Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Drei Wochen Baclofen
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Juli 2010, 13:30 
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Registriert: Donnerstag 8. Juli 2010, 23:58
Beiträge: 7
Hallo Ihr Lieben,

dann möchte ich mich mal vorstellen, nachdem ich schon viel bei Euch gelesen habe.

Ich bin 42 Jahre alt, aus Berlin und habe mir Baclofen bzw. Lioresal aus dem Internet (Spanien) besorgt, da meine Neurologin es mir nicht verschreiben wollte. Tavor bekomme ich ohne Bedenken, aber Baclo nicht. Als ich das letzte Mal bei ihr war, war ich allerdings noch nicht so informiert, also werde ich es das nächste Mal erneut versuchen.

Getrunken habe ich die letzten zehn Jahre bis auf anderhalb Jahre fast täglich. Nach einer Entwöhnungsbehandlung war ich vor 6 Jahren mal besagte Zeit trocken, habe aber gekifft. Eine zufriedene Trockenheit konnte ich nie erreichen. Es war eine reine Kopfsache, weil ich mir das vorgenommen habe, wird das durchgezogen.

Eine Krebsdiagnose vor 5 Jahren brachte mich nach Behandlungsabschluss dann wieder zum Trinken. Das hatte ich mir verdient – sozusagen.

Da ich nie wieder „aufhören müssen“ wollte, legte ich mir einen rigiden Trinkplan zurecht, nie vor 18 Uhr, nur in Ausnahmefällen mehr als 2 Liter Bier, weniger waren es aber nie. Das reichte zusammen mit drei/vier Tüten (auch gering dosiert) für einen leichten Rausch und zur Beruhigung des Gewissens. Dennoch war ich auch während des Rausches oft unzufrieden. Es wirkte irgendwie nicht richtig und ich beneidete sogar die, die sich richtig die Kante gaben. Ich konnte das nicht mehr, weil der Kater am nächsten morgen – vor allem psychisch die Hölle war.

Vor ca. 6 Wochen wollte ich nur mal eine kleine Pause machen, weil ich mich aufgedunsen fühlte – Bier und Fressflash brummten mir mindestens 2000 Kalorien extra drauf. Und gesund ist das natürlich auch nicht.

Ich begann, mich intensiv mit dem Thema Baclofen zu beschäftigen und schöpfte große Hoffnung, damit einen Weg aus dem Hamsterrad zu finden. Nach vier Wochen Abstinenz hielt ich die die ersehnten 3 Packungen in den Händen und fing mit 3 x 5mg (so gut die 25mg Tabs zu stückeln waren) an.

Ich reagiere auf alle Arzneimittel sehr intensiv, mir reicht auch eine 0,25 mg Tavor für eine deutliche entspannende Wirkung (nur ist das Zeug nichts für den Dauergebrauch, da sehr abhängigmachend). Das war auch eine meiner Ängste bezüglich Baclo, dass alles was wirkt, abhängig macht und man immer mehr braucht.

Sofort spürte ich eine Reduktion der Angst- und Depressionsgefühle. Nebenwirkungen: Mattigkeit, Einschlafprobleme, Stechen im Kopf und hinter dem Brustbein, die aber jetzt nach drei Wochen fast weg sind. Im Moment nehme ich 5 Dosen über den Tag verteilt – insgesamt ca 30 mg. Ich denke, ein bißchen mehr könnte es schon sein, möchte es aber erstmal so versuchen.

Craving ist so gut wie ausgeschaltet, manchmal ein Sehnen nach dem Rauschzustand. Anders als sonst in Saufpausen, bin ich nicht froh, dass der Tag vorbei ist und gehe nicht früher ins Bett. Also insgesamt sehr positiv die Erfahrung mit Baclofen. Fühle mich die ganze Zeit wie in einem leichten Rauschzustand, insgesamt entspannter.

Erstmal viele Grüße!

wusel


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BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Juli 2010, 14:04 
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Beiträge: 88
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Hallo wusel


ich sage ein freundliches hallo und begrüße dich.

Ich fange heute mit bac an und dein Beitrag macht mir weitere hoffnung.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du weiterhin hier regelmäßig berichtest.

Ich glaube das kann vielen Menschen helfen.

Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg auf deinem " Bac-Weg "

Gruß Moni

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. Juli 2010, 11:55 
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Wohnort: Ruhrgebiet
Hallo wusel,

wie gehts dir denn ? Alles ok ?

LG Moni

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. Juli 2010, 13:57 
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Hallöle,

ja alles einigermaßen. Danke, der Nachfrage.

Habe jetzt in der letzten Woche allerdings bemerkt, dass die Wirkung des Baclo nachläßt (bin jetzt bei 6x6,25mg). was den antidepressiven, angstlösenden Effekt und den Anticraving-Faktor betrifft. Die ersten Wochen war ich irgendwie ganz schön im Dschumm. Fast wie auf einem Bier.

