Unbeantwortete Themen | Aktive Themen
Schliessung des Forums: Das Forum wurde mangels Beteiligung zum 31.12.2019 eingefroren und dient künftig als Nachschlagewerk.
Für aktuelle Informationen besuchen Sie bitte unser Nachbarforum.
Das Forumsteam
P.S. In liebevoller Erinnerung an den verstorbenen Gründer des Forums Friedrich Kreuzeder (Federico), hier noch ein Video.
Autor |
Nachricht |
Werner1503
|
Betreff des Beitrags: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 17:04 |
|
Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
|
@all,
Kommentar zum Sucht-(Drogenbericht), der heute vorgestellt wurde :
Ärzte Zeitung online, 07.07.2014 Die Tweens sind jetzt die Sorgenkinder Die jungen Erwachsenen in Deutschland lassen es zu sehr krachen. In der Altersgruppe von 18 bis 30 Jahren trinken viele zu oft und zu viel Alkohol oder rauchen regelmäßig, heißt es im neuen Suchtbericht der Bundesregierung. Sorgen bereitet auch Crystal Meth.
Kompletter Kommentar ist als pdf beigefügt.
LG, Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 17:40 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
@Werner,
dazu passt ja gut dieser Beitrag, der mich soeben per Mail der Schildower Kreis-Info erreicht hat.
Crystal-Meth – die voraussehbare Hilflosigkeit „Crystal hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“ titelt die Welt. Eine neue Horrordroge verbreitet destruktive Stimulans. Psychische und körperliche Folgen sind offensichtlich, doch das Methamphetamin findet reichlich Konsumenten und der Schwarzmarkt fährt Gewinne ein. Unter den Namen Pervetin war Crystal bereits vor über 70 Jahren bei den Militärs im Einsatz. In den 1980zigern war diese aufputschende Substanz in der Partyszene präsent. Doch auf einmal findet diese Droge mediale Aufmerksamkeit, ihre Bedeutung und Gefährlichkeit scheint geradezu über Nacht explosionsartig angestiegen zu sein.
Was die Fachleute nicht überrascht, scheint den Laien – und dazu gehören leider auch die Politiker/innen- völlig unverständlich. Wieso findet ein Stimulans mit solch bedrohlichen Nebenwirkungen diese Popularität? Die Reaktion der Politik erfolgt routiniert phantasielos: es müsse nun der Kampf gegen Crystal-Meth intensiviert werden. Doch es gibt real keinen Kampf gegen Drogen. Es gibt immer wieder nur den Krieg gegen Menschen, die mit Drogen umgehen. Verstärkte Repression und Propaganda erscheinen als Mittel der Wahl. Dabei greift man auf Instrumentarien zurück, die letztlich mit dafür verantwortlich sind, dass Crystal diese Verbreitung finden konnte. Es ist die Repression, d.h. die auf Strafverfolgung beruhende Drogenpolitik, die Rahmenbedingungen dafür schafft, dass sich ein effektiver, flexibler und gewinnträchtiger Schwarzmarkt etabliert hat. Durch die Repression ist Drogengebrauch und –handel zu keinem Zeitpunkt verschwunden; es wurde „nur“ in einen unkontrollierbaren, unregulierten Bereich verschoben. Ohne den Schwarzmarkt in seiner heutigen Form hätte eine Substanz wie Crystal kaum eine Chance. So aber bekommt die Verbreitung dieser riskanten Substanz eine ungeheure Dynamik. Die andere Idee, der Popularität der Droge durch gezielte Aufklärungskampagnen entgegen- zuwirken, stellt einen weiteren Aspekt der voraussehbaren Hilflosigkeit dar. Bisherige Kampagnen liefen jedenfalls weitgehend ins Leere und verfehlten die Zielgruppe. Die als Prävention deklarierte Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf Drogen wird von den meisten Betroffenen als Propaganda empfunden. Was wurde in all den Jahren dramatisiert, verzerrt, übertrieben, mitunter sogar gelogen, in der besten Absicht, Menschen vor den destruktiven Folgen von Drogengebrauch zu warnen. Mit der tatsächlichen Lebenssituation der Mehrheit drogengebrauchender Menschen hatte all das in der Regel nichts zu tun. Tatsache ist, dass Repression und Propaganda die Glaubwürdigkeit des Staates im Bereich Drogenpolitik gründlich verspielt haben. Und dies fällt jetzt in drastischer Weise auf Staat und Gesellschaft zurück. Drogen sind nicht Ursache, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Konfliktfelder. Sie funktionieren wie ein Spiegel. Man muss auch Mut haben, in den Spiegel schauen zu wollen.
