Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Donnerstag 19. Februar 2015, 18:18 
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Danke @Praxx für dieses wundersame Beispiel aus der "Praxis", das mich berührt hat. Einige meiner alten Freunde sind aus ähnlichem Grunde tot. Es läuft letztendlich immer auf eine individuelle lapidare Entscheidung hinaus: "Ja" oder "Nein"!

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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Donnerstag 19. Februar 2015, 18:46 
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Registriert: Donnerstag 31. Mai 2012, 15:17
Beiträge: 354
Liebe Marit,

Dein Faden hat einige interessante Diskussionen geboren - nie verkehrt!
Doch zurück zu Dir - Du hast geschrieben:

"Nun es geht weiter. Und das ist seit Baclofen so belebend: was dauernd in Frage gestellt wurde, wächst jetzt. Da kann man getrost eine Ladung Ängste loslassen. Das konnt ich übrigens nicht sofort, es ist ein Prozess."

Ja! Den Prozess kann ich bestätigen. Er findet tatsächlich statt. Wenn man achtsam ist, kann man ihn permanent wahrnehmen. Und er wird von Woche zu Woche deutlicher und man kommt zunehmend in den Genuss, ihn zunehmend zu genießen.

Tu das - wünscht Dir tom

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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Donnerstag 19. Februar 2015, 19:20 
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Registriert: Mittwoch 21. Januar 2015, 06:50
Beiträge: 19
(Antwort auf Deinen vorletzten Beitrag)

Ja, Tom, das gilt jedoch nur für den Suchtkranken.

Der Angehörige laviert irgendwo dazwischen. Das, was einmal war, ist schon lange nicht mehr. Ständig zwischen Hoffen und Bangen (was hirnrissig ist, doch es lässt sich schwer abstellen) Beistand zu leisten, zehrt auf.
Nicht immer ist es das "Helfen", das etwas auszurichten vermag.
Manchmal, so hört man, ist es das "Fallenlassen".
Marits Schilderung ist für mich (als Angehörige) vor allem deshalb so beeindruckend, weil darin eine gelungene Form von Selbstbestimmtheit und Distanzsuche zum Ausdruck kommt, vor der ich viel Respekt habe.
Ich würde aber auch das "im Stich lassen" respektieren, das wenig mit Scheitern, vielmehr mit aufgebrauchter Kraft zu tun hat.
Wie oft schon wollte ich das Weite suchen, und ich konnte es nicht.
Und wahrlich war nicht meine aufopfernde Liebe und Hilfsbereitschaft der Grund, dass ich es nicht schaffte.
Vielmehr ist es die Tatsache, dass sich für eine Suchtmutter die Frage von selbst erledigt.
Mein Kind bleibt immer mein Kind! Egal was da kommt!


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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Donnerstag 19. Februar 2015, 22:07 
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Beiträge: 354
Ohweh, Kürbiskern, da muss ich wohl antworten: Würde als Beispiel gern folgende Analogie gebrauchen:
- Du - deine Tochter
- Ich - meine Frau
Meine Frau hat wirklich alle die ihr zur Verfügung verstehenden Möglichkeiten genutzt, mich vom Alkohol weg zu bekommen: betteln, drohen, ... -> ganze denkbare Palette
-> hat leider nie was genutzt, obwohl ich sie wirklich geliebt habe und mir ein Leben ohne meine Frau nie vorstellen konnten. Sie hat wirklich alles versucht: Mich zur Entgiftung gefahren, mir Rückfälle verziehen, versucht eine eigene Wohnung zu nehmen und versucht die Verbindung zu mir zu halten.
Was wir heute wissen: Sie (meine Frau) hatte in Wirklichkeit nie eine reale Chance, trotz ihrer Aufopferung. Ich sehe sie in etwa in Deiner Situation: Völlig hilflos aber ständig verzweifelt versucht, zu helfen . Erst als ich angefangen hatte, an mir zu arbeiten und mein Problem zu erkennen, ging es vorwärts. Baclofen war offensichtlich und Gott sei Dank für mich der Katalysator. Meine Frau hatte letztendlich wohl nicht wirklich Aktien an meiner Rettung (oder doch?), aber sie war immer da. Und danach konnte ich auch wieder für sie da sein. Heute sind wir wieder ein schönes akzeptables Paar!!!
Deshalb, liebe Kürbikern, sei da, wo Du da sein kannst - helfe, wo Du helfen kannst, aber mehr kannst Du meines Wissens nicht tun - die Wende kann nur der Betroffende selbst einleiten ...
.. klingt hart, aber ist so - allgemein geltende Regeln oder Empfehlungen gibt es hier leider nicht.

