Zitat:
„Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten,
verdoppelten wir unsere Anstrengungen.“ Mark Twain
Dieses Zitat kann hinterhältig, doppelsinnig und wenn man will,
schadenfroh wirken, irgendwie trifft es auch mich oder besser, auf mich zu.
Welches Ziel hatte ich eigentlich?
Von Anfang an hatte das Forum Probleme mit der eindeutigen Positionierung.
Entweder mit Hilfe von Baclofen abstinent leben oder ab und zu ein Glas genießen?
Das war
eine Frage, auf die wir Antworten über eine
Forenumfrage erhielten.
Ein Teilergebnis ist hier zu sehen:
Dateianhang:
Trinkverhaltenforum.jpg [ 756.52 KiB | 4315-mal betrachtet ]
Anfang 2015 habe ich mit dem Gedanken gespielt, die Forenumfrage zu wiederholen
und bald darauf habe ich den Gedanken wieder verworfen. Am Ergebnis würde sich
+/- ein paar Punkte hin oder her, nicht allzuviel ändern. Das lassen zumindest ähnliche
Ergebnisse aus Frankreich vermuten.
Vielleicht stellt sich jetzt die Frage nach dem Sinn dieses Beitrags, die ich wie folgt
beantworten möchte. Per PN wurde ich aufgefordert, dieses Thema unseres Partnerforums
Quo vadis Baclofen-Therapie vs. Alkoholmissbrauch zu kommentieren. Zugleich wies mich der
Verfasser der PN darauf hin, dass in unserem Forum eine merkwürdige Ruhe eingekehrt sei.
Ich kann zwar nicht erkennen, was an Ruhe merkwürdig sein soll, schließlich sagt ein bekanntes
Sprichwort, „In der Ruhe liegt die Kraft.“
Ich habe mich dann durch die teilweise doch erregte Diskussion gelesen und war erstaunt
darüber, wie man Ziele aus den Augen verlieren kann. Die Rede ist von „Abstinenz ist nicht
das Ziel“, lange bevor es Karl Mann für die Vermarktung von Selincro formulierte.
Der eigentliche Wegbereiter war, wie wir alle wissen, Olivier Ameisen, der Baclofen für die
Anwendung bei Alkoholismus entdeckte, sich selbst geheilt hat und seine Erfahrungen teilte.
Das Ziel und den Sinn einer Baclofen-Therapie definiert einzig und allein der Patient. Punkt.
Wie unsere Umfrage gezeigt hat, gibt es zwischen Abstinenz und ganz wenig trinken, noch
andere, individuelle Ziele, die mal mehr oder weniger erreicht werden. Entscheidend ist ein
Punkt der leider allzu oft untergeht:
Die deutlich gestiegene LEBENSQUALITÄT durch eine Baclofen-Therapie.Im Laufe von Jahren können Veränderungen eintreten die zu Änderungen in der Zielsetzung
führen. Der moderat trinkende Patient erkennt, dass er das besser lassen sollte und entschließt
sich zur Abstinenz auf Zeit zurückzukehren oder erstmals zu versuchen. Umgekehrt beschließt
vielleicht ein langjähriger Abstinenzler es wäre an der Zeit, von Zeit zu Zeit ein Glas zu trinken.
Die Wahlfreiheit hat jede(r) und das sollte auch bitteschön so bleiben. Schließlich unterscheidet
sich ein Baclofen-Forum dadurch von den vielen anderen Foren, die Abstinenz als
einzige Möglichkeit propagieren und an der hohen Hürde „Abstinenz“ gnadenlos scheitern.
Da helfen auch keine 12 Schritte Anlauf, denn:
Zitat:
Menschen lassen sich in der Regel besser von jenen Gründen überzeugen,
die sie selbst entdeckt haben, als von solchen, die anderen in den Sinn gekommen sind.
Blaise Pascal (1623 - 1662), französischer Religionsphilosoph und Naturwissenschaftler,
Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Remission aus eigenem Entschluss und ohne formelle Hilfe ist ist nicht länger Tabuthema.
Hier:
Stabilität der Remission von Alkoholabhängigkeit ohne formelle Hilfeund hier:
Suchterkrankungen: Selbstremission scheint die RegelWenn Selbstremission ohne Baclofen möglich ist, warum zweifeln wir dann immer
wieder an unserem Ziel, das nach wie vor lautet: Implementierung einer optionalen
Behandlung der Alkoholkrankheit mit Baclofen in den medizinischen Alltag – auch unter
dem Aspekt der Rückfallprophylaxe. Unter erfolgreicher Therapie verstehen wir das
Erreichen eines cravingfreien Zustandes mit sozial- und gesundheitsverträglichem
Alkoholkonsum oder zufriedener Abstinenz.
Auch nachzulesen in der Fachzeitschrift Suchttherapie/2011
Baclofen, ein geeignetes Anti-Craving-Mittel?Und wenn ich das richtig sehe, ist dieses Ziel unverändert und wird es bleiben.
Also kein Grund für uns die Anstrengungen zu verdoppeln.
LG Federico