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Trudi
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Betreff des Beitrags: Re: Verfasst: Montag 12. Juni 2017, 03:00 |
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Registriert: Mittwoch 4. April 2012, 18:20 Beiträge: 343
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Da ich nicht weiß, ob dieser Beitrag für "Auf dem Weg ...." geeignet ist, schreibe ich es hier. @all
Über Pfingsten hatte ich einen massiven Absturz. Ich war zu einem 80sten Geburtstag zu der Schwiegermutter meiner Schwester eingeladen, meine Nichte mit ihrem Freund wollten bei mir übernachten. Ich habe vorher schon trotz Notfalldosis getrunken, um "alles zu schaffen", die Wohnung schön für die Gäste zu machen usw. Am Morgen bevor wir zum Fest fahren wollten, habe ich zu meiner Nichte gesagt, dass ich es nicht schaffen würde, mitzukommen. Sie wurden dann für die zweite Nacht an einem anderen Ort untergebracht. Meine ganze Familie habe ich so verärgert und enttäuscht, dass keiner mehr mit mir spricht. Ich selbst schäme mich so sehr deshalb, und es tut mir so leid. Gerade erst hatte sich unser Verhältnis wieder so gut gestaltet, und sie hatten mir wieder vertraut. Mein "Fall" war dadurch für mich gefühlt besonders tief. Mein Versuch, den Alkohol wieder wegzulassen, auszuschleichen gestaltete sich schwierig. Es trat dann auch ein sehr hoher Blutdruck auf mit rasendem Puls ( bis zu 185/110 Puls 120). Ich hatte vorher eine gute Freundin (Krankenschwester in Rente) um Hilfe gebeten. Sie hat mich zu sich geholt, und ich bin auch mehrere Tage bei ihr geblieben. Es ging mir körperlich sehr schlecht. Ich bat sie dann, mich abends in die hiesige Klinik zu fahren. Dort habe ich dem Pfleger in der Notaufnahme alles geschildert, auch, dass ich auf Enzug war, mein Blutdruck sonst immer normal ist (120/80 ). Ich bekam Jonosteril-Infusionen und mehrere Blutdrucksenker. Es dauerte 3 Stunden bis der Blutdruck und Puls einigermaßen gesenkt waren. Danach wurde ich mit einem Bericht für den Hausarzt nach Hause geschickt. In diesem stand nur als Diagnose : RR-Entgleisung, mein Allgemeinzustand wurde als "gut" befunden, nichts stand dort vom akuten Entzug. Auch bei den Laborwerten wurden keine Leberwerte untersucht. Es könnte an der sprachlichen Fehlkommunikation zwischen Pfleger und behandelndem Arzt gelegen haben. Mein neuer Hausarzt war am nächsten Tag sehr verwundert. Den Blutdruck/Puls habe ich inzwischen wieder im Griff. Die Auszeit bei meiner Freundin mit vielen Gesprächen, langen Spaziergängen und viel Ruhe hat mir sehr gut getan.
Mir ist klar geworden, dass ich das ein nächstes Mal vielleicht nicht mehr überleben würde. Absolute Abstinenz ist meine einzige Chance. Andere Strukturen, Aktivitäten für mein Leben sind dringend notwendig. Aber wie gehe ich mit der "Ablehung" und Verletzung meiner ganzen Familie um ?????
Meine Dosierung liegt immer noch bei 4 X 12,5mg (8/14/18/22 Uhr), mehr geht wegen der NWs nicht.
