Baclofen Forum vs Alkoholismus

Liebe Leute - heute ist mein vierter Tag mit Baclofen,

ich habe, da ich außer leichtem Kopfweh am ersten Abend, keinerlei Nebenwirkungen verspüre, relativ schnell erhöht und habe heute erstmals

12,5 - 12,5 - 12,5

genommen. Also drei Halbe.
Fühlt sich so an, als könnte ich dabei erstmal eine Weile bleiben.

Insgesamt fühle ich mich deutlich gelassener als sonst, rege mich nicht so schnell auf, habe kein Herzrasen mehr, wenn ich im Bett liege, quäle mich nicht mehr mit sinnlosen Gedankenspiralen, was ich alles nicht schaffe und kann.
Mit dieser Erfahrung denke ich inzwischen, dass mein Problem nicht "nur" Alk war/ist - sondern auch eine ständige diffuse Angst, zu versagen.
Das war mir bisher gar nicht klar, ich merke das jetzt erst.

Dabei ist die Alternative unter Bac nicht: Alles Egal.
Es ist eher so, dass ich meine Sachen nacheinander wegarbeite und dabei nicht immer schon an die nächsten 12 Sachen denke, die ich noch machen muss und "garantiert nicht schaffe".
Ich stelle fest, dass ich das meiste schaffe. Egal, ob ich nun die ganze Zeit drüber nachgrüble oder nicht. Und wenn ich was nicht schaffe, dann hatte ich eben keine Zeit oder keine Lust dazu. Das hat im Moment nicht mehr diese Dramatik.

Ein weiterer sehr positiver Effekt: Ich kenne es von mir, dass ich manchmal schon vormittags, oft aber nachmittags, in ein tiefes, tiefes Motivationsloch falle und mich einfach nur im Bett verkriechen will. Decke übern Kopf, nichts sehen und hören, schlafen. Am besten so lange, bis ich wieder zu irgendwas Lust habe.
Das ist weg. Ich habe heute z.B., nachdem ich mit der Arbeit fertig war, ohne überhaupt drüber nachzudenken, ob ich das jetzt "ertrage" oder nicht, einen Berg Wäsche zusammengefaltet. Einfach, weil sie rumlag und ich sie nicht mehr sehen wollte.
Das ist sonst immer eine gigantische Überwindung.

Aber eigentlich habe ich mit dem Bac ja angefangen, um das quälende Saufen einstellen zu können.

Ich trinke seit sechs Tagen nichts, und traue mir auch ein MT - zumindest im Moment - nicht zu.

Ich denke aber sehr viel an Alkohol.
Es gibt täglich zwei oder drei "Craving"-Momente, die aber relativ schnell wieder vergehen.
Trotzdem kreist das Thema ständig in meinem Kopf: Will ich jetzt was? Würde mir jetzt ein Rotwein schmecken? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich was trinke? Würde ich die Kontrolle verlieren? Brauche ich was? Lüge ich mir was in die Tasche? Wann kommt die Gier?

Meine Hoffnung ist, dass mein Hirn sich einfach mit der neuen Situation beschäftigt. Ist ja auch seltsam: Vor ein paar Tagen noch undenkbar, einfach so Tagelang nichts zu trinken.
Und nun: Es ist nicht total einfach, aber es ist auch nicht wirklich schwierig.

Irgendwie ist das irreal und ich traue dem Braten noch nicht so ganz.

Bin mir auch darum nicht ganz sicher, ob ich die Dosis weiter erhöhen sollte, bis die etwas zwanghaften Gedanken rund um Alk verschwinden. Oder ob ich einfach abwarten soll, bis ich mich daran gewöhnt habe, das Zeug nicht wirklich zu brauchen?
Mir wäre das ja sehr lieb, wenn ich mit knapp 30 mg am Tag auskäme. Aber es erscheint doch ein bisschen unwahrscheinlich, oder?

Toll ist auch:
- Ich schwemme eine Menge Wasser aus und sehe schon nach vier Tagen viel frischer aus.
- Ich schlafe großartig.
- Keinerlei Nebenwirkungen.
- Viel mehr Geduld mit mir und den Kindern. Dafür bin ich besonders dankbar.

