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Obelix
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Betreff des Beitrags: "Ihnen gehts gut? - Das ist schlecht" Verfasst: Dienstag 19. Oktober 2010, 11:07 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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Hallo Zusammen,
Den Spruch "Ihnen gehts gut, daß ist schlecht" wurde den Therapeuten während meiner Langzeittherapie vor einigen Jahren angedichtet. Vermutlich haben die wirklich so gedacht.
Ich nehme nun seit 9 Monaten Baclofen.
Nachdem die ersten Monate uneingeschränkt positiv liefen, begann ab meinem Versuch es mal gelegentlich und moderat mit dem Trinken zu versuchen ein gewisser Eiertanz.
Er besteht aus sich immer wiederholenden Episoden von 1-3tägigen teilweise hochdosierten Vorfällen.
Ich habe Alkohol meist eingesetzt um positive Gefühle zu verstärken, was mich zu folgenden Überlegungen führt:
Ohne Bac hätte ich vermutlich nicht den Mut gehabt, mich beruflich zu verändern. Ich habe neue Perspektiven und die Angst vor der Zukunft weitgehend verloren. Mein Tag ist mit dem was ich mache erfüllt. Ich fühle mich viel besser als vor 1 Jahr. Meine durchschnittliche Trinkmenge ist etwa halbiert. Rückfälle dauern nicht Wochen oder Monate an. Seit 9 Monaten benötige ich zum Ausstieg aus einer Trinkepisode kein Distra, sondern es reichen 25 mg Bac zusätzlich noch bevor ich aufstehe. Ich habe danach kein typisches Craving. Was mich dann nach einigen Tagen dazu bringt zu trinken als unüberwindbaren Craving zu bezeichnen halte ich für übertrieben.
Nein, ich fürchte, daß der o.g. Therapeutenspruch möglicherweise seine Berechtigung gefunden hat.
Ich stelle deshalb mal zur Diskussion, daß es mir wohl zu gut geht...
Ansonsten gibt es zu berichten, daß ich nach dem Beginn einer ambulanten PT in den nächsten Wochen in einer begleitenden teilstationären Behandlung bin.
LG
Obelix
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John_Wein
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 19. Oktober 2010, 11:47 |
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Registriert: Montag 11. Oktober 2010, 21:26 Beiträge: 15
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In einer bekannten Selbsthilfeorganisation würde man vermutlich sagen:
Du spielst mit dir!
Man würde dir weiter empfehlen - 100 Tage 100 Meetings. Lass' das erste Glas stehen und komm wieder!
Naja, wie gesagt, in dieser Selbsthilfeorganisation…
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latina
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 19. Oktober 2010, 12:02 |
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Registriert: Mittwoch 9. Juni 2010, 12:22 Beiträge: 200
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hi obelix,
ich kenne das von mir so ähnlich:
wenn es mir mal richtig gutgeht, habe ich das gefühl, das nicht "verdient" zu haben und schleunigst etwas dagegen unternehmen zu müssen...
ist es vielleicht auch etwas in der art?
lg, latina
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 23. Oktober 2010, 17:19 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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Hallo Willo,
das ist nett, daß Du mir schreibst. Ich habe das Gefühl, daß Du mein Problem als solches anerkennst. Es ist wirklich eines.
Ich versuche Deine Fragen so gut es geht zu beantworten.
1.) Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr komme ich zu dem Ergebnis, daß ich meistens getrunken habe um mich zu belohnen. Weniger aus Überschwang, noch seltener aus Frust. Ich bin nicht sicher ob es den Zweck erfüllen soll, Freude zu verstärken oder gar Glück "kaputtzusaufen".
2.) Ich habe in den letzten 3 Monaten insgesamt an 33 Tagen getrunken. Meistens nur vereinzelte Tage, manchmal 2 oder 3 Tage. Trinkmenge am Tag 7-10 Bier (0,5). Kalendertäglicher Schnitt etwa 3 Flaschen am Tag.
3.) Es treibt mich, ja, aber ich kann es meist nicht als unwiderstehliches craving werten. Vielleicht wirklich eher so, daß ich mir einen trinken gehe.
(Wobei ich nach wie vor nicht "gehe" sondern zuhause "genieße".)
Ja, ich genieße es zunächst, ab der 3. Flasche nervt es, aber es setzt ein Kontrollverlust ein den ich frühestens am nächsten Tag einigermassen beherrsche.
Du siehst, ich bin nicht klar.
Wenn ich, wie heute, einige Tage "clean" bin, geht es mir gut und ich frage mich, warum ich den Senf immer wieder wiederhole.
Ratlos
Obelix
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latina
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 23. Oktober 2010, 17:57 |
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Registriert: Mittwoch 9. Juni 2010, 12:22 Beiträge: 200
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willo, jetzt mußte ich doch mal kurz kichern ob deinem schreibstil
sehr amüsant,
aber das thema hat natürlich vor allem etwas ernstes...
obelix, wie genau erlebst du den "kontrollverlust", genauso wie früher, oder eher doch hauptsächlich durch den gedanken "jetzt ist es eh schon egal?" oder etwas in der art..
von mir kann ich momentan berichten, daß ich keinen kontrollverlust mehr erlebe, zumindest nicht dieses körperliche schreien nach mehr..das ist einfach weg...