LG Trudi
_________________ "Nicht die Sucht bekämpfen, sondern die Alternative leben!"
Ute Lauterbach
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Warum es wichtig ist, dieses Forum abzuschotten. Verfasst: Montag 12. Juni 2017, 10:51 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Liebe Trudi, ich finde schon, dass der Beitrag in "Auf dem Weg..." gepasst hätte. Solche traumatischen Abstürze gehören halt zu unseren Wegen. Leider. Wenn du magst verschiebe ich den Beitrag dahin, er kann aber genauso gut hier stehen bleiben. Erst mal: mein allergrößter Respekt für deine Offenheit! Dann zum Positiven an der ganzen Misere: so furchtbar schlecht es dir gegangen ist, so vernichtend die Schamgefühle waren: du bist nicht liegen geblieben, sondern hast dir Hilfe gesucht und gefunden. Du warst nicht alleine. Und du hast dafür gesorgt, ins Krankenhaus zu kommen. Du hast dein Schicksal in die Hand genommen. Deine Freundin hat sich als großer Schatz bewährt. Wer solche gute und echte Freunde hat muss schon selber ein besonderer Mensch sein. Als ich den Einstieg las, dass du getrunken hast, um es den Gästen schön zu machen... . schoss mir durch den Kopf: der Klassiker. Genau das ist unser Problem oder ein Teil davon. Wenn "gesunde" Menschen das Gefühl haben eine Erkältung zu kriegen oder einen Migräneschub oder, oder, dann greifen sie zum Telefon und sagen..."sorry Leute, mir geht es nicht gut, mir wird das grade alles zuviel, ich werde krank, wir müssen bitte gemeinsam eine andere Übernachtungsmöglichkeit für die beiden suchen." Wir leisten einem Krankheitsschub Beihilfe damit wir funktionieren. Und führen damit den Zusammenbruch herbei. Das einzig Wichtige, liebe Trudi bist du. Jetzt und überhaupt. Hilfreich könnte es sein, dass du für dich genau analysierst, was alles dich so getriggert hat, dass es zum Zusammenbruch kam. Das dann auf der Landkarte deiner Genesung eintragen, damit du das nächste Mal gewappnet bist. Nun zur Familie: Trudi hat geschrieben: Meine ganze Familie habe ich so verärgert und enttäuscht, dass keiner mehr mit mir spricht. Gerade erst hatte sich unser Verhältnis wieder so gut gestaltet, und sie hatten mir wieder vertraut. Vetraut ja, man könnte es aber auch überfordert nennen. Egal: wie auch immer, wenn die erste Welle mal ab geebbt ist, wird sich das Verhältnis wieder verbessern. Vielleicht gibt es jemanden, zu dem du den besten Draht, das größte Vertrauen hast, dann kannst du ja ein Gespräch suchen für den Einstieg. Dieses strafende, vernichtende Schweigen finde ich aber ehrlich gesagt auch nicht sehr liebevoll von deiner Familie um es mal ganz vorsichtig auszudrücken. Dir war alles zuviel, du hattest einen Krankheitsschub: Für Außenstehende schwer bis gar nicht zu begreifen, ok, aber ohne den Versuch Verständnis aufzubringen, sich mit der Krankheit auseinander zu setzen geht es auch nicht. Liebe Trudi, lass den Kopf nicht hängen, mach dich nicht nieder! Halte dich an deine Freunde, die dich auch in solchen Situationen nicht fallen lassen und das mit der Familie wird sich finden. Ich drücke dich mal ganz betroffen.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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Trudi
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Betreff des Beitrags: Re: Warum es wichtig ist, dieses Forum abzuschotten. Verfasst: Dienstag 13. Juni 2017, 05:34 |
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Registriert: Mittwoch 4. April 2012, 18:20 Beiträge: 343
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Vielen Dank, liebe Juli, für deine Worte, die mir so gut tun. Bitte verschiebe den Beitrag ruhig in "Auf dem Weg...". Ich wollte nur niemanden verschrecken und den Mut nehmen. Herzliche Grüße !!!!