Worauf ich jetzt noch mit Spannung warte: Ein paar Leute hier haben von extrem realistischen, intensiven Träumen geschrieben.
Für mich sind Träume etwas Fantastisches, auch wenn sie unheimlich sind. Ich schreibe sie auf, finde das Thema extrem faszinierend.
Ich würde auch gerne so intensiv und realistisch träumen, aber bisher kann ich mich an nichts erinnern.
Vielleicht muss mein Körper erstmal genug regenerieren, bevor Platz für Träume ist ... ?

Liebe Grüße, Eva

Liebe Eva,

ja, unsere Erfahrungen ähneln sich tatsächlich sehr! Beneiden tue ich nur darum, dass Du so gut schlafen kannst!

Würde mich freuen, weiter von und über Dich lesen zu können.

Herzlich
die Herbstzeitlose

@Eva,

hört sich doch alles ganz gut an soweit. Du hättest gern Realistic Dreams? Nicht jeder kriegt sie, dafür schläfst Du vielleicht zu gut. Freu Dich doch darüber und übe dich weiterhin in Geduld. In ein paar Tagen sollte auch das Craving verschwunden sein, etwas Zeit brauchts eben.

LG
Federico

Bei gleicher Dosis erstmal abwarten? Oder muss ich grundsötzlich erhöhen, so lange noch Craving da ist?

Es scheint ja bei manchen Leuten zu klappen, dass das Craving auch bei gleichbleibender Dosis weniger wird, oder habe ich da was falsch verstanden?

LGE

@ eva

...auch jemand, für den wäscheberge einen 8000 darstellen, da hatte ich spass....

meine dosis liegt bei 75 mg am tag ( in notfällen bei craving um die 100 mg ). ich verteile sie aber mittlerweile so wie emelie auf 5 bis 6 rationen täglich, so das immer ein konstanter " pegel " bac in mir ist.

die bleiernde müdigkeit vom anfang ist verschwunden.

und seit ich bac nicht mehr die gesamte verantwortung für mein "suchtbefreiung" aufladen will, sondern einsehe, dass ich gedanklich auch einiges neu strukturieren muß.

an alkohol denke ich selbstverständlich immer noch. und ja, auch noch neidisch..., insbesondere bei sekt u weißwein. jedoch nicht immer, nicht zwanghaft. es ist mehr ein schade, führt zu nix, außer schuldgefühlen , einem maroden äußeren und ärger u entäuschung ohne ende. ( vor allem bei mir selbst, da kontrollverlust immer eintritt, kein mt möglich).

morgen sind wieder meine berüchtigten 8 tage um..., doch ich werde mal federicos rat ( ja, ich bin lernfähig...) beherzigen, und meine gedanken auf ihre richtigkeit abklopfen.

und ja, bowie geht immer. und " fire in cairo" von der boys don`t cry von cure.

sleep with the angles

isbeau

Darauf bin ich innerlich auch eingestellt.
Und wünsche mir gleichzeitig diese völlige Gleichgültigkeit gegenüber Alk. Dass ich darüber nur noch so viel nachdenke wie über Bananenmüllermilch, die ich nur trinken würde, wenn ich ansonsten verdursten müsste.



Darf ich das fragen: Welche Gedanken führen denn nach immer acht Tagen zum Trinken? (Wenn das zu privat ist, bitte ignorieren ...)



Ja, das kann ich unterschreiben.

LG, Eva

@isbeau,

abgesehen von the Cure, hört sich das ganz gut an. Probier mal Pattie Smith oder zumindest Sisters of Mercy, irgendwas mit richtig Power ... das gibt Kraft. Positive Kraft, Cure saugt aus, alles nur meine Erfahrung.

LG Federico

@ Willo,

Zu Komorbidität finde ich bei Wikipedia:
„Man kann auch Flöhe und Läuse haben.“
Das Zusammenauftreten hat erst mal nichts mit Ursache-Wirkung zu tun d.h. die Henne/Ei-Frage kann schon die falsche sein.
Sicher scheint wohl nur, dass Alkoholismus, Angst und Depressionen (hergehört ihr Serotonin-Jünger) zu einem großen Teil von Ungleichgewichten im GABA-B-Neurotransmitter-System bestimmt werden.

