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Re: Auf dem Weg ....

Donnerstag 5. Juni 2014, 07:51

@Trudi,
Ich war lange mit der Diagnose F10.2 krankgeschrieben und hatte nie irgendwelche Nachteile. Im Gegenteil. Durch diese Diagnose waren REHA-Anträge bezüglich Alkoholentwöhnung leichter. Auch bei der (möglichen) Option, Erwerbsminderungsrente zu beantragen, kann es nicht schaden, zu F41.0 und F33.1 noch die 10.2 hinzuzunehmen.
Außenstehende und Arbeitgeber bekommen keine Auskunft bei der KK.

Der MDK prüft in der Regel nur die Arbeitsfähigkeit. Meine KK hat mir sogar kostenlos 5 Therapiestunden bei einer hauseigenen (sehr empathischen) Psychologin spendiert. Die KK und der Rententräger wollen schließlich, dass Du wieder in den Arbeitsprozess integriert wirst.

Dass Alkohol bei depressiven Störungen nur eine Medikation ist, wissen wir alle.
Ich wünsche Dir, dass Du in absehbarer Zeit eine Möglichkeit findest, Deine depressiven Phasen anders zu bewältigen. Mir hat Baclofen da sehr geholfen, da es sehr angstlösend wirkt. Aber auch Therapie gehört dazu und viel GGG

Liebe Grüße Volker

Re: Auf dem Weg ....

Donnerstag 5. Juni 2014, 11:40

Danke lieber Federico und
danke lieber Volker!!! :ymhug:

Gerade komme ich von meiner neuen Psychotherapeutin. Ich hatte lange auf einen Termin gewartet und kann mir vorstellen, dass wir gut miteinander klar kommen. Mein Therapeut davor hatte gelacht nachdem ich - als "Alkoholikerin" - ihm gesagt hatte, dass ich vor meiner (ersten) Ca-OP Angst vor einem postoperativen Delirium habe.
Heute früh hatte ich die Diagnose vom Arzt bekommen, dass sich an einer Narbe nach der Ca-OP blutendes Granulationsgewebe gebildet hat, das entfernt werden muss. Da verstärkte sich die Angst wieder, die sich auch vor ein paar Tagen durch eine heftige Panikattacke "aus dem Nichts" gezeigt hatte.
Nachdem ich mit der Baclofen-Dosierung bis zu 112,5mg/d gekommen war, waren die Nebenwirkungen so unangenehm. dass ich langsam wieder runtergegangen bin. Bin jetzt wieder bei 75mg/d und abends 1 Trimipramin 25. Ich schaffe es im Moment nicht ganz ohne Alkohol, wobei es keine "Abstürze" gibt, aber schon ´mal 2-3 Piccolo am Tag, aber auch Tage, Wochen nichts.
In der Depression fällt es mir sehr schwer mit anderen Menschen zu kommunizieren, rauszugehen, meinen Haushalt aufrecht zu erhalten.
Das Gespräch heute mit der Psychologin hat mir gut getan, nächste Woche ist das nächste. Ich habe ihr auch vom Forum und von der Baclofentherapie berichtet.

Euch allen einen schönen Tag

Trudi :-h

Re: Auf dem Weg ....

Donnerstag 5. Juni 2014, 12:16

Liebe Trudi,

die KK ist natürlich daran interesssiert, dass Du wieder arbeitsfähig wirst, nach max. 18 Monaten wird darüber entschieden, ob Du evtl. zunächst in eine Rente bzw. Erwerbsminderungsrente gehst, was im Einzelfall sogar sinnvoll sein kann. Es bietet evtl. die Möglickeit Dir die Zeit zur Stabilisierung zu geben, die Du brauchst. Hier sehe ich die 10.2 eher als hilfreich. Sollte es Dir rasch besser gehen ist es i.d.R. gut möglich wieder in den Arbeitsprozess "einzusteigen". Die Reaktionen des MDK sind regional sehr unterschiedlich. In verschiedenen Fällen wird Patienten sehr wohl "sehr nahe gelegt" eine stationäre Therapie zu machen um weiterhin den Leistungsbezug zu erhalten. Vielleicht wird die ambulante Therapie mit der neuen Therapeutin akzeptiert.

Bei einer Langzeittherapie, die Dir ganz sicher "zusteht" ist der Kostenträger dann wieder die Rentenversicherung, hier hast Du i.d.R. wenig Einfluss auf die Auswahl der Klinik (aktuell so hier in Hessen). Das konkrete Vorgehen müsstest Du am besten mit Deinem Arzt aus HH besprechen, der insbesondere die regionalen Gegebenheiten viel besser beurteilen kann und auch Deine Situation "näher" einschätzen kann, wie gross ist die Chance, dass Du Dich in weiteren 6 Monaten so stabilisierst, dass Du voll arbeitsfähig bist? Wie gestaltet sich die Möglichkeit einen entsprechenden Job zu finden?

