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bettyblue
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 17:35 |
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Registriert: Sonntag 1. April 2012, 14:23 Beiträge: 174
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Hallo Ihr Lieben,
heute hatte ich einen unerfreulichen Arztbesuch, von dem ich euch berichten will. Ich habe immer noch das Problem, dass mir die Arme einschlafen, v.a.nachts, bzw.morgens, was ja nach dem Aufstehen irgendwann weggeht.Taube Fingerspitzen und Zehen habe ich leider aber auch tagsüber, also durchgehend.
Bisher wurde diagnostiziert eine vorzeitige Abnutzung der Halswirbelsäule und Physiotherapie verordnet. Habe einen wirklich guten Therapeuten für manuelle Therapie gefunden und es scheint ein bißchen zu helfen. Ist aber noch lange nicht gut.
Heute also endlich der Termin beim Neurologen. Ich also meine Symptome geschildert und bei der Frage nach Vorerkrankungen und Medikamenteinnahme gesagt, ich bin alkoholkrank und nehme Baclofen. Hui, hui,hui, da hättet ihr die Reaktion des Herrn Doktor aber sehen müssen. Hatte er gerade noch gelangweilt Kästchen auf seinem Fragebogen angekreuzt, fuhr er auf. Und statt - was die normale Fortsetzung des Gesprächs gewesen wäre, zu fragen, wie geht es Ihnen heute und sind Sie zufrieden mit der Baclofen-Therapie?, schoss es wie aus der Pistole: Wer verschreibt Ihnen das? Ich sage, meine Hausärztin, die gleichzeitig einen suchtmedizinischen Schwerpunkt hat. Und ich dachte, oh je, hoffentlich, habe ich ihr jetzt nicht geschadet, denn er schrieb gleich eifrig mit. Dann schnaubte er verächtlich, aber da gibt es doch besseres.
Oh je, solche Situationen sind für Betty immer sehr heikel, denn dann spüre ich kleine Ironiebläschen, so aus meinen tiefsten Tiefen nach oben steigen, und bevor ich mir eine Strategie zurecht legen kann, blubbert es heraus: ach nee, was denn? Ja, nee, er meine ja nicht Medikamente, sondern andere bewährte Therapieverfahren, und ob ich die vorher alle schon durch gemacht hätte. Ich sage, welche bewährten Therapieverfahren, die haben doch alle Rückfallquoten von 50% oder mehr. Und mit Baclofen lebe ich jetzt fast ein Jahr abstinent und kann mir ein neues Leben aufbauen.
Er wurde dann fast aggressiv und wollte mich in eine illegale Ecke stellen, aber wer hat Ihnen denn dazu geraten? Ich war kurz davor, die Konsultation abzubrechen und meinte nur knapp und trocken: ich mir selbst.
Er klopfte mich dann noch von oben bis unten mit einem Hämmerchen ab und piekste mich mit der Nadel. Dann kam seine Vermutung: Polyneuropathie, wahrscheinlich wegen langjährigem exzessivem Alkoholkonsums. (Und wegen Medikamentmißbrauchs, hat er nicht gesagt, aber gedacht). So da hatte ich es: ich bin eine verantwortungslose Säuferin und selbst schuld, wenn mir die Zehen abfaulen. Und das Schlimmste überhaupt, ich wage es, mir, mein Leben und meine Gesundheit betreffend, eine eigene Meinung zu bilden. Das geht ja mal gar nicht. Erst mal ab in die Entziehungsklinik und zu den Suchttherapeuten und 20 Jahre zu den AA. Danach bist du wahrscheinlich tatsächlich so klein, dass du keinen Mucks mehr machst. Oder tot, was ich bei mir für wahrscheinlicher halte, denn klein wollte ich nie sein. Niemals.
Aber wisst ihr was? Dieser Tag heute war für mich der beste Beweis, wie gut Baclofen wirkt. Denn vor einem Jahr hätte ich nach so einem Erlebnis garantiert sofort eine Flasche getrunken, oder zwei. Denn ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man versucht, mich klein zu machen. Schon gar nicht so ein Würstchen mit seinem kleinen Hämmerchen. So!!!!
Viele liebe Grüße von Betty, die sich jetzt erst mal beruhigen und danach einen neuen Neurologen suchen muss.
P.S. Ich bin echt froh, euch als Rückhalt zu haben.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 18:06 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Hallo Betty, gut gemacht und nicht kleinmachen lassen. Um Polyneuropathie sauber zu diagnostizieren, brauchts ein wenig mehr als Nadel und Hämmerchen. Eingeschlafene Arme oder Beine sind etwas anderes als Missempfindungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen oder Brennen. Hier findest Du die erweiterte Palette. Volle Zustimmung zu Deiner Konsequenzanalyse: ein neuer Neurologe muss her. LG Federico PS ich musste Deinen Text nochmal lesen und muss gestehen, ich habe selten so gelacht. Bitte bewahre Dir deinen Humor.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Didier1956
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 18:40 |
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Registriert: Dienstag 11. September 2012, 10:53 Beiträge: 86
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Liebe Betty, erstmal Danke für Deinen humorvollen, aber auch nachdenklich stimmenden Beitrag. Zitat: Aber wisst ihr was? Dieser Tag heute war für mich der beste Beweis, wie gut Baclofen wirkt. Denn vor einem Jahr hätte ich nach so einem Erlebnis garantiert sofort eine Flasche getrunken, oder zwei. Genau so empfinde ich das auch. Die Flasche als Tröster, oder als Mutmacher, mit solch erniedrigenden Situationen umzugehen hat ausgedient. Ein nicht "künstlich" hergestelltes Selbstbewußtsein findet nach und nach seinen Platz im eigenen Erleben. Kein sinnloses Grübeln über die Inkompetenz eines selbstgefälligen Mediziners, kann Einem aufhalten. "...dann such ich mir halt einen Anderen..!" Das ist mutig und gesund! Und wenn sich das auf Dauer in der Alltagsbewältigung manifestiert, dann ist das meines Erachtens, ein Baustein auf dem Weg zur Heilung. Das sind richtig gute Aussichten, finde ich. GLG Dieter
_________________ Du kannst einen Menschen nichts lehren; du kannst ihm nur helfen, es in sich zu finden. -Galileo Galilei-
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 20:09 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Betty
Ich habe Deinen Bericht mit Freude gelesen! Gratulation zu Deinem Auftreten! In Deinen Worten finde ich die gelungene Balance zwischen Humor, Durchblick und Ernst der Sache aufgrund des Themas.