Scheint doch einen Gewöhnungseffekt zu geben. Muss mal gucken, ob ich noch höher gehe.

Nebenwirkungen sind fast weg, nur teilweise erschreckend realistische Albträume und das Gefühl, viel aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Manchmal ein extremes Gerädert-sein am Morgen und gleich der Gedanke: Mensch, mit Alk wars auch nicht schlimmer. Jojo, das Suchtgedächtnis

Ich denke wieder häufiger an Alkohol. Meine Selbstversuche mit genau einem Bier an einem bestimmten Tag, klappten allerdings gut. Habe immer drei Stunden für das Bier gebraucht. Ich war noch nie ein Schnelltrinker (dafür aber ausdauernd), aber das kam schon an normales Trinkverhalten dran. Kam mir so vor, als ob es doppelt so stark gewirkt hat. hmmm... Ich bin aber sehr vorsichtig.

Freut mich, dass du abstinent bist. Es hilft also wirklich. aber der Wille zur Veränderung muss auch da sein.

Grülis
wuseline


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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. Juli 2010, 14:23 
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Beiträge: 88
Wohnort: Ruhrgebiet
Hallo wuseline

Ich habe das so verstanden dass man seine persönliche dosierung finden muss.

Ich bin bereits jetzt bei 50 mg ,also mehr als du nach so langer zeit,und das craving ist fast vollständig weg.

Ich glaube nicht dass ein gewöhnungseffekt entsteht wenn man seine optimale dosis gefunden hat. Denn das würde ja bedeuten dass man immer mehr und mehr brauchen würde mit der Zeit. So ist es wohl nicht.

Ja ich bin morgens auch ziemlich " matschig" aber die freude darüber dass ich nicht mehr trinken muss ist enorm. Ich hoffe sehr und glaube daran , dass die Nebenwirkungen vergehen werden.

Trinken wollen tat ich schon lange nicht mehr, aber dieses unerträgliche Craving trieb mich zum müssen, das ist weg und ich geniesse dieses Gefühl.

L Moni

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BeitragVerfasst: Montag 23. August 2010, 18:40 
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Registriert: Donnerstag 8. Juli 2010, 23:58
Beiträge: 7
Hallo Leute,

so nach neun Wochen ein Update.

Nehme immer noch um die 30 mg Bac und bin nicht wieder in mein gewohntes Trinkmuster gefallen.

Nun kann ich natürlich nicht wissen, ob es mir auch ohne Bac gelungen wäre, eine Sache spricht allerdings dafür: Ich trinke jetzt zwei mal die Woche genau ein Bier bzw. zwei Biermixe, ich rauche zwei mal die Woche genau eine Tüte und konsumiere zweimal die Woche Kratom.

Wollte erst nicht mehr schreiben, weil ich Angst hatte jemanden zum Trinken zu bringen. Denn, was bei mir geklappt hat, muss nicht bei anderen klappen. Ich bin ein Zwangsneurotiker und halte mich an die Dosen.

Und das Witzige: Gerade an meinen Alkoholtagen habe ich kein Bedürfnis nachzulegen. Es ist irgendwie so, als ob der Alkohol nicht mehr zündet. Ich trinke sehr langsam, aber nicht gezwungenermaßen. Wobei ich früher ja auch die 2 Liter Bier immer in sechs Stunden getrunken habe. Auch nicht gerade schnell, aber viel eben. Und genug war es mir auch nicht. Bin dann einfach schlafen gegangen. Das war allerdings auch erst nach meiner Krebserkrankung so, früher war es viel mehr. Habe ja eine lange Sucht- und Depressionsgeschichte hinter mir.

Klar, werden jetzt einige sagen, könnte man die eine Flasche ja jetzt auch noch weg lassen. Aber mit totaler Abstinenz habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn ich dann mal wieder anfing, war ich wieder voll dabei.

Mein Suchtteufelchen behalte ich aber im Auge, hatte nämlich den Gedanken, ob es denn nicht auch ohne Bac gehen könnte. jaja, und dann knallt das Bier wieder und ich sage mir: was solls, Dein Leben ist desolat, grübel nicht soviel trink noch eins. Und nach dem zweiten setzt der Kontrollverlust ein.

Also ich bin wachsam. Passt auf Euch auf, Ihr lieben Mitstreiter

Wuseline


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 23. August 2010, 18:47 
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
Hallo Wuseline,

das klingt doch alles sehr vernünftig. Die Erfahrung mit Abstinenz haben schon viele gemacht, oft nach vielen Jahren. Ein Versuch und ab geht die Post.
Zitat:
Wollte erst nicht mehr schreiben, weil ich Angst hatte jemanden zum Trinken zu bringen

Wer sich von Foren-Beiträgen dazu verleiten lässt, wird es früher oder später sowieso tun.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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