeiten.
Seit so vielen Jahren will ich abnehmen, joggen, mal an Laufwettbewerben teilnehmen, (Triathlon war so ein Traum... tsts...) Kraftsport machen, Ruhe und Zeit zum Malen haben, für ein gutes Buch… Wenn ich mich zusammenreisse, geht das dann ein paar Tage… dann bricht alles wieder zusammen, spätestens wenn das Wochenende kommt. Wie soll Sport auch gehen bei dem Konsum und den nebenbei auch noch 40-50 Zigaretten? Es geht nicht. Ich befinde mich in einem zermürbenden Kreislauf von Plan fassen, starten, scheitern, einige Wochen nicht weiter nachdenken, dann neuen Plan zimmern, scheitern … usw. Und das schon seit so vielen Jahren. Für eine stationäre Therapie konnte ich mich wegen meiner freiberuflichen Arbeiten nie entscheiden, die wären dann nämlich weg. Ambulant habe ich versucht, aber diese Gruppengespräche haben mich mehr abgeschreckt, als dass es geholfen hätte. Nach einer Stunde bei den AAs habe ich vor allem wegen der "leidenden" Stimmung dort entsetzt das Weite gesucht. Eine Verhaltenstherapie hat leider nicht gefruchtet. Ich muss auch eingestehen, dass ich vielleicht bis vor Kurzem auch nicht so 100% wollte - dafür lief mein Leben trotz Alk einfach zu glatt und komplikationslos.
Es gibt aber nun seit Juni diesen Jahres ein Ereignis in meinem Leben, auf Grund dessen ich es unbedingt schaffen will/muss, sowohl nicht mehr zu trinken als auch - im zweiten Schritt - nicht mehr zu rauchen. Ich lasse das mal so ominös stehen, denn das würde jetzt den Raum sprengen für eine erste Nachricht. Eigentlich hatte ich die Erwartung, dieses absolut positive Ereignis an sich würde schon ausreichen, dass ich auf der Stelle nicht mehr trinke und rauche, aber so war es leider nicht...
Kurzum, seit Juni sind wieder drei oder vier gescheiterte Anläufe vergangen und jetzt bin ich entschlossen, es mit Baclofen zu machen. Am liebsten hätte ich schon einen Arzt begleitend dabei, aber bislang bin ich im Raum Bonn noch nicht auf potentielle Adressen gestossen. Da ich aber darauf nicht warten will, werde ich doch erst einmal in "Eigen-Regie" anfangen und mich an die hier beschriebenen Vorgaben dabei halten.
Falls möglich, möchte ich die Baclofen-Unterstützung dabei auf die ersten drei Monate beschränken - einfach auf Grund meiner Erinnerung des damaligen Entzugs - dass es nach drei Monaten plötzlich ganz einfach wurde, ein Selbstläufer quasi.
Mein Ziel ist es, dauerhaft abstinent zu leben, kontrolliertes Trinken interessiert mich nicht, da es mir nie um den Geschmack von Bier oder Wein ging, immer nur um die Wirkung. Es wäre mir zu anstrengend, das zu versuchen.
Fragen hab ich (bis auf Arztsuche in Bonn) im Moment keine, dafür ist ja alles klar hier beschrieben. Ich hoffe, dass ich im Laufe der nächsten Woche meine Lieferung bekomme und mit kleinen Dosen anfangen kann.
Ich bin froh, per Zufall auf Euer Forum gestossen zu sein!
Soweit von mir fürs Erste, liebe Grüße in die Runde,
Marc