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 Betreff des Beitrags: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Sonntag 5. Oktober 2014, 17:31 
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... man muss aufs Spielfeld"
Ein Haltungswechsel im Bereich der Abhängigkeitserkrankungen
Philippe Sprenger, Stefan Zahs, Psychiatrische Klinik Münsterlingen CH
01. April 2014

Es sind - auch wenn die Schweiz Recovery schon länger entdeckt hat - im Netz nur schwer überhaupt Beispiele von Recovery-Implementierung im Bereich Abhängigkeitserkrankungen zu finden. Obwohl Recovery ursprünglich aus der Suchthilfe kommt:
Stiefkind Alkoholismus? - Denn auf der Klinik-Webseite taucht Recovery in Zusammenhang mit Alkoholbehandlung dann wieder nicht mehr auf. :-\

Das oben verlinkte Handout geht zurück auf den im März 2014 in Bern stattgefundenen zweiten Internationalen Psychiatrie-Kongress zu seelischer Gesundheit und Recovery und zeugt von erfreulichen Veränderungen.

Lg
Lisa

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Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Montag 6. Oktober 2014, 13:12 
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Vielen Dank für diese Ausgrabung. Es gibt ein wunderbares Buch zum Thema Recovery: Morgen bin ich ein Löwe: Wie ich die Schizophrenie besiegte. Ich erwähne es deshalb, da auch diese Heilung durch emphatisches Pflegepersonal und nicht von Psychiatern eingeleitet wurde.

Nun ist Schizophrenie nicht gerade unser Hauptthema. Dennoch halte ich das Buch für das
Verständnis von Recovery in unserem Kontext für sehr lesenswert.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 14:10 
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Lisa64 hat geschrieben:
Es sind - auch wenn die Schweiz Recovery schon länger entdeckt hat - im Netz nur schwer überhaupt Beispiele von Recovery-Implementierung im Bereich Abhängigkeitserkrankungen zu finden.
Ist mir auch aufgefallen Lisa.
In NL und B wird derzeit geschwärmt von den erfolgreichen SolutionS Kliniken. Eine Partnerklinik gibt es übrigens in der Schweiz: Clinique La Métairie.
Neu für mich war zu lesen über den Konfrontationsbrief. Nach zwei Wochen Aufenthalt bekommen die Patienten diesen von Angehörigen oder anderen Betroffenen am Morgen zugestellt. Darin wird beschrieben, wie sie sich verletzt gefühlt haben, usw.. Es wurde aufs Herz gedrückt, den Patienten nicht zu schonen, sondern knallhart mit der Realität zu ‚konfrontieren‘. Warum erst nach 2 Wochen? Dann erst sind die Patienten genug ‚recovered‘ um diese Konfrontation voll zu realisieren. Danach müssen sie den Brief vor Vollversammlung vorlesen. Das ‚konfrontiert‘ noch mehr. Schliesslich kommen die betroffenen Familienmitglieder zu Besuch. Das passiert alles in einem Tag und scheint sehr wirkungsvoll zu sein.

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 14:56 
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rog hat geschrieben:
Das passiert alles in einem Tag und scheint sehr wirkungsvoll zu sein.

Fragt sich nur für wen. Mit Recovery im Sinne des Patienten hat diese mittelalterliche Beichte
jedenfalls nichts zu tun.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 15:21 
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Hi Federico

Du sagst es: hängt davon ab für wen. Diese Shocktherapie mag bestimmt nicht für alle ein Augenöffner sein. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Leute gibt, die sowas brauchen, um den ersten Schritt Richtung Recovery überhaupt machen zu können.

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 15:41 
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Lieber Patrick,

dieser Pranger nutzt leider nur denjenigen die ihn an denselbigen stellen.
Hatten wir das nicht alles schonmal?

Recovery bedeutet „Heilung“ und nicht Bestrafung. Unsere Schandtaten kennen wir doch.
Gibt es irgendeinen unter uns der von sich behaupten kann, er hätte in voller Absicht ihm
nahestehende Menschen verletzt? Es ist Teil der Krankheit, dass man aus Verzweiflung um
sich schlägt.

Lieber Patrick, lies noch mal nach bei Hesse.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 16:32 
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Lieber Patrick,

ich muss da nochmal nach karteln. Ein wenig fühle ich mich unverstanden. Du vielleicht auch.
Die Vorstellung ein für allemal den Dämon Alkohol besiegt zu haben, ist für mein Verständnis
zu vollmundig. Es geht doch um mehr als nur Alkohol, es geht um den Sinn im Leben. Hast Du ihn
gefunden, wunderbar. Wenn nicht, such' weiter. Für mein Verständnis kann er nicht zwischen
drei Musketieren aufgeteilt werden, er muss sich logisch ergeben. Das geht auch nicht in läuferischen
Höchstleistungen – was machst Du wenn der Arzt sagt. „hören sie auf zu laufen“.