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 23. Oktober 2010, 22:26 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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Hallo latina,
Zitat: oder eher doch hauptsächlich durch den gedanken "jetzt ist es eh schon egal?" oder etwas in der art..
Nein, es hat nichts mit einer solchen Resignation zu tun, warum ich nach 1, 2 Flaschen weitertrinke.
Das Trinkverhalten und der Zwang in dem Moment gleicht eigentlich früheren Situationen.
Allerdings trinke in dem Wissen, daß ich in ein paar Stunden schlafen gehe und am nächsten Morgen vermutlich (und hoffentlich) wieder den Dreh bekomme.
Diese Hoffnung war früher fast immer vergebens.
Meistens habe ich am nächsten Tag kaum oder kein Verlangen weiterzutrinken.
LG
Obelix
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 17:59 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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Hallo Willo,
ganz lieben Dank für Dein Interesse!
Du stellst die richtigen Fragen!
Ich kenne diese Fragen. Sie beschäftigen mich seit Monaten. Ich habe keine Antwort. Meine Frau, mit der ich das natürlich diskutiere glaubt, daß meine Trinkgewohnheiten sowas wie konditioniert sind.
Es mag sein, daß 35 Jahre sich dermaßen in mein Hirn eingetrichtert haben. Tatsächlich habe ist mein Trinkmodus (abgesehen von Abstinenzepisoden, insbesondere unter Bac auch die anschließende Zeit in diesem Jahr) seit Jahren unverändert.
Ich trinke seit 20 Jahren nur noch Bier und Jahren fast nur zu Hause. (Bin nie ein großer Partygänger gewesen, es ist mir auch zu heftig gewesen mit Durcheinandersaufen usw.)
Ich schreibe daß, um zu verdeutlichen, daß ich seit sehr langer Zeit nach der Arbeit, oder anderer Problembewältigung 7-10 Flaschen Bier in 7-10 Stunden trinke und dann schlafen gehe.
So war das immer. Unspektakulär irgendwie. Mit Bac sind diese Episoden seltener und begrenzt.
Bitte entschuldige meinen etwas seltsamen Schreibstil, ich bin gerade von meinem ersten Tag in der Klinik nach Hause gekommen und stehe noch stark unter diesem Eindruck. Es war mir aber wichtig Dir schnell zu antworten.
LG
Obelix
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praxx
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 18:48 |
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
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Ihr Lieben, "Rationale Entscheidungen" gibt es allenfalls in Wirtschaft, Justiz und Politik! (So sehen die dann auch aus!)
Für deine Alltagsentscheidungen gilt eher: Dein Unbewusstes entscheidet auf der Grundlage aller deiner jemals gemachten Erfahrungen, dein Bewusstsein gibt danach(!) seinen Senf dazu, damit du glaubst, es sei deine bewusste Entscheidung gewesen...
Rationale Überlegungen führen da zu gar nichts, außer dem Gefühl von Hilflosigkeit
LG
Praxx
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 19:07 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Hallo Obelix,
ich mische mich mal ein und mache einen seltsamen Vorschlag:
1. Bier ist ab sofort verboten.
2. Du darfst ab sofort Wein trinken.
Begründung: irgendetwas musst Du verändern. Bier ist kein Genußmittel, es läuft und läuft und seltsam, es löscht nie den Durst, schlimmer es fördert den Durst und nach dem dritten Glas trinkt es Dich.
Wein ist ein Genußmittel, man trinkt in kleinen Schlucken, vorzugsweise isst man etwas dazu. Wein löscht nicht den Durst, erzeugt aber auch keinen. Wenn man Durst hat, trinkt man abwechselnd Wasser dazu.
Einen Versuch ist es allemal wert. Betrachte es als Bereicherung, probiere aus welcher Wein Dir am besten schmeckt. Mach schon den Einkauf zum Erlebnis, kauf kein billiges Frostschutzmittel. Überleg Dir was Du kochen kannst zu welchem Wein usw.
Im Zweifelsfall war es ein seltsamer Vorschlag und Du landest wieder beim Bier.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 19:50 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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@ Willo,
ich verstehe das nicht, es macht mich wirklich etwas hilflos:
Zitat: Konditioniert im Sinne von "blöde Angewohnheit" oder konditioniert im Sinne von "Trink' ich was, geht es mir besser als vorher. Und das habe ich hundert mal erlebt."?
Trotzdem versuche ich die Frage zu beantworten: Es ist eine blöde Angewohnheit so zu trinken. Aber auch das stimmt: Ich trinke weil (100 mal erlebt) es mir zunächst besser geht. Nach 3 Flaschen schmeckt es nicht mehr, macht keinen Spass mehr und am nächsten Tag geht es mir schlecht.
Auch das ist mir bekannt, spielt aber im Moment der ersten Flasche keine Rolle.
@ Federico,
....für Deinen lieben Vorschlag. Hab ich längst schon ausprobiert, allerdings vor der Bac-Zeit.
Wein hatte fast die Wirkung von Hochprozentigem bei mir, ich wurde eher zu betrunken, manchmal auch etwas aggressiv und fand am nächsten Tag erst recht keinen Absprung.
Aber unter den neuen Vorzeichen sicher einen Versuch wert.
LG
Obelix
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