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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 14:07 
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@Federico, Bennter

Während meiner baclofen-Zeit ist es mir schon in den Sinn gekommen, dass ich allmählich erwachsen wurde und wieso ich all diese Jahre in der Adoleszenz stecken geblieben bin. Mit meiner Vernunft konnte ich schon ‚erwachsen‘ wirken und funktionieren, aber immer wieder wollte der Adoleszent in mir raus, und Saufgelage mit Freunden, Barkenntnissen, sogar Kunden erwiesen sich als exzellente Gelegenheiten.
Ich konnte der Aussenwelt eine emotionale Stabilität zeigen, aber nur mit Mühe. Mir war nicht immer wohl dabei. Betrunken konnte ich dieses zwanghafte Erwachsensein loslassen, und zurück in meine sorglose Adoleszenzwelt zurückkehren. Mir ist das nach ein paar Monaten Baclofen-Zeit bewusst geworden. Und jetzt kann ich die Adoleszenzzeit einfacher hinter mir lassen. Die Berauschtheit braucht es nicht mehr, obwohl die Wünsche noch da sind. Aber diese Paradox habe ich gestern beschrieben.

Ja Bennter, die Extremzustände. Die sind den ‚Normalos‘ gar nicht bekannt. Es gibt jedoch ‚extreme‘ Leute, die ihren Rausch irgendwo anders suchen: base-jumping, oder andere 'extreme' Sportarten, Orgien, Drogen, oder eine Mischung verschiedener ‚berauschender‘ Elemente. Und dennoch kann ich mir unmöglich vorstellen, dass diese ‚Thrills‘ nur annähernd in die Nähe kommen von Berauschtsein.
Daher ist mein sehr starker Wunsch, dass diese Rauschwünsche mit der Zeit verschwinden. Und ich bin zuversichtlich. Denn die Intensität dieser Wünsche, wie ich anschaulich am Anfang im Sinuskurvenfaden beschrieben habe, nimmt schon ab. Es ist eigentlich genau so, wie Federico gestern geschrieben hat: Jetzt kommt es auf die Geduld an.

Den ersten Teil haben wir geschafft. Es braucht nicht mehr den Kontrollverlust.
Der zweite, wichtigere Teil:
-die innere Zufriedenheit und
-was will der ‚erwachsene trockene Rauschtrinker', welches Surrogat gibt es?
-wie können die Rauschwünsche unter Kontrolle gebracht werden
-wie kann die innere Leere gefüllt werden?
dürfte schwieriger sein. Und, nochmals, auch hier wird der Spruch ‚time heals all wounds‘ uns behilflich sein.


LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 17:38 
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@bennter, @patrick,

ich weiß nicht ob es anderen auch so geht, aber immer wenn ich einen Gegenstand wie
bekloppt suche, finde ich Sachen, die vor langer Zeit partout nicht aufzufinden waren.

Leider lässt sich aus dieser Tatsache keine verbesserte Suchmethodik ableiten.
Ausser vielleicht, dass ich nach 5 Minuten jede Suche abbreche und auf später verschiebe.
Manchmal findet mich der gesuchte Gegenstand wie von selbst nach Stunden, Tagen, Wochen.
Meistens dann, wenn ich eigentlich etwas ganz anderes suche.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 17:56 
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Das kenne ich sehr gut ablach

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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 22:27 
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Moderator

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@Federico
Federico hat geschrieben:
ich weiß nicht ob es anderen auch so geht, aber immer wenn ich einen Gegenstand wie
bekloppt suche, finde ich Sachen, die vor langer Zeit partout nicht aufzufinden waren.

Leider lässt sich aus dieser Tatsache keine verbesserte Suchmethodik ableiten.
Ausser vielleicht, dass ich nach 5 Minuten jede Suche abbreche und auf später verschiebe.
Manchmal findet mich der gesuchte Gegenstand wie von selbst nach Stunden, Tagen, Wochen.
Meistens dann, wenn ich eigentlich etwas ganz anderes suche.
Ja, ich weiss genau, was Du meinst.
Dennoch weiss ich nicht, was Du meinst.
Weisst Du was ich meine?

And Now For Something Completely Different
Denn ich komme in Fahrt.
Federico hat geschrieben:
Ian Anderson und Thick as a Brick Part 2
Von Jethro Tull hatte ich schon gehört. Wer nicht? Aber von Thick as a Brick andererseits noch nie. Bis jetzt. Nun, für diejenigen die nicht wissen was es auf Deutsch heisst: 'saublöd'. Und auf flämisch sagen wir so dumm wie das Hinterteil eines Ofens, echt!
Federico hat geschrieben:
Könnte sein, dass es Dir gefällt.
Endlich, nach 5 Monaten Forum und über 200 Beiträgen hast Du herausgefunden, wie saublöd der rog ist. Hat schon lange gedauert, nicht wahr? Und saublöd bin (vielleicht besser: war) ich schon, ohne Ironie. Aber dazu später mehr.
Jetzt zum Text. Fast nicht zu fassen, dass ein Gedicht wie Thick as a Brick hier zwischen diesen Beiträgen auftaucht. Einen Text, der besser zu den letzten Beiträgen passt, oder zu meinen Einsichten der letzten Zeit, kann ich mir überhaupt nicht eindenken. Die Musik ist auch nicht schlecht, aber bei weitem nicht so genial wie die Zeilen. Ich weiss nicht, wer es geschrieben hat, aber für mich ist es Literatur. Und erinnert mich an die Lake Poets (Wordsworth, Coleridge). Und hier ist meine Interpretation 'auf den ersten Blick'.
Das Lied beschreibt die Strapazen, den Stress, eines Jugendlichen auf dem Weg zum 'Erwachsentum', und öffnet mit einem Donnerschlag bei heiterem Himmel:
See there! A man born and we pronounce him fit for peace.
There's a load lifted from his shoulders with the discovery of his disease.
We'll take the child from him
put it to the test
teach it to be a wise man
how to fool the rest.

