Hallo Leute

Hallo an alle,
ja, ich dachte hier is mal kurz Verschnaufpause........ dachte ich.
Vorhin rief die Freundin von Schwiegermutter an. Sie hat heute mit ihr telefoniert und sie hat sich nicht gut angehört, daraufhin ist sie zu ihr gefahren und hat sie umgehend ins Krankenhaus gebracht. Ging wohl gar nichts mehr. Scheiẞe, das geht verdammt schnell mit ihrem Krebs. Morgen wollte ich sie eigentlich besuchen, aber ich kann nicht, das schaff ich nicht.
Hab mir den ganzen Tag Kopp gemacht, mir ging es schlecht bei dem Gedanken, wie sie wohl aussieht, völlig abgemagert .... und nun bleib ich zu Hause, feige wie ich bin.
Ich möchte nicht/kann nicht noch so einen Haufen Elend sehen.
Grenzt schon fast an Selbstschutz. Nee, is Selbstschutz !
Was kommt denn noch alles ?
Irgendwann macht man nur noch zu, obwohl man unendlich traurig ist. Aber irgendwann geht einfach nichts mehr. Nur noch funktionieren .......
Gruss Bine

Ich möchte nicht/kann nicht noch so einen Haufen Elend sehen.
Grenzt schon fast an Selbstschutz. Nee, is Selbstschutz !
Was kommt denn noch alles ?

Die Palliativ-Station habe ich mir noch angetan - aber als das Hospiz anrief: "es ist gleich vorbei", bin ich aus Selbstschutz beim Ende nicht dabei gewesen.
Alles hat seine Grenzen. Du machst das m.E. schon richtig.

Liebe Bine,

Selbstschutz ist wichtig und mehr noch: legitim. Niemandem ist geholfen, wenn wir uns zuviel zumuten und uns dann weg beamen müssen.

Vielleicht kannst du mit deiner Schwiegermutter telefonieren (wenn sie nicht zu schwach ist zum Telefonieren), oder ihr einen Brief schreiben oder Blumengrüße oder was Schönes aus deinem Garten schicken, alles nur, wenn dir danach ist. Als eine Freundin von mir im Hospiz lag wollte eine gemeinsame Freundin nicht hin, sie konnte das einfach nicht. Hat das nicht geschafft, mir aber einen Bief für sie mitgegeben, über den sich unsere sterbende Freundin wirklich sehr, sehr gefreut hat. So kam ich da jetzt drauf.

Es ist richtig, dass du gut auf dich aufpasst.

Viel Kraft in der Traurigkeit.

Ob man einen sterbenden Menschen begleitet, wie lange und unter welchen Bedingungen - ist höchst privat und muss auch so entschieden werden. Da kann man nichts empfehlen. Es können schlimme Eindrücke haften bleiben, die einen jahrelang verfolgen.

Oft höre ich aber: hätte ich doch noch.... dann ist es definitv zu spät, Bine Du musst ganz klar entscheiden und dann aber auch dazu stehen. Wenn Du jetzt sagst: schaff ich nicht ist das völlig ok. Nur bitte mach auch dann Deinen Frieden mit Dir. Nimm Julis Rat an - wunderbar, ein tiefer Ausdruck der Verbundenheit ohne Deine unmittelbare Präsenz.

Ich habe es in der Vergangenheit immer als Privileg gesehen einen Menschen im Sterbeprozess begleiten zu dürfen. Sich zu verabschieden, noch einmal einen Blick auszutauschen solange das möglich ist, sich gegenseitig zu versichern, dass alles gut ist; den Sterbenden nicht alleine zu lassen. Auch das ist sehr individuell: es gibt Menschen, die nicht gehen können, weil die Familie sie nicht "loslässt"; es gibt Menschen, die nicht "gehen wollen", da ist eine Begegnung unglaublich unangenehm.

Jemandem in der Demenz zu begegnen, der hilflos im Krankenhausbett liegt finde ich sehr schlimm. Doch auch hier ist manchmal, kurz vor dem "hinübergleiten" eine ganz kurze bewusste Phase wahrzunehmen - ein unglaublich kostbarer Moment.

Wir haben leider alle verlernt den Tod als natürlichen Teil unseres Daseins zu integrieren, uns mit der eigenen Sterblichkeit zu konfrontieren, die doch unweigerlich ist.

