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Re: Social Media und Stigma

Freitag 13. Dezember 2013, 13:32

Nachdem mir ein Suchtmediziner volles Verständnis dafür ausgedrückt hat, dass ich mich nicht "oute", bzw. dies auf dem Hintergrund der Stigmatisierung Alkoholabhängiger als nötigen Selbstschutz bezeichnete, fand ich folgenden Link:

https://www.thieme-connect.de/ejournals ... 266094.pdf
(ob er ohne Registrierung bei Thieme funktioniert, kann ich nicht sagen)

Er führt zum Artikel "Warum werden Menschen mit Alkoholabhängigkeit in besonderer Weise stigmatisiert, und was kann man dagegen tun?"
DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0030-1266094
Psychiat Prax 2011; 38: 109–110
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0303-4259
Verfasser: Georg Schomerus, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Greifswald

Ein Auszug daraus:

"Bevölkerungsstudien* zeigen, dass Alkoholkranke nicht nur persönlich abgelehnt werden, sondern dass auch ihre Behandlung im Vergleich zu anderen Erkrankungen die bei Weitem niedrigste Priorität in der Öffentlichkeit genießt. Auf die Frage, bei welchen Erkrankungen man am ehesten Geld bei der Behandlung einsparen könnte, wurde die Alkoholabhängigkeit unter 9 medizinischen und psychischen Krankheiten bei Weitem am häufigsten genannt."

Die Studie, auf die verwiesen wird, wurde 2004 von ebendiesem G. Schomerus in Deutschland durchgeführt (nicht in den Staaten, wie ich spontan vermutete):
* http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16424964
Schomerus G, Matschinger H, Angermeyer MC.
Preferences of the public regarding cutbacks in expenditure for patient care: Are there indications of discrimination against those with mental disorders? Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 2006; 41: 369-377


:-??
Da schluck' ich doch einfach mal leer.

lg
Lisa

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 14:00

@Lisa
lisa64 hat geschrieben:Da schluck' ich doch einfach mal leer.
Ich musste schon ein paar Mal leer schlucken...
In meiner Vor-Baclofenzeit glaubte ich, mich selber unter Druck setzen zu müssen und habe mich im Arbeitsteam sowie in der Verwandschaft grosszügig geoutet...
Seit ich Bac nehme würde ich es nicht mehr tun! Auch wenn versprochen wird, es bleibt unter uns und wird nicht weiterverbreitet... Tja...

Somit unterstütze ich die Ansicht, ein Outing ganz kritisch zu überlegen.

LG moonriver

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 14:24

In meiner Vor-Baclofenzeit glaubte ich, mich selber unter Druck setzen zu müssen und habe mich im Arbeitsteam sowie in der Verwandschaft grosszügig geoutet...


Habe ich genau so auch getan - fast blindlings drauf los. Bei der Arbeit: nie mehr! Aus dem Klientenstatus kam ich nie mehr raus und fühlte mich dauerbeobachtet.

In der Verwandtschaft finde ich es in erster Linie für meinen Partner noch immer die richtige Entscheidung. Er kann sich so ohne Einschränkung Unterstützung holen und seine Belastung äussern, wenn es wieder so weit ist. Ich muss dazu allerdings sagen, dass meine Schwiegerfamilie sich toll verhält und ich gerade auch von meinen Schwiegereltern trotz meiner Abhängigkeit viel Wertschätzung erhalte. Meine Therapeutin findet das aussergewöhnlich.

lg
Lisa

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 15:00

@Lisa,

ich musste beim lesen des Artikels gleich mehrfach schlucken.
Stigmatisierung und Antistigma e.V. liegen mir schwer im Magen.
Als Jivaro und ich, 2011 den Publikumspreis für das beste Poster, anlässlich des
12. interdisziplinären Kongresses für Suchtmedizin entgegennehmen durften,
waren Freude und Hoffnung groß.

Hoffnung deshalb, der Preis wurde von einem Vorstandsmitglied des genannten Vereins überreicht.
Kurz darauf versuchte ich Kontakt zum Verein aufzunehmen und habe aktive Mitarbeit angeboten.
Antwort: Keine. Im Jahr darauf hielt Jivaro einen Vortrag den wir gemeinsam erstellt hatten,
um ein Poster wurden wir ausserdem gebeten. Dieses schien die Aufmerksamkeit von M. Soyka
zu erregen, der das sogen. Posterfrühstück leitete.

