Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2014, 18:47 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Liebe Forenfreunde

Der zweite Anlauf der Abstinenz fällt leichter als der erste. Durch die absorbierten Erfahrungen ist Sicherheit, psychisches und körperliches Wohlbefinden eingekehrt. Regelmässige moderate Sportübungen kombiniert mit einer kohlehydratarmen / eiweissreichen Diät sorgen zusammen mit Baclofen und der Forenfreude für eben Wohlbefinden, besseren Schlaf, mehr Energie, frische Ideen, neue Initiativen.
Das ständige Am Ball Bleiben hält die Kurve flach, der Eigenstolz schwillt, die Gespannenheit ebbt weg, die Nerven sind stärker, die Toleranz breiter und das Empfinden tiefer. Selbstsicherheit und -Respekt boomen, kurz: es geht mir gut. Und das nach erst 3 Wochen zurück in die Trockenheit, zurück ins Forum.

:-bd

LG

Patrick

PS Mein Held Rog(er Federer) spielt heute im Viertelfinal in seiner Heimat Basel. Ab 20Uhr, SRF2.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Dienstag 28. Oktober 2014, 19:57 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Naja, ich soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Im Wochenende hatte ich Ärger im Zug. Ich liess mich provozieren von einem Vollidiot, sagte ihm meine Meinung, aber war danach noch immer genervt. Und da kam der Gedanke, ich könne einen Drink gut brauchen. Ich tat es nicht, aus Respekt vor meiner Frau und den Eggheads. Das war das erste Lustereignis in 3 Wochen. Lektion des Tages: Bleib ruhig in allen Umständen, Patrick, einfach Ruhe bewahren, Musketier.

LG

Patrick, mit 26 stolzen Köpfli


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Dienstag 28. Oktober 2014, 23:25 
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Moderator

Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56
Beiträge: 1154
Hey Patrick, gratuliere! Der war es garantiert nicht wert, dass Du Deine Serie unterbrichst. Früher war uns jeder Schwachkopf recht, wenn er nur Anlass zum Trinken geboten hat. Aber das war mal...

Alle für einen, wir füreinander -

Dieter

_________________
Du brauchst keine Angst zu haben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 30. Oktober 2014, 15:26 
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31
Beiträge: 854
Wohnort: Schweiz
Lieber Patrick

Wut ist für mich der stärkste Auslöser überhaupt für Verhalten, das ich später bereue. Es kommt zwar nur selten vor, aber vielleicht geht gerade deswegen dann die Post umso mehr ab. Ärger kann ich besser nehmen und vorbei gehen lassen, allenfalls nagt er eine Weile an mir. Mittlerweile kann ich Ärger oft wegschütteln, indem ich den Kopf über mich selbst schüttle. :ymblushing:

Doch Zorn und Wut sind starke Emotionen, die mir den Kopf für eine Weile gründlich vernebeln - kein Wunder; die Kaskade von körperlichen Reaktionen, die sie auslösen, ist nicht ohne und hält individuell unterschiedlich lange an. Wenn jemand sich uns physisch in den Weg stellt, scheint die Emotion Wut wahrscheinlicher als Ärger zu sein. Wenn es jemand ist, mit dem keine Beziehung aufrecht erhalten werden muss, noch mehr. Das erklärt manchen Wutausbruch im Auto von ansonsten friedfertigen Zeitgenossen.

Der Begriff "ausser mir" zu sein, trifft den Zustand für mich gut. Ich habe die Eskalation erst kürzlich wieder einmal erlebt und war überrascht, wie unmittelbar die glasklare Vision von Erleichterung durch Trinken entstand.

Gut, wenn dann rasch etwas Konstruktives zur Hand ist, dass man entgegen setzen kann, wie Respekt in deinem Fall. Bei mir waren's zwei Menschen, die mir zuhörten, bis ich wieder runter gekommen war. Was bleibt, ist bei mir ein klares Bewusstsein, dass mit diesem emotionalen Zustand nicht zu scherzen ist und dass der körperliche Aufruhr dabei eine grössere Rolle spielt, als mir bewusst war.

lg
Lisa

_________________
Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 30. Oktober 2014, 16:45 
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Gründer †
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
lisa64 hat geschrieben:
Wut ist für mich der stärkste Auslöser überhaupt für Verhalten, das ich später bereue.

Das kommt mir sehr bekannt vor. Georg Schramm „die Vernunft kann sich mit größerer
Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht".