_________________ "Nicht die Sucht bekämpfen, sondern die Alternative leben!"
Ute Lauterbach
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Trudi
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Betreff des Beitrags: Re: Warum es wichtig ist, dieses Forum abzuschotten. Verfasst: Mittwoch 14. Juni 2017, 09:13 |
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Registriert: Mittwoch 4. April 2012, 18:20 Beiträge: 343
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Liebe Juli, ich werde selbst noch einmal einen aktuellen Beitrag in "Auf dem Weg..." setzen. Es geht weiter aufwärts, Schritt für Schritt..... deprimiert und mühevoll, aber vielleicht hilft mir gerade dies auch vor einem erneuten Rückfall. Ganz liebe Grüße an dich und alle hier, die das lesen und still bleiben von
Trudi
_________________ "Nicht die Sucht bekämpfen, sondern die Alternative leben!"
Ute Lauterbach
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Auf dem Weg .... Verfasst: Mittwoch 14. Juni 2017, 10:25 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Liebe Trudi, ich habe es verschoben. Trudi hat geschrieben: Es geht weiter aufwärts, Schritt für Schritt..... deprimiert und mühevoll, aber vielleicht hilft mir gerade dies auch vor einem erneuten Rückfall. Am Anfang schützt uns das vermutlich. Außerdem wollen die Wunden, die wir uns selber zugefügt haben gepflegt werden um zu heilen. Wir brauchen also Zeit für uns, alle oder die meiste Aktivität geht nach innen. Vermutlich ist das ein sehr gesunder Reflex. Aber wir dürfen Sack und Asche auch wieder ablegen. Zeit nehmen ja, aber nur soviel und solange es heilsam ist langsam zu tun und inne zu halten. Dann raus, du weißt ja, aufstehen, Krönchen richten, weiter gehen. Das Krönchen zu richten ist wohl gerade die Phase in der du bist, aber danach geht es mit Schwung weiter. Viel Kraft! Die Sonne scheint, auch für uns!
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Auf dem Weg .... Verfasst: Mittwoch 14. Juni 2017, 19:13 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Liebe Trudi Trudi hat geschrieben: alle hier, die das lesen und still bleiben Hier will ich nicht still bleiben... und sende Dir ganz liebe Grüsse, Kraft und Mut. Du wirst dies verarbeiten können, da bin ich mir sicher. Schritt für Schritt. Herzlich moon
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Auf dem Weg .... Verfasst: Samstag 17. Juni 2017, 08:17 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Liebe Trudi, deine schonungslose Selbstanalyse ist so authentisch und nachvolllziehbar, dass ich die Lektüre fast schon als schmerzhaft empfunden habe. Wie geht es dir mittlerweile mit deiner Familie? Gibt es Gespräche, Verständnis, Zuhören, Versuche der Wiederannäherung? Vermutlich ist alles besser als ein Mantel des Schweigens. Auch Scham hilft vielleicht im ersten Moment vor weiteren Vorfällen, aber auf längere Sicht helfen viel eher die Zuversicht und die Überzeugung, ohne Alkohol ein freies und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dazu gehört auch, rechtzeitig nein zu sagen, bevor die Falle durch Überforderung und Perfektionsansprüche zuschnappt. Es gibt jedenfalls absolut keinen Grund, irgendeine Form von Schuld bei dir zu suchen. Wir sind Menschen, jeder mit seiner eigenen (Krankheits-)Geschichte, wir sind nicht perfekt und es ist nun mal nicht einfach, immer den richtigen Weg zu finden, an jeder Gabelung richtig abzubiegen. Aber Irrwege kann man auch wieder verlassen, so wie du es ja auch sehr bald und selbstkritisch getan hast. Wer dich wirklich kennt und versteht aus deiner Familie, wird das früher oder später sicherlich auch anerkennen. Bitte lass dich nicht hängen, liebe Trudi! Du bist ein großartiger Mensch und hast es verdient, verstanden, angenommen und geliebt zu werden. Ich habe jedenfalls den Eindruck, das du sehr viel dafür tust und auch zu geben bereit bist. Aber du musst auch nehmen dürfen: Verständnis und Zuneigung Bitte berichte weiter. Du brauchst vor nichts und niemandem, vor keiner Situation und vor keinem Menschen Angst zu haben. Herzlich grüßt dich Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Trudi
