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Re: Dieters Durst

Sonntag 11. Dezember 2016, 21:17

Hi Dieter,

ich verfolge deine Geschichte seit einigen Jahren. Du bist ein "Familyman", hast einen anspruchsvollen Job und hast viele Höhen und Tiefen erlebt. Was die Baclofen-Dosierung betrifft, empfehle ich aus eigener Erfahrung dringend eine regelmäßige Einnahme alle 4 Stunden. 25 mg bei Bedarf einzunehmen ist eher kontraproduktiv.

LG
Detlev

Re: Dieters Durst

Montag 12. Dezember 2016, 00:14

Hi Detlev,

danke für deinen Rat, den ich sehr ernstnehme.

Ich habe Baclofen immer als wichtigen Steigbügel auf dem Weg in die Freiheit betrachtet. Aber mein Ziel war auch immer, diesen Weg früher oder später ohne regelmäßige Bac-Einnahme weitergehen zu können. Jetzt ist die Zeit gekommen; eine Zeit der Läuterung und des Abscheus vor dem betrügerischen Suchtmittel.

Baclofen bleibt meine Notfall-Versicherung; ich habe immer eine ausreichende Dosis bei mir, wo immer ich bin. Aber die Zeiten der präventiven Einnahme liegen hinter mir. Ich schreibe das nach fünf Jahren Bac-Erfahrung und einigem Abwägen.

Sei herzlich gegrüßt
von Dieter :-h

Re: Dieters Durst

Montag 12. Dezember 2016, 00:55

Wenn das bei Dir so funktioniert, herzlichen Glückwunsch.
Vergesse ich eine Dosis einzunehmen, macht sich Craving bemerkbar.
So unterschiedlich sind die Menschen halt :-?

Re: Dieters Durst

Montag 12. Dezember 2016, 09:40

Lieber Dieter

Früher haben wir uns bei jedem neu dazugewonnenen Abstinenztag, oder liebevoll "Egghead" genannt, gegenseitig gratuliert und motiviert. Diese Motivation, diesen Kampf, täglich neue Eggheads zu erbeuten, brauchst du nicht mehr. Sie kommen automatisch, ungezwungen, weil du zur richtigen Einsicht gekommen bist: Alkohol ist Ruin und Elend. Die Begabtheit Carrs, den Betrug von Alkohol äusserst effizient und anschaulich zu schildern, hat schon vielen Leuten geholfen. Der Wandel hat sich in dir vollzogen, wow!

Das Leben hat bekanntlich seine Hochs und Tiefs, das Euphorie-Gefühl darf nicht von Langeweile überholt werden, es est daher wichtig, die richtigen Ventile zu finden und sich mit möglichen zukünftigen Risikosituationen auseinanderzusetzen. Jetzt, wo die Stabilität sehr stark ist, ist's wichtig nach vorne zu schauen. Damit der neu gepflanzte Baum gesund und stark wird und jedem Sturm trotzen kann.

Eben, Eggheads wollen wir nicht mehr jeden Tag zujubeln, aber zum 100. möchte ich dir ganz ganz herzlich gratulieren, Dieter. :daumen:

Liebe Grüsse

Patrick

Re: Dieters Durst

Montag 12. Dezember 2016, 18:10

Eggheads wollen wir nicht mehr jeden Tag zujubeln

und dennoch..

https://www.youtube.com/watch?v=GMnBOQAxe4c

LG an euch! Andi

Re: Dieters Durst

Mittwoch 14. Dezember 2016, 10:29

Lieber Patrick,

ja, genau! Aber jetzt zählen wir nicht mehr, weil uns die Eggheads von ganz allein entgegenfliegen, wie Du es kürzlich in einer PN so schön formuliert hast...

Und Du bist auf demselben guten Weg wie ich, hast das Buch gelesen und verinnerlicht und brauchst das Dreckzeug nicht mehr.

Ja, klar, wir müssen immer wachsam bleiben! Euphorie kann auf Dauer genauso problematisch sein wie Langeweile. Zwischen diesen Spannungspolen liegen der Realitätssinn und unsere Lust am Leben, der Wille zu neuen Erfahrungen und der Weg zu neuen Ufern. Wir entwickeln uns weiter, immer weiter, aber konstruktiv und gewinnend, mitfühlend und sozial gelingt das nur, wenn wir un-abhängig, giftfrei und selbstbestimmt denken und handeln..

