Donnerstag 23. August 2018, 22:06
Juli hat geschrieben:Und nie vergessen: du bist willkommen.

Hierfür einen

von mir! Du und Deine ehrliche Art bist mir auch willkommen!
Es ist tatsächlich besser diesbezüglich jetzt.
Ich habe es ja sehr oft hier thematisiert, kam mir echt blöd vor.
Weil trotz aller geduldigen Antworten ( an erster Stelle diesbezüglich unermüdlich von Fallada! ) immer und immer wieder dasselbe passiert ist.
Ich glaubte, dass ich hier nicht gewollt bin und deshalb - aus Selbstschutz - gehen zu müssen, bevor man mich rausschmeisst, bevor ich wieder Ablehnung offen erleben muss.
Natürlich macht mein Hirn da seinen Job. Jenseits des Forums hat sich die Vergangenheit oft genug wiederholt, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Mein Gehirn ist auf Überleben und Schutz vor Verletzung programmiert, wie bei allen anderen Lebewesen auch.
Aber es ist schon wirklich sehr trickreich und überzeugend. Es legt sich mächtig ins Zeug und schafft es trotz meiner Sensibilisierung für seine Irrtümer und seinen Zwang zur Wiederholung, mich zu kriegen.
Schmerzlich war einiges bei der letzten - und bisher größten Auseinandersetzung zu dem Thema hier im Forum.
Ich hätte "angedroht, das Forum zu verlassen."
Ich wollte damals dazu nichts sagen, mich nicht rechtfertigen, sondern einfach nur aushalten, wie sich das anfühlt. Es hat sich richtig scheiße angefühlt!
Aber es spielt jetzt keine Rolle mehr.
Sowas passiert allen Menschen immer und immer wieder, egal wie sehr man versucht, es zu erklären.
Aber jetzt will ich es sagen: Dieses Unverständnis tat scheiße noch mal richtig weh!
Es war keine "Androhung". Völliger Wiedersinn im Kontext mit der zugrunde liegenden Problematik. Ich war ja überzeugt, ich tue Euch einen Gefallen damit.
Und ich habe es geschrieben, wie es ist.
Ich schäme mich jetzt nicht mehr dafür.
Schön, dass hier so viele weiter mit gegangen sind. Das hat geholfen. Und natürlich auch diese Scheißgefühle, mit denen sich jeder nun mal überall herumschlagen muss.
Dass bei mir diese Gefühle schwerer wiegen, ändert nichts daran, dass ich sie wie jeder andere eben aushalten muss.
Deshalb bitte auch weiter keine Angst vor ehrlichem Feedback.
Ich finde ganz besonders Du, Juli, bist sehr gut darin.
Du hast ein wirklich gutes Gespür dafür, wie Du Kritik ehrlich aber auch annehmbar vorbringst. Dafür vielen Dank. Das ermöglicht mir viel.
Und: Meinen ganzen Respekt!
Für jetzt bin ich jedenfalls froh, nicht weggelaufen zu sein.
Es fühlt sich seit dem so an, als sei ich wirklich ein ganz ganz ganz klein wenig unabhängiger von den Reaktionen anderer und den Interpretationen meines Hirns geworden zu sein. Und das ist ein gutes Gefühl.
Und sonst...naja...Juli. Es ist eben wie es ist.
Lieber Todesstrafe als Lebenslänglich.
Mein Lebenslänglich dauert nun schon 46 Jahre an. Das ist eine verdammt lange Zeit. Und im Ganzen ohne wesentliche Verbesserung.
Die körperlichen Schmerzen haben über die Jahrzehnte nur zugenommen. Die körperliche Gesundheit gerade in den letzten zwei Jahren immer mehr gelitten.
Aber das sind eben nur die "sichtbaren" Begleiterscheinungen. Die, die andere nachvollziehen können. Schmerzen kennt jeder. Aber auch wieder nur ein Teil die chronischen, ohne Hoffnung auf Linderung.
Und, dass man es mir jetzt eben auch ansieht - was meinen Kollegen dazu veranlasste, mich "Wrack" zu nennen ist eben auch nur eine Begleiterscheinung.
Es geht mir nicht schlechter als bei früheren Zusammenbrüchen ( 2011, 2012, 2014 oder letztes Jahr ). Nur sehen konnte das keiner.
Der Körper scheint als letzter nun aufzugeben.
Es ist lustig. Vor ungefähr 20 Jahren habe ich ja eine Ausbildung begonnen in der Firma, in der ich jetzt ( noch ) bin.
Damals war ich dann auch noch mal zur Krisenintervention ein Wochenende in einer geschlossenen Station für Depressive.
Damals war ich ungefähr 26.
Ich hatte selbst um Aufnahme und Schutz für das WE gebeten. Die Ausbildung, die Ängst, all das war hart. Ich wollte nichts tun, was letztlich verhindern würde, dass ich den Weg der Ausbildung und damit in die Selbstständigkeit trotzdem weitergehe.
Sie kannten mich nicht auf dieser Station. Der Aufnahmearzt hörte sich meine Beweggründe und einen kurze Schilderung meiner Hintergründe an, sah mich längere Zeit schweigend an und sagte dann:
"Wir haben ja viele Patienten mit ähnlichen langjährigen Leiden, wie Sie es haben.
Und normalerweise sieht man diesen Patienten diese Leiden auch an.
Wie kommt das, dass das bei Ihnen anders ist?"
Ich hatte damals das Gefühl, er wolle mir damit durch die Blume sagen, dass er meinen Aussagen nicht glaubt. Tatsächlich war mir das ziemlich egal. Ich wollte nur dieses Wochenende Schutz und keine Behandlung.
Das bekam ich dann auch.
Heute würde ich wohl einfach sagen:
Ich sehe nicht krank aus, aber Sie ja auch nicht dumm!
Tatsächlich hat sich heute das Thema ja erübrigt. Und im Geiste frage ich jenen mir unbekannten Arzt, ob er denn jetzt wohl immer noch an meiner Geschichte zweifeln würde....
Liebe Grüße
Wild