Samstag 2. August 2014, 11:59
So, Leute,
jetzt gilt's. Gestern war ich bei meiner Suchttherapeutin und habe den vollständigen Antrag auf eine ambulante Entwöhungstherapie abgegeben. Der geht jetzt an den Rentenversicherungsträger, d.h. es dauert jetzt noch mal ca. vier Wochen, bis die Bewilligung da ist und die Therapie starten kann. Das heißt dann jeweils einmal wöchentlich 50 min Einzelgespräch sowie 100 min Gruppengespräch.
Nachdem aber das letzte Wochenende noch einmal ein absoluter Tierpunkt war - Gesamtkonsum von Fr bis So mehr als ein Kasten Bier - und meine drei Kinder und ich am nächsten Mittwoch für eine Woche in den Urlaub fahren - Mama bleibt zu Hause, was Mama auch mal ganz recht ist - habe ich meine Therapeutin gestern gebeten, irgendwas zu unternehmen, mich irgendwas unterschreiben zu lassen, was mich unter Druck setzt, ab sofort abstinent zu bleiben, und nicht erst, wenn die Bewilligung da ist.
Liebe Freunde, ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr. Es ist mir unmöglich, ob mit oder ohne Baclofen ein oder zwei Gläser zu "genießen". Der erste Schluck bedeutet: Her mit den drei, vier Litern Bier. Gern ein, zwei 0,25 l-Fläschchen Rotwein auf ex zwischendrin, damit es schneller geht. Dazwischen, also zwischen nüchtern und Erreichen des Pegels, gibt es nichts, was meine Psyche akzeptieren würde. Wenn es ganz schlimm kommt, geht es morgens weiter und dann kommt bis spätabends natürlich noch mehr zusammen, so wie letzten Samstag. Nachdem es Sonntagabend dann auch noch mal heftig wurde, war ich am Montag gefühlt tot. Ein Elend in vorsuizidalen Gedanken. Seit Dienstag geht es wieder aufwärts. Und jetzt will ich ganz einfach keinen Alkohol mehr trinken.
Wie soll man das schaffen, also wie ab jetzt, sofort? Meine Therapeutin machte gestern diesen Vorschlag: Ich erkläre schriftlich, im Falle eines Rückfalls eine stationäre Entgiftung zu machen, bevor die Therapie weitergeht bzw. überhaupt erst richtig anfängt. Eine stationäre Entgiftung ist so ziemlich das Letzte, was ich freiwillig machen will. Ich fand den Vorschlag ausgesprochen gut, wie haben den Kontrakt so aufgesetzt und ich habe unverzüglich unterschrieben.
Bei meiner Therapeutin habe ich ein gutes Gefühl. Sie ist auch Yogalehrerin. Ich sollte mir eine Symbolkarte aussuchen, aus einem Yoga-Kartenset, und immer bei mir tragen. Ich habe dann gleich fünf Karten ausgesucht. Drei Karten beschreiben meinen Weg: Entscheidung - Heilung - Freiheit. Die beiden anderen Karten beschreiben die wichtigsten Begleiter auf diesem Weg: Mut und Gelassenheit. Es sind schöne Symbole, vielleicht kann ich die hier mal einscannen (wie geht das noch mal?).
Jetzt bin ich guter Dinge, dass ich nicht vom Weg abkomme. Dass ich zu mir selbst finde, und auch näher zu meiner Familie. Aber wie alles Gute, führt dieser Weg nur über mich. Ich hab mich, auch hier im Forum, ja schon öfter gefragt, wer ich eigentlich bin und wie ich so eine Art innere Mitte finde. Oder wiederfinde (auf dem Weg zum Erwachsenwerden muss sie verlorengegangen sein).
Eine ganz einfache Yogaübung hat sie mir noch mitgegeben. Man steht locker da, die Hände liegen überkreuzt auf dem Brustbein. Da ist die Mitte. Jetzt breiten sich die Arme in einem weiten Bogen langsam nach oben aus, bis sie parallel nach oben zeigen, zum Himmel geöffnet. Der Kopf hebt sich leicht. Dabei wird eingeatmet. Das ist die Weite der Möglichkeiten. Dann finden die Arme im selben Bogen zurück und die Hände legen sich wieder aufs Brustbein. Dabei ausatmen. Da ist die Mitte wieder, der Schutz. Das Ganze wird ein paarmal wiederholt.
Bac hab ich auch schleifen lassen seit Wochen. Ich nehme es jetzt wieder regelmäßig als wesentlichen Teil der Therapie, die für mich mit der gestrigen Erklärung schon begonnen hat. Bac ist hochwirksam, ich weiß es ja. Man muss es nur auch regelmäßig nehmen. und: Bac allein hat sich für mich als nicht ausreichend erwiesen.
Und hier will ich auch wieder regelmäßiger berichten. Vom Neuanfang...!
Herzlich - Dieter