Sonntag 8. November 2015, 13:02
Hey Holzweg,
wie stark Du bist! So schwere psychosomatische Erkrankung, so schwere körperliche Erkrankung seit Kindertagen, eine alles andere als wohlwollende Mutter, ein nicht präsenter Vater und Du schaffst 8 und 3 1/2 Jahre Alkoholabstinenz und 18 Wochen Substanzfeiheit!!!
Entschuldige, wenn ich den Eindruck erweckt habe, ich wolle Dir Ratschläge geben. Meine Absicht ist eigentlich, eigene Erfahrungen mitzuteilen, um Dir und anderen ein wenig Beistand zu geben. Das ist die Geschichte mit dem (mit)geteilten und dann halben Leid oder wie die Gruppenpsychoanalytiker es nennen: Die Gemeinsamkeit des Leidens als hilfreiche gegenseitige Unterstützung.
Was Deine rationale Erklärung, Dein Arzt habe so reagiert, weil Du seine Vorgaben, Reduktion des Diazepams um 5 mg pro Tag, nicht erreicht hast, anbetrifft: Wunderbar!!! Nutze nur weiter Deine Stärke, um sie in selbstschädigender Weise gegen Dich einzusetzen. Und erfülle ruhig weiter Deine eigene Prophezeihung: Wieder einmal hast Du alles falsch gemacht und bist echt nix wert.
Dazu fällt mir ein weiterer Begriff ein: erlernte Hilflosigkeit. Mir fällt auf, daß - mal abgesehen davon, daß hier im Forum deutliche Aufdosierungsempfehlungen für Baclofen eingestellt sind - Du diesbezüglich auch schon ziemlich viel mitgeteilt bekommen hast und es irgendwie (bisher) nicht wahrnehmen kannst. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, daß Du von Deinem Arzt deswegen kein Aufdosierungsschema "aufs Auge gedrückt" bekommst, weil er um Deine Stärken weiß und Dir die Selbstständigkeit zutraut, hier Deinen eigenen Weg zu finden?
Oh hoppla - Zufall? - ich sehe gerade bei einer Zwischenvorschau für diesen Beitrag, das Du Federico schon geantwortet hast - aha, Dein Arzt traut Dir also zu, Deinen eigenen Weg zu finden.Es ist furchtbar traurig was Dir als Kind angetan wurde: Das Du den Schutz und die Liebe, die Du verdient und gebraucht hast, nicht bekamst. Das läßt sich leider nicht mehr ändern. Heute bist Du erwachsen, Deine Gegenüber wollen mit Dir auf Augenhöhe kommunizieren und reagieren mit Unverständnis, wenn Du hilflos und kleinmütig vor ihnen sitzt. Niemand kann Dir heute geben, was Dir versagt wurde denn Deine Freunde Ärzte Bekannte Kollegen sind nicht Deine Eltern und wollen es auch nicht sein. Aber Du kannst überwinden, vertrauern und lernen, Dir selbst das zu geben, was Du brauchst.
Bzgl. eingeschränkte Wahrnehmung: Im Denken an Dich habe ich gegoogelt, weil ich wissen wollte, woher das Sprichwort "auf dem Holzweg sein" eigentlich kommt und habe eine wunderbare Seite entdeckt, redensarten.net.
Dort liest man dazu:
redensarten.net hat geschrieben:Vor langer, langer Zeit, als die Wälder noch so dicht und tief waren wie in "Hänsel und Gretel" oder anderen Märchen, dienten sogenannte Holzwege dem Abtransport gefällter Bäume mittels Pferden oder Fuhrwerken. Zu irgendeinem sinnvollen Ziel führten sie nicht, sondern endeten im Nichts bzw. mitten im Wald. Wer auf einen Holzweg geraten war, musste entweder umkehren oder sich durchs Gebüsch schlagen.
und
redensarten.net hat geschrieben:Die Redensart ist selbst fast "alt wie der Wald". Luther führt sie in seiner Sprichwörtersammlung. Es lassen sich aber auch noch frühere Belege finden.
und als Entwicklung:
redensarten.net hat geschrieben:Die moderne Variante des ehemaligen Holzweges ist der Forstweg, der aber eher zwei Punkte miteinander verbindet, und seien es lediglich zwei reguläre Waldwege.
Zu dem Holz, das vom Holzweg abtransportiert wird fallen mir ein:
wärmende, duftende Kaminfeuer, Lagerfeuer an denen Würstchen, Knüppelteig und Marsh Mellows geröstet werden, Sonnenwendfeuer, an denen Groß und Klein sich die Hände reicht und mit glänzenden Augen entweder den Sommer begrüßt oder den Winter um Milde bittet...
Wunderschöne Möbel und Fußböden, an denen sich Generationen erfreuen, Skulpturen, von Künstlern aus diesem schönen Material geschaffen...
Oh Holzweg, Du hast Dir einen wunderschönen Alias gegeben!
Ganz viele liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Deine Fallada