Sonntag 8. Februar 2015, 21:36
Liebe Trudi
Danke für den Hinweis. Ich habe mir die Aufzeichnung angesehen und dazu 2 Zeilen notiert:
1. Die Aussage: "Die Sucht sucht uns"!
2. Die verschiedenen Facetten von Sucht und Abhängigkeit (auch Nicht-Stoffgebundene)
Dabei stellt sich für mich die Frage im Raum: Gibt es Menschen ohne jede "Abhängigkeiten"?

Wo liegt die Grenze zwischen Gewohnheit und Abhängigkeit? Wie fliessend darf man sie darstellen?
LG
moonriver
Montag 9. Februar 2015, 10:17
Lieber Moonriver,
ich habe mal zum Thema Sucht vs Abhängigkeit in meinem
Blog geschrieben:
„Sucht hingegen ist die große Schwester der Abhängigkeit. Sie ist übergeordnet. Nicht jeder Mensch der abhängig ist, ist auch süchtig.
Eine Abhängigkeit kann durch Konditionierung des Körpers nach einer gewissen Zeit erreicht werden. Dementsprechend kann diese Konditionierung auch wieder rückgängig gemacht werden.“
Sucht hingegen ist emotional behaftet, liegt tiefer. Sucht oder besser (Sehn)sucht ist irrational und kann nicht konditioniert werden.
Hier greifen andere Mechanismen, die sehr individuell sein können, also personenabhängig sind. Hier spielen u.a: das emotionalem Bewusstsein und die Ausgangsfaktoren eine wichtige Rolle.
Das emotionale Bewusstsein definiere ich als „wie gut kenne ich meine Gefühle?“ Was freut mich, was kränkt mich und warum? Was kann ich zulassen und was nicht? Wie kann ich mein emotionales Bewusstsein verändern?
Ausgangsfaktoren sind in meiner Entwicklung verankert. Verlauf meiner Kindheit, psychische Einschränkungen (z.B. Depressionen, Angstzustände, Phobien, Traumata). Diese Faktoren beeinflussen meine emotionale Wahrnehmung.
Ein Ziel besteht darin, anstelle von Suchtstoffen einen adäquaten Ersatz zu finden. Und damit meine ich keine „Suchtverlagerung“. Da dies aber eine emotionale Ebene ist, ist der Weg dorthin oftmals mühsam und setzt eine längere Selbstreflexion voraus.
Über die den Zusammenhang von Emotionalität und Sucht werde ich einen neuen Eintag in meinem Blog schreiben.
Hier noch einmal zwei Beispiele zum Thema:
Wenn ich ein Stück Schokolade esse, habe ich das Verlangen, die ganze Tafel zu essen (was ich in der Regel auch tue). Aber ich bin nicht abhängig von Schokolade!!
Menschen, die spät (>25 Jahren) mit dem Rauchen anfangen (z.B. wg. Stressabbau), geraten irgendwann in eine Abhängigkeit. Aber sind sie deshalb süchtig?
Zum Schluss meine These auf den Punkt gebracht:
Sucht führt zwangsläufig (ohne eine zeitliche Begrenzung zu definieren) in die Abhängigkeit.
Ich denke, wenn die Medizin die Wechselwirkungen, die durch unseren bio-chemischen Haushalt bedingt sind, besser begreifen lernen, kommen wir ja doch irgendwann dazu, Sucht zu heilen. Baclofen ist ein guter Anfang.
Liebe Grüße Volker
Montag 9. Februar 2015, 12:15
Danke Volker!
Frodo01 hat geschrieben:Sucht hingegen ist emotional behaftet, liegt tiefer. Sucht oder besser (Sehn)sucht ist irrational und kann nicht konditioniert werden.
Das Stichwort, welches auch meinen Assoziationen zugrunde liegt heisst:
"Sehn-Sucht" oder wenn das Sehnen über den stofflichen oder nicht stofflichen Umweg in die Sucht führt oder führen kann.
LG
moonriver
Montag 9. Februar 2015, 12:24
moonriver hat geschrieben:Das Stichwort, welches auch meinen Assoziationen zugrunde liegt heisst: "Sehn-Sucht" oder wenn das Sehnen über den stofflichen oder nicht stofflichen Umweg in die Sucht führt oder führen kann.
Und diese "Sehn-Sucht" liegt physiologisch begründet?
LG,
Ralf
Montag 9. Februar 2015, 13:53
@Ralf
@Trudi, es ist Dein Thread.

