Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: Zuviel Bier
BeitragVerfasst: Freitag 14. Oktober 2011, 04:51 
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Registriert: Samstag 24. September 2011, 18:54
Beiträge: 144
@ finchen:
Ich finde das Verhalten Deines Mannes nicht gut und kann mich GoldnTulip nur anschließen. Andererseits- er ist wohl auch abhängig, und dieses ungute Verhältnis kenne ich von meinem verstorbenen Lebenspartner (mit 42 plötzlicher Herztod, Ursache: Alkohol und Nikotinabusus). Wenn ich nicht trank, und das tat ich wenigstens an vier oder fünf Tagen die Woche, da ich damals in Teilzeit arbeitete, versuchte er zwar, Rücksicht zu nehmen, scheiterte aber jeden Abend.
Damals störte mich das nicht weiter, denn _ich_ war diejenige, die nicht trank, und sein Verhalten störte mich nur ab der 8. Flasche Bier. Dann wurde er unleidlich.
Trotzdem käme es für mich nie wieder in Frage, mit jemandem zusammen zu leben, der täglich, wenn auch nur geringe Mengen, Alkohol trinkt.

Ich halte Dir weiterhin die Daumen, daß Du es schaffst!

Liebe Grüße

Nexe


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 Betreff des Beitrags: Re: Zuviel Bier
BeitragVerfasst: Freitag 14. Oktober 2011, 14:11 
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Registriert: Mittwoch 9. März 2011, 12:58
Beiträge: 8
Wohnort: Koblenz
Hallo alle zusammen,
ja, mein Mann ist ebenfalls alkoholkrank! Aber seiner Meinung nach natürlich nicht. Nach Aussagen seiner Mutter trinkt er regelmäßig seit seinem 18. Lebensjahr. Heute ist er 45. Als mich ihn kennenlernte, war es allerdings noch nicht so schlimm. Aber 2-4 Bier am abend bzw. sobald er Feierabend hatte mussten schon sein. Mittlerweile sind es 5-7 Flaschen und in der Vollmondphase kommen hier und da noch ein paar Weinbrände dazu.

@GoldnTulip
hier liegt der Hund begraben, da hast Du auf jeden Fall Recht. Aber man hat mir einmal gesagt, daß ich selbst schuld habe an meinem Alkohol-Problem. Denn keiner zwingt mich zu trinken, niemand wendet Gewalt an. Ich weiß allerdings was ich von solchen Aussagen zu halten habe.
Ich habe auch mit meinem Mann über all das geredet. Denn nur so kann ich das alles ertragen, weil ich nichts mehr in mich reinfresse. Aber seine Einsicht ist gleich null. Er macht alles richtig und es gäbe überhaupt keine Probleme, wenn ich einfach alles so hinnehmen würde wie es nun einmal ist.
Nun gehe ich meinen eigenen Weg. Das Haus ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen und das Kind ist auch alt genug um mich zu verstehen.

Es tut gut, hier in diesem Forum auf Verständnis zu stoßen. Sonst hör ich immer nur: "Stell Dich nicht so an, so schlimm wird es wohl nicht sein"

Danke

Finchen

_________________
"Glücklich zu sein, bedeutet nicht, dass alles perfekt ist. Es bedeutet, dass du dich entschieden hast, die Unvollkommenheit für den Augenblick zu akzeptieren." (Unbekannt)


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 Betreff des Beitrags: Re: Zuviel Bier
BeitragVerfasst: Sonntag 16. Oktober 2011, 07:27 
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Registriert: Samstag 24. September 2011, 18:54
Beiträge: 144
@ milli:
Zitat:
Sonst hör ich immer nur: "Stell Dich nicht so an, so schlimm wird es wohl nicht sein"

Ich finde solche Bemerkungen nicht nur deplaziert, sondern extrem egoistisch.
Wenn jemand etwas für sich verändern will, wird er nur selten unterstützt.
Jede Veränderung ist für das Umfeld eine Bedrohung. Es könnte sich auch in den Beziehungen etwas verändern, und das will das Umfeld nicht.
Denn jeder Kranke, ob Alkoholiker, Depressiver, Krebskranker oder "nur" an Neurodermitis und Migräne erkrankte Mensch erfüllt in seinem sozialen Bezugssystem eine bestimmte Aufgabe.
Das ist meine persönliche Meinung.
Am Alkoholiker kann man sich gut hochziehen:"Der/die trinkt zuviel. Wir ja nicht- Prost, noch eine Runde!"
Der Depressive passt gut zum Helfersyndrom, wie alle Erkrankten.
Wie gut tut es doch, vom Umfeld bewundert oder bemitleidet zu werden, wenn man sich um jemanden, der krank ist, aufopfernd sorgt.
Gleichzeitig sind Kranke ideale Prellböcke, an denen sich das Umfeld nach Lust und Laune austoben kann- sie können sich nicht (angemessen) wehren.
Auch der Migränekranke oder jemand mit chronischen Schmerzen paßt wunderbar ins Schema.
Ob auf der Arbeit, zuhause, der Erkrankte ist (für Mitarbeiter, Angehörige, Freunde) eine Ausrede für alles Mögliche.