Damals schon ist mir aufgefallen, wie seltsam reserviert und abweisend sich einige Menschen verhielten,
die ein Jahr zuvor fast übertrieben zuvorkommend waren. Ich stand vor einem Rätsel.

2013 dann die Lösung, ich wurde des „Kreuzrittertums“ bezichtigt. Nicht von irgendjemand,
sondern genau von der Person, die uns 2011 freudestrahlend den Publikumspreis überreicht hat.
Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, hieß es:
ich würde damit der Sache „Baclofen“ Schaden zufügen.

Jetzt weißt Du, warum ich mehrfach schlucken musste, ich könnte gleichzeitig kotzen.
Vor allem wenn ich mir anschaue, wie überaus aktiv der Verein Antistigma ist. Im Klartext: 5 Jahre Inaktiv.

Fazit: Olivier Ameisen war ein Kreuzritter um überhaupt Alkoholabhängigkeit zu entstigmatisieren.
Alle französischen Ärzte die jetzt mit „Verve“ den Kampf weiter voran treiben sind „Kreuzritter“,
Sylvie Imbert, Monique und all die anderen Forenmitglieder der französischen Foren sind „Kreuzritter“.
In diesem Kontext bin ich selbstverständlich auch einer.

„Und auf den Dächern hockt ein satter Gott und predigt von Genügsamkeit“, das trifft
genau das, was ich fühle. Stammt von Konstantin Wecker, der zum Freundeskreis des Vereins
Antistigma e.V. gehört. Ob er noch weiß, warum er beigetreten ist? Nicht böse sein, Konsti :-??

Danke für Deinen Beitrag und das PDF

LG Fedrico
(Kreuzritter)

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 15:32

Oha - wollte dir kein Pflaster von der Wunde reissen, federico.

Nun hoffe ich bloss, Schomerus gehört nicht auch zu dem Verein...

zum Trost (unter uns Korrektoren): ob mit dieser Spendenadresse die Kasse klingelt?
Bankverbingung: Hypoverseinsbank


lg
Lisa

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 15:58

@Lisa,

vermutlich klingelt sie trotzdem. Schomerus tönt anders, ich denke der hat verstanden.

Sorry wenn ich mich da so aufrege, aber ich frage mich schon, wo die „Sache Baclofen“
ohne Kreuzritter wäre. Es ist nicht Baclofen, sondern die Abkehr vom Schuldprinzip,
das letztlich zur Stigmatisierung führt. Ich frage mich schon, ob irgendjemand der hier
Anwesenden bei der Verteilung von Krankheiten, Abteilung Alkoholabhängigkeit,
freiwillig: „ja ich, bitte hier!“ geschrien hat.

Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, mich da vorgedrängt zu haben. :-??
Ich wollte das wirklich nicht haben.

LG Frieder

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 17:50

Lieber Federico,

ich finde Deine ständige Kritik an Antistigma unangebracht. Nicht Alles, was mit positiver Intention begonnen wird, setzt sich auch positiv um. Ich erinnere an die Avaaz-Aktion: selbst bei über 1000 Mitgliedern im Forum lag die Unterschriftenaktion mit 326 Stimmen weit unter dem, was Du erwartet hättest. Von politischer Wirksamkeit weit entfernt, leider.
Mit ständiger Anfeindung von Menschen, die Baclofen zumindest wohlwollend begegnen, bringst Du die Sache nicht weiter. Ich bewundere Dein Engagement, ganz aufrichtig. Das mit dem "Kreuzrittertum" stammt ja nun ursprünglich auch mit von mir, meint sehr dezidiert: mit Gewalt kann niemand überzeugt werden. Und ich empfinde viele Deiner Aussagen als militant :Mad: .
Langsam, sehr langsam rückt Baclofen ein wenig aus der "Versenkung". Die positive Kritik von Mutschler bzw. Pape hilft uns in der Akzeptanz deutlich. Ganz ohne Militanz, ganz leise aber sehr nachhaltig.
In verschiedenen Gremien der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin wird Baclofen diskutiert.
Dein "Pendant" in Frankreich, Sylvie Imbert oder früher auch Monique engagieren sich ebenfalls sehr konsequent, sehr leidenschaftlich aber ohne persönliche Angriffe.
Gib doch der Sacharbeit eine Chance.