Ein Mann ist geboren, lebt in Frieden, aber er ist ein Kind. Und da dieser Zustand (das Kindsein) krank ist, wird das Kind in ihm weggenommen, daher lernen wir ihn, wie er erwachsen werden kann, so dass er die anderen zum Narren halten kann. (!)

Danach folgt eine Epik, die den funkensprühenden, knisternden Dualismus zwischen den 'poets' und 'wise men' beschreibt.

Der Schluss (die letzten 2 Zeilen!) fasst alles wunderbar zusammen.
So you ride yourselves over the fields
and you make all your animal deals
and your wise men don't know how it feels
to be thick as a brick.

Genau diese letzten 2 Zeilen haben's in sich: Die Erwachsenen wissen nicht was es ist, um thick as a brick zu sein.
Thick as a brick ist multi-interpretierbar. Blöd, Idiot, aber auch wie man sich benimmt wenn man besoffen ist. Während meine verlängerten Adoleszenz war ich froh, dass ich mich hie und da wie ein Idiot benehmen konnte. Denn wer ist überhaupt glücklicher und sorgloser als ein Idiot?

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 22:47 
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Beiträge: 415
es fragt sich, nachdem ich einmal wieder aufgeräumt habe und mich von Vergangenheit befreit, was der Mensch so braucht zum Leben, was er ansammelt, zusammenkarrt, einschachtelt -

wenn denn der Tag gekommen ist, zur Ruhe endlich, räumt auf die Familie, und kann mit anfangen nichts, diese Bilder, Bücher, Andenken und ab dafür, so man sich besinnt, ist dieses Leben unwirklich
auf Wert geschaffen, und bringt doch nichts. Der Mensch summiert, für wen den auch, wie sinnlos gleich, doch nur für sich, wie wertlos gleich, und freut sich dran, befreie Dich und löse Dich,
der einzig Gut ist doch der Geist, der wirkt und denkt, der Rest nur Beiwerk, Schönerei, die keiner
braucht. Gedanken, Träume, Phantasien, oh ja, doch Material, zum Fenster raus, weil es nur stört, der Suche schwer, ein Möbiliar, das Leben nicht, so ruhe denn, ganz ohne Qual und schlafe fest ohn diese Ding und lache noch, nur Du bist es, der Mensch, die Seel`der Geist an sich,


und schlafe gut,

@sabine, frei sein und atmen ohne all das Zeug

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es ist genug Sabine!


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 22:49 
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@Federico
Federico hat geschrieben:
Könnte sein, dass es Dir gefällt.
Sorry, habe vergessen zu antworten ob's mir gefällt. Die Antwort ist 'ja'. Viermal ja. Du bist eine Runde weiter :D


@Sabine
Zitat:
Der Mensch summiert, für wen den auch, wie sinnlos gleich, doch nur für sich, wie wertlos gleich
Zu diesem Schluss bin ich leider letztlich auch gekommen. Leider.

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 23:32 
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@Patrick,

Ian Anderson und Monty Python's Flying Circus – für mich in einem Atemzug zu nennen.
Und so summe ich still lächelnd vor mich hin „Always Look on the Bright Side of Life ...“

Diese Art von Humor trägt mich, ich komme ja wie Du weißt, aus einer anderen Ecke.
Ist Dir eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, dass ich Dich beneiden könnte?

LG Federico
Schau mal auf die Tourdaten, der Mann ist schließlich schon 67.

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Oktober 2013, 23:35 
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@Sabine,

bist Du durch? Ich würde mich freuen.

LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Donnerstag 24. Oktober 2013, 17:40 
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@alle,

ein Vortrag von einem, der es nach 32 Jahren Tätigkeit in der ambulanten Suchttherapie
auf den Punkt gebracht hat.

Dr. Wolf-Detlef Rost


LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche
BeitragVerfasst: Samstag 26. Oktober 2013, 10:30 
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@Federico
Federico hat geschrieben:
Diese Art von Humor trägt mich, ich komme ja wie Du weißt, aus einer anderen Ecke.
Es gibt keine bessere Humor wie diese. Das Trockene, das Pflegmatische, die Englische (britische!) Sprache überhaupt mit seinen Understatements. Cleese, Gilliam, Idle, Chapman, Palin. Und auch Atkinson. The two Ronnies. Sogar Benny Hill. Unübertroffen.
@Delle: Für IT Menschen ist dieses Perlchen von dry british humor 'Pflichtlektüre'.

LG

Patrick


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