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 Betreff des Beitrags: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Freitag 21. März 2014, 21:57 
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Für alle, die des Englischen ausreichend mächtig sind, habe ich diese hübsche Arbeit aus den USA gefunden
http://www2.potsdam.edu/alcohol/Controversies/Is-Alcoholism-a-Disease.html#.UyyVXYUVB-h
Leider undatiert, aber bemerkenswert...

LG

Praxx


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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Samstag 22. März 2014, 10:24 
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Schade, dass es undatiert ist. Passend zum Thema:

Szasz, Thomas S.: 1974/Das Ritual der Drogen – Das 'Drogenproblem' in neuer
Sicht: Sündenbock unserer Gesellschaft/

Vorwort

Es gibt vermutlich ein Thema – nur ein einziges –, worüber sich die
Politiker aller moderner Industriestaaten einig sind; worüber sich
Katholiken, Protestanten, Juden, Mohammedaner und Atheisten einig sind;
worüber sich Demokraten, Republikaner, Sozialisten, Kommunisten,
Liberale und Konservative einig sind; worüber sich medizinische und
wissenschaftliche Kapazitäten in der ganzen Welt einig sind; und worüber
sich – wie aus Meinungsumfragen und Wahlverhalten hervorgeht die große
Mehrheit der Bevölkerung aller Kulturnationen einig ist:

die „wissenschaftliche Tatsache“, daß bestimmte Substanzen, die Menschen
schlucken oder sich einzuspritzen belieben, sowohl für sie selbst als
auch für andere „gefährlich“ seien und daß der Konsum dieser Substanzen
als „Drogenmißbrauch“ oder „Drogenabhängigkeit“ anzusehen sei – eine
Krankheit, die von der Ärzteschaft und dem Staat mit vereinten Kräften
eingedämmt und ausgerottet werden müsse.

Unter den einzelnen Völkern und
Staaten, ja selbst von einem Jahrzehnt zum anderen, besteht jedoch nur
geringe Übereinstimmung darüber, welche Substanzen als akzeptabel und
ihr Gebrauch daher als gesellschaftsfähig zu betrachten seien und welche
anderen Stoffe als inakzeptabel und ihre Verwendung als
„Drogenmißbrauch“ und „Drogenabhängigkeit“ gelten müßten.

Ich verfolge mit diesem Buch ein simples und zugleich weit
gestecktes Ziel. Zunächst möchte ich die tatsächlichen Vorgänge
darstellen, die unser sogenanntes Drogenproblem kennzeichnen: auf der
einen Seite aggressive Werbung für bestimmte Genußmittel, auf der
anderen überängstliche Verbote; da gewohnheitsmäßiger Konsum und dort
furchtsames Meiden verschiedener Drogen; sowie, allgemeiner gesehen, die
Regulierung verschiedener Formen rituellen und sonstwie abweichenden
Verhaltens – durch die Mittel der Sprache, des Gesetzes, der Sitte, der
Religion und jede andere denkbare Methode sozialer und symbolischer
Kontrolle.

Sodann möchte ich den begrifflichen Rahmen und die logischen
Kategorien bestimmen, denen diese Phänomene zuzuordnen sind. Ich werde
zeigen, daß sie den Bereichen der Religion und der Politik angehören;
daß „gefährliche Drogen“ und deren Konsumenten, Produzenten und Händler
die Sündenböcke unserer modernen, profanen, therapeutisch orientierten
Gesellschaft sind; und daß die rituelle Verfolgung dieser
pharmakologischen Faktoren und menschlichen Akteure vor dem historischen
Hintergrund der rituellen Verfolgung anderer Sündenböcke wie Hexen,
Juden und Wahnsinniger zu sehen ist.

Und schließlich werde ich mich mit den moralischen (und
gesetzgeberischen) Konsequenzen der Auffassung auseinandersetzen, daß
der Gebrauch oder Nichtgebrauch von Drogen keine Frage von Gesundheit
und Krankheit, sondern von Gut und Böse ist; mit anderen Worten, daß
Drogenmißbrauch kein bedauerliches medizinisches Leiden, sondern ein
verfemtes religiöses Ritual ist. Das bedeutet, daß uns in bezug auf das
„Problem“ der Drogen die gleichen Verhaltensweisen zur Wahl stehen wie
in bezug auf das „Problem“ der Religionen: das heißt, wir können
verschiedene Grade von Toleranz und Intoleranz gegenüber denjenigen
praktizieren, deren Glauben – ob theokratisch oder therapeutisch – sich
von dem unseren unterscheidet.

