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 Betreff des Beitrags: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal Gache
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 11:04 
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RTS ist das Öffentliche Schweizer Fernsehen für die französischsprachige Westschweiz. Eine kurze Sendung von Dienstag Morgen befasst sich mit Baclofen bzw. dem Gesuch des Schweizers Dr. Pascal Gache, einem der ersten Baclofen verschreibenden Ärzte und Vorreiter in der französischen Baclofen-Bewegung:

http://www.rts.ch/info/sciences-tech/5735525-un-medecin-suisse-reclame-l-utilisation-du-baclofene-pour-traiter-l-alcoolisme.html

Schweizer Arzt verlangt die Anwendung von Baclofen zur Behandlung des Alkoholismus


Ein Genfer Arzt ersucht Swissmedic in einem am Montag von RTS veröffentlichten Brief darum, Baclofen als Medikament für die Behandlung des Alkoholismus zu anerkennen, wie es Frankreich kürzlich getan hat.

Ursprünglich vorgesehen zur Muskelrelaxation, könnte Baclofen gemäss kürzlich durchgeführten Studien auch wirksame Effekte im Kampf gegen die Alkoholabhängigkeit haben.

Die französische ANSM hat am 14.3.14 eine befristete Empfehlung zur Anwendung (RTU) von Baclofen herausgegeben, die den Ärzten erlaubt, es zu diesem Zweck zu verschreiben.

„Erfolgsrate von 50 bis 80 %“

In einem am Montag von RTS veröffentlichten Brief ersucht der Genfer Arzt Pascal Gache die Swissmedic darum, nachzuziehen. „Übermässiger Alkoholkonsum ist eine zentrale Herausforderung der öffentlichen Gesundheit, (…) aber bis heute existiert keine tatsächlich wirksame Behandlung.“

Nun zeigen aber gemäss Gache die ersten Studien, dass die Erfolgsrate von Baclofen zwischen 50 und 80 % pendelt (siehe Box1). Er selbst hat seit 2006 rund 350 Patienten mit Baclofen behandelt.

Gache hebt jedoch mehrere Nachteile hervor, insbesondere die systematische Nichterstattung der Medikamentenkosten und das Risiko eventueller juristischer Folgen für den Arzt.


BOX 1:
Zitat:
WISSENSCHAFTLICHE STUDIEN IM GANGE
Wie Pascal Gache in seinem offenen Brief erwähnt, sind zwei randomisierte,
doppelblinde Studien im Gange und werden ihre Ergebnisse im Herbst 2014 liefern.

Seit 2008 haben nach Schätzungen der französischen Sozialversicherungsanstalt
über 150‘000 Patienten Baclofen eingenommen, um ihre Alkoholabhängigkeit zu
behandeln, schreibt Dr. Pascal und fügt die Ergebnisse von Beobachtungsstudien
hinzu. Gemäss diesen bewegt sich die Erfolgsrate zwischen 50 und 80 %.


BOX 2:
Zitat:
MACHTLOSE SWISSMEDIC
«Wir haben zwei Marktzulassungen in der Indikation Alkoholismus, für sehr gute
Medikamente. Wir können nicht mehr tun, es ist am Hersteller, etwas zu
unternehmen“, meint Catherine Manigley, Verantwortliche der Abteilung
Medikamentenmarkt-Kontrolle der Swissmedic.

Novartis als Hersteller von Baclofen beabsichtigt nicht, bei der Swissmedic eine
Ausweitung der Anwendung zu beantragen, weil das Medikament nicht mehr
patentgeschützt ist.

Die Ärzte haben das Recht, ein Medikament zu verschreiben, das von der
Swissmedic nicht zugelassen ist, sie übernehmen aber damit die Verantwortung
für die Therapie mit diesem Mittel“, erklärt Catherine Manigley zusätzlich.



Soweit zum Artikel - die Sendung ergibt wenig Neues, eventuell die Beobachtung, dass Madame Manigley nicht ganz wohl in ihrer Haut ist. Und dass sich das Schweizer Fernsehen der Romandie nicht zum ersten Mal mit Baclofen befasst.

