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Becky
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Montag 22. Juni 2015, 21:56 |
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Registriert: Freitag 3. April 2015, 22:05 Beiträge: 41
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Lieber Moon, genauso isses! Das Abenteuer wird sein: nüchtern bleiben, und dann mal sehen, was aus meinen subjektiven „Realitäten“ der Vergangenheit, und bestimmt auch "meiner" Gegenwart, so alles wird  . Immer mal wieder gut zum Kalibrieren für mich: Eckhard Tolle „Jetzt! – die Kraft der Gegenwart“, (ist auch schon öfter im Forum erwähnt worden), und nach einem Jahr habe ich schon ein bisschen Übung. Kann manchmal „schlagartig“ die Subjektivität vertreiben …. GLG, Becky
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kürbiskern
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Dienstag 23. Juni 2015, 11:37 |
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Registriert: Mittwoch 21. Januar 2015, 06:50 Beiträge: 19
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Hallo Werner,
als Mutter von 2 Suchtkranken (erwachsenen) Töchtern las ich gerade den von Dir empfohlenen Text eines Forschungsergebnisses:
"VERERBTE ANGST DER MUTTER
Veröffentlicht am 3. August 2014 in Alkoholsucht, Angst, Burn Out, Depression, Drogensucht, Tablettensucht, Vererbtes Trauma. Angstörungen und Traumata werden primär von der Mutter an die Kinder weitergegeben. Bei den Babys wirkt dieser Körperkontakt angstaffin. Die Kriegserfahrungen der Mütter wie Vergewaltigung, Bombenterror, etc. wurden direkt an ihre Nachkommen der 3, Generation vererbt. Egal um welche traumatische Erfahrung der Mutter es sich handelte, später fürchten sich die eigenen Kinder vor ähnlichen Dingen und werden prompt in der Neuzeit damit konfrontiert. Bislang war unklar, mit welchen mehrgenerationalen Vererbungsprozessen sich solche Ängste über mehrere Generationen wissenschaftlich vererben. Traumarisierte Mütter geben ihre Ängste dabei weiter, ohne dass ihr Nachwuchs bisher schlechte Angsterfahrung machte. Am Anfang sind die Kinder immun gegen Angstinformationen. Aber wenn die Mutter die Quelle der bedrohlichen Informationen ist, können sie von ihr lernen und dauerhafte Ängste und nachhaltig jahrzehntelange negative Erinnerungen im Gehirn speichern. bilden. Dafür müssen die Mütter nicht einmal anwesend sein, so die Schlussfolgerung der Forscher. Schon der Duft von Angstschweiss genügt, um bei den Kleinen dauerhaft Furcht auszulösen. Die Ängste werden laut Wissenschaft über mehrere Generationen weiter gereicht.Sie verursachen in der Psyche der Folgegenerationen nachhaltig psychische Störungen wie Suchterkrankungen, Phobien, Zwänge, Essstörungen, Burnout und Depressionen."
Für Suchtmütter interessant und niederschmetternd zugleich! Natürlich kann man sich nun fragen: spielt das väterlich vererbbare Trauma keine Rolle? Oder waren hier wieder einmal ausschließlich männliche Wissenschafter am Werk?
LG Suchtmutter
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Werner1503
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Dienstag 23. Juni 2015, 13:29 |
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
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Vielleicht wollen Väter / Männer einfach "stark" sein, gestehen sich keine Schwächen / Probleme / Verletzungen ein ??? (Nach dem Motto "Männer weinen nicht"...)