LG invorio

@ eva

nö, iss nicht zu persönlich.

es überkommt mich ein mal in der woche der hirnrissige gedanke:"...isbeau, du bist doch gar kein säufer. einen abschuss die woche legt doch fast jeder deutsche hin. " dann kommt als einziger gedanke ( und als gedankengefühl ) das wohlbefinden nach 2 glas wein in meine erinerung.
auch wenn ich dann - geschult wie ich nun bin - weiterdenken will in die richtung: du wirst abstürzen, dich zum affen machen, heimlich trinken, den zorn, spott und die trauer deiner kinder damit auf dich ziehen, den nächsten tag komplett verkatert ( seelisch wie körperlich ) im bett verbringen....

...die gedanken werden ignoriert, beiseite geschoben. nach dem motto: dieses mal schaffe ich es, nach 2 glas aufzuhören. hab`s bisher immer überlebt. bin trotzdem interessanter als die meisten. menschen wie ich brauchen wenigstens ein paar stunden im rausch , um sich endlich auf dem level dieser welt einzupendeln...( arogant, keine frage!)....

...und so nimmt dann meist die traurige vorstellung ihren anfang.
meist mittags ( ist ja wochenende ). alibimäßig wird etwas feines gekocht ( um das wohlwollen der familie zu erhaschen).

der rest ist bekannt. jedes - aber auch jedes mal - der vollrausch. ist alkohol erst einmal in mir, dann wird getrunken bis zum exzess. ( sprich: besinnungslosen irgendwo einschlafen).

das da im laufe von jahrzehnten nichts schlimmeres passiert ist, verdanke ich allein der tatsache, dass ich alkohol sehr sehr schlecht vertrage, d.h. die mengen für andere menschen relativ "gering" erscheinen, bei mir aber eine fatale wirkung haben.

um so schizophrener ist das ganze spielchen, da ich das alles seit jahrzehnten weiß.

wer säuft schon bei alkoholunverträglichkeit und einer sofort eintretenden persönlichkeitsveränderung zum deppen und monster ?????

ich lese hier immer von sehr ambitionierten und leistungsorientierten menschen, die eine art angst vor versagen durchs bisherige leben begleitet hat.

das war bei mir nie der fall. entweder mir fliegt etwas zu ( schule, studium, beruf), oder ich lasse es ganz...irgendwer wird`s schon richten...

( ja, ich weiß, wie das mit 47 klingt...).

ich wünschte, ich hätte einen hauch von eurem ehrgeiz!

ich habe nur grandiose masterpläne zur ehrgeizvermeidung im kopfe.

wie dem auch sei. heute ist wieder d-day. seit tagen versuche ich nun, meine gedanken auf das bekannte schema f zu überprüfen. gelingt sogar schon ansatzweise. piano, piano....

als körperliche gegenstrategie bin ich ab dem frühen nachmittag zu einem wellnesstag geladen.

also: geistig /moralisches/ körperliches rüstzeug ist im tornister.

die bac- ration werde ich dieses mal NICHT runterschrauben ( lieber schlafe ich im dampfbad ein!), denn das habe ich immer gemacht, wenn ich mir die "sauffreigabe" innerlich erteilt habe, da ich angst vor den wechselwirkungen alkohol/ bac habe.

dir einen guten "bac-tag", eva !

@ federico

ich mag auch nur dieses eine platte von den cure. als gegenpol dient eric satie. und - ich weiß, du windest dich nun in schmerzen und grauen - funk!

lg
isbeau

Es ist einfach so!!!!!!!!!!!!

Man hat als Jugendlicher Angst irgendein Mädchen (oder Jungen) anzusprechen, „mit ner kleinen Dröhnung klappt es auch mit den Nachbarn“ Alk kann ja auch Hilfreich sein! Nur ist die Angst dann nicht verschwunden und der Einsatz von Alk läuft in vielen Fällen aus dem Ruder!