Baclofen Forum vs Alkoholismus

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BeitragVerfasst: Donnerstag 24. Juni 2010, 10:19 
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Federico hat geschrieben:
In den etablierten Foren steht dann in etwa folgender Ratschlag: bau Dir einen neuen Freundeskreis auf der auf Deine Krankheit Rücksicht nimmt ...


Ja, klar. Ich verlasse die Familie, umgebe mich nur noch mit Leuten, mit denen ich mich gemeinsam in ewig währender, unentrinnbarer, schicksalhafter Abhängigkeit wälzen kann und denke den Rest meines Lebens darüber nach, wie ich es schaffen soll, dass mir kein Alk über den Weg läuft. Sehr verlockend.

Wenn das alles wäre, was einem bleibt, dann ist es kein Wunder, wenn man es nichtmal versuchen will ...

Was bin ich froh, dass ich nicht zuerst in die etablierten Foren, sondern hier herein gestolpert bin! :smt045


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BeitragVerfasst: Montag 28. Juni 2010, 11:31 
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Bilanz vom Wochenende (Freitag Mittag bis Sonntag abend):

- 1 Piccolo Sekt im Auto zum Campingplatz (wurde mir mitgebracht zum Anstoßen)
- 1/2 Flasche Rotwein Freitag Abend am See.
- Hinterher Craving. Noch ein großes Pils am Zelt, dann ab ins Bett.

Alles bei normaler Bac-Dosierung

Samstag früh: leichter Kater

Samstag und Sonntag: Viel Wasser, alkoholfreies Bier.

Trigger: Camping mit Freunden. Da "säuft" man halt, und das schon, seit ich 16 bin.
War wieder mal schwer für mich, "Nein" zu sagen. Habe mal wieder getrunken, nicht damit ich, sondern damit die Anderen sich wohl fühlen und mich nicht schief angugcken. Bin mal wieder nicht bei mir geblieben.

Verdacht: Irgendein Teil in mir hat das vorher schon geplant.

Positiv: Konnte nach meinem "Pflichtabend" mit Alkohol die andern beiden Tage (sogar während des Fußballspiels) ganz entspannt "nein danke" sagen und beim Clausi bleiben. Wenn man zumindest etwas in der Hand hat, das nach Bierpulle aussieht, dann sind die Blicke schon milder.

Frage: Nächstes Mal mehr Bac?

Oder: hat das gar nichts mit der Dosierung, sondern mit meinem Umgang mit der Situation zu tun?

Denn das Craving kommt erst, NACHDEM ich etwas getrunken habe und die Wirkung des Bac herabgesetzt ist. Vorher habe ich kein Verlagen. Spüre nur den sozialen Druck.

Wenn es solche Situationen gibt, sollte ich den Alkoholkonsum einfach einplanen? Dann habe ich wenigstens keine Schuldgefühle deswegen.
Es scheint mir ja leicht zu gelingen, es dann wieder bleiben zu lassen.

Bin ich vielleicht doch MT-fähig?

Allerdings habe ich Angst, dass es nicht so ist, dass es dabei nicht bleibt. Dass ich mir das nur in die Tasche lüge.

Alternative: Allen sagen, dass ich Alki bin und Mitleid, Befremden und Verharmlosung ertragen. Eine Demütigung, die ich vermeiden will.

Ich bin mir ganz unsicher, was ich damit tun soll.

Wenn ich trinken WILL, hilft auch die größte Dosis nichts.

Die Frage ist: WILL ich abstinent sein? Oder WILL ich gelegentlich trinken?
Ich weiß einfach nicht ...
:smt017


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BeitragVerfasst: Montag 28. Juni 2010, 11:55 
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Willo hat geschrieben:
Und um das herauszufinden, solltest Du m.E. mal sechs bis acht Wochen baclofene Abstinenz hinlegen, um den Unterschied überhaupt beurteilen zu können.

Und auch, um sicherzugehen, dass mit Deiner Dosierung alles stimmt, denn wenn Du das nicht schaffst, bist Du auch noch nicht MT - fähig.


Gute Hinweise für einen klaren Plan! Danke!

Der Plan lautet also:

Sechs Wochen konsequente Abstinenz - und falls mir das schwer fällt, Dosierung erhöhen.

Jetzt muss ich es nur noch hinbekommen, in den sozialen "Triggersituationen" (und es sind wirklich nur diese sozialen Situationen) abstinent zu bleiben. Das heißt, bei mir und meiner Entscheidung zu bleiben.

Hat dafür noch jemand einen brauchbaren, konkreten Tipp, wie ich das "meistern" könnte?

Denn: Das Problem ist in solchen Situationen nicht das Craving, sondern das unwohle Gefühl, dass ich mich subtil nötigen lasse.

