Ich habe jüngst gelesen, daß das Universum keine Zeit und keinen Raum kennt, sondern dies eine Erfindung der Menschen sei, um sich besser zurechtzufinden.
Wenn ich mich so im Spiegel betrachte, wenn ich bedenke, in welchem Zustand ich noch vor drei Monaten war, dann ist mir häufig so, als wären schon viele Jahrzehnte vergangen, seit ich täglich große Mengen an Alkohol getrunken habe und ich regelmäßig meine leeren Flaschen früh am Morgen oder spät am Abend zum Glas-Container bringen mußte.
Aller Welt möchte ich es manchmal zurufen und meiner Haltung ist es, so denke ich, häufig auch anzusehen, wie gut ich mich fühle und ich schäme mich ein wenig für dieses Hochgefühl, denn ich weiß, daß es „erst“ drei Monate sind und ich weiß, was ich unter Alkoholeinfluß „getan“ habe, sprich, wie ich mich verhalten habe...
Doch habe ich ja nun gelernt, daß „Optimismus eine Pflicht ist“
und ich möchte auch die dunklen Gedanken schnell forttreiben, denn sie sind es (auch) gewesen, die mich zum Trinker werden ließen.
Seit Januar nehme ich nach wie vor 200 mg Baclofen pro Tag; an Tagen mit „extremen Gefühlssituationen“ nehme ich auch mehr - zwischen 50 und 100 mg. Ich komme damit gut zurecht und habe kaum eine Nebenwirkung; mit kaum meine ich ab und an etwas Schläfrigkeit. Doch diese Phasen in denen ich diese zusätzlichen Gaben benötige werden deutlich weniger.
Sport und meine „alten-neuen“ Hobbys helfen mir dabei, ich lerne dabei viel und lerne auch neue Menschen kennen.
Was mir nach wie vor schwer fällt, ist die Trennung von meiner Liebsten; es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie und die Kinder denke und ich anderseits auch weiß, daß alle mit der jetzigen Situation glücklich sind. Ich kann nichts tun; ich vertraue mich der Vorsehung an, vielleicht habe ich ja noch einmal die Möglichkeit...
Nach langem Zaudern mit mir habe ich nun auch zu einem Arzt in meiner „Gegend“ Kontakt aufgenommen; so, wie man mir hier auch geraten hat. Mit „all you need“ und meinem vor Stolz geschweltem Brustkorb, ob meiner drei Monate Alkohol-Abstinenz dank Baclofen, bin ich sicher, daß ich mit einem Rezept die Praxis verlassen werde! Leider habe ich den Termin nun erst am 07. April, aber ich habe keine Zweifel an mir und an unserer guten Sache mit Baclofen!! Und alles, alles, alles ohne Alkohol; keine Angst, keine Minderwertigkeit, keine „Scham“ ja nicht einmal Schweiß auf der Stirne werde ich haben!
Ich werde Ich sein. Was war ich nur vorher?! Warum brauchte ich den Alkohol?! Da ist es wieder, jenes Hochgefühl, welches in mich fährt und mich größer und größer werden lässt und ich muß mir selber wieder sagen:“Bedenke, daß Du erst seit drei Monaten von dem Teufelszeug los bist; bedenke, daß Du sterblich bist...“
In den letzten Wochen habe ich die eine oder andere Feier mitmachen dürfen und habe meine Diät-Pepsi oder mein geliebtes Fachinger getrunken und hatte dabei viel Spaß. D.h. bis die Feier „kippte“ und einige zu viel tranken und ich meine Anwesenheit als unangenehm empfand. Und ich fragte mich, was wohl in meinem Leben geschehen müsste um wieder zu trinken.
Sicher etwas grauenhaftes, wie Tod, Unfall oder gar Weltuntergang... und ich überlegte ganz genau.
Da wurde mir bewußt, daß es halt nicht des Grauenhaften bedarf; nein, der Alltag, in welchem man sich in Sicherheit wägt, ist es.
Das Universum kennt weder Zeit noch Raum; sein wir also auf der Hut...
Meine lieben Grüße an alle, die es geschafft haben und an alle, die es noch schaffen werden!!
Meine besonderen Grüße an alle, die mich hier immer so gut begleitet haben – Danke und bis bald...
Ein frohes Osterfest
Confutatis