Nicht wegen Ärger, Stress, Traurigkeit oder sonstwas? Hast Du nie etwas "wegtrinken" wollen?
Ich wollte es mir nur nie eingestehen, ich habe das Thema auch hier nie adressiert, meiner Frau zuliebe. Sie wusste es natürlich vom ersten Tag an, ich habe nie Geheimnisse.
Als ich Mitte 2016 im Krankenhaus war, habe ich eine andere Frau kennengelernt, es war drei Monate eine tolle Romanze, dann vorbei, aber ich leide immer noch
Ich kopiere einfach mal einen Text hinein. Ist ja nicht so, dass ich das Forum vergessen hätte.
Nur ich bin gerade mal wieder ziemlich "drauf", habe in den letzten zwei Wochen zwei mal die Kurve bekommen, weil ich Termine hatte, aber ansonsten geht es mir gerade ziemlich scheiße und ich überlege schon, mich da zu melden:
04.03.2018
Ich hatte mir ein Jahr als Limit gesetzt. Spontan, ohne besonderen Hintergrund.
Nach meiner erfolgreichen Entgiftung war ich zu Hause, redete mit meiner Frau, und sie fragte, wie es nun weiter geht.
Da kam es spontan aus mir raus: Erst mal ein Jahr keinen Alkohol, dann mal weiter sehen.
Es hätten genau so gut sechs Monate oder zwei Jahre sein können.
Anfang 2018 sind einige Sachen passiert, auch Sachen, die hier nicht rein gehören, aber u.A. ein Arztbesuch, der mich langfristige Planungen etwas hat überdenken lassen.
Ich haderte wegen des Datums schon eine Weile mit mir, ich hielt die „Ungeduld“ nicht aus, ob ich was gelernt habe, wie ich mit der neugewonnenen Freiheit umgehen kann, wenn es denn eine ist.
Vor ein paar Tagen habe ich dann beschlossen, dass ich nicht das Jahr abwarten werde, ich hatte eine lange Zeit Abstinenz, finde, dass ich damit gut zurecht kam.
Aber jetzt will ich auch wissen, wie es weiter geht.
Wie eigentlich bei jeder Entgiftung hatte meine Frau sämtlichen Alkohol entsorgt, bevor ich nach Hause kam. Mir war es eigentlich immer reichlich egal.
Bedingt durch einen Fehlkauf hatten wir dann ein Sixpack Radler zu Hause (sollte bleifreies werden, stand auf der selben Palette …), aber das stand dann auch Monate einfach so rum.
Silvester hatten wir Besuch, davon war noch eine ungeöffnete Flasche Baileys über, weil die Mädels gar nichts getrunken haben.
Na ja, nun hatten wir also doch Alkohol im Haus, hat mich aber nicht getriggert, es war mir wirklich egal.
Ich habe mir immer gesagt, wenn ich wirklich den Entschluss fassen sollte, Alkohol zu trinken scheitert es nicht an zehn Minuten Fahrt zum Supermarkt (oder 15 Minuten nachts zur Tanke).
Auf jeden Fall habe ich nun für mich beschlossen, dass der Zeitpunkt für den nächsten Schritt gekommen ist.
Am Freitag, den 3.3.2018 war ich dann im Supermarkt, habe eine Palette Bier gekauft.
Ich hatte meiner Frau davon ein paar Tage vorher berichtet, es war also keine spontane Kurzschluss- oder Frustreaktion oder so.
Auf jeden Fall schlug ich ihr dann vor, dass wir einen gemütlichen Kinoabend zu Hause machen, und ich dazu was trinken werde. Natürlich war sie davon nicht sonderlich begeistert, aber sie hat auch nicht versucht es mir auszureden, wofür ich ihr auch sehr dankbar bin.
Hätte es eh nicht geklappt, und
wäre es der Stimmung nicht zuträglich gewesen.
Ich habe also an dem Abend über viele, viele Stunden verteilt drei Alster getrunken, und danach noch vier Dosen Holsten-Pils.
Vom Alster merkte ich nicht wirklich was, das Pils zeigte dann schon eher seine Wirkung. Es war ungewohnt, ich merkte, wie meine Sprache lalliger wurde, ich angetrunken war, aber irgendwas fehlte.
War es die ganzen letzten Jahre einfach nur das Glücksgefühl, wenn der scheiß Entzug nachliess?
Ich kann es nach einem Versuch noch nicht abschliessend sagen.
Am Samstag auf jeden Fall fühlte ich mich den ganzen Tag über drömelig, matschig.
Kein Gedanke daran, sofort weiter zu trinken, wie früher. Auch abends keinen Drang, was zu trinken.
Ich werde wohl noch mal so einen Abend machen, die Wirkung vergleichen.
Dann kommt als nächste Schritt eigentlich das, was für mich viel spannender ist. Ich werde versuchen, einen Abend nur zwei Bier zu trinken, und dann aufzuhören.
Das ist so eine Sache, die die letzten Jahre, eigentlich Jahrzehnte nicht ging, ich hatte die Maxime „Halbbesoffen ist rausgeschmissenes Geld“ wahrlich verinnerlicht. Wenn ich angefangen habe, habe ich getrunken, bis nichts mehr rein ging, um dann meinen Rausch auszuschlafen.