Wie siehst Du die nächsten Schritte für Dich? Wobei würdest Du mehr Ruhe finden?
Ich denke, dass Deine neue Therapeutin Dir auch hierbei helfen wird!

Alles Liebe
jivaro

Re: Auf dem Weg ....

Donnerstag 5. Juni 2014, 17:46

Liebe Trudi

Ich wünsche dir ganz viel Zuversicht, dass du auch diese Krise überwinden wirst und die Behandlung des Narbengewebes schnell zur Beruhigung führt.
Ich sehe meinen Alkoholkonsum nicht als Grunderkrankung, sondern als Folge beispielsweise der großen Ängste, der großen Traurigkeit schon in der Kindheit.
Deine eigene Einschätzung soll gelten. Da wir an den Geschehnissen unserer Vergangenheit nichts mehr bewirken können, konzentrieren wir uns auf das, was uns heute Lebensqualität bedeutet. Abtauchen in den Konsum ist es nicht, dass du hin und wieder Erleichterung benötigst, in der Depression, verstehe ich hingegen gut. Doch du kennst auch die Grenzen, um deine Lebensqualität nicht aufs Spiel zu setzen. So lese ich dich jedenfalls: auf der Hut.

Sie blitzt immer wieder auf "Ich stehe (wieder) an einem Punkt im Leben, wo mir die Welt zu Füßen liegt" und in Form einer neuen Therpeutin etwa eine neue Richtung?

Herzlich
Lisa

Re: Auf dem Weg ....

Mittwoch 25. Juni 2014, 07:13

Danke an jivaro und Lisa !!!!

Heute, an Olivier Ameisens Geburtstag (mein Jahrgang), bin ich dankbar dafür, dass ich am Leben bin.
Heute ist auch der 18te Tag erneuter Abstinenz, und es geht mir recht gut damit. Ich spüre wieder mehr innere Ruhe, Gelassenheit und Freude in mir seit dem Burnout. Die Angst beschleicht mich zwar auch regelmäßig, doch trinke ich sie nicht mehr (vermeintlich) weg.
Ich muss im Juli noch einmal zu einer ambulanten Gyn-OP, die dritte Narkose seit Februar (auch Angst).
Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, einen neuen Job zu beginnen. Ein halbes Jahr könnte die Krankschreibung noch gelten, dann sind 18 Monate herum. Meine ambulante Psychotherapie läuft ganz gut. In der nächsten Woche bin ich wieder in HH und werde mit meinem Arzt diese Dinge besprechen.
Zur Zeit ist das Gefühl des Mangels noch stärker in mir als das Bewusstsein meiner Fähigkeiten und Stärken. Vom Kopf her kann ich sie mir "aufsagen", aber ich spüre sie nicht.
Einen schönen Tag wünscht euch allen
Trudi

Re: Auf dem Weg ....

Samstag 12. Juli 2014, 09:58

Guten Morgen allerseits !!!
Hier ein kleiner Zwischenbericht:
- 35 Tage Abstinenz
- einen mehrwöchigen Weinmarkt habe ich "gut überstanden"; dort hieß es bisher für
mich "Genusstrinken", mein frei gewählter Entschluss vorerst (open end) abstinent
zu leben war stärker und ich fühlte mich nicht eingeschränkt.
- OP (ambulant) mit Vollnarkose gut überstanden, obwohl die Angst vorher groß war.
- ambulante Pschychotherapie von der Kasse genehmigt (25).
- weiterhin Krankschreibung durch HH-Facharzt ohne F 10.2 (ohne dass ich es vorher
angesprochen hatte, danach schon)
- gute Leber-(GOT/GPT/GGT) und MCV-Werte bei der Blutuntersuchung
- step by step Ordnung schaffen im Innen und Außen
- wieder mehr innere Ruhe und bewusstes Wohlbefinden
- Dosis Baclofen weiterhin 50mg/d (1/2 - 1/2 - 1 à 25mg)

LG von Trudi \:D/
Zuletzt geändert von Trudi am Samstag 12. Juli 2014, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Auf dem Weg ....

Samstag 12. Juli 2014, 10:09

Schön, einfach schön!!! Danke, dass Du uns an Deiner Entwicklung teilhaben lässt.

Alles Liebe und viel Kraft zum Weitermachen!

Herzlich
jivaro

Re: Auf dem Weg ....

Sonntag 13. Juli 2014, 18:18

Liebe Trudi

Danke für Deinen Bericht! Es ist schön, Deine Zeilen zu lesen, beinhalten sie doch eine aufkeimende neue Hoffnung und ein positives "nach vorne schauen".

Alles Gute
LG
moonriver

Re: Auf dem Weg ....

Sonntag 13. Juli 2014, 19:09

Danke liebe jivaro und lieber moonriver !!!!

Re: Auf dem Weg ....

Donnerstag 17. Juli 2014, 07:13

Liebe Trudi,

Deine Geschichte rührt mich sehr und ich bewundere Dich. Du gibst mir Hoffnung.

Liebe Grüße

Fallada
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