Georg Schramm relativiert: Der Zorn ist also der dienstbare Geist der Vernunft und nicht die Wut – daher Absage an die Wutbürger…
…denn die Wut ist die unbeherrschte Schwester des Zorns.

Konstantin Wecker übt sich erfolgreich in „Wut und Zärtlichkeit“ an dessen Thesen ich mich
zur Zeit noch relativ erfolglos abarbeite. Mit der Wut habe ich kein Problem, zur Zärtlichkeit
fehlt mir (noch) der emotionale Zugang.

Wecker hat geschrieben:
Mit dem Alter und der Plage
stellt sich irgendwann die Frage:
Ist es besser zu erkalten,
lässt man alles schön beim Alten?

Soll man sich die Wunden lecken,
legt sich in gemachte Betten,
statt die Kissen mit Gefühlen
alten Trotzes aufzuwühlen?

Oder kann man immer weiter
wachsam sein und dennoch heiter,
soll man weiter revoluzzen
oder doch Laternen putzen?

Kann man wütend sein und weise,
laut sein und im Lauten leise,
macht gerechter Zorn nicht müde,
ist vielleicht nur Attitüde?

Eines fügt sich doch zum andern,
nichts besteht für sich allein.
Flüsse, die getrennt mäandern,
leiben sich dem Meere ein.

Gut poliert erscheint das Schlechte
oft in einem Strahlenkranz.
Sei ein Heiliger, ein Sünder,
gib dir alles! Werde ganz!

Hab mich niemals an Gesetze,
Dogmen oder Glaubenssätze,
Führer, höhere Gewalten
ohne Widerspruch gehalten.

Und mich führ´n auf meiner Reise
zum Verstehen viele Gleise.
Zwischen Zärtlichkeit und Wut
tut das Leben richtig gut.

Menschen müssen sich verändern,
um sich selber treu zu sein.
Nur das Wechseln von Gewändern
kann kein wahrer Wandel sein.

Mancher sagt: Nur meditieren,
essen, was zum Boden fiel,
sich im Ganzen zu verlieren,
sei das wahre Lebensziel.

Andre ritzen ihren Armen
Hass und Rache blutig ein.
Sie sind viel zu schwer verwundet,
um im Herzen ganz zu sein.

Andre wiederum marschieren,
Fahnen werden stolz gehisst.
Und auch sie werden verlieren,
weil kein Sieg beständig ist.

Eines fügt sich doch zum andern…

Hoch gestiegen, tief gefallen,
zwischen Geistesblitz und Lallen
bin ich auf dem Weg zum Lieben
meinem Innern treu geblieben.

Denn mich führ´n auf meiner Reise
zum Verstehen viele Gleise.
Zwischen Zärtlichkeit und Wut
fasse ich zum Leben Mut.


Bernie Glassmann hat Konstantin Wecker sicher nicht verdreht. Aber ein Jude der es seit 20 Jahren versteht, in den Auschwitz--Birkenau Retreatements Verständnis vom Opfer zum Täter herzustellen, ist es wert erwähnt zu werden.

Eigentlich unglaublich, aber Bernie versucht das Unmögliche. Er und die Teilnehmer der
Retreatements vergeben den Schuldigen ... wenn euch das bekannt vorkommt, ist das Absicht.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Freitag 31. Oktober 2014, 20:27 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
lisa64 hat geschrieben:
Bei mir waren's zwei Menschen, die mir zuhörten, bis ich wieder runter gekommen war.
Hi Lisa, Federico, Dieter

Die Kraft der Wut ist gewaltig, rüttelt die Emotionen durcheinander, und bei mir kann, muss aber nicht, dieser Zustand Lust nach Alkohol hervorrufen, um mich wieder zu beruhigen. Jedoch für mich persönlich ist dasjenige, was einen aus dem normalen Rahmen bringt, gefährlicher. Bei mir sind's vor allem 'gute' Gefühle, die verstärkt werden möchten, in Kombination mit Urlaub ist die einhergehende Leichtsinnigkeit fast ein Fakt. Gute Planung, Acht- und Wachsamkeit ist geboten.

Im nachhinein sehe ich sehr klar, dass der Typ es nicht wert gewesen wäre, Dieter. Selber hatte ich nicht die beste Laune, sonst hätte ich mich gar nicht provozieren lassen. Es wird mir jetzt jedoch nicht mehr so schnell passieren.

Die vergangene Woche war zum Glück ruhig, klar strukturiert, kurz: eine normale Arbeitswoche ohne ups and downs und demzufolge kann ich hier stolze 29 Abstinenztage vorweisen.