Es braucht eine Drogenpolitik, die umfassend Ursachen und Hintergründe für den real existierenden Rauschmittelgebrauch ernst nimmt und in ihre Konzepte einbezieht. Die verantwortlichen Politiker sollten sowohl mit wissenschaftlichen Experten als auch mit den Betroffenen selbst in einen konstruktiven Dialog treten. Darauf weist übrigens deutlich der alternative Suchtbericht hin, der im Juni 2014 veröffentlicht wurde. Kurzfristige Erfolge sind wohl nicht zu erwarten. Mit Schritten, die eine Entkriminalisierung von Drogengebraucher bedeuten, die dem Schwarzmarkt auch ökonomisch Grundlagen entziehen, die eine glaubwürdige Prävention auf kompetenter, ehrlicher und lebensnaher Ebene etablieren, könnte längerfristig die Situation tatsächlich beeinflusst werden. Setzt man in der Politik allerdings auf ein „Immer weiter so wie bisher“, dann wird Crystal zwar irgendwann wieder aus dem Focus verschwinden, doch nur um einer anderen Substanz Platz zu machen. Und die voraussehbare Hilflosigkeit wird bleiben. Michael Kleim, Gera 07. Juli 2014
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 17:52 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
Die Drogenpolitik der Bundesrepublik verfehlt ihre Ziele. Aus diesem Grund hat eine Gruppe von Nicht-Regierungsorganisationen und Wissenschaftler den Alternativen Suchtbericht vorgestellt. Der komplette Bericht als PDF wird voraussichtlich diese Woche online gestellt. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
Werner1503
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 18:21 |
|
Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 18:37 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
@Werner, Dunkelziffer ist gut. Wie dem Artikel aus dem Spiegel zu entnehmen ist, scheut sich selbst der Staatsanwalt, diese Szene auszuleuchten. Die Dreigroschenoper von Berthold Brecht fällt mir grade ein ... LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
praxx
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 19:03 |
|
Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
|
geschasster Politiker: Wieder mal typische deutsche Polizeiarbeit: Auf der Suche nach dem vermuteten Großdealer wird monatelang ein schwunghafter Crystal-Handel geduldet und bloß beobachtet, kein vermuteter Käufer festgenommen, nur Fotos von Besuchern der Laube gemacht... Wer in der Laube was gemacht hat, wird ewig unbeweisbar bleiben, die Dealerin ist selbst Konsumentin mit den üblichen "kognitiven Defiziten", ihre Aussagen sind völlig unbrauchbar... ein geschickter Anwalt, und das ganze platzt wie eine Seifenblase
|
|
Nach oben |
|
 |
DonQ
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 22:38 |
|
Registriert: Sonntag 19. Januar 2014, 11:21 Beiträge: 256
|
Hallo erst mal
Man liest ja immer und überall vom grassierenden Alkoholmissbrauch, vor allem der Jugendlichen. Das will ich auch nicht verniedlichen, jeder Alkoholrausch ist einer zu viel. Aber Fakt ist doch auch, dass der Alkoholkonsum in Deutschland seit Jahren und Jahrzehnten und dies bei allen Altersgruppen massiv abnimmt. Oder irre ich mich da?
DonQ
_________________ „Die Gerichtshöfe der Moral kennen keine Strafprozessordnung“ (Hermann Lübbe) Erklärung …
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 23:20 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
@DonQ, bis 2005 gab es eine moderate Abnahme des Alkoholkonsums in Deutschland. Allerdings nur wenn man die Zahlen seit 1970 mit berücksichtigt. Ein massiver Rückgang ist allenfalls beim Bierkonsum zu beklagen Quelle: Bund der Deutschen Bierbrauer.  Ab 2006 ist der Alkoholkonsum lt. einer WHO-Studie wieder deutlich auf 11,8 L angestiegen. Großzügig überschlagen ist der Konsum seit 1990 annähernd gleich geblieben. Deutsches Ärzteblatt.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
praxx
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Dienstag 8. Juli 2014, 19:35 |
|
Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
|
Wichtiger ist vielleicht der Konsum in der Altersgruppe 15-65 Jahre. Obwohl diese Altergruppe kleiner geworden ist, ist der Gesamtkonsum nicht weiter gesunken. Da kann allerdings auch die Korrektur der Einwohnertatistik um über 2 Millionen eine Rolle spielen, die der letzte Zensus ergeben hat. Es wird auch gern vergessen, dass 50 % der Bevölkerung 90% des verfügbaren Alkohols konsumieren, deren pro-Kopf-Verbrauch dann bei beachtlichen 18 l Reinalkohol p.a. liegt, also bei 40g pro Tag!
LG
Praxx
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Suchtbericht der Bundesregierung Verfasst: Dienstag 8. Juli 2014, 20:55 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
Federico hat geschrieben: Der komplette Bericht als PDF wird voraussichtlich diese Woche online gestellt. Das ging ja flott, hier ist der Alternative Sucht- und Drogenbericht 2014 als PDF.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
Wer ist online? |
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste |
|
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.
|
|