Hallo zusammen,
danke euch für Eure Rückmeldungen zu den vergessenen Einnahmen.
So ungefähr habe ich es ja bisher auch gemacht. Aber ich war mir immer unsicher, ob man sie dann nicht einfach weglassen soll, wenn man die Zeit doch ohne Alkohol hinter sich gebracht hat. Andererseits ist das Hirn ja jetzt dran gewöhnt und das sollte man nicht durcheinander bringen. Aber jetzt habe ich Gewissheit. Nachnehmen.
Der Fuß wird endlich besser. Heute traue ich mich zum ersten Mal wieder normal aufzutreten. Ich muss mich dazu zwingen, da die Schonhaltung schon zur Gewohnheit geworden ist. Es tut noch ein bisschen weh, aber ich glaube nicht, dass noch etwas drin ist. Die Schnitte waren einfach sehr tief.
Aber das war nicht das Schlimme, sondern der Rattenschwanz, den es nach sich zog. Nicht stillsitzen können ist das eine, Nadine.
Weglaufen wollen - Ablenkung als Hauptstrategie ist das andere. Nur nicht nachdenken, damit die Gedanken nicht wieder in eine falsche Richtung laufen.
Und: Alles auf einmal in Ordnung bringen wollen!!!
Das habe ich beim letzten mal trocken werden schon mal erlebt.
Nach drei Jahren kam der Burnout. Aber da war ich auch noch jünger.
Ich bin dem in den letzten ca. 2 1/2 Monaten, als es mir endlich gut ging,
wieder voll verfallen. Zu wenig Schlaf, viel zu viel getan.
Viel zu viel emotional Aufwühlendes erlebt. Positives. Aber auch positive Emotionen kosten Kraft. Und vor dem Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung bin ich konsequent weggelaufen. Nur nicht stehenbleiben.
Durch die Zwangsruhe kam dann der Bumerang zurück.
Das haben Fallada, Liesbet, Juli, Jivaro und Bine im Thread "Falladas Weg" ganz wunderbar beschrieben.
Es fühlt sich depressiv an. Aber ich weiß auch, dass es vorüber gehen kann.
Dazu die Rücken- und Nackenschmerzen durch das viele Liegen und Sitzen. Und die zunehmende Taubheit in den Armen.
Was der Beweis wäre, dass es doch vom Rücken kommt.
Ich glaube, mein Rücken hat sich einfach nur besser angefühlt, weil die Muskelschmerzen durch das Baclofen deutlich gemildert wurden.
Aber das hat mich wohl getäuscht. Jetzt knackt es auch wieder bei bestimmten gezielten Dehnungen.
Migräne kommt auch dazu. Kopf-und Halsschmerzen (????). Schlapp, müde, lustlos.
Ich kann mich auf den Tod nicht ausstehen wenn ich so bin.
Das einzige, was ich tun kann, um mich gut zu fühlen, um einen Wert zu haben, ist Leistung zu erbringen.
Und das kann ich im Moment nicht.
Seit Donnerstag hatte ich nur einen "realen" d.h. telefonischen Kontakt mit genau einem Menschen. Und das war meine Doc.
Wenn ich sterben würde, würden es die Nachbarn irgendwann an den schwarzen Fensterscheiben sehen. Außer im Job würde ich nirgendwo vermisst werden.
Meine Katzen sind mein einziger Trost.
Nie zeigen sie mir mehr, dass sie mich brauchen, als in solchen Zeiten. Treue, liebe Begleiter. Sie schenken mir ihr ganzes Leben. Und schaffen es immer wieder, mich in den Augenblick zurück zu holen. Aber auch den beiden schenke ich im Moment viel zu wenig Aufmerksamkeit.
Am Mittwoch ging es mir ziemlich schlecht. Hatte ich meinem Freund auch geschrieben. Er kam aber trotzdem. Hat hier was für uns gekocht. Das fand ich sehr lieb. Wir haben uns hingelegt und beide 5 Stunden geschlafen. Mehr ging mit mir auch nicht mehr.
Danach ging er. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht hier schlafen wolle. Er sagte, ich sei so unruhig, da könne er auch nicht schlafen.
Ich fragte ihn, ob ich heute unruhig war. Er sagte nein.
Und ging zur Tür. Da drehte er sich noch mal um und sagte, ich solle sagen, wenn ich was brauche. Ich sagte: Ja: Jetzt: Ich brauche, dass Du da bleibst. Er ging einfach. Wortlos. Den ganzen nächsten Tag keine Nachricht. Erst irgendwann nachts: "Wie geht es Deinem Fuß"?
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schmerzhaft das für mich war.
