Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hi Sunni,

vielleicht hast du ja Lust, in der Umbruchphase, die du gerade durchlebst, hier im Forum engmaschig am Ball zu bleiben. Nur als freundliche Einladung gemeint, mir der Idee, dass dir das Schreiben und die Feedbacks hier ja offenbar ganz guttun.

Herzlich grüßt
Dieter

Und was ist mit flirten?
Bei der Arbeit, beim Einkaufen, an der Bushaltestelle...
-mache ich dauernd.
Immer froehlich und locker bleiben!

Liebe Alle, lieber Dieter,

ja, ich denke, der Einladung komme ich gern nach, denn es tut mir wirklich gut, dieses "Netz" zu haben.

Also, Sonntagabend habe ich leider 3 Gläser Wein getrunken, konnte dann aber stoppen. Und habe mir jetzt FEST vorgenommen, dass ich ab gestern, also 15.5., mindestens die nächsten drei Monate trocken bleibe. Das will und muss ich schaffen, und nehme, wie gesagt, deshalb gern Dieters Angebot an, hier engmaschig zu posten. Von daher: Count me in, 15.8. ist das erster erklärte Etappenziel.

Heute früh einmal 12,5mg Bac genommen, geht ganz okay, keine UAW.

Gestern der Tag war GRAUENHAFT, denn am Morgen hat mich der Erzieher aus der Kita beiseite genommen und mir gesagt, dass meine Maus offenbar gerade mit ziemlichen Trennungsängsten kämpft, sie sei sehr weinerlich und anhänglich. Ist mir natürlich auch schon aufgefallen, dass sie morgens jetzt immer sagt, dass sie nicht in die Kita will und mich nach dem Hinbringen kaum noch weglassen will, da fließen häufig die Tränchen. Und: Natürlich habe ich mich gefragt, ob der Tag vielleicht auch deshalb so grauenhaft war, weil eben die "nur" 3 Gläser Wein vom Vorabend eben DOCH einen dunklen Schatten auf meine Seele legen. Heute morgen, nach einem gestrigen Tag ohne jeden Alkohol, sieht die Welt jedenfalls nicht mehr total hoffnungslos aus, sondern nur noch ein bisschen.

Zurück zu meiner Tochter: Sie weiß ja noch gar nicht, dass mein Freund und ich getrennt sind, bisher lavieren wir uns da immer noch drum herum, indem wir ihr sagen, dass Papa jetzt ein neues Büro hat und da auch schläft, weil er immer so viel arbeiten muss. Für alle Beteiligten sehr belastend, weil ich ständig das Gefühl habe, sie zu belügen. Sie fragt auch viel nach ihm (sieht ihn aber auch fast täglich, nur eben nicht wie früher, dass er eben auch abends und morgens hier war). Donnerstag haben wir noch einmal einen Termin bei einer Kinderpsychologin, wie wir jetzt am besten vorgehen. Aber ich selbst habe langsam den Verdacht, dass wir in dem Versuch, alles "richtig" zu machen, genau das Gegenteil tun - nämlich die Maus in einem Zustand zu halten, in dem sie zwar spürt, dass etwas nicht stimmt, es aber nicht benennen kann. Ihr Erzieher meinte auch, es sei wohl am besten, wenn wir es ihr jetzt ganz klar sagen.

Heute früh war die Stimmung dann wieder besser, das Kind fröhlicher - und ich jetzt natürlich auch. Ach, na ja, es ist schon echt schwierig. Und die Versuchung, etwas zu trinken, ist natürlich trotz meines neu gefassten Vorsatzes groß (ich weiß, es klingt bescheuert, aber ich beginne mit so etwas gern an einem Montag, weil die Woche dann noch "frisch" und "unschuldig" ist. Am besten natürlich, wenn der Montag dann auch noch auf einen 1. des Monats fällt - aber der 15. tut es, denke ich, auch ).