Beispiel:
Die Aufgaben wurden nicht rechtzeitig erfüllt, da man ja Rücksicht auf den Kranken nehmen musste bzw. dieser seinen Aufgaben zur Zeit nicht angemessen nachkommen konnte und man selbst daher diese Aufgaben übernehmen musste.
So wird derjenige im Umfeld, der versagt, entschuldigt und sogar noch bewundert *arrggh*.
(Nicht falsch verstehen: der Erkrankte selbst kann natürlich seine Krankheit auch als Vorwand nehmen, unliebsame Dinge nicht erledigen zu müssen. Das ist aber meiner eigenen Erfahrung nach eher selten der Fall).
Anderes Beispiel:
Man schiebt die Sorge um den Erkrankten vor, um nur nichts an sich selbst verändern zu müssen (anstelle von "ich habe keine Lust, mitzukommen", sagt man: "ich würde ja gern mitkommen, aber...")
So hat jeder Kranke seinen Platz in seinem Umfeld.
Ich glaube, ich drücke mich gerade umständlich und vielleicht auch unverständlich aus- entschuldige bitte.

Was nun, wenn der Erkrankte etwas an seinem Zustand verändern möchte/kann und es sogar tut?
Das stellt eine massive Gefahr für das soziale Gefüge in der Gruppe dar.
Die Person mit dem Helfer-Syndrom wird ihrer Anerkennung durch die Umwelt beraubt, da der Kranke einiges wieder selbst in die Hand nimmt; sie verliert an Macht über den Erkrankten.
Das bedroht das Ego des "Gesunden".
Der Faulpelz auf der Arbeit, der sein eigenes Versagen dem Migräne-Kranken in die Schuhe schiebt, verliert nun sein Gesicht- eine fürchterliche Gefahr fürs Selbstwertgefühl!
Der Mensch mit Neurodermitis ist plötzlich nicht mehr dankbar, überhaupt "Freunde" zu haben, sondern beginnt, sich seinen Bekanntenkreis selbst auszusuchen, da er jetzt "besser aussieht", und das bedroht natürlich diejenigen, die seine Krankheit zur Steigerung des eigenen Selbstwertgefühls benutzten.
Das "Helferlein" muß in der Gruppe lernen, "nein" zu sagen, da es den Kranken nicht mehr als Ausrede vorschieben kann und so weiter...

Besonders schlimm ist es beim Alkohol.
Der schuldbewußte Alkoholiker akzeptiert vieles seiner "Helferlein", was er normalerweise ganz anders regeln würde. Wie entsetzlich für die "Helfer" oder die "nicht abhängigen Freunde- prost!", wenn er Selbstvertrauen entwickelt, "Widerworte" gibt und zeigt, daß er durchaus in der Lage ist, seine Angelegenheiten selbst zu besorgen.
Das kann so schlimm werden, daß "Freunde" es bewußt darauf anlegen, den gerade zu trocknen beginnenden "Nassen" unbedingt wieder in die Abhängigkeit zurück zu führen.
Hier beginnen Beziehungen zu bröseln, wenn nicht zu zerbrechen.

Kurz :
Wer Deine Befindlichkeit bzw. Dein Empfinden bagatellisiert, ist nicht Dein Freund.

lg

Nexe


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 Betreff des Beitrags: Re: Zuviel Bier
BeitragVerfasst: Sonntag 16. Oktober 2011, 07:59 
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Registriert: Samstag 24. September 2011, 18:54
Beiträge: 144
Hallo Finchen,

ganz großes Sorry!
Das posting war natürlich an Dich, und nicht an Milli gerichtet- au weia!
Tut mir aufrichtig leid!!!

Liebe Grüße

Nexe


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 Betreff des Beitrags: Re: Zuviel Bier
BeitragVerfasst: Sonntag 16. Oktober 2011, 11:17 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Zitat:
Jede Veränderung ist für das Umfeld eine Bedrohung.

Robert Anton Wilson hat diese einfache Erkenntnis als „Semmelweis-Reflex“ in Schrödingers Katze treffend beschrieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Semmelweis-Reflex

Ein schönes Beispiel ist Ignaz Semmelweis, der das Kindbettfieber auf die mangelnde Hygiene der Ärzte zurückführte und dafür auch klare und evidente Laborbeweise hatte: Semmelweis’ Karriere wurde von den etablieren Ärzten boykottiert, seine Habilitation abgelehnt; er wurde schikaniert, erkrankte und wurde schliesslich in die psychiatrische Klinik Döbling bei Wien abgeschoben, wo er verstarb. Heute gilt er als Entdecker der Ursachen des Kindbettfiebers. Und mit seinem Namen ist auch ein neuer Begriff verbunden.

Zitat:
Als «Semmelweis-Reflex» wird bezeichnet, was weiterhin fröhliche akademische Usanz ist: dass das wissenschaftliche Establishment einen innovativen Kopf zunächst für seine Thesen bestraft.


Heinrich Zankl, emeritierter Professor für Humangenetik, hat die hehre Wissenschaft einmal aus der Perspektive ihrer Feindschaften und Streitigkeiten ausgeleuchtet. Viel kommt da zusammen. Das Revier der Platzhirsche ist gross, nicht nur in den Naturwissenschaften.

Heinrich Zankl: Kampfhähne der Wissenschaft. Kontroversen und Feindschaften. Verlag Wiley-VCH, Weinheim 2010. 290 S., Fr.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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