Alles Liebe, alle Kraft
jivaro

Hi @all,
eure Worte haben mich mal wieder sehr getroffen, die Tränen rollen grad wieder.
Nicht schlimm möchte Danke sagen an euch.
Seit gestern is schon wieder viel passiert, mein Mann ist heute morgen zur Arbeit gefahren, hat sich dort abgemeldet und is zu seiner Mutter gefahren. Erst zu ihrer Freundin, weil die hatte den Schlüssel, dann zu ihr nach Hause, dann ins KH, wieder zurück zu ihr nach Hause, Sachen holen, wieder ins KH, wieder zu ihr nach Hause und wieder zurück, waren dann mal eben so 400 km neben den ganzen Koppsachen.
Zwischendurch kam telefonischer Bericht von ihm, sie sieht so schlecht aus, die Haut verfärbt sich gelb und der Krebs steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Zwischendurch war er noch mal schnell bei Edeka und hat sich paar Würstchen geholt, dort hat er dann die Freundinnen von Oma getroffen, die sich mal sofort um einen Kurzzeitpflegeplatz für Oma kümmern wollten. Sie sind so eine groẞe Unterstützung, echt toll.
Zwischenstation hat er dann noch bei seinem Onkel gemacht, ich konnt nicht mehr, brauchte erst mal n Kaffee, hat er gesagt. War dann um 19 Uhr endlich wieder zu Hause.
Völlig fertig.
Ich war heute bei meinem Vater, der wohl seit gestern morgen komplett bettlägerig ist, nichts mehr essen will und kaum noch reagiert. Er hat nicht wahr genommen das ich da war. Vorgestern war er so gut drauf, hat gegessen wie ein Scheunendrescher, war nicht satt zu kriegen und heute wieder nur ein Haufen Elend.
Auf dem nach Hause Weg hab ich nur noch gedacht, wer stirbt zuerst ?
Aber dann hätt sick aals mol äben so wie dat geiht
Dann passiert alles so wie das geht, für die nicht plattdeutschen.
Ich bekam einen Anruf aus dem Krankenhaus wo Oma gerade ist, mir blieb erstmal die Luft weg, sie sagte dann, nichts schlimmes ! Keine Panik.
Sie haben soeben die Bestätigung bekommen das Oma Sonntag in IHR Hospiz kann.
Boah, da war ich mal froh. Is zwar noch weiter weg, egal, sie ist versorgt.
Sie hat sich das ausgesucht, weil sie dort auch schon ehrenamtlich tätig war und dort auch Menschen betreut hat und eigentlich alle dort kennt.
Guuuut, diese Hürde ist auch genommen.
Das war mal eine gute Nachricht, mein Mann hat auch erstmal ganz tief durchgeatmet.

Es können schlimme Eindrücke haften bleiben, die einen jahrelang verfolgen.

Ja diese Eindrücke hatte ich schon zur genüge, der schlimmste war, als meine Schwägerin gestorben ist, ich mit meiner Tochter (damals 16) dann dorthin gefahren sind und Oma nichts besseres zu tun hatte als uns in dieses Totenzimmer zu "drängen", damit wir Abschied nehmen können. War ganz schlimm für mich und meine Tochter, hätte nicht sein müssen, hab ich immer noch im Kopf. Die einen jahrelang verfolgen......
das war 2008. Ganz zu schweigen von meiner Mutter, die jämmerlich im KH gestorben ist, das war 2001. Ja, und die bleiben haften. Deshalb drücke ich mich auch davor. Ich hab vielleicht schon genug gesehen und nehm mal den Selbstschutz.
Vielleicht wäre ich rein gegangen, aber dann zu meiner Zeit, wir wurden rein geschoben.

Wir haben leider alle verlernt den Tod als natürlichen Teil unseres Daseins zu integrieren, uns mit der eigenen Sterblichkeit zu konfrontieren, die doch unweigerlich ist.

Da muẞ ich widersprechen, ich für mich nicht, der Tod gehört zum Leben.
Aber ich kann dieses Leiden nicht ertragen. Tod is okay in einem gewissen Alter sowieso, aber warum müssen manche Menschen, mir liebe Menschen, noch so lange leiden, bevor sie sterben dürfen. Tod kann auch Erlösung sein.

Vielleicht kannst du mit deiner Schwiegermutter telefonieren (wenn sie nicht zu schwach ist zum Telefonieren), oder ihr einen Brief schreiben oder Blumengrüße oder was Schönes aus deinem Garten schicken, alles nur, wenn dir danach ist.

Telefonieren tun wir jeden Tag, aber das mit was schönes schicken aus dem Garten, das is ne gute Idee, denk ich mal drüber nach, was ich schicken könnte......
Danke für den Tip, der is gut.
Ich wünsche Euch mal einen schönen Tag, und genieẞt den, das vergiẞt man ja viel zu oft.
Gruẞ Bine

... die Haut verfärbt sich gelb...