Von daher will ich mir von nun an immer sagen: Auch, wenn du denkst, dass der Alkohol dir kurzfristig Linderung verschafft - er gaukelt dir etwas vor, er macht alles nur noch schlimmer, schlimmer und schlimmer.

Dann noch: Ich sehe mich nach einem Au Pair-Mädchen um, denn ich merke einfach, dass ich vor allem in den nächsten Wochen Unterstützung brauche, allein kriege ich das hier kaum gewuppt. Frage mich natürlich, ob das für die Maus nicht noch mehr Unruhe bringt - andererseits birgt es natürlich auch die Chance, wenn ich ein nettes Mädchen finde, eine weitere Bezugsperson für sie hier zu Hause zu haben. Na ja, mal sehen, eben alles schwierig, die größte Herausforderung in meinem bisherigen Leben.

In einer Stunde nehme ich die nächsten 12,5 mg, jetzt hangele ich mich erst einmal durch den Tag und beginne mit der Arbeit.

Ich hoffe SO SEHR, dass ich zu meiner Lebensfreude zurückfinde. Oder, besser gesagt: Dass ich sie ÜBERHAUPT mal finde. Denn so richtig zufrieden war ich, glaube ich, seit meiner Kindheit kaum.

Liebe Grüße in die Runde,
Sunni

Liebe Sunni,

ich bin da bei dem Erzieher, Kinder spüren es eh und dann ist es besser ihnen zu vermitteln, dass sie ihren Gefühlen trauen können. Klugscheiß-Modus aus. Du machst das alles wunderbar.


Und: genauso ist es: Alkohol macht alles unter Garantie schlimmer und schöne Sachen kriegt er auch klein. Er bringt uns ohne Umwege über das Fegefeuer direkt in die Hölle.



Das wünsche ich dir sehr! Ich habe übrigens kürzlich einen Ort aufgesucht mit dem ich wunderbare Kindheitserinnerungen verbinde. Was sehr inpsirierend und heilsam. Mein Gehirn ist sofort wieder in diesen glücklichen Modus gesprungen. Sogar die Limo dort schmeckte noch so wie früher, pappsüß nach Freiheit, Sonne und Ferien. Vielleicht hast du auch so einen Ort, ich kann das empfehlen. Alleine wenn ich davon hier schreibe wird mir gleich wieder so leicht und warm ums Herz. Wir müssen uns auf die Suche machen nach dem, was wir verloren und unter Alkohol verschüttet haben. Wir sind immer noch wir in unserem Kern!

I.d.S. viel Kraft

Vielen, vielen Dank! So einen Satz habe ich schon LANGE nicht mehr gehört - und er tut gut! Balsam für meine Seele, dass jemand denkt, ich würde etwas "wunderbar" machen.

Ansonsten ist das mit dem Ort der Kindheit eine echt tolle Idee! Ich werde gleich mal darüber nachdenken, welcher Ort das für mich sein könnte. Schätze, es wird irgendwo an der See sein, da bin ich früher oft mit meinen Eltern und Großeltern gewesen - warum also nicht am Wochenende mal die Maus ins Auto packen und eine kleine Fahrt zum Meer machen?

Liebe Grüße,
Sunni

Hallo Kunor!

nein, nichts mit flirten!! Dazu muss man auch gut drauf sein und mit sich und der Welt im reinen! Auch muss man sich selber mögen!!! Nur glückliche Menschen flirten! Das bin ich zurzeit nicht. Übrigens, ich such doch gar nicht!!! Mein Ziel ist die Abstinenz und die Alltags-Leere zu füllen (aber nicht mit einem Mann!!!)

Liebe Grüße
Manuela

Bei einem Spaziergang an den Blumen die am Wegesrand stehen zu riechen ist doch was feines, man muss sie ja nicht abreissen und mit nach Hause nehmen!