LG tom

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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Freitag 20. Februar 2015, 08:57 
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Registriert: Mittwoch 21. Januar 2015, 06:50
Beiträge: 19
Danke Tom,
Du bringst mich auf den Boden der Realität, und weil es bei Dir und Deiner Frau so gut ausging (wozu ich Euch beiden herzlich gratuliere), schürt das natürlich wieder bei mir...ach, ich will es gar nicht sagen. Natürlich bin ich da, wo ich da sein kann!
Aber - vielleicht hast Du das bemerkt - z. Z. fahre ich Stacheln aus. Bin wohl verletzt. Sollte nicht sein. Muss weiter daran arbeiten, an dieser Sch... Ungerechtigkeit, die ja keine ist.

LG kürbiskern


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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Freitag 20. Februar 2015, 09:52 
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Beiträge: 354
Doch - ich denke schon: Es ist immer eine Art von "Sch... Ungerechtigkeit" aus Sicht des mitfühlenden, liebenden Menschen. Gerade weil man hier selbst so wenig effektive Möglichkeiten hat! Man möchte so viel tun und kann selbst doch so wenig machen.

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 Betreff des Beitrags: Angehörige die gerade anders fühlen
BeitragVerfasst: Mittwoch 1. April 2015, 13:37 
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Registriert: Samstag 18. Januar 2014, 10:03
Beiträge: 18
Hallo, piccolina, liebe Maria,

seit meinem letzten Beitrag hab ich hier nicht mehr hineingeschaut. Es tat mir weh, zu lesen, dass Du leidest, dass Du wohl gedacht hast, ich wäre fürs entschiedene Durchhalten an der Seite des Kranken. Ich wollte ausdrücken, dass ich den lange auf mir lastenden Vorwurf, ich wäre zu schwach, um eine aussichtslose Lage aufzugeben, den Ort der Schrecken zu verlassen, dass ich diesen bösen Vorwurf so vieler Bekannter und Freunde und auch Therapeuten, endlich, endlich nicht mehr aushalten musste. Ich hatte mich vor Baclofen wirklich dazu bekannt, egal, was kommt, ich verlasse nicht. Das war mein Anspruch, welchen ich jedoch nur mit gehörigem Abstand (eigene Wohnung, selbstbestimmter Alltag, Hilfe auf Besuch) anstreben und durchhalten konnte. Immer nur anstreben, eine Tendenz dazu haben und die eigne Stärke dabei wachsen lassen. Rückschläge gab es. Ich hatte ein eigenes, im Wesentlichen vom Erkrankten unabhängiges Leben aufgebaut. Das Schlimmste waren meine Schuldgefühle, dass es ihm beser gehen könnte, wenn ich noch an seiner direkten Seite geblieben wäre ... da half nix und niemand, das musste ich weiter tragen, wenn ich es nicht schaffte und wollte, mich ganz und gar davonzumachen ...

In der in Jahren enstandenen verlässlichen eigenen Stärke war die Schuld eingeschlossen. Ich akzeptierte, dass meine Kräfte bei jedem Rückfall meines Mannes neu "geknickt", geschädigt und manchmal sogar bis auf einen Kern, eine Grundfeste, zerstört wurden. Dann machte ich mich wieder an die Arbeit. Ich hatte Menschen und feste Gewohnheiten, die mir dabei halfen.

Ich würdige, akzeptiere jede Entscheidung, die anders ausschaut, als das eben von mir Beschriebene, jede Entscheidung, die ein Mensch aus sich heraus trifft. Bevor ich befähigt wurde, bis an MEINE Grenze gehen zu können, beschloss ich erst einmal, es anzuerkennen, das ich keine Entscheidung treffen will und kann. [Oder manchmal auch wie ein Automat etwas tat, zu dem ich wenig bewusst beitrug. Ich funktionierte.] Man könnte auch sagen, ich nahm mein eigenes Scheitern an und lebte damit. Das geht aber wohl nur, wenn das eigene Leben andere tragende Felder und Bereiche hat, die vom Kranken nicht vollkommen "durchdrungen" sind.

Für mich ist Baclofen ein Wunder. Eine Eigenschaft von Wundern ist wohl aber, dass sie nicht immer und überall auftreten. Unser Glaube führt uns aber immer weiter. Gehen wir den Weg. Der Weg über Geröll zu den Sternen. Per aspera ad astra. Zu den Sternen kommen wir alle am Ende des Lebens, ob wir gewollt haben oder nicht. Daran glaube ich;-)

Der Angehörige muss sich an die allererste Stelle seiner eigenen Priorität (Wertschätzung) setzen. Was er darüber hinaus an Kraft hat, darf er abgeben, dahin, wohin er entscheidet. Er kann und darf aber auch alles bei sich behalten. Dies muss er sogar, wenn er keinen Überschuss an Energie zur Verfügung hat, was in Zeiten von Krankheit, Geschwächtheit und werdender Genesung der Fall ist.