für weitergehende Diskussion des ZDF-Beitrages müssen wir wohl in einen anderen Thread wechseln.
ralroh hat geschrieben:Und diese "Sehn-Sucht" liegt physiologisch begründet?
Im Urzustand liegt sie auf der reinen mentalen Ebene. Durch die biochemische Gewöhnung der Rezeptoren an ein Suchtmittel und die damit verbundene "Steuerung" der Lebensvorgänge befällt sie schlussendlich die physiologische Ebene und erreicht damit den Körper...
Bsp: ohne Alkohol beginnt der abhängige und daran gewohnte Körper und die Gefühlswelt Amok zu laufen.
Baclofen greift in die biochemischen Abläufe der Rezeptoren korrigierend ein ohne abhängig zu machen!
Auch nichtstoffliche Abhängigkeiten haben eine direkte Auswirkung auf die Hormonsteuerung und damit auf den Körper.
LG
moonriver
Donnerstag 3. März 2016, 09:01

Es ist "mein" Thread", und so melde ich mich seit langer Zeit auch hier zurück!!!
Seit meinem "Rückfall" um die Jahreswende, habe ich dank Baclofen 5 Wochen alkoholfrei hinter mir.
Ich bin jetzt bei 75mg pro Tag, die UNWs halten sich in aushaltbaren Grenzen, das Craving ist weg.
Ich freue mich sehr !!!!
LG an alle von
Trudi
Donnerstag 3. März 2016, 09:17
Liebe Trudi,
wunderbar, weiter so!
Alles Gute wünscht
Dieter
Mittwoch 16. März 2016, 21:55
Wieder ist einige Zeit vergangen, und heute freue ich mich riesig über 50 alkoholfreie Tage !!!
Nach größeren Schwierigkeiten in der richtigen Dosisfindung, bin ich jetzt bei
4 X 25 mg pro Tag und kann mit den NWs ganz gut leben ........
Weiter geht`s !!!
Liebe Grüße von
Trudi
Mittwoch 16. März 2016, 23:43
Liebe Trudi,
ich freue mich ganz sakrisch mit Dir und
Nach allem was sich Dir „zusätzlich“ in den Weg gestellt hat, kann ich nur sagen,
ich bin nicht sicher, ob ich das so überstanden hätte. „Zusätzlich“ erfordert natürlich
eine Erläuterung ... es könnte möglicherweise anderen helfen.
LG Federico
Dienstag 21. Februar 2017, 08:08
Hallo liebe Weggefährten,
am Anfang des Jahres begann ich neu, den Alkohol ganz wegzulassen. Zum Ende 2016 hatte es sich wieder zugespitzt, es verging kaum ein Tag ohne Wein. Es schien mir unmöglich, das Leben ohne zu ertragen. Nun sind bereits 7 Wochen alkoholfrei vergangen. Ich spüre und genieße die Grundruhe, die Freude, die schon immer in mir wohnt.
In der Betrachtung meines Lebens fiel/fällt mir auf, dass sich eines noch immer nicht verändert hat.
Dieser Drang, Zwang immer wieder zu versuchen, einen tiefen Mangel in mir durch alles Mögliche zu füllen. Ist es nicht der Alkohol, so war es vor über 30 Jahren noch das Rauchen. Nachdem dies damals auch wegfiel, waren und sind es Süßigkeiten, Essen bis ich schier platze, Fernsehen. Obwohl ich von lieben Kontakten, innigen Freundschaften umgeben bin, ziehe ich mich doch immer wieder in´s Alleinsein zurück. Seit meiner Kindheit kenne ich dieses Verhalten.
Meine Psychotherapien haben mich ehrlich gesagt nicht weiter gebracht.
Die letzten Jahre habe ich auch als sehr schwierig empfunden, Stress bei der Arbeit mit Angst vor Verlust der Arbeitsstelle, der dann doch eintraf ( nicht alkoholbedingt), Krebserkrankung, die überwunden ist, Existensängste ..... Inzwischen bin ich Rentnerin und betreue ein paar Stunden in der Woche einen kranken, behinderten Herrn im Haushalt.
Ich bin sehr, sehr dankbar für meinen jetzigen Zustand, die Freude in mir wieder spüren zu können.
GlG von
Trudi
Baclofen: 50mg/d
Venlafaxin 75mg/d
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