Lieber Obelix da bist du nicht auf dem neusten
CUREO
8. März 2010 | Autor: Jean Paul Lascaux
In eigener Sache
Ich habe hier angefangen zu schreiben, nachdem ich Baclofen etwa zwei Wochen eingenommen hatte. Ich war von der Wirkung nach einem jahrelangen vergeblichen Kampf gegen meine Krankheit so überwältigt, dass ich dachte, es aufschreiben zu müssen, schon um es selbst nicht zu vergessen.
Mir war auch klar, dass ich diese Erfahrung nicht würde für mich behalten wollen, sondern mithelfen sollte, sie unter die Leute zu bringen. Dass ich das alleine nicht würde schaffen können, war mir auch klar. Ich habe dann bald Mitstreiter gefunden, die schon in den ersten Tagen mit denselben Gedanken im Kopf auf mich zugekommen sind. Im Laufe der Zeit hat sich der Wunsch eingestellt, eine Organisation aufzubauen, die sich mit Baclofen und seinen Wirkungen befasst.
Da mir selbst mit Baclofen soviel geholfen wurde, ist mir auch wichtig, dass diejenigen im Mittelpunkt stehen, die unter ihrer Sucht zusammenbrechen und sich nicht zu helfen wissen. Da ich selbst jede Sackgasse abgeschritten habe, jede Drehtür benutzt und jede Menge Ratschläge sowohl angenommen als auch ausgeschlagen habe und doch am Ende immer mit mir allein und meiner Krankheit war, weiß ich um das Leid und die Verzweiflung der Angehörigen und der Betroffenen. Sie müssen im Mittelpunkt stehen. Sie müssen wir erreichen, ihnen können wir helfen.
Wann? Jetzt, und nicht irgendwann, wenn es allen in den Kram passt. Ich sterbe hier und die Professoren machten sich Gedanken um die Seminarferien, sagte mir Olivier Ameisen einmal. Wohl wahr. Die Sache duldet keinen Aufschub.
Wie? In Kooperation. Es ist meine feste Überzeugung, dass wir die Entwicklung zum Wohle der Süchtigen nur dann werden positiv beeinflussen können, wenn wir kooperieren, und zwar mit allen, die es angeht. In aller erster Linie natürlich mit den Süchtigen selbst, dann aber auch ihren Angehörigen, ihren Ärzten, der Pharmaindustrie, den Medien und nicht zuletzt der Politik.
Scharmützel mit unglücklichen Selbsthilfegruppen und Suchtberatern, die beide um ihre Märkte fürchten, lenken uns nur ab. Lasst sie machen. Wir gehen unseren Weg.
Ich bin mehrmals in Paris gewesen, um in langen Gesprächen mit Prof. Dr. Olivier Ameisen auszuloten, wie man so etwas bewerkstelligen könnte. Die Gespräche, die mein Wissen um Baclofen, den Werdegang und die Motivation von Olivier Ameisen entscheidend geprägt haben, führten dazu, dass ich mich am Schluss mit meinen Kombattanten entschlossen habe, eine internationale Organisation zu gründen, die sich mit medikamentiver Suchtbehandlung speziell unter dem Aspekt Baclofen befasst. Sie heißt CUREO.
Die Dachorganisation Cureo Foundation wurde bereits im Februar gegründet. Sie kümmert sich um die internationale Koordination, Forschungsschwerpunkte, Zusammenfassung und Publizierung von Informationen, Festlegung von Standards usw. Sie hat einen bereits aktiven wissenschaftlichen Beirat (Scientific Council), der aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen besteht.
Cureo Germany ist ebenfalls gegründet. Hier werden die operativen Aufgaben erledigt. Im Moment steht im Vordergrund die Organisation des am 21. September 2010 in Straßburg stattfindenden Symposiums. Den Termin konnte ich in Abstimmung mit Olivier Ameisen festlegen, dem ich für die Zusage seiner Teilnahme danke. Hier wollen sich Benutzer, Interessenten und Ärzte treffen, wenn möglich auf einer breiten europäischen Basis.
Wir halten es darüber hinaus für notwendig, dass sich die Anwender, aber auch die Interessenten und Verwandten, die sich für Baclofen interessieren, hin und wieder treffen, um sich persönlich auszutauschen. Deshalb unterstützen wir, wo immer sich zwei oder drei zusammenfinden, die Gründung von CCs (CUREO Clubs) als unstrukturierte, kleinere Face-to-Face Gruppen. Wir haben nämlich festgestellt, dass wir mit dem Thema Medikament und Alkoholsucht in traditionellen Selbsthilfegruppen zum Teil nicht gut aufgehoben, ja echte Störenfriede sind.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die CCs als dauerhafte Einrichtungen erweisen, denn es gibt ja keinen Rückfall mehr und auf immer und ewig wird man solchen Gruppen nicht angehören wollen, es sei denn man macht einen freundlichen Stammtisch daraus. Wie immer es sich auch entwickelt, bitte melden sie sich, wenn sie daran interessiert sind.
Die Idee zu den Clubs stammt übrigens von Federico. Er kümmert sich künftig um die Außendarstellung von Cureo. Dazu gehören natürlich auch die von ihm ins Leben gerufenen Foren. Cureo wird also kein eigenes Forum betreiben, sondern direkt weiterleiten. Alle Anfragen bezüglich Symposium, CCs etc. sollten also dort verhandelt werden.
Heiko ist als Mann der ersten Stunde mit der Vorbereitung des Symposiums und der Entwicklung neuer Therapieansätze befasst. Auch er wird im Forum darüber Auskunft geben.
Was hier in ein paar Absätzen zusammengefasst werden kann, ist das Ergebnis von einigen Wochen intensiver Arbeit. Wir sind jetzt eine Gruppe von mehr als 20 Leuten, die intensiv mitarbeiten. Ich danke allen Beteiligten für die enorme Flexibilität, Einsatz und den Vertrauensvorschuss, ohne den es nicht gegangen wäre.
Die Gründer von CUREO und von CUREO Germany sind übrigens, von mir einmal abgesehen, allesamt keine Anwender von Baclofen und auch von dem Suchtproblem nicht betroffen, bis auf eine Person, die aber ihre Probleme auf konventionelle Art lösen konnte.
Sie werden sich mit Studienlyrik, ahnungsvoller Prosa und Wunschdenken nicht zufrieden geben, sondern einen kühlen Blick auf die Fakten werfen.
Jean Paul Lascaux im März 2010
OSSI