In Frankreich scheint vieles leichter, sie sind uns -nach eigener Aussage - ca. 4-5 Jahre voraus; und sie haben wesentlich mehr Ärzte, die sich öffentlich engagieren und zusammenarbeiten. Schaust Du Dir aber die Entwicklung der RTU an (für September 2013 versprochen, nun für Februar 2014 in Aussicht gestellt - völlig kastriert) siehst Du, dass auch da Probleme evident sind. Es braucht GGG, und konstruktives Weiterarbeiten, dort wie hier, ...nicht böse gemeint!

LG jivaro

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 18:30

Liebe Jivaro,

suchst Du in der Geschichte, Fortschritt ohne „Militanz“, wie Du es nennst,
findest Du Ansätze aber niemals „Fortschritt“.

„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben..." Max Planck (1858 - 1947)

Bitte sieh' es mir nach, meine Lebenszeit ist begrenzt, wie steht es denn mit Deiner?

Die Titulierung: „Kreuzritter“ hat wohl eher mit der seltsam lustigen Übereinstimmung meines Klarnamens zu tun, weniger mit Geschichte.

Kleiner aber vielleicht entscheidender Unterschied im Detail: Frau Dr. XXX Fachärztin usw.
und F. Kreuzritter, Fachmann für Alkoholabhängigkeit, Betroffener. Stigmata unterscheidet. Denk mal nach.

LG Federico

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 19:00

jivaro hat geschrieben:langsam rückt Baclofen ein wenig aus der "Versenkung"

@Jivaro,

ist das so, weil wir, Olivier Ameisen, die Foren, also wir, den Boden gelockert haben, oder ist das so weil es sich so ganz von selbst gelockert hat? Denkst Du noch an die Zeit, als ich den Boden bei Dir gelockert habe … schon vergessen? Du warst dabei, jetzt daneben.

LG Federico

Re: Social Media

Freitag 13. Dezember 2013, 22:42

hallo, Alkohol ist in Deutschland ein Tabu Thema, das ist so, und das ist das Problem,

gebe ich @Frodo01 völlig Recht, so richtig möchte damit keiner etwas zu tun haben,

Drogen ja, klar, aber Alkohol ist ok, wird geduldet, der Onkel säuft, ok,

die Nachbarn ja, die Frau bringt die Flaschen nach Haus, damit der Alte säuft,

heimlich, unheimlich, das ist halt so, Alkoholismus ist kein Thema, deshalb ist alles schwer hier,

man muss eine Lobby haben, das wär`s, aber so ?

Dr. Olivier Ameisen war die Idee, der Traum, der Wunsch, Alkoholsucht zu besiegen, dank

@Federico, schöne Idee, leider, sorry, hätte ein Rollerforum 100 x mehr Zulauf, das Thema ist

extrem schwierig, Alkohol, Alkoholismus, dennoch sehe ich Hoffnung, wenn man das Thema

outet, Information und Wissen, in diesem Sinne,

gruss @sabine

tags : das Baclofen Forum vs Alkoholismus, raus aus der Sucht dank Baclofen,

im Sinne von Dr. Olivier Ameisen, heute Schluss mit Alk, Leben ohne Alkohol


DIE IDEE IST AUFKLÄRUNG, WISSEN, INFORMATION, BIN ICH SÜCHTIG, KRANK, ALKOHOLABHÄNGIG, WAS DANN ? HILFE DURCH DAS FORUM, INFO UND SCHNELL,
NOTTELEFON, AUCH WEIHNACHTEN, DAS FORUM 24 h AKTIV, SEELSORGE, EIN
PSYCHOLOGE HIER, Z.B. ALLES ERWÄHNT SCHON, BEREITSCHAFT, ONLINE,

GESPRÄCHE, DER WEG AUS DER SUCHT, NICHT ALLEIN SEIN, OK
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