In den letzten fünfzig Jahren hat das amerikanische Volk im Zeichen
von Drogen und Ärzten, Krankheiten und Behandlungen einen der brutalsten
Kriege geführt, den die Welt je gesehen hat. Hätte die amerikanische
Regierung vor hundert Jahren zu bestimmen versucht, welche Substanzen
sich die Bürger einverleiben dürfen und welche nicht, so wäre ein
solches Ansinnen als absurd verlacht und als verfassungswidrig abgelehnt
worden. Hätte die amerikanische Regierung vor fünfzig Jahren zu
diktieren versucht, was die Bauern fremder Länder anbauen dürfen und was
nicht, wäre dieser Versuch als Einmischung kritisiert und als
Kolonialismus zurückgewiesen worden. Dennoch unternimmt die
amerikanische Regierung heute jede Anstrengung, um genau diese
Regelungen zu erzwingen – gegenüber ihren eigenen Staatsbürgern durch
Strafgesetze und Verordnungen zum Schutz der seelischen Gesundheit, und
gegenüber den Bürgern anderer Länder durch wirtschaftliche Drohungen und
Anreize; und diese Regelungen, die das Etikett „Drogenbekämpfung“ oder
„Rauschgiftbekämpfung“ tragen, werden im Inland wie im Ausland von
zahllosen Personen und Institutionen begrüßt und unterstützt.

Es ist uns somit gelungen, rassische, religiöse und militärische
Unterdrückung und Fremdherrschaft, die uns jetzt unehrenhaft erscheinen,
durch medizinische und therapeutisch motivierte Unterdrückung und
Fremdherrschaft zu ersetzen, die uns jetzt ehrenvoll dünken. Da diese
neuen Zwänge auf /Wissenschaft/ zu beruhen scheinen und nur der
/Gesundheit/ zu dienen vorgeben und da die Opfer dieser Unterdrückung
und Fremdherrschaft die Idole des medizinischen und therapeutischen
Szientismus oft ebenso inbrünstig anbeten wie ihre Unterdrücker, können
die Opfer das Fatale ihrer Situation nicht einmal artikulieren und sich
daher auch nicht zur Wehr setzen. Vielleicht ist diese Herrschaft des
Menschen über den Menschen – dieser symbolische Kannibalismus, der einem
Leben Sinn verleiht, indem er ein anderes seines Sinnes beraubt – ein
integraler Bestandteil der Conditio humana und als solcher
unvermeidlich. Aber deshalb besteht noch lange keine Notwendigkeit für
den einzelnen, sich einzureden, die rituelle Verfolgung von Sündenböcken
– durch Kreuzzüge, Inquisitionen, Endlösungen oder Kampagnen gegen
Drogenmißbrauch – sei geeignet, Götter zu besänftigen und Krankheiten zu
verhüten.

Syracuse, New York
Thomas Szasz


Aus:
Szasz, Thomas S.: /Das Ritual der Drogen – Das 'Drogenproblem' in neuer
Sicht: Sündenbock unserer Gesellschaft/. Fischer Taschenbuch Verlag:
Frankfurt am Main 1980; Engl.: /Ceremonial Chemistry/. Anchor
Press/Doubleday, Garden City/New York 1974

Nachdruck und Online-Ausgabe:
Szasz, Thomas S.: /Ceremonial Chemistry: The Ritual Persecution of
Drugs, Addicts, and Pushers/. Syracuse University Press: Suracuse 2003:
http://books.google.de/books/about/Cere ... KRwndkEEkC

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Samstag 22. März 2014, 12:43 
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Aus der von praxx verlinkten Arbeit:
Zitat:
The belief that consuming any alcohol triggers an uncontrollable urge to continue drinking and to do so in excess becomes a dangerous self-fulfilling prophesy. Research has demonstrated that alcoholics who reject the belief are much more likely to drink without problems after ending treatment than are those who believe it


Der Glaube daran, dass jeglicher Konsum von Alkohol einen unkontrollierbaren Drang auslöst, mit dem Trinken bis zum Exzess fortzufahren, wird zu einer gefährlichen selbsterfüllenden Prophezeiung. Die Forschung hat gezeigt, dass Alkoholiker, die diesen Glaubenssatz zurückweisen, nach einer Behandlung viel eher ohne Probleme trinken können als diejenigen, welche an ihn glauben.

Mögen wir uns das zu Herzen nehmen - unabhängig davon, welches Ziel wir verfolgen.

lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Samstag 22. März 2014, 14:40 
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In ähnlicher Weise scheinen Glaubenssätze auch umgekehrt zu funktionieren.
Der Glaube Alkohol zu trinken, obwohl keiner getrunken wurde, erzeugt berauschtes Verhalten.