Beim Lesen musste ich immer wieder denken: "Nachlegen, Betty, nachlegen... ja, super".
Es ist immer wieder beruhigend festzustellen, wie wir dank Bac nun gefestigt unseren Weg machen können; dies in Situationen, die vorher meistens in ein Disaster führten.
Weiter so und alles Gute LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 21:27 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Liebe Betty,
gut, daß Du bei Dir geblieben bist. Frage: Wie kommt es, daß Du einen Neurologen aufsuchst? Mir schlafen auch immer wieder die Arme ein, war aber schon vor Baclofen so und auch vor dem Alkohol, bin da wohl empfindlich, scheint familiär zu sein, mein Bruder hat das auch, schon seit Jugendzeiten wie ich, und er hat kein Suchtverhalten, kein Alkohol, keine Medikamente. Bleib weiter bei Dir.
LG Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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aspino71
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 22:43 |
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Registriert: Sonntag 8. April 2012, 22:16 Beiträge: 390
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Hallo Fallada,
lange haben wir nichts von dir gehört. Schön, dass du dich wieder meldest.Wie geht es dir?
LG Aspino
_________________ »Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen« (Brecht)
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bettyblue
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 22:59 |
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Registriert: Sonntag 1. April 2012, 14:23 Beiträge: 174
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Hallo fallada, schön wieder von dir zu hören.
Die Problematik ist schon ernst zu nehmen. Es sind eigentlich zwei Baustellen, erstens das Einschlafen der Arme, manchmal auch der Beine, und zwar so extrem, dass es schmerzhaft ist und meinen Schlaf stört. Es lässt sich auch nicht durch einfaches Armschüttel abstellen, sondern ist schon sehr hartnäckig. Zweitens leide ich an Taubheitsgefühlen der Fingespitzen und der Zehen (dort bis zum Mittelfuß), das ist schon sehr unangenehm. Außerdem behindert es mich bei feinmotorischen Tätigkeiten. An den Füssen behindert es mich auch beim Autofahren, ich habe dann durch den Schuh hindurch kein ausreichendes Gefühl mehr.
Also das ganze macht mir schon Sorgen, ich habe auch Angst vor bleibenden Schäden, deshalb möchte ich es diagnostisch abklären lassen. Natürlich mache ich mir auch Sorgen, ob es eine späte Folge des Alkoholkonsums ist. Oder ob es eine Nebenwirkung von Baclofen ist, was auch sein kann. Das wäre natürlich ganz blöd, weil ich natürlich nicht abdosieren kann und auch nicht will. Ich nehme immer noch 37,5 mg/Tag. Ich habe versucht auf 25 mg runterzugehen, das bekommt mir nicht. Ich werde dann irgendwie labil und die durch Baclofen erreichte innere Ruhe und Stabilität ist nicht mehr gewährleistet.
Es sind noch weitere Untersuchungen geplant, Kernspin der HWS und weitere neurologische Tests. Die lasse ich noch durchführen, aber für eine weitere Behandlung brauche ich einen Arzt, der Baclofen positiv gegenübersteht.
Übrigens kann es auch sein, dass auch hormonelle Veränderungen zu den Phänomenen führen, ich bin ja außerdem auch schilddrüsenkrank. Ich hatte die Probleme z.B. auch während der Schwangerschaft. Aber diese Zusammenhänge sind wenig bekannt und einen guten Endokrinologen zu finden ist nicht einfach, sie rechnen fast nur privat ab.
Aber ich gebe so schnell nicht auf. Auch verfolge ich andere möglichen Ursachen, die in dem link von @federico aufgeführt werden, z.B. Vitamin B12 Mangel, den ja viele Langzeit-Alkoholkonsumenten haben. Ich habe meine Vitamin B Speicher mit Tabletten und Injektionen aufgefüllt und spüre, dass es meinen Nerven gut tut.
Ich bin so froh, dass ich mit Baclofen das Mittel gegen meine Sucht gefunden habe, aber jetzt möchte ich halt, dass es mir rundum gut geht.
Einen schönen Abend und danke an alle für eure Untestützung Betty
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aspino71
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Betreff des Beitrags: Re: Nebenwirkung - Einschlafen der Gliedmaßen? Verfasst: Dienstag 19. Februar 2013, 23:30 |
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Registriert: Sonntag 8. April 2012, 22:16 Beiträge: 390
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Liebe Fallada,
danke für deinen Bericht. Ich kann mich noch gut an deine fast täglichen Zustandsberichte erinnern. Gut, dass dich der damals erkennbare positive trend bis in die heutigen Tage getragen hat. Wirklich schön. Auch mein Leben hat sich unter Baclofeneinwirkung nachhaltig verändert. Ich bin z.Z.in der Phase, im Nachhall des medikamentös bestimmten Prozesses, die zukunft neu zu bestimmen. Ich brauche da aber noch Zeit. Darum bin ich etwas ruhig.
LG Fallada, alles erdenklich Gute Aspino
_________________ »Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen« (Brecht)
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