LGE


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BeitragVerfasst: Montag 28. Juni 2010, 13:02 
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Das mit dem "ich nehme gerade Medikamente" geht schlecht, wenn mein Mann dabei ist. Der fragt dann nach, was ich denn nehme. :smt002

Gefährliche Trigger meiden: Habe ich mich bereits gegen entschieden. Mein einziger Trigger scheint "Gruppenzwang" zu lauten. Unter Alkohol habe ich mich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück gezogen. Jetzt kehre ich langsam zurück. Das ist wichtig für mich. Und stimmt, bei DER WM ... unmöglich. :smt003

Aber die Nummer mit dem "Ich bin Alkoholiker" klingt gut. Stimmt, ich funktioniere, glaubt mir eh keiner. :smt003

Am besten gefällt mir aber tatsächlich "Danke, ich mag heute nicht". Und genaus das fällt mir scheinbar am schwersten ...

Werde also ab heute immer zusätzlich 25 mg mit mir rumtragen ...

Danke für Deine Tipps, Willo. :smt006
Ja, ich pack das. Es braucht halt seine Zeit. Das ist auch eine Wirkung von Bac: Es muss nicht mehr alles sofort und mit dem Kopf durch die Wand.


LGE


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BeitragVerfasst: Montag 28. Juni 2010, 13:14 
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](*,) :smt039


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BeitragVerfasst: Samstag 3. Juli 2010, 10:04 
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Liebe Leute,

wollte mal berichten: Ich habe seit drei Tagen BAC auf 37,5 reduziert, verteilt auf 12,5 mittags und 25 abends.

Das aus folgendem Grund: Neulich hatte ich wieder ein Arbeitstreffen, bei dem ich wusste, ich würde zum Trinken aufgefordert werden. Also habe ich vorsorglich zusätzlich zu meinen 50 mg noch einmal 12,5 eingekommen.

Der Effekt: Ich habe nicht getrunken, was gut ist.
Schlecht war: Übelkeit und Schwindel, und zwar heftig. Ich bin nach Hause gewankt, als hätte ich zwei Falschen Wein getrunken. Und das bei "Wasser pur". Das war Mist, und mir gings den ganzen nächsten Tag noch schlecht, mit Kopfweh, Resten von Schwindel und Übelkeit.

Ich habe an dem Tag daher meine Morgendosis von 12,5 weggelassen - und bin dabei geblieben.

Da ich morgens sowieso nie getrunken habe und auch kein Craving verspüre, kann ich das, denke ich, verantworten.
Die "eingesparten" 12,5 mg hebe ich mir lieber für Situationen auf, in denen ich sie brauche, für die typischen Triggersituationen (= Trinken in Gesellschaft).

Der Plan also:

12,5 mittags
25 abends
12,5 zusätzlich bei Bedarf

Wie seht Ihr das - gefährlich? Oder praktikabel?

LGE


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BeitragVerfasst: Samstag 3. Juli 2010, 10:21 
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@Eva,

was hat sich bei Deinem Arbeitstreffen durch die Sonderration währenddessen verändert? Warst Du entspannt oder angespannt?
Nicht alles ist durch Dosierungssteuerung zu erklären.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Samstag 3. Juli 2010, 11:17 
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@Federico:

Ich war eigentlich recht entspannt. Trotzdem habe ich übers Trinken nachgedacht. Ich hatte einen recht ausgedehnten Moment, wo ich mir gesagt habe: Ein Glas trinke ich mit. Dann ist mir eingefallen: Ach nee, ich wollte ja sechs Wochen konsequent abstinent bleiben. Und da ist es mir dann auch leicht gefallen, dabei zu bleiben.

Nun weiß ich nicht:

- Hat das was mit der höheren Dosierung zu tun? (In einer ähnlichen Situation zwei Wochen vorher hatte ich ohne Höherdosierung eineinhalb Gläser Wein getrunken.)

- Oder hat es was mit dem Entschluss "sechs Wochen Abstinenz" zu tun. Hat mich vielleicht doch nocht die Aussicht "für immer abstinent" geschreckt? Erscheinen mir sechs Wochen als übersichtlich genug, um locker zu bleiben?

Das würde jedoch bedeuten: Im Grunde bin ich nicht frei, ich sehe Alk immer noch als Krücke an. Zumindest ein Teil von mir.
Und das wiederum würde die Furcht rechtfertigen, wieder in die Suchtschleife zu rutschen. Das ist der AA-Menachismus, oder?

LGE


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BeitragVerfasst: Samstag 3. Juli 2010, 12:13 
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Gründer †
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
@Eva,

genau so ist es, den AA-Mechanismus wirst Du mit der Zeit ausschleichen können, Baclofen ist sehr stark wirksam gegen die Angst. Lass Dir einfach Zeit.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Samstag 3. Juli 2010, 12:22 
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@Federico: Ich denke, es hat auch was mit Vertrauensaufbau zu tun. Vertrauen in micht selbst. Dass ich in der Lage bin, klar zu denken, Entscheidungen zu treffen, zu wissen, was ich tue. Nach ein paar Jahren Machtlosigkeit wird das wohl seine Zeit dauern ... :smt006


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