Herzlich grüßt
Dieter :daumen:

Re: Dieters Durst

Montag 19. Dezember 2016, 14:40

Hallo zusammen,

heute Abend ist Weihnachtsfeier, noch vor dem Essengehen gibt's direkt in der Firma reichlich Sekt. Der Chef hat schon launig angestachelt: "Je mehr ihr hier vorab trinkt, desto billiger wird dann im Restaurant die Rechnung." Was allenthalben mit weinseliger Vorfreude quittiert wurde. Mir mittendrin wird die ganze Feier vorkommen wie initiiert und durchgeführt von Idioten, die es nicht besser wissen. Das ist natürlich eine extrem arrogante Einstellung, aber es ist auch Selbstschutz. Leider bin ich auch beim Essen voreingenommen, denn es gibt Fleischfondue oder veganes Menü zur Auswahl, und schon jetzt bin ich genervt von der Vorstellung, von rohem Fleisch allenthalben umgeben zu sein. Das wird also nicht meine Veranstaltung heute.

Andererseits ein guter Test; ich werde so gelassen und tolerant wie möglich bleiben und das Geschehen frühestmöglich verlassen, ohne unangenehm aufzufallen.

Nach Weihnachten folgt dann die traditionelle, dreitägige Wanderung mit drei alten Schulfreunden, die früher (als wir noch jünger waren) gern in alkoholischen Exzessen eskalierte (allen voran meinen), aber noch immer sehr im Zeichen von Bier (in den Gaststätten) und Kräuterschnaps (als Wegzehrung) steht. Wenigstens hab ich auf die alten Freunde (anders als auf die meisten Kollegen) wirklich Lust und auch schon angekündigt, keinen Tropfen Alk mehr anzurühren.

Erlebnisberichte folgen.

Herzlich
Dieter

Re: Dieters Durst

Montag 19. Dezember 2016, 15:31

Familyman hat geschrieben:
Andererseits ein guter Test; ich werde so gelassen und tolerant wie möglich bleiben und das Geschehen frühestmöglich verlassen, ohne unangenehm aufzufallen.

Erlebnisberichte folgen.

Herzlich
Dieter


:daumen: Klingt nach einem mächtig guten Plan!

Um die Wanderung beneide ich dich, auf die Erlebnisberichte freue ich mich.

Re: Dieters Durst

Montag 19. Dezember 2016, 18:32

Familyman hat geschrieben:und auch schon angekündigt, keinen Tropfen Alk mehr anzurühren.
Lieber Dieter

Sehr gut, diese Einstellung

Denn angenommen, Du erlebst einen Moment der Schwäche (ich glaube es eher nicht, aber komm, man weiss ja nie), dann sorgt diese Ankündigung dafür, dass du stark bleibst. Denn Du bist ein stolzer Musketier, und willst das Gesicht nicht verlieren!
Darüber hinaus wissen deine Kumpels spätestens jetzt, dass sie Dich nicht überreden sollen, Alkohol zu trinken.
Doppelt gepunktet also! :-bd

Liebe Grüsse

Patrick, 60x

Re: Dieters Durst

Montag 19. Dezember 2016, 23:04

... das hat schon mal gut geklappt. Sitze in der Straßenbahn und fahre nachhause. Der Alkohol um mich herum hat mich völlig kaltgelassen, auch in dem Sinn, dass er mir keinerlei Aufregung, eigentlich überhaupt keinen Gedanken wert war. Das Fleischzeug ist ein anderes Thema, aber alles in allem war der Abend weniger unangenehm als befürchtet. Als Generalprobe für die Wanderung taugt er aber nicht, denn dort wird mir Alkohol als viel tiefer verankertes "Kulturgut" begegnen.

Gefahren, lieber Patrick, sollten daraus nicht erwachsen, oder höchstens die, dass ich ungesellig früh ins Bett gehe und beim abendlichen Würfelspielen nicht mitmache. Und genau, wie du sagst: Ich hab's den Freunden ja schon angekündigt. Und so jung, uns dann erst recht in Versuchung zu bringen, sind wir nicht mehr. Vielleicht kommen sie ja sogar ein bisschen ins Nachdenken.

Patrick, 60 Tage! Weiter so :daumen:

Herzlich
Dieter
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