Im Alltagsleben mal jemanden ein paar nette Worte zu sagen ist fuer mich normal, etwas Flirterei ist da oft mit bei.
Das ist nie ernst gemeint und kommt auch so rueber, lockert aber den Alltag und den Umgang mit fremden Menschen auf.

Liebe Sunni,

drei Gläser Wein oder null Gläser Wein machen nach meiner Erfahrung einen gewaltigen Unterschied. Selbst wenn man morgens keinen Alkohol mehr im Blut hat, ist die Nacht anders verlaufen, als sie ganz ohne Alkohol verlaufen wäre. Der Körper war mit Entgiften beschäftigt und litt gleichzeitig unter Flüssigkeitsmangel. Und die innere Stimme sagt am Morgen ganz eindeutig: Du hast getrunken. Der Vormittag geht überwiegend schlecht gelaunt bzw. unter Selbstvorwürfen und leichter Verkatertheit dahin, und zur üblen Laune gesellen sich gern eine diffuse Müdigkeit und diffuse Ängste. Nein, Nervengift am Abend (oder zu jeder anderen Tageszeit) ist einfach keine gute Idee. Es schadet uns, wo immer es schaden kann, und es schadet in jeder Dosierung.

Aber eigentlich wollte ich schreiben: Super, welchen Lebensmut du neu gefasst hast! Großartig, wie du dich um deine Tochter kümmerst und dass du dir die richtigen Gedanken machst! Auch das Drei-Monate-Clean-Vorhaben ist fantastisch! Wenn du von Tag zu Tag denkst und dich nicht überrumpeln lässt, wirst du es schaffen!

Alles Liebe wünscht
Dieter

Liebe Leute,

es tut mir leid, aber ich verabschiede mich aus diesem Forum. Habe trotz bester Vorsätze gerade einen Rückfall (bisher 0,7 Liter Weißwein) und weder Kraft noch Mut, hier weiter zu schreiben.

Einmal wurde ich bereits angezählt von einem der Forumsteilnehmer, meine Art sei zu forsch und zu lax, meine Anteilnahme an den Beiträgen anderer zu lahm, ich sei egozentrisch und rücksichtslos, ich würde bei anderen den Wunsch zum Trinken triggern. Das will ich alles nicht, nur merke ich gerade, dass mir im Moment - noch - die Kraft fehlt, mich ausgiebiger an den Beiträgen anderer zu beteiligen, und dass mich der "Druck" es tun zu müssen, viel zu sehr stresst. Ich lese sehr aufmerksam, was Ihr alle hier schreibt - aber ich weiß oft nichts Schlaues oder auch nur Sinnvolles dazu zu sagen. Nacht dem "Anzählen" merke ich bei mir aber eine Art Zwang, dass ich zu Allem etwas schreiben will, um weiter im Forum "bleiben zu dürfen". Und das kann ja auch nicht richtig sein.

Von daher: Ich bin Sunni. Ich bin Alkoholikerin und komplett am Arsch. Auf der Suche nach einem Ausweg und nach Heilung, im Moment und in dieser Phase ein totales Egoisten-Arsch, mit einem losen Mundwerk und derzeit zu wenig Respekt für mich selbst und andere. So bin ich, das bin ich. Und wenn mich jemand für eine egozentrische Sau hält, kann ich es nicht ändern. Denn dann hat der- oder diejenige vielleicht sogar recht. Wie dem auch sei: Ich strecke die Waffen.

Euch allen alle Liebe und Beste für die Genesung!

Sunni

Liebe Sunni, liebes Forum,

Das Mitglied, das Sunni angezählt hat war ich, und Sunni, Du hast mich mißverstanden. Ich habe Dir diesbezüglich eine PN geschickt und hoffe, daß diese Dich erreicht.

Du stehst erst am Anfang mit Baclofen. Es wirkt bei Dir, das hast Du bereits spüren können. Diese Rückfälle kennen wir alle. Gib nicht auf!

Ich fände es schade, wenn Du dem Forum fern bleibst.

Fallada