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Betreff des Beitrags: Re: Auf dem Weg .... Verfasst: Sonntag 18. Juni 2017, 09:20 |
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Registriert: Mittwoch 4. April 2012, 18:20 Beiträge: 343
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Dankeschön liebe Juli, lieber moon, lieber Dieter !!!! Mit der Familie herrscht noch "Stille", außer mit meinem 91jährigen Vater, der die Erkrankung auch schon mit meiner Mutter erlebt hat. Nach vielen Krisen haben die beiden aber zum Ende wieder zusammen gefunden. Meine Mutter ist qualvoll an Leberzirrhose gestorben (1987). Mein Vater durfte in den letzten Tagen neben ihr im Krankenhaus übernachten. Morgens haben sie sich die Hand gereicht und für jeden noch gemeinsamen Tag gedankt. Mein Vater steht an meiner Seite, wenn wir auch nicht groß über die Erkrankung sprechen. Das ist völlig in Ordnung so. Meine Schwester kann meine Erkrankung kaum aushalten. Sie und ihre Familie sehen dies eher als Willensschwäche an und befürworten den "klassischen" Weg da heraus. Gut sind für mich meine engsten Freunde, die mir helfen, an meiner Seite sind. 10 alkoholfreie Tage liegen jetzt bereits hinter mir. Die Starre, die gefühlte Gelähmheit vor dem Rückfall konnte ich rasch überwinden. Trotzdem blieb und bleibe ich achtsam und haushalte behutsam mit meinen Kräften. Ich habe das "Chaos" der durchtrunkenen Tage beseitigt und habe viel mehr Begegnungen mit Freunden gesucht. Ohne Baclofen hätte ich den körperlichen Entzug auch nicht so gut überstanden. Dass diese Diagnose in der Hektik des Klinikbetriebes überhaupt nicht beim gehetzten Arzt ankam und ich dann nicht in der Klinik verblieb, fand ich letztendlich gut. Meine Freundin, selbst jahrzehntelang Krankenschwester in diesem Haus, war die ganze Zeit der Behandlung dort(3 Stunden) bei mir. In der Ruhe bei ihr zu Hause konnte ich dann vielleicht besser genesen. Die optischen und akustischen Halluzinationen waren zum Glück nicht zu stark. Uns allen hier einen schönen Sonntag ! Herzliche Grüße von Trudi 
_________________ "Nicht die Sucht bekämpfen, sondern die Alternative leben!"
Ute Lauterbach
Zuletzt geändert von Trudi am Sonntag 18. Juni 2017, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Auf dem Weg .... Verfasst: Sonntag 18. Juni 2017, 09:41 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Liebe Trudi,
das klingt sehr rund und gut!
Ich freue mich über deine lebensbejahenden Zeilen.
Die Einstellung, dass Alkoholismus hausgemacht ist und es nur Disziplin braucht kenne ich sehr gut. Auch das kann einem schon mal den Rest geben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir können diese Menschen nicht ändern. Vielleicht denken einige irgendwann mal um, aber bis dahin ist eine gewisse Distanz glaube ich sehr gesund für uns. Die Funkstille mit deiner Familie tut dir vielleicht auf deinem Weg momentan ganz gut. Dass aber dein Vater an deiner Seite ist und du so geborgen bist im Freundeskreis, ist wunderbar!
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Auf dem Weg .... Verfasst: Sonntag 18. Juni 2017, 10:42 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Liebe Trudi Du bist stark und ich empfinde aus Deinen Zeilen einen enormen Lebenswillen... Das Wollen ist stets stärker als alles andere!
Liebe Grüsse aus der Kraft eines herrlichen Sommermorgens! moon
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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