Es war ja lieb, dass er am Montag mit mir in der Klinik war und am Mittwoch hier für uns gekocht hat. Er hat Sommerferien gerade und sein Sohn ist weg. Zeit hat er also.
Ich fühle mich schrecklich. Und alleine. Und auch schuldig. Auch wenn mein Kopf weiß, dass das Quatsch ist.
Er kann mit mir nichts anfangen, wenn ich krank bin. Das kann ich auch verstehen.
Ich bin echt schlecht drauf. Für niemanden ein Gewinn.
Und dann kenne ich das ja auch schon von ihm. Ich kann mich eigentlich darauf verlassen, dass ich mich
nicht auf ihn verlassen kann. Schon so oft erlebt. Wenn ich Hilfe brauche, ist er der letzte, den ich frage. D.h. Normalerweise frag ich ihn gar nicht mehr.
Und trotzdem wollte ich am Mittwoch die Ausnahme.
Tja...Keine Pizza beim Chinesen.
Wieder mal reingefallen.
Jetzt will ich Abstand von ihm, bis ich selbst damit fertig bin.
Lustig... ich schrieb ihm nur, dass es mir schlecht gehe, ich depressiv, müde und krank sei. Und dass er deshalb die nächsten Tage für sich verplanen soll, da ich durch das hier jetzt lieber ganz alleine durch gehe.
Und er schrieb zurück: "Klar, nach der Glorifizierung kommt die totale Entwertung."
Ja, ich habe mich tausendmal bei ihm bedankt wegen der Klinik. Weil sowas noch nie wer für mich getan hat. Und mich auch entschuldigt. Und ihm gesagt, dass ich das ohne ihn nicht durchgestanden hätte. 5 Stunden, ohne die Möglichkeit herum zu laufen. NUR SITZEN. Und mir bedeutet es auch deshalb so viel, weil eben so was für mich wirklich die Hölle ist. Für ihn war es vermutlich gar nicht so schwer... er hat kein ADHS.
Genau wie für das Essen kochen.
Das hat er zwar schon öfter gemacht. Aber ich fand das trotzdem sehr lieb. Auch das macht sonst nie jemand für mich. Er hat alles mitgebracht und sehr liebevoll gekocht. Sogar diesmal mit "Creme fraiche light". Darum hatte ich ihn nie gebeten. Nie. Aber er weiß, dass ich zuviel Fett nicht mag.
Ist das Glorifizierung?? Dass ich ihm sage, wie lieb das von ihm ist?
Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich weiß, ich bin sehr emotional, wenn mir jemand nah ist. Zu emotional. Aber das sind eben die Dinge, die ich empfinde. Und natürlich ändern die sich. Aber ist das nicht normal?
Ich weiß es wirklich nicht.
Jedenfalls warte ich erst mal ab, bis sich meine inneren Wogen geglättet haben.
Fakt ist, ich bin zwar knapp, aber bisher trotzdem trocken durch die Zeit gekommen.
Ich nehme zu viele Schmerzmittel, und hatte zwei mal eine halbe Tavor, um nichts mehr fühlen zu müssen.
Gestern hatte ich so ein Erlebnis im Supermarkt. Es gab kein Licher Isotonisch mehr. Oder kaum was. Nur noch ein paar Flaschen. Also sprach ich einen Mitarbeiter an, ob sie noch was im Lager hätten. Sie hatten nicht. Und dann stand ich da. Zwischen Pils und Leichtbier. Mit dem dringenden Wunsch nach Bier.
Ich habe dann zu zwei Sixpack "Licher-Grapefruit-Alkoholfrei" gegriffen und die mitgenommen. Ich mag sowas nicht. Aber ich dachte: Alles ist besser, als auf dem Trockenen zu sitzen.
Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft noch woanders hinzufahren. Nur dieser Einkauf war schon viel zu viel.
Aber Alkohol ist nah. Ich habe kein wirkliches Bedürfnis zu trinken.
Ich mag die Wirkung und den Geschmack ja gar nicht mehr.
Aber es ist der Wunsch nach Selbstbestrafung und Selbstzerstörung.
Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte.
Es tut mir leid, dass es jetzt wieder so viel war. Ich musste einfach irgendwohin damit.
Ich habe jetzt soviel gejammert. Aber es gibt doch auch positive Aspekte: Ich muss gerade nicht zur Arbeit. Der Fuß scheint wirklich zu heilen. Ich sitze am offenen Fenster und Sonne scheint herein. Dazu ein angenehmer frischer Wind. Und vielleicht finde ich noch mehr, wenn ich danach suche?
Ich sollt wohl mal wieder Positiv-Listen schreiben.
Danke, dass ich hier alles loswerden durfte.
Liebe Grüße
Wild Child
4x

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