GLG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Dienstag 4. November 2014, 13:53 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Wut, Sehnsucht, HALT, Freizeit, Urlaub: alles Risikofaktoren.
Jetzt, nach 1 Mt Abstinenz, tauchen die alkoholdurchfluteten Träumen regelmässig auf. Meistens bechere ich im Schlaf schön in meinen Stammkneipen, ein einzelnes Mal will ich nichts trinken, keine Ahnung warum. Oder vielleicht doch: mein felsenfestes Vorhaben ein Jahr lang alkoholfrei zu leben. Reflektiert sich das in den Träumen wieder?
Ich sehe bei mir immer klarer, dass ich proaktiv die gefährlichen Situationen angehen soll. Man kann natürlich nicht immer alle HALT Situationen voraussehen, aber sonst ist es sehr hilfreich, einen Plan zu haben, wenn die Risikofaktoren aufkommen, z.B. Urlaub, Freiheit, Familienfest o.ä., dies mit sich selber und dem Partner, Familie zu besprechen. So können böse Folgen vermieden werden.

Hoffend auf weitere alkoholfreie Träume grüsst

Patrick, 33x


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Dienstag 4. November 2014, 22:58 
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Moderator

Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56
Beiträge: 1154
Lieber Patrick,

gratuliere zur 33! So wie Du schreibst, reflektierst Du nach wie vor hellwach, auch Deine Träume, was ja kein Widerspruch ist. Du siehst vermeintliche Gefahren rechtzeitig voraus und kannst entsprechende Vorsichtsmaßnahmen in die Wege leiten. Deine Träume können auch Gaukler sein, sie können Dir alkoholisierte Harmonie vorgaukeln, indem sie alle Disharmonien, die der Suff nun mal mit sich bringt, einfach ausblenden. Gut, dass Du das alles weißt :daumen:

Alle für einen - Dieter

_________________
Du brauchst keine Angst zu haben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Montag 10. November 2014, 15:07 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Was mir auffällt, ist dass die Zeit schnell geht. Der Abstinenzneuanfang hat erst 'gestern' anfgefangen, und auf einmal zeigt der Zähler schon 39 Einheiten.
Samstag hatten wir Besuch. Da mein Stolz noch immer zu gross ist, habe ich mit Alkohol angestossen: Sekt und Wein. Jedoch nichts getrunken, ok, alles zusammen vielleicht insgesamt 1cl. Aber ich stelle 1 cl, über den ganzen Abend verteilt, gleich mit Abstinenz, ich will nicht wehleidig tun. Ab und zu ging ich unauffällig Richtung Küche um mein Glas halb auzuschütten.
Ja, dieser Stolz.. ich mag es einfach nicht, exponiert darzustehen, mag nicht die fragenden, mitleidigen Blicke trotzen. Also tue ich Als Ob. Und ich fühle mich gut in dieser Rolle.
Und ich habe keine Lust nach Alkohol gehabt, konzentrierte mich darauf, dass ich nicht – Macht der Gewohnheit – den Inhalt ungewollt hinunterkippte.
Dabei muss ich sagen, Ich nehme Baclofen nur in 'Notfallsituationen', durchschnittlich 2-3x /Mt 50mg. Dieser Abend war so eine Notfallsituation.
Zusätzlich zu den 50mg Baclofen habe ich eine Tablette Selincro genommen. Zum allerersten Mal.
Ein wenig High fühlte ich mich, das ist normal bei diesem 50mg Baclofen-shot, der Effekt war wahrscheinlich noch durch Selincro verstärkt. Sonstige Nebenwirkungen hatte ich keine, höchstens vielleicht, dass ich am Abend und am nächsten Tag müde war, vor dem TV fast einschlief.


LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Montag 10. November 2014, 20:16 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Hallo Patrick

Dein Verhalten verdient höchsten Respekt. Gratuliere!
rog hat geschrieben:
Dabei muss ich sagen, Ich nehme Baclofen nur in 'Notfallsituationen', durchschnittlich 2-3x /Mt 50mg.
Dies ist für mich ein interessantes Vorgehen. Genau diesen Weg stelle ich mir auch vor, jedoch wage ich mich aufgrund erfahrener "Ausschleichwirkungen" momentan nicht, diesen zu gehen. Ich muss da noch etwas die Zeit arbeiten lassen und das Ausschleichen wohl über Monate und "krümelweise" angehen... 3 Jahre mit einer Erhaltungsdosis von 50-62.5mg/Tag hinterlässt offenbar einige Spuren in den Rezeptoren.

LG
moonriver

_________________
„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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