LG, Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
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Becky
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Dienstag 23. Juni 2015, 15:43 |
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Registriert: Freitag 3. April 2015, 22:05 Beiträge: 41
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Liebe kürbiskern, ich bin sehr! beeindruckt von Deinem Beitrag, und dass es sogar Forschung zu diesem Thema gibt, und das von einer „Suchtmutter“ von 2 suchtkranken erwachsenen Töchtern. Meine Mutter hat 2 alkoholkranke Kinder, meinen Bruder (50, der vor 3 Jahren den Kontakt abgebrochen hat) und mich (49). Meine Mutter würde alles, was irgendeinen Bezug zwischen ihr und unserer Sucht herstellen könnte, weit von sich weisen, und hat meine diversen Therapien und Therapieversuche bzgl. Angst und Alkohol auch eher zur Kenntnis genommen als sich damit beschäftigt, mit der Zeit habe ich sie auch nicht mehr erwähnt. Meinem Vater gegenüber sollte ich auch nicht darüber sprechen (was ich dann auch tatsächlich nicht getan habe), um ihn nicht zu „belasten“. Er war selbst Alkoholiker und ist vor 10 Jahren gestorben. Mein Vater war kein ängstlicher Mensch, eigentlich das Gegenteil, und meine Mutter hat da gerne immer mal wieder „die Bremse reingehauen“. Als Teenager im Krieg hat er sicher seine eigenen Angsterfahrungen gemacht, aber vermutlich hat er sie in Tatendrang und in „nach vorne schauen“ umgeleitet, oder sie „einfach“ in der Vergangenheit gelassen (@Werner: ich glaube auch, „Männer weinen nicht….“  ). Alkoholiker ist er trotzdem geworden, wobei man natürlich sehen muss, dass das Bewusstsein für die Alkohol-Problematik noch nicht gesellschaftsfähig war (noch weniger als heute) und der Konsum von Hochprozentigem (auch der „Remy Martin“, um den mein Vater gerne Wetten abgeschlossen hat) zum wachsenden Wohlstand in Deutschland gehörten. Es geht mir als „Suchtkind“ nicht um Schuldzuweisung oder „Eltern-Bashing“. Meine Mutter hat auch gekämpft, für sich und für ihre Famile, und die Gesundheit meines Vaters, so gut sie es eben konnte. Aber für die eigene Heilung ist man letztendlich selbst zuständig, aber wenn man Glück hat, wird man dabei kompetent und mit Herz, vielleicht sogar von der eigenen Mutter  , begleitet. Es fällt mir allerdings schwer, Dich „Suchtmutter“ zu nennen, denn da polt sich bei mir die Bedeutung von „Mutter“ um, wogegen sich in mir alles sträubt. Ich kann mich nicht erinnern, als Kind schon ängstlich gewesen zu sein (passt dann auch wieder zu den Forschungsergebnissen), eher neugierig und unternehmungslustig, wie die meisten Kinder, bin aber instinktiv in die Rolle „hineingewachsen“, meiner Mutter Sicherheit vermitteln zu wollen und sie emotional „aufzufangen“ (natürlich auch, um mir selber Ärger vom Hals zu halten). Dass das eigentlich anders herum hätte sein sollen, dämmerte mir erst sehr viel später, und bis heute kann ich es nur in homöopathischen Dosen an mich heranlassen, sonst bricht zu viel zusammen. Ich will meine Mutter immer noch beschützen. Die Rolle meines Vaters in der ganzen Thematik kann ich nicht wirklich ausloten, denn seit meinem 10. Lebensjahr habe ich ihn nur an den Wochenenden und im jährlichen Familienurlaub erlebt. Meine „Alltage“ habe ich bis zum Auszug von Zuhause mit 20 mit meiner Mutter und meinem Bruder verbracht. Insofern kann ich auch keine Rückschlüsse auf evtl. Traumata bei ihm ziehen. Als Gegenstand von Forschung hätte er diese vermutlich als „Mumpitz“ bezeichnet, aber als Ergänzung zu meiner Mutter, als „Subjekt“ meiner eigenen „Forschung“ und einfach als meinen Vater hätte ich ihn gerne öfter in meiner Nähe gehabt. Dies als subjektiver Bericht von meiner Familie und „Heimatfront“, und wie wir „auf unsere Weise unglücklich waren“. Wobei die Erinnerung an die glücklichen Momente umso wärmer ist, und die sind mein ganz persönlicher Schatz. Ich bewundere Deine Einstellung und Deinen Mut, und wünsche Dir und Deinen Töchtern von Herzen alles Gute, Becky P.S.: Interessant wäre die Zusammensetzung des Forschungsteams hingegen schon …. 