Lt. Hospizpersonal, ist das Ende nahe.

... aber warum müssen manche Menschen, ***, noch so lange leiden, bevor sie sterben dürfen. Tod kann auch Erlösung sein.

Gute Frage. Mutters Leid hat sich über mehr als 10 Jahre hingezogen, während es beim Vater sehr schnell ging. Wir waren alle überzeugt, dass sie ihm rasch folgen würde, was auch eingetreten ist...
Ist ein scheckliches Thema, wobei man sich mit dem evtl. eigenenen Tod beschäftigt, da wir als Alki unserem Körper jahrelang einiges zugemutet haben.
Deshalb habe ich auch vorsorglich für das weiterbestehen des Forums und div. relevanter Seiten gesorgt.

Aber ich kann dieses Leiden nicht ertragen. Tod is okay in einem gewissen Alter sowieso, aber warum müssen manche Menschen, mir liebe Menschen, noch so lange leiden, bevor sie sterben dürfen. Tod kann auch Erlösung sein.

Liebe Bine

Das kann ich auch nicht ertragen.
Zum Glück war mein Vater damals palliativ sehr gut begleitet, hatte Valium-Pumpe, beste Versorgung usw... und ist friedlich eingeschlafen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut in diesen schwierigen Zeiten. Sorg gut für dich und deine Lieben.

GLG

Patrick

Scheiẞe, das geht verdammt schnell mit ihrem Krebs. Morgen wollte ich sie eigentlich besuchen, aber ich kann nicht, das schaff ich nicht.

Das ist nicht Scheiße, schnell sterben zu dürfen ist was beneidenswertes!

Der Besuch muss nicht sein, sie wird von Fachkräften betreut und du könntest evtl. ein Bild vor Augen haben mit dem du nur schwer zurechtkommst.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut in diesen schwierigen Zeiten. Sorg gut für dich und deine Lieben.

Danke Patrick,
sorg gut für dich und deine Lieben, also das einzige is, was noch meistens läuft, die Versorgung mit Essen, wenn nicht ausgerechnet, und wie sollte es anders sein, ein weitläufiger Familienangehöriger nach dem Zustand von A oder B fragt.
Schalt mir hier bald ne Telefonzentrale ein. Wollen sie über den Zustand von A wissen, drücken sie die 1,
wollen sie den Zustand über B wissen drücken sie die 2 ! Rufen sie später an oder hören sie die Pausenmusik, sie sind in der Warteschleife........, der nächste freie Platz ist für sie reserviert, wir sind ab morgen früh um 8:00 wieder für sie da.
Muẞte ich mir die letzte Zeit auch oft genug anhören......... wenn ich was erreichen wollte.
Und immer wenn wir Essen wollen, wenn wir denn mal alles für den Tag geregelt gekriegt haben, und wie weiter geht/gehen soll.
Ich war schon kurz davor den Stecker zu ziehen.

Komisch, wo die denn alle ausse Löcher gekrochen kommen, die verschollenen Verwandten, upps, und auf einmal hat man denn doch wieder so viele Verwandte ?
Die sich Sorgen machen ? Und dringend da noch mal hin müssen ? Den Opa zu sehen, die Schwägerin zu sehen ? Ein letztes Mal....? Warum ?
Finde ich mal ganz blöd, wo waren sie denn die ganzen Jahre ?
Verschollen auf ner einsamen Insel ?
Sorry, ich schreib hier nur mal wieder meine Gedanken in meinem Buch.
Für meinen Vater gibt es seinen einen Neffen, von übriggebliebenen 5 der mit mir Kontakt hat und ihn auch besucht, des weiteren auch eine Nichte von ihm.
Alles gut, wir telefonieren auch wer wann hin fährt.
Aber, bei der Mutter von meinem Mann finde ich das so schlimm, haben sich die Verwandten Jahre lang nicht gemeldet und nun wollen sie das alles wieder nachholen.... wie blöd is das denn ?
Und überschlagen sich förmlich mit Besuchen, nun noch einmal sehen, oder was ?
Abschied nehmen ? Obwohl sie denen die letzten 10 Jahre auch egal war ?
Naja, egal wohl nicht, aber der Weg war zu weit. Nun nicht mehr.
Schade eigentlich.
Gruss Bine

Hi Kunor,

du könntest evtl. ein Bild vor Augen haben mit dem du nur schwer zurechtkommst.

genau das ist es, ich möchte sie so im Kopf behalten wie sie am 24.Februar ausgesehen hat, war schon schlimm genug, schlimmer brauch ich nicht.
Und mein Vater reicht mir schon ! Man sieht das der Tod kurz vor der Tür steht.
Bei beiden.