Alcohol Placebos Influence the Misinformation Effect

Abstract

Can the simple suggestion that you have consumed alcohol affect your memory for an event? Alcohol placebos affect social behaviors but not nonsocial ones, and have not previously been shown to affect memory. We investigated the effect of alcohol placebos using materials that revealed both the social and the nonsocial influences of memory. Subjects drank plain tonic water, but half were told it was a vodka and tonic; then all subjects took part in an eyewitness memory experiment. Subjects who were told they drank alcohol were more swayed by misleading postevent information than were those who were told they drank tonic water, and were also more confident about the accuracy of their responses. Our results show that the mere suggestion of alcohol consumption may make subjects more susceptible to misleading information and inappropriately confident. These results also provide additional confirmation that eyewitness memory is influenced by both nonsocial and social factors.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Sonntag 23. März 2014, 01:50 
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Zitat:
Definitions can deceive or mislead us. We may try to explain why people drink too much by saying that they are alcoholic. But this is circular reasoning and is as useless as saying that a person is alcoholic because the individual drinks too much. We could say that some people fear being in tight enclosed places because they are claustrophobic which is nothing more than saying that claustrophobic people fear being in tight enclosed places. Or that people have blond hair because they're blondes.
Dr. Harold Mulford explains that "alcoholism as a disease entity remains a thing attributed to persons given the label 'alcoholic' to explain their drinking and related behavior. However, such an explanation will remain a mere tautology until 'alcoholism' is defined in terms independent of the drinking and related behavior it is supposed to explain."
The disease theory of alcoholism never explains how or why people are alcoholic. It never describes specifically what causes people to drink compulsively. Instead, it says that they drink compulsively because they have a compulsion. It then uses the religion or spirituality of disease theory 12-step programs as a treatment.

Die Krankheitstheorie basiert auf einem Zirkelschluss... Sie erklärt nie spezifisch, was Menschen dazu bringt, zwanghaft zu trinken. Stattdessen erklärt sie, dass sie zwanghaft trinken, weil sie einen Zwang haben. Analog: Menschen haben blonde Haare, weil sie Blondinen sind.

@praxx - wieder ein Augenöffner. Herzlichen Dank!

lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Sonntag 23. März 2014, 02:39 
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Auf deutsch und ebenfalls lesenswert:

Die Entwicklung der Suchttheorie
Joachim Schacke, dipl. Pädagoge und Psychotherapeut, 2008
http://www.sainetz.at/dokumente/Entwicklung_der_Suchttheorie_2008.pdf

Auf dieser Basis wird ausgebildet, nehme ich an.

Gute Nacht!
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Sonntag 23. März 2014, 09:05 
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Liebe Lisa,

ja! lesenswert - habe es i.M. nur kurz überflogen. Es bleibt immer noch die Frage offen: warum ICH und dann WIE VIELE und dann: Was tun..

Werde es mal heute im laufe des Tages intensiv lesen..

Einen schönen Sonntag..

Volker (hier scheint gerade die Sonne)

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„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“
George Bernard Shaw


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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Montag 24. März 2014, 22:31 
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Hallo Volker

Zitat:
Es bleibt immer noch die Frage offen: warum ICH und dann WIE VIELE und dann: Was tun..

DU bringst einen auf Gedanken...

warum ICH? - Provokant gefragt: warum NICHT du? Warum eigentlich ich nicht? Mir kommt es zuweilen vor, als wäre etwas Zwangsläufiges abgegangen: Meine Mutter, Alkoholikerin auch sie, brachte das Thema auf (bzw. in mein Leben) und ich arbeite mich nun daran ab, habe es zu meinem Lebensthema gemacht. Es kommt auch vor, dass ich innehalte und feststelle: Dies hier, genau das erst bringt mich dazu, mich zu entwickeln. Musste das Leben vielleicht zu drastischen Mitteln greifen, um mich zu dieser Entwicklung zu zwingen? (Bsp. Autonomie, Individuation)

und dann WIE VIELE: Wieviele Menschen fragen sich umgekehrt wohl: Warum bin ich eigentlich nicht Alkoholiker/in geworden? Bei meiner Geschichte? Ist das mein Verdienst? Oder waren es glückliche Umstände und eine nie erschütterte psychische Stabilität, die mich über Wasser hielten? Ich höre jedenfalls hin und wieder Leute sagen, wenn ich von mir spreche: Ich mache mir auch öfter Gedanken über meinen Konsum.