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Werner1503
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Dienstag 23. Juni 2015, 17:04 |
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
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Liebe Kürbiskern, liebe Becky, danke für eure einfühlsamen Kommentare. Auch das ist lesenswert : Vererbtes TraumaGLG, Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
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kürbiskern
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Mittwoch 24. Juni 2015, 13:33 |
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Registriert: Mittwoch 21. Januar 2015, 06:50 Beiträge: 19
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Liebe Becky,
noch habe ich meine Einstellung nicht verraten - bewundere mich nicht zu früh. Wie gesagt, das obige "wissenschaftliche" Ergebnis erweckte mein Interesse und machte mich betroffen. Betroffen, weil ich mich als Mutter (aber auch als Tochter meiner Eltern) schon seit vielen Jahren mit vererbbaren "Materialien" herumschlage, deren Auswirkungen, wenn sie zu lange unreflektiert ihr Unwesen treiben, über Generationen hinweg verheerende Folgen haben.
Mit dem Pseudonym der Suchtmutter verstehe ich mich nicht als lieblose Antimutter. Vielmehr möchte ich für die Lasten, die ich meinen Kindern ( unbewusst) aufbürdete, die Verantwortung übernehmen, ohne sie ihrer eigenen Verantwortung zu entheben.
Zu den Vätern: Übertragungen/Vererbungen väterlicherseits lassen sich meiner Meinung nicht vermeiden, nur abschwächen, wenn es sich um eine "vaterlose" Gesellschaft handelt (weshalb ich zweimal auf das Jahr der Veröffentlichung des Forschungsergebnisses schauen musste, weil ich dachte, es sei eine Arbeit aus dem letzten Jahrhundert).
Becky, ich bin diejenige, die Deinen Mut bewundern muss - hab vorhin alle Deine Beiträge gelesen... Und wär' ich Deine Suchtmutter, ich wäre stolz auf Dich! Viel Kraft!
LG Suchtmutter
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Becky
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Mittwoch 24. Juni 2015, 23:23 |
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Registriert: Freitag 3. April 2015, 22:05 Beiträge: 41
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Liebe Suchtmutter, Danke. kürbiskern hat geschrieben: Mit dem Pseudonym der Suchtmutter verstehe ich mich nicht als lieblose Antimutter. ... ganz sicher nicht. kürbiskern hat geschrieben: Vielmehr möchte ich für die Lasten, die ich meinen Kindern ( unbewusst) aufbürdete, die Verantwortung übernehmen, ohne sie ihrer eigenen Verantwortung zu entheben. ....
.... und diese Einstellung finde ich gut! Wobei man natürlich darüber streiten kann, ob Du dafür die volle Verantwortung übernehmen kannst, denn es war nicht wirklich „Absicht“. Du hast die vererbten “Materialien“ nicht bewusst bei Deinen Töchtern eingesetzt, sondern sie „arbeiteten“ durch Dich weiter. Das Besondere besteht m.E. darin, dass Du erkannt hast, dass da etwas ziemlich schief gelaufen ist, und Du bereit bist, Dich selbst- und -kritisch mit dem Ursprung und den Folgen auseinander zu setzen. Und Deine Töchter mit einbeziehst, mit demselben Anspruch. Das führt dann kein Mutter-Kind-Schema weiter, sondern sucht nach (Auf-) Lösungen in den Beziehungen, wie sie heute sind. Was zu ohnehin schon schwierigen, v.a. unbewussten, Grundbedingungen hinzukommt ist, dass viele Mutter-Tochter-Beziehungen so ihren eigenen „Charme“ haben, zumindest ist das meine Beobachtung. Ich bin froh, dass meine Mutter auf mich als Teenager kein Attentat verübt hat, obwohl ihr hie und da der Sinn danach stand. Nach ihren Worten neigte ich zu „Aufmüpfigkeit und Renitenz“, gegen welche sie natürlich