Es folgt der Brief selbst:

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Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 11:06 
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Beiträge: 854
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Dr. Pascal Gache’s Brief an Swissmedic (Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Heilmittel (Arzneimittel und Medizinprodukte))


Swissmedic
Hallerstrasse 7
Postfach
3000 Bern 9


Genf, 25. März 2014


Betrifft: Antrag auf Anerkennung von Baclofen in der Behandlung der Alkholabhängigkeit


Sehr geehrter Herr Direktor

Ich erlaube mir, Ihre Aufmerksamkeit auf die Entscheidung hinsichtlich der Verschreibung von Baclofen in der Behandlung von Alkoholproblemen zu lenken, die kürzlich von Ihrem Pendant in Frankreich, der Agence Nationale de Sécurité du Médicament (ANSM) getroffen wurde.
[url]
http://ansm.sante.fr/Activites/Recomman ... 28offset/1[/url]

Diese RTU konkretisiert die Anerkennung der Wirksamkeit von Baclofen in den oben erwähnten Indikationen. In der Tat wurde seit 2008 in Frankreich, Belgien, in Deutschland und ebenso der Schweiz (Romandie und Deutschschweiz) eine breite Bewegung zugunsten der Anerkennung von Baclofen in der Behandlung von Alkoholproblemen ins Leben gerufen. Auch in anderen Ländern wurde kürzlich damit begonnen, das Medikament in dieser Indikation zu verschreiben (z.B. Portugal).

Diese Bewegung nahm ihren Anfang mit dem Kardiologen Professor Olivier Ameisen, der Baclofen an sich selbst testete, weil er an einer Alkoholabhängigkeit litt. Die Selbstverschreibung von Baclofen in hoher Dosierung erlaubte es ihm, sich von dem unwiderstehlichen Drang zu trinken (Craving) zu befreien und dem Alkohol gegenüber gleichgültig zu werden. Er hatte zuvor alle verfügbaren Behandlungsweisen durchlaufen, in den USA, wo er bis 2000 gelebt hatte, ebenso wie in Frankreich, wohin er darauf zurückkehrte. Die Sécurité Sociale français schätzt, dass seit 2008 mehr als 50 000 Patienten ihr Alkoholproblem mit Baclofen behandeln. Die Resultate der Beobachtungsstudien sind mit Erfolgsraten zwischen 50 und 80 % sehr ermutigend. Zwei randomisierte, doppelblind kontrollierte Studien sind im Gange und werden ihre Ergebnisse im Herbst 2014 liefern.

Ausserhalb von Frankreich ist die Verschreibung von Baclofen in der Behandlung des Alkoholismus nirgends offiziell anerkannt und Ärzte, die es in dieser Indikation anwenden, tun es auf eigenes Risiko und in eigener Verantwortung. In Anbetracht der vielversprechenden Resultate der Baclofen-Behandlung scheint es uns gerechtfertigt, dass Swissmedic den französischen Entscheid bis zur Bekanntgabe der definitiven Ergebnisse der randomisierten Studien übernimmt. Diese offizielle Anerkennung würde Tausenden von Patienten den einfachen Zugang zu dieser Behandlung mit der Sicherheit der Rückerstattung durch die Krankenkasse, was aktuell nicht der Fall ist, da mehrere Kassen in dieser off-label Indikation die Zahlung verweigern. Sie wissen, Herr Direktor, dass der exzessive Alkoholkonsum eine grosse Herausforderung für die öffentliche Gesundheit darstellt und hinter dem Tabak die zweithäufigste Ursache für vorzeitige Mortalität ist. Bis zum heutigen Tag existiert keine reell wirksame Behandlung der Alkoholabhängigkeit. Die Patienten, auch die höchst motivierten, werden sehr häufig rückfällig und viele sterben an dieser Erkrankung. Baclofen sorgt für echte Hoffnung bei zahlreichen Kranken, die vergeblich versuchen, dieser Abhängigkeit zu entrinnen. Eine offizielle Anerkennung analog dem französischen Modus würde nicht nur von den Patienten und ihren Familien mit Zustimmung begrüsst, sondern auch von den Berufsleuten des Gesundheitswesens, die auf eine wirksame Behandlungsmöglichkeit geradezu warten. Wir glauben weder naiv, dass Baclofen jeden heilen wird, noch dass es mit Baclofen allein getan ist. Doch es wird durch Erweiterung der Palette verfügbarer Optionen die bereits vorhandenen therapeutischen Hilfsmittel ergänzen.