Und zu guter Letzt: Eine Geschichte der Suchttheorie muss ja nicht zwingend erklären, WAS TUN. Verdankenswerterweise führt sie aber Irrtümer und Fehlschlüsse auf, soweit sie heute bekannt sind, damit diese Vergangenheit werden können. In erster Linie sollte dieses Wissen endlich an die Betroffenen vermittelt werden, nicht exklusiv für die Wissenschaftler unter der Hand weiter getuschelt werden. Mir zumindest erklärt sich ein weiterer innerer Widerstand mit diesen beiden oben verlinkten Artikeln: mein innerer Widerstand gegen das Krankheitskonzept, der stets von neuem aufflammt und zuverlässig als Nicht-Einsicht abgetan wird:

Zitat:
"Andere Verfechter des Krankheitskonzeptes machen geltend, dass auch wenn Alkoholismus keine Krankheit ist, es nützlich sei, es so zu nennen. Z.B. Dr. George Vailliant*: "Alkoholismus als eine Krankheit zu bezeichnen, stellt ein nützliches Instrument dar, den Alkoholiker davon zu überzeugen, das Problem anzuerkennen - und eine Eintrittskarte zum Gesundheitssystem zu lösen".
Aha. Setzen Sie doch mal diesen Hut auf: Sie werden sich besser in der Lage sehen, ihr Problem einzugestehen, und die Krankenkasse zahlt erst noch. Nimmt mir jemand den Hut "Krankheit" dann später auch wieder ab? - Eben.

Ich weiss, manchmal klinge ich militant und man könnte zu bedenken geben, ob ich mit dieser Haltung nicht direkt wieder auf den Abgrund zurück steuere. Steht jedem frei ;) .

lg
Lisa

*Wikipedia - George Vailliant

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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Dienstag 25. März 2014, 01:23 
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Der von mir sehr geschätzte New Yorker Psychiatrie Professor Thomas Szasz,
hat noch mehr gute Bücher geschrieben.

Sein bekanntestes Werk: „Geisteskrankheit ein moderner Mythos?“

Vor 50 Jahren sorgte Thomas Szasz mit seinem Buch „The Myth of Mental Illness“ für Aufruhr.
Es stellte das komplette Selbstverständnis der Psychiatrie als humanmedizinische Wissenschaft
infrage. Ob jemand psychisch „normal“ oder „verrückt“ sei, sei eine willkürliche Definition, so
Szasz. Anders als bei somatischen Erkrankungen finden sich für einen Großteil der
psychiatrischen „Krankheiten“ nämlich keine eindeutigen Ursachen.

Heute, in Zeiten der Hirnscanner, die bunte Bildchen zeigen, deren Suggestivkraft hoch, deren
Erklärungswert dagegen gering ist, feiert der Mythos der Geisteskrankheit erneut Triumphe.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wird die Lektüre von Szaszs revolutionärem Buch
zum Aha-Erlebnis. Seine Positionen decken sich auf interessante Weise mit Überlegungen aus
der Systemtheorie, denn systemisch gesehen können biologische Faktoren nie das Verhalten
eines menschlichen Individuums erklären.

Wer an seinen Aussagen zweifelt, dem sei das Rosenhan-Experiment anempfohlen.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Ist Alkoholismus eine Krankheit?
BeitragVerfasst: Dienstag 25. März 2014, 11:29 
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Als indirekt Betroffener in meinem weitern Umfeld von der Krankheit Schizophrenie und schmerzerfüllten, tief in das eigene Leben gehenden Erfahrungen kann ich dazu einfach sagen: Diese Krankheit gibt es in ihrer Form tatsächlich... jeder, der damit eigene Erfahrungen in seinem Umfeld hat, wird dies bestätigen. Hier ist die Definition "Mythos" nicht angebracht. Diese Krankheit jedoch verstehen zu wollen, entspricht der Quadratur des Kreises...

Man mag mich für diese Aussage ans Kreuz schlagen... ist mir egal. Eine direkte und persönliche Konfrontation mir Schizophrenie dürfte etwas vom Tiefsten sein, das einem in diesem Leben begegnen kann.

Warum ich hier auf dieser Schiene so vehement reagiere...? Weil mir die Tiefen, die Nacht, die Vernichtung in und um die Seele bestens bekannt sind...

Der Mensch hat sich zum Schutze der erfahrenen Urnacht, zu seinen Fragen des Daseins, der Herkunft und seiner Vergänglichkeit, zur Vertreibung dieser in den Genen programmierten Urängste manches erfunden. Eines davon sind die Religionen...

Andererseits bringt mir jeweils der Blick in den Nachthimmel zu den Sternen meine Welt wieder in Ordnung...

Ein manchmal trotz aller Hoffnung sehr desillusionierter
mit LG
moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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