gewonnen hat. Mein Bruder hat das geschickter angestellt, er hat sie freundlich abperlen lassen und sich ihr einfach entzogen - und sie hat ihn gelassen! Tja, da blieb quasi nur noch ich übrig … Ich glaube fest daran, dass es immer wieder einen Versuch wert ist, aufeinander zuzugehen. Das Wollen und Bereit-Sein sind der erste und wichtigste Schritt dahin, und das gilt für beide Seiten. Das Wie ist dann vermutlich “verhandelbar“, auch wenn ungewiss ist, was „hinten“ dabei herauskommt. Der Weg ist bestimmt auch schmerzhaft, aber es besteht doch die Chance, dass die Beziehung sich im Erwachsenen-Alter noch weiterentwickelt, und vielleicht auch ein bisschen heilt. Zumindest denke ich, dass es möglich ist. Dazu wünsche ich Euch Dreien unser „berühmtes“ GGG und auch sehr viel Kraft, Herzlichst, Becky
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Annatelope
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Montag 24. August 2015, 17:09 |
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Registriert: Mittwoch 29. Juli 2015, 18:57 Beiträge: 79
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Liebe Suchtmutter, als ich die Beiträge hier las, dachte ich an Epigenetik. Dort wird gesagt, dass nicht nur die DNA vererbt wird, sondern auch die Mechanismen, wodurch ein Gen an oder abgeschaltet werden. Die Begründung, dass diese Mechanismen eher von der Mutter vererbt werden, liege darin, dass die Eizelle viel größer als die Spermazelle ist, also auch mehr von diesen Mechanismen beinhaltet. Das wäre eine Begründung, warum man das auf Mütter bezieht und weniger auf Väter. Diese Mechanismen dienen der Anpassungsfähigkeit, soweit ich das verstanden habe, das ganze Leben lang, sind also änderbar. Mal angenommen, bei der Mutter sind 10 Schalter umgelegt, die zum Thema Angst (z.B. Hormone) gehören, kann es sein, dass bei den Kindern die Schalter auch umgelegt sind. Das Kind hat allerdings wieder die Möglichkeit, den einen oder anderen Schalter wieder zurück zustellen, wenn es viele gute Erfahrungen macht, dass der Schalter nicht notwendig ist. So habe ich das verstanden. Die psychologische Komponenten sind natürlich auch sehr wichtig. Ich gehöre zu der Generation der Kriegsenkel und merke sehr deutlich, was alles auf meinen Schultern ruht, was ich nur schwer abschütteln kann. Allerdings habe ich mit meiner Mutter viel Glück, denn sie hat es geschafft diese ganzen Kindheitstraumata mir zu erzählen, so dass ich leichter differenzieren kann. Z.B. konnte meine Mutter aufgrund des Krieges nie geregelt und sicher schlafen. Probleme mit dem Schlafen haben sich bis heute bei ihr erhalten. Bei mir war das von klein auf so, dass ich abends nicht eingeschlafen bin und falls ich schlief, war ich sofort wach, wenn jemand das Zimmer betrat. In der Jugend war ich stolz darauf, denn ich fühlte mich dadurch sicher, dass ich beim Wildcampen sofort reagieren konnte, wenn irgend eine Gefahr drohte. Heute sehe ich das ganz anders, nämlich als körperliche und psychische Vererbung. Zum Thema Kriegsenkel möchte ich noch die Autorin Sabine Bode empfehlen, sie schrieb etliche Bücher, die sich mit den Weltkriegen, Verarbeitung bis hin zu den nachfolgenden Generationen befassen. Eines heißt auch Die deutsche Krankheit-German Angst. Das habe ich selbst noch nicht gelesen, aber der Titel passt, denke ich, gut zu diesem Thema hier. Liebe Grüße Annatelope
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: 2015 Bindung, Trauma und Sucht (Vortrag) Verfasst: Donnerstag 27. August 2015, 11:05 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Danke für die Thematisierung, Werner.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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