Ich schreibe den Text jetzt absichtlich (noch) nicht hier ins Forum, weil ich gerne auf Unkenrufe verzichten will, und natürlich den Miesepetern auch nicht das abschliessende „ich habe es Dir ja gesagt“ gönne
In einem Chat mit einer Bekannten, die selber alkoholkrank ist, viele Jahre trocken war und auch schon einen Rückfall hatte, habe ich meinen Status mal so zusammengefasst:
„Ich weiß, dass es riskant ist, aber ich will nicht den Rest meines Lebens Alkoholiker sein. Spätestens mit 20 war ich so weit, dass "frei"/"Feierabend" für mich bedeutete, dass ich trinken kann, also habe ich es gemacht. Und habe immer nach der Maxime gelebt: Halb besoffen ist rausgeschmissenes Geld. Mit 30 war ich schon so weit, dass ich einen Pegel brauchte, um Schlafen zu können. Ganz, ganz selten mal, dass ich nüchtern ins Bett bin. Ich habe aber nicht realisiert, was mit mir los war, dass der Alkohol die Kontrolle über mein Leben übernommen hat. Das habe ich aber allerspätestens realisiert, als ich 2016 mit dem Baclofen angefangen habe, tatsächlich aber schon einige Jahre früher, auch wenn ich es mir lange selber nicht eingestehen wollte.
Mit dem Baclofen fing ich an, den Alkohol reduzieren zu können, ich war aber mental noch nicht so weit, überhaupt trockene Tage zuzulassen. Der ungeplante Krankenhausaufenthalt, die unwissentliche Entgiftung, der fatale Baclofenentzug von 150mg auf 0mg Mitte 2016 warf mich dann wieder zurück, auf den Stand von Anfang 2016, oder evtl. sogar noch weiter.“
Ich will es also schaffen, dass Trinkverhalten, was ich mir über Jahre antrainiert habe über Bord zu werfen.
Wenn es klappt, ist es sehr gut, und ich bin wirklich frei.
Wenn es nicht klappt, muss ich halt einsehen, dass ich den Rest meines Lebens nicht mehr frei sein werde.
Nein, Abstinenz ist keine Freiheit. Klar, jeden Tag besoffen auch nicht.
Aber ein normaler Mittelweg, den Millionen anderer Menschen schaffen, der sollte doch hoffentlich möglich sein.
Sonntag, 11.03.2018
Ich habe letzten Sonntag abends wieder 2 Alster getrunken, und 5 Holsten.
War Montag wieder etwas drömelig, aber nicht so sehr wie am Samstag.
Vorgestern, Freitag den 09.03.2018 habe ich das letzte Alster getrunken, und 6 Holsten.
Also diese Woche nur 1x.
Ach ja, ich habe für mich ein paar Regeln aufgestellt:
Regel 1:
2 x die Woche Alkohol, aber nie 2 Tage hintereinander
Regel 2:
Parties/Besuch zählen nicht zu den Regeln (ausser, es sollte sich exorbitant was an der Häufigkeit der Parties/des Besuchs im Vergleich zu 2017 ändern)
Regel 3:
(bis zu) 2 “Feier”-Tage im Monat.
Mal sehen, ob/wie lange ich das so durchhalten kann, ich werde jetzt nicht monatelang ein „Trinktagebuch“ führen, aber niederschreiben, wenn etwas aussergewöhnliches passieren sollte.
16.03.2018
Ich „habe“ noch einen Tag diese Woche, da ich am Dienstag mit meiner Frau einen Kinotag gemacht habe.
Hatte überlegt, heute was zu trinken, mich dagegen entschieden, werde von Cola auf alkoholfreies Bier umsteigen, habe einiges am Rechner zu tun.
Werde dann wohl Morgen was trinken.
Oder Übermorgen, wann es sich ergibt.
27.04.2018
Lange nichts geschrieben …
Die letzten Wochen waren nicht leicht, meine Frau war 3 Tage weg, ich hätte eigentlich Dates gehabt, die dann aber aus anderen Gründen wieder gecancelled, also war ich alleine zu Hause.
Alleine mit einer Flasche Wodka und zwei Paletten Bier. Ich war am Sonntag nicht in der Lage, sie vom Bahnhof abzuholen.
Habe samstags schon verzweifelt alle Kliniken in der Nähe angerufen, am WE keine Aufnahme.
(Bei Kliniken hilft der Privat-Satus offensichtlich leider deutlich weniger als bei Praxen).
Eine gemeinsame Freundin (die ich in meiner letzen Entgiftung kennengelernt habe) hat sich dann freiwillig angeboten, meine Frau am Bahnhof abzuholen, war dann noch eine Weile hier wir haben geredet, und sie hat mir einen Termin für die Klinik in Rissen besorgt, als Option, für Mittwoch).
Dienstag hatte meine Holde aber Geburtstag, und ich habe ihr ein Fotoshooting geschenkt, das wollte ihr ihr nicht versauen, also durchgezogen, war hart (aber ich nüchtern und fahrtauglich!), ich hatte die Option, auf dem Rückweg Bier zu kaufen, und sie fährt den Rest des Weges (darum waren wir mit ihrem Auto unterwegs), brauchte ich aber nicht.
Habe es tapfer bis nach Hause geschafft.
Samstag lag aber schon eine Party an, bei der definitiv viel getrunken wird, also habe ich einfach versucht, so wenig wie möglich zu trinken.
WE war wie erwartet sehr feucht, aber ich hatte am Donnerstag einen Termin in der VHS, den konnte und wollte ich schlecht absagen, weil ich der Dozent war.
War nicht leicht, aber ich habe es hinbekommen.
Heute, einen Tag später fühlte ich mich entspannt und frei, weil ich es geschafft habe, habe aber auch leider schon wieder 4 Bier drin (15:30), das fünfte ist in Arbeit
Als nächstes heißt es essen und schlafen. Weiter runtertrinken.
Wenn ich in eine Klinik gehe, habe ich verloren …
Werde dieses WE moderat weitertrinken, und dann versuchen, weiter runterzufahren.
Habe gerade das Gefühl, Nummer fünf nicht auszutrinken, werde was essen und ins Bett.