Liebe Maria, ich hoffe, ich hab nicht arg viele Missverständnisse provoziert. Was ganz klar im Innern von uns steht, ist sehr schwer verständlich auszudrücken, man fühlt es in sich und kann es so schwer nur an die Außenwelt geben. Es bleibt immer ein Versuch, Stückwerk. Ist nie das Ganze. Dass wir es versuchen, ist Teil unseres Menschenwesens :-)

Alles, alles Gute und möge es auch wieder leichte Wegstrecken für DICH und Deine Lieben geben,
Marit


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 Betreff des Beitrags: Aktualisiert auf Sommer 2016 - Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Freitag 22. Juli 2016, 18:31 
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Registriert: Samstag 18. Januar 2014, 10:03
Beiträge: 18
Liebe Forumsleser,

so oft denke ich an Euch alle und möchte nach über einem weiteren Jahr erzählen: es ist alles so, wie man ein Leben leben kann und sogar möchte :-). Ich als Angehörige entdecke freudige Gelassenheit im Alltag in und an mir, welche ich seit meiner Kindheit nicht mehr hatte.

Baclofen wirkt und wirkt und wirkt.

Mein Freund trinkt regelmässige Feierabendbiere, wird auch mal wütend (was mich immer noch beunruhigt), und er beruhigt sich dann nach einer Zeit zuverlässig selbst wieder und lebt seinen Alltag auf der grundlegenden Zufriedenheit, die ihm Baclofen verschafft.

Ich wünschte mir einen generellen Alkoholverzicht, aber mein Freund kommt gut klar damit, wie er es gestaltet. Bei solchen Wünschen hilft auch: Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die "Welt" wünschst. Also lasse ich Alkohol aus meinem "Verzehrprogramm";-) einfach weg, schon viele Jahre, welche ich nie gezählt hab. Es geht mir gut damit.

Seid alle ganz herzlich gegrüßt und aufgemuntert.
Dank an alle, die hier so unermüdlich anwesend sind und Neuankommenden MUT machen. Ihr seid eben wie alle guten Dinge: kostenlos und unbezahlbar *schmunzel* Werner, Tom, Lisa, Volker und viele andere mehr - besonders lieben Gruß an moonriver <3

Marit

P.S. "Unseren" Arzt hat uns Moderator Federico empfohlen. Dieser Nervenarzt (wie er sich selbst nennt) hat bis heute unsere Achtung, unser Vertrauen und viel Sympathie. Er wird ja weiter gebraucht.

Danke, Frieder!


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 Betreff des Beitrags: Aktualisierung Sommer 2016 - Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Freitag 22. Juli 2016, 18:34 
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Registriert: Samstag 18. Januar 2014, 10:03
Beiträge: 18
Liebe Forumsleser,

war so eifrig und wieder mal ... ungeduldig, dass mein Beitrag hier zweimal hintereinander hineinkam, weil ein kleiner Fehler mich verwirrte.

Geduld, Geduld, Geduld.

Kennt Ihr den schon? Aus dem alten China ...

Ein Schüler möchte von einem chinesischen Würdenträger wissen, was er braucht, um ein guter Diener im Staatsdienst zu werden. Er bekommt die Antwort: "Geduld." Weil er damit nicht zufrieden ist, fragt er immer wieder nach und sagt, dass es doch auch noch andere Eigenschaften geben müsste. Er hört stets die gleiche Antwort: Geduld musst du haben. Endlich reicht es dem Schüler und er wird wütend und ruft: "Das hab ich jetzt schon x-mal gehört, das genügt mir nicht, das finde ich doof und kann ich nicht glauben" und und und ... Endlich beruhigt er sich. Da kommt nun doch eine andere Antwort: "Wie willst du es lernen, wenn du schon jetzt die Geduld verlierst?"

Oder auch das japanische Sprichwort
Die Geduld nicht verlieren, auch wenn es unmöglich erscheint, das ist Geduld.

So nun aber einen guten Abend und erholsamen Schlaf,
wünscht Marit (neu im Jahr 2014)


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 Betreff des Beitrags: Re: Lagebericht 2014/2015
BeitragVerfasst: Freitag 22. Juli 2016, 22:50 
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56
Beiträge: 1015
Wohnort: Saarland
Liebe Marit :-bd :-bd :-bd

GLG, Werner

_________________
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“.
Seneca


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