Für weitere notwendige Informationen stehe ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung und grüsse Sie freundlich.

Dr. Pascal Gache

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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 15:09 
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@Lisa,

es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Schweiz der Vorlage der Franzosen
folgt. Es gibt bei den Eidgenossen zwar keine RTU, möglicherweise finden sich im „demokratischsten
Land Europas“ andere Lösungen.

In Basel findet vom 7. bis 9. Mai die 2. Harm Reduction Konferenz statt.
Es soll über die Schadensbegrenzung im Drogenbereich diskutiert werden.
Sie wird vom BAG (Bundesamt für Gesundheit) und Infodrog in Zusammenarbeit mit
Fachleuten aus der Schadensminderung in der Schweiz und Europa organisiert.
Laut BZ-Basel wird vor Ort auch eine Delegation aus dem US-Bundesstaat Colorado
anwesend sein.

Stadtentwickler und Drogenexperte Thomas Kessler möchte die Gelegenheit nutzen
und sich mit der Delegation austauschen.

Wäre doch eine schöne Vorstellung und ein Modell für Europa. Legalize Hanf und
gleichzeitige Erleichterung bei der Trockenlegung. Es wäre nicht das erste mal, dass die
Schweiz die besseren Konzepte in der Drogenarbeit hätte.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 17:19 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
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@Lisa

Danke, dass Du auch von Seiten der CH Bewegung in die Sache bringst...
Menschen wie Du sind wertvoll für dieses Forum!
Bleib am Ball... :-bd

LG
moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 22:48 
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Danke, moonriver! Den Tipp hatte ich natürlich wieder mal von Federico, der das Internet abscannt wie ein Zwergharnischwels das Aquarium. Aber ich füge gern hinzu, dass es der stolzen Landsfrau überaus Freude gemacht hat, diese CH-Berichterstattung zu übersetzen. Und ich stimme Federico zu, dass die Schweiz experimentierfreudiger und offener ist. Vielleicht liegts am fehlenden Hochstuhl in der universitären Lehre? Baclofen-Befürworter hatten und haben es aber trotzdem schwer (Gache selbst und Stohler wären zu nennen, die offenbar schon vor Jahren in ihrer Expermimentierfreude zurückgepfiffen wurden).

Was vielleicht für deutsche Leser noch zu ergänzen ist : Heutige Mediziner aus der Deutschschweiz haben alle noch als erste Fremdsprache Französisch gelernt, bis zur Matura also mindestens 8 Jahre lang. Das bedeutet, sie sind der Sprache zumindest so weit mächtig, dass Fachpublikationen die Sprachgrenze überwinden können.

Ich warte auf die weitere Reaktionen - moonriver, falls du mitscannen möchtest? ;)

lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 23:36 
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Beiträge: 8253
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Aha,

Federico der Scanner. Bei Zwergharnischwels musste ich erstmal googeln.
Wieder etwas gelernt, ich scanne das www wie ein Hexenwels. So nennt man den
Scheibenwischer auch. Und husch zurück ins Wohnzimmer, Bram Stoker's Dracula
auf Arte weiter gucken.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. April 2014, 23:57 
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Zitat:
Zwergharnischwels musste ich erstmal googeln

:D denkste, ich nicht?
lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Samstag 5. April 2014, 14:24 
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Einfach toll !!!

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George Bernard Shaw


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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Samstag 5. April 2014, 18:47 
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Beiträge: 1015
Wohnort: Saarland
Ihr Lieben,

schon wegen der vielen geistreichen, witzigen, oft aber auch hilf- und lehrreichen Dialoge lohnt es sich, in diesem Forum mitzumachen !
Ich kann meinen durchaus vorhandenen Humor leider nur schlecht "rüberbringen".

Einen schönen Sonntag von Kiel bis in die Südschweiz !

Werner

_________________
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“.
Seneca


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 Betreff des Beitrags: Re: Schweizer Fernsehen RTS berichtet: Vorstoss Dr. Pascal G
BeitragVerfasst: Samstag 5. April 2014, 18:50 
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31
Beiträge: 854
Wohnort: Schweiz
Dagegen schätze ich deine Herzlichkeit und deine immer wieder wertvollen Links zu wissenschaftlichen Themen, lieber Werner!

lg
Lisa

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