Baclofen Forum vs Alkoholismus

Auszug aus der Facebook-Seite von Konstantin Wecker:

Liebe Freunde,
ich poste ein Video von Oskar Lafontaine und bekomme folgenden Kommentar von einem gewissen XXX:




Dieses wütende Gestammel – ich muss es eingestehen – hätte mich zutiefst verletzt.
Aber ich bleibe dran’ und arbeite an Gelassenheit und Verständnis für Menschen, denen die
Verletzung Andersdenkendender wichtiger ist, als das eigene Seelenheil.

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

LG Federico

Früher hätte Konstantin Wecker wohl eine anonyme Schmiererei im Briefkasten gefunden. Äusserungen von Hass nehmen mit den virtuellen Möglichkeiten zur anonymen Selbstdarstellung zwangsläufig zu. Mich erstaunt das nicht wirklich (und ich erinnere auch nicht mit einem einzigen Wort an Forentrolle). Ein gewichtiges Wort mitzureden, scheint manchem ein Bedürfnis zu sein, seine persönliche Verantwortung dafür zu übernehmen, ist optional geworden. Wer sich der Internet-Öffentlichkeit aussetzt, rechnet besser mit den Realitäten.

"Es ist vernünftiger, eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen" stammt von Konfuzius.

Wecker hat das ganz gut im Griff, finde ich.

lg
Lisa

Wecker schon, ich (noch) nicht.

LG Federico

Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie ihr Seelenheil eben genau darin zu finden meinen.

In Georg Schramm's Credo „Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht" irritiert mich die Selbstverständlichkeit, wie er von der Realität eines ominösen "Bösen" ausgeht.

Dass die Idee "des" Bösen dazu führen kann, im "gerechten" Kampf dagegen in ungeheuerliches eigenes Böses zu entgleisen, zeigte sich wiederholt in der Geschichte. Im 3. Reich waren es Juden, denen das Böse auf den Leib geschrieben wurde; in Bibel und Koran werden auf diesem Hintergrund den Nichtgläubigen regelrechte Gewaltorgien vorausgesagt und angedroht; das Böse benötigte neben einem absolut guten Gott zwingend eine Verkörperung in der Person des Teufels; die "Achse des Bösen" von George Dobblju und das "Reich des Bösen" von Ronald Reagan ist Rhetorik, mit der gerechtfertigt wurde, was nicht gerecht sein konnte: Aggression/Krieg/Mord gegen die Andern, die das Böse darstellen bzw. dazu stilisiert werden.

Wenn es das "Böse" geben soll, bleibt nichts anderes, als es zwangsläufig ausserhalb der eigenen Gruppe zu verorten, um im Innern in der Sicherheit des "Guten, Gerechten" bleiben zu können. In-Group-Empathie und Out-Group-Aggression im Wechselspiel.

Kann man sich das Böse wegdenken? Ist es möglich, die Kategorien Gut und Böse hinter sich zu lassen? Nietzsche hatte den Titel schon mal gebracht - dieses sehr gut lesbare Werk (2009) verwendet ihn erneut und thematisiert Ethik vs. Moral:
"Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind"
Michael Schmidt-Salomon.

NB: Mit herzlichem Dank an Nordlicht!
(Nietzsche lesen liegt nicht im Bereich meines Menschenmöglichen.)

lg
Lisa

Liebe Lisa,

du hast ja recht. Leider hat die Evolution aus unerfindlichen Gründen die Gehirnmasse
der Spezies Mensch in relativ kurzer Zeit anschwellen lassen. Das war die Geburt des Bösen.
Stanley Kubrick hat in seinem Meisterwerk Odyssee 2001 diesen Vorgang cineastisch
hervorragend erzählt.

Die Auswüchse des Bösen erzählte der Filmemacher in Clockwork Orange.
Wer beide Filme gesehen oder noch besser die Bücher gelesen hat, kann sich Nietzsche
locker sparen. Wie Konflikte entstehen, aber auch zu lösen wären zeigt das Beispiel Nahostkonflikt

Wie Konflikte keinesfalls zu lösen sind, sehen wir am Beispiel ISIS.


LG Federico

Ich fürchte, der Glaube an das Böse geht mir tatsächlich ab. Ich seh' immerzu Menschen mit schlechten Entscheidungen.


lg
Lisa

Btw... was "böse" ist, bestimmen nur die äußeren Umstände. Für Islamisten
z.B. ist alles "böse", was die Menschen dazu bringt, sich gegen Allahs im Koran niedergelegten Willen zu verhalten, für die Inquisition war "böse", die Bibel als vollkommene und für alle Zeiten genügende Erklärung der Welt anzuzweifeln. Für uns ist "böse", sich am Leben und der körperlichen Unversehrtheit oder dem freien Willen des Individuums zu vergreifen. Für frühere Generationen war wichtig und daher auch richtig und "gut", dass Kinder durch Arbeit zum Familienunterhalt beitrugen...
Sind Schimpansen "böse", die konkurrierende Sippen überfallen und deren Frauen und Kinder töten? Ist der Löwe "böse", wenn er alle Nachkommen seines Vorgängers als Rudelführers tötet?

Die CEOs großer Unternehmen, US-Präsidenten und Mafia-Bosse haben erschreckend viele gemeinsame Charaktermerkmale mit Serienmördern - und doch wird der eine als "gut", der andere als "böse" wahrgenommen...

Dass es Individuen mit der Fähigkeit gibt, "böse" zu sein, muss jedenfalls evolutionär bedeutsam sein, sonst hätte Mutter Natur das längst ausgemendelt!

LG

Praxx

Gut und böse sind Erscheinungen einer Polarität. Das Universum ist durchdrungen von solchen Polaritäts-Erscheinungen.

Was mich symbolisch gesehen für die Welt hoffen lässt, ist die Tatsache, dass bei der Polarität von Licht und Schatten gilt:

Öffne ich in einem finsteren Raum die Vorhänge, dann wird es drinnen hell und niemals draussen dadurch dunkler...

Möge analog dazu schlussendlich das Licht der universalen Liebe über das Böse siegen, frei von Religionen, Ideologien und Fanatismus.

Ich bin mir bewusst, der Weg ist weit... aber ohne diesen Optimismus könnte ich kaum existieren.

LG
moonriver