Ich trainiere grade mit einem Russen Schattenboxen im Park. Ich erkenne täglich meine Grenzen.
Irgendwann setzt die Pysis natürliche Grenzen. Soll ich sie überschreiten?
Lieber Patrick, was ich zum Ausdruck bringen will ist, Leben ist mehr als Grenzen zu überschreiten.

und nach wie vor, Recovery heißt Heilung die nur Du selbst vorantreiben kannst.

Sorry, das war mir wichtig.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 16:45 
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Moderator

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Federico hat geschrieben:
Gibt es irgendeinen unter uns der von sich behaupten kann, er hätte in voller Absicht ihm
nahestehende Menschen verletzt?
Hi Federico
Das ist eine Binsenwahrheit und dem kann ich nur zustimmen.
Ich dachte nur, in meinem Fall hätte sowas kurzfristig bestimmt Erfolg gehabt. Weil ich halt einer bin, der nicht immer habe trinken müssen, sondern wollen und daher ein paar Ohrfeigen wohlverdient wären.
Ich bin natürlich mit dem obigen Zitat einverstanden, Federico, das trifft für uns alle zu, aber ich bin mir sicher - wenn ich so in meinem eigenen BD-Kreis oder ähnliche Komatrinker schaue - dass für viele meiner ehemaligen Studenten-Saufkompanen solche mittelalterlichen Methoden ab und zu gewiss nicht schlecht gewesen wären...

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 17:16 
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Lieber Patrick,

wenn Du glaubst es würde Dir gut tun, hol Dir Deine Watsch'n ab.
Ich glaube eher, es wäre hilfreicher zu ergründen, womit Du Dich bestrafen musst.
Bist Du weniger wert als als andere, bist Du unheiliger?

Ist Dein Leben weniger wert nur weil Du Dir machmal nicht anders zu helfen weißst,
als zu trinken?

No Sir, kein Leben ist es wert weggeworfen zu werfen, nur weil man sich nicht nicht anders
zu helfen weiß, als es zu ertränken. Ich bin da ziemlich kompromisslos – den Sinn im Leben
finden ist sicher nicht einfach, aber es geht. Und wenn Du ihn gefunden hast, gib ihn weiter.
Es hilft allen, die noch danach suchen.

Lieber Patrick, nochmal

der Sinn eines Lebens lässt sich nicht in sportlichen Leistungen finden, allenfalls findest Du
ihn ihn in der Hilfe die Du anderen zukommen lässt. Fang an damit, die Voraussetzungen hast Du. Du hast so viel zu geben ....

GLG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Fussballspielen lernt man nicht in der Kabine, ...
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 18:04 
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Lieber Patrick

Die Sache mit der preussischen Härte zur Stärkung des Willens... und die Verwechslung von Willensfreiheit und Handlungsfreiheit:
Zitat:
Ich dachte nur, in meinem Fall hätte sowas kurzfristig bestimmt Erfolg gehabt. Weil ich halt einer bin, der nicht immer habe trinken müssen, sondern wollen und daher ein paar Ohrfeigen wohlverdient wären.


Ich hatte es gegenüber @anniebae schon mal versucht zu erklären: Man kann tatsächlich provokativ philosophisch postulieren: Es gibt keine Willensfreiheit.

Quatsch, ist die willkürliche erste Reaktion. Seit ich mich damit näher befasse, blicke ich anders drauf und verurteile mich nicht mehr für den sogenannt "schwachen" Willen, sondern baue auf das ganz erstaunliche Entdecken aller anderen Willensbekundungen in mir. Der Wille zur Abstinenz gehört nicht dazu. In aller Deutlichkeit: Nein, ich finde diesen Willen nicht in mir. Er ist und wurde immer von aussen verlangt und ich habe jahrelang Zeit vertan beim Versuch, ihn aufzubauen. Aber er hat keine Grundlage, keinen Wert für mich. Zu erkennen, dass es in jedem Menschen aber viele verschiedene Willen gibt, die längst vorhanden sind und man gescheiter mit denen man arbeitet, weil dort die wahren persönlichen Motive sind, könnte am Weltbild rütteln. Ich lasse mir nicht vorschwatzen, was ich wollen soll. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit; wie sollte ich dem nachkommen können?

Diejenige Qualität von Wille, die ganz stark in mir vorhanden ist, nutzt mir beim Herauswachsen aus der Sucht. Ich WILL dass es mir gut geht. Um jeden Preis.

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Trier
Können wir wollen, was wir wollen?
Unzeitgemäßes zur Theorie der Willensfreiheit


Ich gehe einig mit dir, Patrick, dass zu Beginn des Abschieds vom Alkohol ein gewisses Waffenarsenal von grossem Nutzen ist. Aber mal ganz ehrlich: Darüber bist du weit hinaus. Mach dich nicht klein, bissoguet.

lg
Lisa

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